Dushan-Wegner

18.01.2021

Multirassische Weißheit und zigtausende Soldaten

von Dushan Wegner, Lesezeit 7 Minuten, Foto von Patrick Perkins
Biden wurde komplett demokratisch gewählt, deshalb findet seine Vereidigung unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt (wie schon sein Wahlkampf…), braucht aber mehr US-Soldaten als aktuell in Afghanistan, Irak und Syrien zusammen (!) stationiert sind.
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Stellen wir uns einen Menschen vor, dem das Hauptgericht auf den Boden fällt, Fleisch und Soße auf Wand, Schränken und sogar auf der Zimmerdecke verteilend. Oder einen Menschen, der das neue Auto am ersten Tag komplett schrottet. Oder einen Menschen, dem nicht selbst ein absurdes Unglück passiert, sondern der Zeuge eines grandiosen Desasters in fremder Angelegenheit wird. Und wenn wir uns eine solche allgemeine Lage vorgestellt haben, stellen wir uns vor, dass dieser Mensch keinesfalls nur erschrocken wirkt, starr und stumm, sondern dass er laut lacht, dass er laut und manisch und lange lacht.

Haben wir uns nicht jeder einmal in einer solchen Situation wiedergefunden? (Und wenn wir bislang glücklich und/oder behütet genug waren, dass uns solches nicht widerfuhr, können wir es denn nicht buchstäblich mit-fühlen?)

Ja, es gibt sie, diese Ereignisse, die uns auf eine ganz besondere Art erschrecken, so dass wir nicht mehr wirklich erschrocken sind, sondern – prima facie unpassend – zuerst und nur noch lachen.

Vielleicht hoffen wir in jenen Situationen, dass Lachen tatsächlich die beste Medizin ist, selbst wenn wir uns gar nicht einer Krankheit bewusst sind – und wo wir gerade von Situationen reden, in denen wir Medizin gebrauchen könnten, sind wir natürlich bei den Nachrichten des Tages!

Wir schmunzeln

Beginnen wir unsere knappe Katalogisierung dreier auf ganz eigene Weise »frischer« Meldungen mit einer, die uns zum Einstieg eher sanft schmunzeln lässt. Nein, es überrascht nun wirklich nicht, wenn ganz plötzlich und selbstverständlich vom Mainstream solche Positionen aufgegriffen werden, die man eben noch nur von den »Bösen« hörte – und doch ärgere ich mich schon lange nicht mehr (nur), dass es nicht eher gesehen wurde, ich schmunzele auch. Ganz aktuell: Seit einiger Zeit schon notiert Ihr liebster Essayist, dass der Kurs des Deutschland-Schiffs vermutlich ein gar nicht so viel anderer wäre, wenn die Regierung es sich zum Ziel gemacht hätte, dieses Schlachtschiff in Chinas erweiterte Flotte einzugliedern; siehe etwa die Essays »Chinas Kolonie« vom 11.7.2020 oder bereits »Deutschland trinkt, um zu vergessen, dass es trinkt« vom 20.9.2019; Zitat aus 2019: »Nicht immer stärkt das Handeln der Regierung indirekt China – Deutschland zahlt Millionen Euro »Entwicklungshilfe« an China, um die chinesische Automobil-Konkurrenz zu fördern, siehe bild.de, 18.9.2019, und stärkt damit China ganz direkt.«

Die CDU hat nun ihren nächsten Chef gewählt, und es ist jener bekannte ehemalige Dozent der TH Aachen (spiegel.de, 2.6.2015: »Klausuren verloren, Noten ausgedacht«), eine grundehrliche Seele also, und mindestens schmunzelnd lesen wir dann heute in der South China Morning Post: »Beijing hopes Germany will continue China-friendly approach after Armin Laschet wins Christian Democrat Union leadership race« (scmp.com, 17.1.2021), zu Deutsch: »Peking hoffe, dass Deutschland seinen China-freundlichen Kurs fortsetzen wird, nachdem Armin Laschet das Rennen um die CDU-Führung gewinnt«. (Sagen wir mal so: »China-freundlich« selbst ist ein durchaus freundlicher Ausdruck – wir schmunzeln.)

Vereidigung virtuell, Soldaten echt

Man will in diesen Tagen wirklich nicht in der Haut eines Konzernjournalisten stecken. Einerseits müssen sie uns täglich neu versichern, dass Biden die Wahl mit großem Vorsprung gewann, andererseits sollten sie ihr Bestes geben, die aktuelle Realität rund um den greisen Grabscher und seinen mehr-als-fragwürdigen Sohn zu verstecken. Passend zum Wahlkampf-ohne-Wähler und kistenweisen Briefwahlzetteln soll nun die Vereidigung des beängstigend fragil wirkenden Joe Biden »virtuell« stattfinden, mit ähnlich wenigen tatsächlichen Zuschauern wie sein Wahlkampf. Es kursieren bereits erste Videoaufnahmen der Vorbereitungen (siehe Twitter), und man kommt nicht umhin, die gruseligen Bilder »orwellsch« zu nennen. Es wird ein ebenso »virtuelles« Konzert geben, unter anderem mit der Sängerin »Lady Gaga« (variety.com, 14.1.2021), die für ihre Nähe zu den Democrats und zur, äh, »umstrittenen« Künstlerin Marina »Spirit Cooking« Abramovic bekannt ist (dazu ein Text mit einem eher verstörenden Foto, darauf eine gespielte Leiche und gespieltes Blut, wovon Frau Gaga zu essen scheint, was Democrats-nahe Künstler eben so mögen: dailymail.co.uk, 29.7.2013).

Während also die Vereidigung des greisen Grabschers ebenso wie seine Wahlkämpfe »virtuell« und praktisch ohne Zuschauer stattfinden soll, werden zugleich Zehntausende Soldaten diverser Nationalgarden in Washington zusammengezogen (npr.org, 16.1.2021), um eine virtuelle (!) Veranstaltung zu schützen. In den sozialen Medien kursieren Bilder des gespenstisch wirkenden Washington D.C. (@haltman, 17.1.2021) inklusive hin und her marschierender Soldaten (@NatashaBertrand, 17.1.2021). (Spannende Randnotiz: Das FBI wiederum untersucht die anrückenden Nationalgardisten, so etwa tagesschau.de, 18.1.2021, ob sie nicht selbst die »virtuelle Vereidigung« stören wollen könnten.)

Nicht wenige Bürger – weltweit (etwa @partisangirl, 15.1.2021) – merken sarkastisch: »Nichts sagt so deutlich › ›Demokratie‹, wie wenn du zwanzigtausend Soldaten brauchst, um ein neues Regime zu installieren.«

In Washington D.C. halten sich vor der Amtseinsetzung des lügenden Grabschers Biden mehr US-Soldaten auf, so @thehill, 18.1.2021, als aktuell in den Haupt-Kampfgebieten von Afghanistan, Irak und Syrien zusammen.

Es ist bereits mehr als ein Schmunzeln, was uns hier entfährt, es ist ein denkbar bitteres Lachen.

Jedoch, all diese auf flirrende Weise zugleich realen wie auch virtuellen Ereignisse müssen und können in ihrer Absurdität tatsächlich zurückstehen hinter einer dritten Meldung, deren Größe tatsächlich in eben ihrer Absurdität begründet ist (und der Tatsache, dass sie in der Privatpostille des Amazon-Chefs erscheint).

»we must think«

Es ist nicht neu, dass die akademische Linke wenig mit der Realität zu tun hat, doch meistens stört es sie nicht – echte Arbeiter arbeiten, und also stören sie nicht beim Marxismus-Seminar. (Randnotiz: Die AfD-wählenden Arbeiter im Deutschland, siehe statista.de, sind für die einstige »Arbeiterpartei« im Zweifelsfall wohl alles »Nazis«.)

Wenn dann aber doch, als »Betriebsunfall« quasi, etwas Realität in die linke Blase durchdringt, können die mentalen Dreifachsalti zur Bewältigung der kognitiven Dissonanz wahrlich circensische Qualität annehmen!

Im Weltbild der Linken können alle Nicht-Globalisten und Trump-Anhänger natürlich nur weiße Rassisten sein (»white supremacist«). Das kleine Problemchen dabei: Während die Linke noch die vielen Schwarzen und Latinos in den gefüllten Arenas der Trump-Wahlkampfveranstaltungen ignorieren konnte, fiel bei den Video-Aufnahmen des Sturms auf das Capitol auf, dass eine gute Zahl der Teilnehmer eben zu jener Gruppe zählte, die von Linken so gern instrumentalisiert wird (aber unter Trump gestärkt wurde), und konsequenterweise taucht diese Gruppe auch auf den Fahndungsplakaten des FBI auf. 

Wenn ein rational denkender Mensch erlebt, dass seine Thesen so gründlich und unzweideutig durch die Realität widerlegt werden, würde er eben seine Thesen prüfen, dann sie korrigieren oder ganz verwerfen – doch wir reden von der akademischen Linken.

Bei der Washington Post lesen wir aktuell den Kommentar einer linken Professorin für Irgendwas-mit-Empörung, dessen Inhalt von einer Schlagzeile trefflich zusammengefasst wird: »To understand Trump’s support, we must think in terms of multiracial Whiteness« (washingtonpost.com, 18.1.2021), zu Deutsch etwa: »Um Trump Unterstützer zu verstehen, müssen wir in den Begriffen multirassischer Weißheit denken«. (Es erinnert an eine der vielen rassistischen Aussagen Joe Bidens, wonach wer nicht für ihn stimme, gar kein richtiger Schwarzer sei; siehe washingtonpost.com, 23.5.2020.)

Im »woken« Weltbild der akademischen Linken ist »Weißsein« von der Hautfarbe zu einem neuen Fluch transzendiert, der zwar meist von Menschen weißer Hautfarbe getragen wird, sich aber auch auf Schwarze und Latinos übertragen kann.

Es ist absurd, es lässt sich nicht debattieren. Spätestens wenn sie von »multiracial Whiteness« reden, einer »multirassischen Weißheit«, erscheint mir als einzig richtige Reaktion ein wirklich lautes Lachen – wenn auch kein fröhliches.

Der Schrecken (ähnlich wie alle tiefsitzenden Gefühle von Angst über Moral bis Sex), ist selbstverständlich – Sie ahnen, wie dieser (Ab-) Satz weitergeht, und das ist super so! – stellt(e) bestimmt einen evolutionären Vorteil dar, indem er die Aufmerksamkeit eines Menschen sammelt, sein Adrenalin hochfährt und seine Muskeln anspannt, um den Erschrockenen maximal handlungsfähig zu machen. (Randnotiz: Dass wir in zivilisierten Kulturen zwar immer wieder den Körper auf »fight or flight« vorbereiten, es dann aber unterdrücken, ist vermutlich auch nicht gerade der Herzgesundheit förderlich.)

Der Schrecken hat den Zweck, uns auf eine Handlung vorzubereiten, einen Gegenangriff. Jedoch, es gibt eben Situationen, da ist die Lage derart verworren und verloren, dass wir bereits im Moment des Schreckens einsehen, dass jeder Gegenangriff sinnlos ist – und das sind die Momente, wenn wir lachen.

Ja, es liegt durchaus Humor darin – wir empfinden es bekanntlich als »witzig«, wenn unsere Begriffe von der Welt und die Realität eben dieser auf schmerzhafte Art auseinandergehen. Unser Begriff von der Welt beinhaltet ja doch, dass es immer einen Ausweg gibt, und wenn keinen Ausweg, dann doch zumindest eine plausible Erklärung.

Die Erlaubnis

Wenn wir aber stolpern und den heißen Braten samt Soße auf Boden, Möbel und Zimmerdecke verteilen, wenn wir das nagelneue Auto zu Schrott fahren, oder wenn die Großen und Großkopferten sich in derart absurdem Verhalten üben, dass wir weder Ausweg noch Erklärung sehen, dann ist es auf finstere Weise witzig.

Es gibt »eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen«, so lehrt uns die Bibel (Prediger 3:4), und wir leben in beiden diesen Zeiten zugleich.

Ich verstehe jeden, der dieser Tage nervös ist – ich bin es auch. Viele sagen, »es läge etwas in der Luft«. Ich erwarte fürs Erste keine weiteren Überraschungen – das Absehbare ist schockierend genug.

Ich will (und kann) Ihnen nicht die Nervosität nehmen, und trotz bester Bemühung vielleicht auch nicht die gelegentliche Ratlosigkeit.

Immerhin kann ich aber Ihnen und mir kraft meines Amtes als Essayist uns hiermit die Erlaubnis erteilen, kräftig zu lachen.

Weiterschreiben, Wegner!

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