Es wurde gewählt, und (Stand Montag, 27.9.2021, Mittagszeit) es ist nichts in Sachen »neue Regierung« entschieden. Wer wird der nächste Kanzler der Deutschen? Wird es der Armin »Klausurenverschlamper« Laschet, oder wird es Olaf »Ich-habe-nix-mit-Cum-Ex-Drecksgeschäften-zu-tun« Scholz?
Die in Berlin sind also mit ihrer Hinterzimmermathematik beschäftigt, welche man »Regierungsbildung« nennt, und es werden wohl nicht nur die Köpfe sein, die da rauchen.
Ach, die Frage ist doch nicht wirklich, wer im Kanzleramt sitzt. Die erste Frage ist doch, wieviel Rot und wieviel Grün in der Regierung enthalten sein wird. Ich halte die SPD für böse und die Grünen für blöde. 2018 schrieb ich aber: »Dummheit und Bosheit sind von außen nicht zu unterscheiden; sie haben die gleichen Folgen und wir sollten sie gleich bewerten.« – Ich bleibe dabei, die Frage nach dem Wieviel von Rot oder Grün ist mehr eine geschmackliche. (Beide werden sie handeln, als ob sie Deutschland hassen – und bei den Grünen gibt man es gelegentlich extra offen zu.)
Dieser Tage zitieren Leser immer wieder einen bestimmten Essay – es sind die »Trümmerfrauen nach dem Merkelsturz«, ebenfalls von 2018.
In jenem Text warnte ich:
Das Ende des Wahns ist abzusehen, ob es ab jetzt im Zeitraffer oder in Zeitlupe abläuft. Das Ende des Wahns ist nicht das Ende der Folgen des Wahns. Als der Zaubermeister dem Besen endlich befahl, stillzustehen, war die Werkstatt ja noch immer überflutet.
Auch wenn Merkel wirklich abtreten sollte – ich fürchte ja weiterhin, dass sie mindestens nach dem Peter-Prinzip weiter aufsteigt, um uns noch mehr zu schaden – auch dann bleibt ja der Schaden.
Die einzige Regierung, der ich zutrauen würde, das Land unter großer Mühe ein wenig zu reparieren – sprich: CDU, FDP, AfD – diese Regierungskoalition würde gewissen Mächten wohl gar nicht gefallen – sie wird nicht passieren. Man fragt sich ja, warum der Verfassungsschutz nicht die Parteien »beobachtet«, deren Europafreundlichkeit inzwischen zum recht offenen Wunsch nach einer Auflösung Deutschlands zugunsten der Brüsseler Bürokratie mutierte (vergleiche aktuell etwa welt.de, 27.9.2021 (€): »Auf dem Weg in die Vereinigten Staaten Europas?«).
Millionen Deutscher, sogar die, welche brav der Propaganda gehorchen und blind dem Staatsfunk glauben, fragen sich heute: Was jetzt?!
Diese Frage, »Was jetzt?!«, sie ist gerade heute extra persönlich (deshalbe habe ich ein Was-jetzt?!-T-Shirt gemacht). Ich höre diese Frage von vielen Menschen. Doch zu oft höre ich danach gleich, wie der Fragende sich selbst mit einem Seufzer antwortet, dazu vielleicht lapidar: »Kannst’de halt nix maache…«
Sorry, erstens halt ich es für pragmatisch falsch, und zweitens für faktisch. – Faktisch falsch ist das, was so schlicht nicht passiert ist, also etwa einiges von dem, was der Spiegel gelegentlich berichtete. Mit »pragmatisch falsch« meine ich eine Behauptung (vor allem über die Zukunft), deren Aussprechen allein schon ein ungünstiges Ergebnis bewirkt, etwa weil es demotiviert (»ich kann die Prüfung nicht schaffen«). Ich halte die Behauptung, dass man »nichts machen könne« als Antwort auf »Was jetzt?!« für faktisch und pragmatisch falsch.
Ich will Ihnen ganz konkret sagen, was die Wegners an den meisten Tagen früh am Morgen tun: Die Kinder lernen Mathematik, zusätzlich zur Schule. Der Sohn arbeitet sich derzeit durch die Algebra-Abteilung der Khan Academy. Die Tochter lernt aktuell Statistik (neudeutsch: »Math for Data Science«) mit einem Kurs von Udemy. Elli und ich lernen ebenfalls, ähnliche Kurse (ich frische mein Python-Wissen auf; ich habe zum Beispiel den Bot hinter den Freien Denkern in Python geschrieben, doch ich möchte meine Grundlagen ausbauen).
Das Universum und die Zukunft haben gemeinsam, dass sie in Formeln geschrieben sind. Mathematik ist die Sprache, in welcher wir über das mögliche Gewebe der Realität reden. Informatik ist die Kunst, unseren Maschinen einige für uns Menschen nützliche Formeln beizubringen. Und »Künstliche Intelligenz« – wenn ich das respektlos formulieren darf – ist der Versuch, den Computern beizubringen, sich die Wenn-Dann-Bäume ihrer Entscheidungen selbst zu schreiben.
Philosophisch gesagt: Wenn es nicht Mathematik ist, hast du noch nicht gründlich genug darüber nachgedacht.
Wer wird Kanzler über Deutschland werden? Wie viel linker Wahnsinn wird die neue Regierung von Beginn an vergiften? Wird es Deutschland als souveränen Staat überhaupt in 10 oder 50 Jahren noch geben? (Ja, ich schreibe auf, was Ihnen jetzt auf der Zunge liegt: Gibt es Deutschland als souveränen Staat überhaupt heute noch? Wolfgang »schwarzer Koffer« Schäuble hat dazu bekanntlich seine eigene Meinung; siehe welt.de, 8.12.2011.)
Ich kenne die Antworten auf diese Fragen nicht (genau), und da, wo ich die Antworten ahne, gefallen sie mir gar nicht. Wer auch immer im Kanzleramt sitzt, er/sie/divers wird weniger Einfluss auf die Zukunft der nächsten 10 und 20 Jahre haben als die »Mathematisierung« der Welt.
Ja, wir werden fürwahr die Trümmerfrauen nach dem (hoffentlich bald stattfindenden) Ende der unseligen Merkelära sein. Zu den übelsten Trümmerlandschaften aber gehören die Allgemeinbildung und das Niveau öffentlicher Debatte. Wird ein Neuaufbau gelingen? Kann er gelingen?
Lest die alten Bücher neu, wenn ihr weise werden wollt. Studiert auf eigene Faust, was man einst bei den Geisteswissenschaftlern der Universitäten studierte, bevor sie sich auf Gender und Streiks spezialisierten.
Lernt Programmieren, auch dann, wenn euer Job noch sicher ist (übrigens: ja, Excel-Programmierung ist eine ernsthafte Angelegenheit – wenn man es denn ernsthaft angeht). Lernt Mathematik – nicht, obwohl es schwer ist, sondern weil es schwer ist.
Glaubt den Politikern wenig und den Journalisten noch weniger. (»Roboterjournalismus« ist ja inzwischen nichts Neues mehr; ich finde, es ist auch an der Zeit für Politikroboter!)
Sichert euren Innenhof. Mancher sichert seinen Innenhof selbst dann, wenn es kurzfristig einen Verlust bedeutet. Was ist die innere Ruhe von morgen mir heute wert?
Was also jetzt?! – Natürlich, auch weiterhin: Prüft alles, glaubt wenig, denkt selbst.
Vor allem aber: Lernt!