Wenn die Götter uns ärgern wollen, hat einmal jemand gesagt, erfüllen sie unsere Träume. Mir hat sich gestern ein kleiner großer Traum erfüllt, doch mein Gefühl war fast mehr Verwunderung und Verdattertsein als Euphorie.
„Erfüllung“, sicher, aber eben auch das andere. Erlauben Sie mir, Ihnen davon zu erzählen!
Manche von uns – zumal wenn sie Philosophie studiert haben – entwickeln Ideen, mit denen sie sich und anderen die Welt zu erklären suchen. Mein Modell heißt „Relevante Strukturen“.
Wir begrüßen die Zugestiegenen
Ein Update, falls Sie uns jetzt erst eingeschaltet haben: Gehen Sie mal im Kopf die großen Themen der Zeit durch – im Kern findet sich immer ein ethisches Problem. Selbst bei scheinbar rein technischen Themen wie Künstlicher Intelligenz: Wer wird Schuld tragen für Unfälle selbstfahrender Autos? Wie soll die KI entscheiden, wenn sie zwischen dem Leben des eigenen Passagiers und zwei Passanten entscheiden muss? Ich halte es für die entscheidende gesellschaftliche Frage der Zukunft, was Menschen unter welchen Bedingungen als Gut und Böse empfinden. Gesellschaftliche Probleme zu verstehen, bedeutet heute immer mehr, die ethischen Unterströmungen zu verstehen. Was ist wem wichtig?
Ich arbeite seit etwa zehn Jahren mit und an dieser Idee. Ich will, dass wir gemeinsam üben, Situationen ethisch zu analysieren und zu verstehen. Ich habe meine Notizen dazu zusammengefasst und letzte Woche bei Amazon herausgebracht. Einige von Ihnen haben es schon gekauft und mit dem Lesen begonnen!
Oh, wow!
Gestern passierte etwas ganz Magisches. Ich hätte Euphorie von mir erwartet, doch ich war fast eher verdattert.
Ein Twitterer schrieb dies:
Merkel: Abiturdurchschnittsnote 1,0. Ein Getriebene? Denkt ihr, sie weiß nicht, was sie tut? Konsequenzen in Demographie etc. Kennt sie ihre inneren Kreise? Wenn ja, handelt sie rational? Stärkt sie ihre inneren Kreise durch ihr Handeln? Was sind ihre „Relevanten Strukturen“?
– Adalbert Thomalla (@WojtekThomalla), 5.12.2017
Ich habe Herrn Thomalla noch nie getroffen. Ich weiß nichts von ihm, als was er in seinen Tweets von sich preisgibt. Aber ich sehe, dass er „Relevante Strukturen“ durchgelesen hat. Ich weiß, dass er weiß, was die Begriffe bedeuten (es stecken ja jeweils viele praktische Konzepte darin), und er verwendet die Begriffe (im Sinne des Buches) „richtig“. Ich weiß, dass er ab sofort in ethischen Debatten präzise(r) vorhersagen wird, wohin sich die Gefühlslage entwickeln wird. Ich weiß, dass er schwerer zu manipulieren sein wird. Er hat zumindest ein Stücklein meines Denkens übernommen und für sich adaptiert.
Das – und nichts mehr – ist qualitativ das höchste Ziel eines jeden „öffentlichen Denkers“. Sicher, man hofft und arbeitet daran, an jedem Tag mehr Menschen zu erreichen als am Tag zuvor, in der Sache aber gibt es kaum Höheres, was für mich zu erreichen wäre.
Nun stehe ich also da, verwundert und verdattert. Es ist, als wäre ich auf einen Berg gestiegen, und dann stelle ich fest: Der Berg hat keinen Gipfel.
Was nun?
Ich arbeite einfach mal weiter und stehe bereit für Fragen. Ich möchte Sie, die Sie Relevante Strukturen bereits lesen, aber eventuell bei den Formeln im Mittelteil hängen, ermutigen: Es ist Teil des Konzeptes und man sagt mir, dass es sich lohnt – das letzte Kapitel handelt immerhin vom Glück.
Wichtig: Support
Es ist okay, wenn ich „verdattert“ bin – meine Leser sollten es nicht sein! Wenn Sie Fragen zum Buch haben, zögern Sie bitte nicht, mir eine E-Mail zu schreiben: [email protected]. Ich werde mein Bestes geben, Ihnen zum Beispiel hier im Blog zu antworten.