10.03.2025

Dieses Land, (in)diskutabel

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten
Ein Land, dem der 22-jährige »junge Mann« so viel wichtiger ist als der 66-Jährige, der sein Leben lang arbeitete, Steuern zahlte und auch sonst alles richtig machte – ist das nicht ethisch am Ende?

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Auch dies habe ich gelernt: Reichtum ist der Weisheit vorzuziehen, denn den Reichen schmerzt seine Schlichtheit nicht, doch die Armut schmerzt den Weisen durchaus. – Ähnlich verhält es sich mit dem Bewusstsein um die Umstände.

In den Aufzeichnungen aus dem Untergrund lässt Dostojewski den 40-Jährigen sagen: »Ich schwöre Ihnen, meine Herren, zu bewusst zu sein, ist eine Krankheit ‒ eine wirklich tiefgreifende Krankheit.«

Daran musste ich heute denken, als ich eine knappe, wütende Beobachtung von TheRealTom™ las:

> Solange 22-jährige arbeitslose Analphabeten mit unklarer Herkunft einen besseren Zugang zum Gesundheitssystem haben als 66-jährige Höchstbeitragzahler ist dieses Land für mich indiskutabel. (@tomdabassman, 09.03.2025)

Ich weiß an diesem Punkt unserer Geschichte wirklich nicht, was vorzuziehen ist: sich diese Umstände bewusst zu machen – oder doch lieber in einem selbstinduzierten Unbewusstsein durch die Tage zu gleiten.

Ach ja, weil wir wir sind, weil wir nicht anders können, machen wir uns die Dinge bewusst – beginnend mit diesem sauber und konzise formulierten Wutausbruch.

Der zitierte Post von TheRealTom illustriert die ethische Schräglage als eine diskutable Relevanz von Strukturen. Er bewertet Deutschland als »indiskutabel«, und meint wohl: böse.

Zur Erinnerung: Wir nennen eine Handlung böse, wenn sie Strukturen schwächt, die uns besonders relevant sind, wie ich im Buch Relevante Strukturen beschreibe.

Der Wut-Post von TheRealTom lässt sich also übersetzen: Deutschland ist ein böses Land, denn die Struktur »vom Deep State eingeflogene Analphabeten aus Nordafrika« ist dem Staat relevanter als die Struktur »die Menschen, die den Staat aufgebaut, alles richtig gemacht und sich den Rücken für das Land krummgearbeitet haben«.

Ein Bürger antwortet darauf:

> Um es nochmal klar zu stellen, die Hackordnung beim Zahnarzt (ähnlich auch bei anderen Ärzten):

  1. Privatpatient
  2. Asylbewerber (außerhalb Budgetierung!)
  3. Kassenpatient
  4. AOK Patient (@FrankfurtZack, 05.02.2025)

Jesus lehrt:

> Wenn ein Reich mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. Und wenn ein Haus mit sich selbst uneins wird, kann es nicht bestehen. (Markus 3, 24f)

Wenn aber ein Land, das in sich selbst »uneins« ist, nicht bestehen kann, wie übel ist es um ein Land bestellt, das nicht »nur« uneins, sondern aktiv gegen die Menschen gerichtet ist, die dieses Land aufgebaut haben, deren Kinder und Enkel weiter an diesem Land bauen sollen?

Ich frage mich bald täglich und mit täglich weniger Sarkasmus, ob das Unbewusstsein nicht dem Bewusstseien, dem Sichbewusstwerden vorzuziehen wäre.

Das alte Niebuhr-Gebet von den Dingen, die ich ändern kann, und den anderen Dingen, ich nicht ändern kann, es lässt – seien wir stets ehrlich! – eine Frage offen: Wie erlange ich den Gleichmut, hinzunehmen, was ich nicht ändern kann?

Ich könnte versucht sein, jene anderen Dinge hinzunehmen, indem ich mir ihrer nicht bewusst bin, indem ich ein Unbewusstsein anstrebe, durch Arbeitswut, durch Unterhaltungswut oder schlicht durch entspannende Substanzen.

Ich schwöre euch, meine Freunde, zu bewusst zu sein, ist eine Krankheit ‒ eine wirklich tiefgreifende Krankheit. Ich grüble aber noch, ob ich eine Heilung anstrebe – und außerdem welche.

Schreibt unbedingt, wie ihr es heute mit dem Bewusstsein haltet, als Kommentar bei YouTube!

Weiterschreiben, Wegner!

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