Dushan-Wegner

26.09.2022

Stolze Italiener

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Foto von Nika Benedictova
Frau von der Leyen drohte Italienern, in Wortwahl von Film-Bösewichten. Man habe »Werkzeuge«, falls Italiener nicht so wählen, wie EU es will. Was sie vergaß: Italien hat Mafia und Camorra, also kennt man Gangster-Sprache und ist nicht gleich beeindruckt.
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In Italien wurde gewählt. Es war eine vorgezogene Wahl nach dem Rücktritt des italienischen Premierministers Mario Draghi (dw.com, 21.7.2022), dieses Ex-Goldmann-Sachs-Bankers und Vorgängers der vorbestraften Christine Lagarde als EZB-Chef.

Die Wahlbeteiligung lag mit 63,9 % etwa 10 Prozentpunkte niedriger als 2018 (rainews.it, 26.9.2022). Man sagt ja, dass eine niedrigere Wahlbeteiligung auf ganz natürliche Weise die Stimmen jener Wähler stärkt, die noch hoffen, dass Wahlen etwas verändern können, da sie der Resignation widerstehen und eben doch wählen gehen.

Die nächste Regierung

Der nächste Premierminister von Italien wird wohl eine Premierministerin sein. Giorgia Meloni (Geburtsjahr 1977, eine Tochter) wird die erste Frau an Italiens Spitze sein.

Der Wahlsieg Giorgia Melonis müsste natürlich ein Fest für Feministinnen und überhaupt alle »woken« sein – wenn sie ihren Feminismus ernst meinen würden. Doch die 45-jährige Giorgia Meloni ist nicht links, und die »Woken« bevorzugen im Zweifel dann doch alte weiße Männer wie Biden, Soros oder Schwab, wenn die Propaganda ihnen das so anordnet.

Laut den Hochrechnungen vom 26.9.2022 gewann Melonis Partei »Brüder Italiens« (»Fratelli d’Italia«) die Wahl mit 26,18 % (bbc.com, 26.9.2022).

Zusammen mit Matteo Salvini (Lega, 8,86 %) und Silvio Berlusconi (Forza Italia, 8,09 %) können sie als konservative Koalition die nächste Regierung Italiens stellen.

Das Zeigen der Werkzeuge

»Zensursula« von der Leyen, die EU-Funktionärin, die auf keinem Wahlzettel stand und immer wieder mit Skandalen auffällt, welche in einem voll funktionsfähigen Rechtsstaat doch eigentlich Sanktionen nach sich ziehen müssten, diese fragwürdige Dame hatte vor den italienischen Wahlen den konservativen Kräften Italiens noch Wahlkampfhilfe geleistet – also indirekt, vermutlich wider Willen, als »umgekehrte Psychologie«.

Ja, Frau von der Leyen half, die Konservativen ins Amt zu heben, indem sie den Italienern drohte, für den Fall, dass sie nicht das wählen, was sie wählen sollen.

Laut reuters.com, 23.9.2022 sagte sie: »If things go in a difficult direction, I’ve spoken about Hungary and Poland, we have tools«.

Zu Deutsch etwa: »Wenn die Dinge sich in eine Schwierige Richtung entwickeln – ich sprach über Ungarn und Polen – wir haben Werkzeuge«.

Auf andere Opfer hinzuweisen und von »Werkzeugen« zu reden, das ist die Sprache filmreifer Verbrechersyndikate.

Wenn Sie je einen Agenten-Film schauten, dann wissen Sie, dass der Bösewicht immer erst die Folter-Werkzeuge zeigt, bevor er sie anwendet. (Passend zum Zeitgeist sei etwa auf die entsprechende Szene aus dem James-Bond-Film »Tomorrow Never Dies« verwiesen; via YouTube in grisseliger Qualität)

Das Erwähnen der »Werkzeuge« ist Mafia-Sprache. Die EU bedient sich jetzt offen und unverstellt der Sprache internationaler Film-Syndikate. (Und Herr Schwab gibt sich in Stil und Wortwahl als stereotypischer Film-Schurke – warum auch immer.)

Allerdings hat Zensursula ein Detail nicht bedacht: Italien ist ein Land, das Erfahrung mit den Drohungen von Mafia, Camorra und Co. hat. Es ist keine gute Idee, deren Sprache und Auftreten praktisch wörtlich zu kopieren.

Man knickt in Italien nicht automatisch vor Drohungen im Verbrecher-Jargon ein – schon aus italienischem Stolz nicht.

Italiens Freiheit

Ja, Frau von der Leyens unverhohlene, recht offen antidemokratische Drohung funktioniert tatsächlich wie eine Wahlempfehlung – aber eben »psychologisch umgekehrt«.

»Umgekehrte Psychologie« bedeutet, dass man das Gegenteil dessen tut, wozu man aufgefordert wird, was ein trickreicher Sprecher einberechnen kann. Der zugrundeliegende Mechanismus ist die »Reaktanz«.

Das Individuum will sich Freiheitsräume sichern, indem es tut, was es nicht tun soll.

Für EU-Staaten bedeutet Freiheit heute, das Gegenteil dessen zu tun, was dubiose EU-Bürokraten wie Frau von der Leyen fordern.

Giorgia Meloni brachte es auf den Punkt: »Italien gehört den Italienern, nicht Frau von der Leyen.«

(Hoffentlich) abfärbende Vernunft

»Italien hat gesiegt. Und nicht nur Italien – ganz Europa schöpft in den letzten Wochen neue Hoffnung«, so schreibt David Engels bei Tichys Einblick (man findet diese Worte nach einigem Suchen zwischen den Werbebannern bei tichyseinblick.de, 26.9.2022).

Und wenn wir Web-Leser auf Tichys Einblick beharrlich genug die Werbung zur Seite geschlagen haben, wie ein Urwaldforscher die Lianen, lesen wir im selben Text: »In Frankreich haben die patriotischen Kräfte sensationelle Erfolge erzielt, in Schweden bilden die konservativen Parteien die nächste Regierung, und nun, als bisherige Krönung: Italien hat endlich wieder, nach vielen Jahren, eine konservative Mehrheit.« (ebenda).

Ja, man darf vorsichtig Hoffnung entwickeln. Wenn immer mehr Staaten um den irrlichternden Propagandastaat Deutschland herum zu Sinnen kommen, könnte eine Chance bestehen, dass etwas Vernunft auf Deutschland abfärbt?

Der Salzstreuer

Es fällt nicht sehr schwer, eine Ahnung zu entwickeln, warum ausgerechnet Frau von der Leyen so aggressiv wird und nicht einmal versucht, eine demokratische Maske anzuziehen.

Im Februar 2022 hatte Giorgia Meloni etwa öffentlich erklärt, dass sie ihre Tochter nicht der mRNA-Injektion aussetzt – es sei ja keine Religion, sondern ein medizinischer Eingriff, dessen Risiko und Nutzen man abwägen solle (lastampa.it, 8.2.2022). (Ganz aktuell wird wieder berichtet, wie Frau von der Leyen bezüglich des Einfädelns ihres Deals mit dem Pfizer-Boss »mauert«; siehe morgenpost.de, 26.9.2022.)

Wenn der EU-freundliche deutsche Staatsfunk über Meloni schreibt, verteilt er Wörter wie »faschistisch«, »rechts« und »rechtsextrem« mit dem Propaganda-Salzstreuer über den Text – Journalismus im Propagandastaat halt. (tagesschau.de, 23.7.2022)

Interessant ist aber, für welche Inhalte die Politikerin Meloni so kritisiert wird.

Tagesschau zitiert Meloni ganz fassungslos, doch was in den Augen der »Journalisten« mindestens als »faschistisch« gilt, das ist eigentlich schlicht gesunder Menschenverstand, wenn man es nicht darauf angelegt hat, als Nation schnellstmöglich Suizid zu begehen: »Ja zur natürlichen Familie – nein zur LGBT-Lobby. Ja zur Kultur des Lebens, nein zu Abtreibungen. Ja zu christlichen Prinzipien, nein zu islamistischer Gewalt. Ja zu sicheren Grenzen, nein zu Masseneinwanderung. Ja zu unseren Mitbürgern, nein zur internationalen Finanzwelt. Ja zur Unabhängigkeit der Völker, nein zu den Bürokraten in Brüssel.« (ebenda)

Nicht beeindrucken lassen

Man schreibt und liest heute, dass »Italien« so und so gewählt habe. Tatsächlich haben etwa 64 % der Wahlberechtigten gewählt, und von diesen hat weniger als die Hälfte ihre Stimme dem »Mitte-bis-Rechts-Lager« gegeben – und doch ist dies genau das, wie Demokratie funktioniert!

Die Demokratie »Italien« – ja, inklusive der Linken und Nichtwähler – hat selbstbewusst der EU und ihren Funktionären ein Zeichen gesetzt, dass man sich nicht von Verbrecher-Sprache beeindrucken lässt.

Man könnte das Wahlergebnis von Italien auch als klare Ansage an die übergriffige, moralisch höchst wacklig dastehende EU-Bürokratie deuten: »Hey, Frau von der Leyen! Wir sind Italiener, wir haben Mafia und Camorra. Wir lassen uns nicht von deinen Drohungen mit ›Werkzeugen‹ einschüchtern. Wenn die EU in ihrer Wortwahl nicht von Verbrechern zu unterscheiden ist, hält man die EU-Bürokraten womöglich noch selbst für Verbrecher!«

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