Letztens zeigte mir mein Sohn stolz das Gruppenfoto eines Projekts in seiner Schule. Auf dem Bild standen er und seine Freunde vor der Tafel ihres Klassenraums, und sie präsentierten stolz eine Bastelei mit Lernzweck, wie man es in Schulen so macht. (Leo hatte einen großen Eiffelturm aus Pappe gebastelt).
Er zeigte mir auch die anderen Fotos anderer Projektgruppen. Alle Kinder präsentierten ihre jeweiligen Basteleien. Alle fleißig, alles lobenswert – doch etwas schnürte mir die Kehle zu. Ich spürte einen Stich im Herzen, fast als wäre mir der mRNA-Booster nicht bekommen (was nicht sein kann).
Alle Kinder auf allen Fotos trugen Masken. Logisch hätte ich es natürlich gewusst, wenn man mich danach gefragt hätte. Doch es ganz konkret zu sehen, das fühlt sich anders an, als es nur zu wissen: Die Kinderfotos dieser Jahre sind alle voller Masken. Keine Gesichter, kein Lächeln, und Persönlichkeit nur in den Augen, und diese fragen: »Könnt ihr mich auch sehen?«
Wenn mein Sohn mir stolz ein Foto von sich und seiner Projektarbeit zeigt, dann sagt er implizit nicht: »Das bin ich.«, sondern: »Hinter der Maske, das musst du dir vorstellen, Papa, das bin ich.«
Um Entschuldigung
Meine Kinder und ich haben gemeinsam, dass wir keine Politiker sind, die bloß »Coronatheater spielen« dürften. Die verlogene Politikerbande zieht ihre Masken regelmäßig nur fürs Foto an (siehe aktuell etwa die Baerbock und Co. bei @cyan_rk, 5.4.2022). Dort wo es angeordnet ist, trug ich seit nun zwei Jahren brav die Maske. Im Supermarkt etwa, oder in öffentlichen Verkehrsmitteln.
Ich habe allerdings auch oft genug gesagt, dass es mir nicht besonders viel ausmachte, dieses Stück Stoff oder Papier vorm Gesicht zu tragen. In Japan etwa ist es selbstverständlicher Teil der öffentlichen Höflichkeit, eine Maske anzuziehen, wenn man erkältet ist.
Wenn jemand gesagt hätte, dass Leute, die unter der Maske in Panik und in psychologisch getriggerte Atemnot geraten, sich »bloß anstellen«, dann hätte ich dem nicht sehr laut widersprochen.
Ich möchte hier aus aktuellem Anlass um Entschuldigung bitten. Ich möchte um Entschuldigung bitten bei allen, die sagten, die Maske würde ihnen Panik-Attacken bereiten, und ich ihnen nicht glaubte – selbst und vor allem, wenn meine Ungläubigkeit nur eine private, heimliche war.
Vorgestern war ich, aus Gründen der üblichen Alltagsverwaltung, besonders gestresst. Es kam dann dazu, dass ich mich in einem öffentlichen Verkehrsmittel eingesperrt befand, für zwei Stunden, und es herrschte strengste Maskenpflicht.
Die letzten Jahre über hatte ich weit längere Zeitabschnitte mit Maske verbracht, und ich hatte es immer tapfer ertragen. Ja, oft genug hatte ich es ganz vergessen, dass ich das Ding trug.
Diesmal war etwas anders. Diesmal, nach zwei Jahren Maskenball, bekam mir die Atembremse überhaupt nicht gut.
Ich wollte mir die Maske vom Gesicht reißen, fühlte das lächerliche Stück Papier in meinem Gesicht reiben, wie ein Eindringling, der mir etwas gegen meinen Willen aufs Gesicht presst.
Ich ließ mir allerlei einfallen, um meine Qual zu erleichtern, doch sagen wir eben nur so viel: Ich verstehe jetzt die Menschen, die sagen, die Maske würde ihnen Panik und Atemnot bereiten.
Wir sind eben nicht alle gleich, und ein einzelner Mensch kann in einer Situation ganz anders empfinden als in einer anderen. Es tut mir leid, wenn ich gedacht haben sollte, jemand würde »übertreiben«, wenn er sagte, die Maske mache ihn fertig, lasse ihn Panik und Atemnot spüren.
So oder so
Lange vor Covidpanik und Maskentheater habe ich das T-Shirt »Zerreißt die Masken« gestaltet. Auf dem Bild sieht man eine Karnevalsmaske, keine medizinische, doch das Motto passt lustigerweise.
Aus Raider wurde einst Twix, sonst änderte sich nix. Gefrustete Bürger behaupten, dass die Omicron-Variante bloß eine umettiketierte Erkältung sei, und mit der Namensänderung seien erst die drakonischen Maßnahmen möglich geworden, was Faktenchecker natürlich widerlegen (es sind andere Viren, siehe reuters.com, 21.12.2021).
So oder so: Es hat seinen Grund, warum Politiker die Masken nur fürs Foto anziehen und dann schnell wieder runterreißen. Diesen Leuten ist die Lüge zum Teil ihres Wesens geworden, die merken es nicht mal mehr.
Wir aber, die wir deren Lügen leben müssen, wir sind erschöpft – und froh, dass der Maskenball bald fürs Erste ganz vorbei ist. Hoffen wir, dass der ganze Wahnsinn nicht im Herbst wieder angefacht wird.
Wir sind keine Politiker. Wir dürfen und können Gesicht und unser wahres Ich zeigen, ohne uns schämen zu müssen!