17.10.2024

Ihr sucht (fast) alle am falschen Ort! (Erklärung)

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten
Das Problem ist nicht, dass die Leute sich aufregen. Das Problem ist, dass sie sich über die falschen Dinge aufregen. Ihr lasst euch allzu willig ablenken, weil die wirklich wichtigen Fragen der Zukunft euch zu anstrengend sind.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen
Telegram
Facebook
𝕏 (Twitter)
WhatsApp

Der Witz mit dem Betrunkenen, der seinen Schlüssel sucht, den kennt ihr, oder? Der geht so: Ein Betrunkener sucht nachts auf allen Vieren unter einer Straßenlaterne nach etwas.

Ein Polizist kommt vorbei und fragt ihn:

»Haben Sie etwas verloren?«

Der Betrunkene antwortet: »Ja, ich habe meinen Schlüssel verloren.«

Der Polizist hilft ihm eine Weile beim Suchen (es ist ein Witz aus einer besseren Zeit, als Polizisten beim Suchen halfen).

Die beiden finden nichts, und der Polizist fragt: »Sind Sie sicher, dass Sie ihn hier verloren haben?«

Der Betrunkene sagt: »Nein, ich habe ihn drüben im Park verloren.«

Der Polizist fragt erstaunt: »Warum suchen Sie dann hier?«

Der Betrunkene antwortet: »Weil es hier unter der Lampe heller ist! Es ist angenehmer, hier zu suchen. Im dunklen Park zu suchen macht mir Angst.«

Hahaha, ihr lacht – und ich sage euch, ihr lacht falsch. Ihr lacht, weil ihr denkt, dass der Andere dieser Betrunkene ist. Nein, mein unbekannter Freund, du bist dieser Betrunkene. (Ich auch. Es ist die menschliche Natur. Auch deshalb ist dieser Witz so gut.)

Der »dunkle Park« dieser Geschichte aber ist etwas, in das viele uns sich noch immer nicht »thematisch hineintrauen«. Wir hören täglich davon, doch wir ignorieren es, weil es anstrengend ist. Ich werde es erklären.

Nachrichten (andere)

Ich könnte verstehen, wenn du nicht willst, dass jener Witz dich beschreibt. Verständlich. Wer will schon Witzfigur sein. (Oder sterblich.)

Gut, geschenkt – verschärfen wir die Methodik. Ich sage dir: »Hast du das in den Nachrichten gehört? Schlimm ist das. Ganz schön gruselig! Was hältst du davon?«

Der Witz hier ist aber, dass du mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auf die erste Frage nicht »Nein« antworten wirst. Vielleicht wird dir ganz automatisch eine bestimmte aktuelle Nachricht einfallen. Womöglich wird es eine andere Nachricht sein, als mir einfallen würde. Oder du fragst klärend zurück, welche der schlimmen Nachrichten ich meinen könnte. Es sind zu viele!

Vielleicht sind für dich die schlimme Nachricht des Tages die steigenden Krankenkassenbeiträge! (Aktueller Link dazu: focus.de, 16.10.2024)

Vielleicht hältst du für die irre Nachricht der Woche die Idee der Sonstigen-Partei FDP, zwecks Förderung von Organtransplantationen einfach die Definition von »Tod« auszuweiten. Künftig soll »auch der Herz-Kreislauf-Stillstand für eine Organentnahme reichen – bisher muss zwingend der Hirntod nachgewiesen werden« (deutschlandfunk.de, 16.10.2024). Teuer wiederbeleben oder schon mal Organe herausnehmen?

Vielleicht ist die für dich auffällige Nachricht des Tages die Rede des Herrn Selenskyj von einem Siegesplan (focus.de, 16.10.2024). Ich spare mir historische Parallelen von Kriegsherren, die gegen Ende eines verlorenen Krieges ein Wunder versprachen, das alles ändern würde.

In dieser Rede vom Siegesplan aber erwähnte Herr Selenskyj etwas sehr Spannendes: Er sprach von Bodenschätzen. Und von westlichen Investitionen zum Heben dieser. Namentlich von Uran, Titan, Lithium und Graphit.

Während Deutschland sich geistig und industriell zurückentwickelt, investieren Tech-Konzerne wie Google und Amazon in eigene Atomkraftwerke oder schließen exklusive Verträge mit solchen (siehe etwa apnews.com, 17.10.2024). Und für Atomkraft braucht es eben Uran.

Titan ist extrem fest und gleichzeitig leicht, was es ideal für die Konstruktion von Robotern, Drohnen und Exoskeletten macht, die in KI-gesteuerten Anwendungen wie der Automatisierung und der Medizin eingesetzt werden.

Lithium-Ionen-Batterien sind die Hauptenergiequelle für viele tragbare Geräte, Elektrofahrzeuge und Speicher für »erneuerbare« Energie. Mit dem zunehmenden Einsatz KI-gesteuerter mobiler Systeme wird auch der Bedarf an Lithium steigen.

Graphit wird als Anodenmaterial in Lithium-Ionen-Batterien verwendet und auch für Superkondensatoren. Damit ähnelt seine Rolle in der Energiespeicherung für KI-Anwendungen der von Lithium.

Übrigens: Wenn ihr denkt, dass Deutschland von Brüssel und auch der eigenen Regierung kaputtgemacht wird, habt ihr recht. Und doch sehen wir vermutlich noch nicht die ganze Dimension. Die EU reguliert Künstliche Intelligenz derart, dass die EU-Zone garantiert abgehängt wird. (Schon jetzt werden die modernsten KI-Modelle nicht in der EU zum Download angeboten, siehe theverge.com, 18.7.2024.)

Deutschland vergrault die besten Ingenieure ins Ausland, demotiviert Start-ups und schaltet zuverlässigen Strom ab. Und als wäre das alles nicht genug, finanziert Deutschland einen Krieg in einem Land, dessen Bodenschätze für Künstliche Intelligenz denkbar wichtig sind – aber die USA werden davon profitieren.

Auf in den Park

Die meisten Nachrichten, über die ihr euch heute aufregt, sind wie die Lampe, unter welcher der Betrunkene seinen Schlüssel sucht, weil es angenehmer ist – nicht weil dort der verlorene Schlüssel zu finden wäre.

Deine Aufgabe als Mensch der Aufklärung besteht jeden Tag darin, dich zu fragen: Was und wo ist der dunkle Park, den zu betreten ich mich nicht traue? Nein, du bist nicht der einzige Mensch auf der Welt, der keinen »dunklen Park« hat, den in Gedanken zu betreten er sich nicht traut. Du kannst aber zu den Menschen gehören, die diesen dunklen Park in sich selbst suchen – und dann eben doch betreten.

Wenn euch Begriffe wie »Large Language Model« oder »Generative AI« nichts sagen, ist eure Nachrichtenlektüre schon seit einiger Zeit nur wie das Suchen der Schlüssel unter der Lampe, statt dort, wo der Schlüssel wirklich ist: im dunklen Park, der euch Angst bereitet (und sei es die Angst vor der Anstrengung, um nicht »geistige Faulheit« zu sagen).

Heute, im Oktober 2024, muss man wissen, was Werkzeuge wie Cursor ermöglichen (cursor.com, siehe auch YouTube). Es ist ein KI-basierter Dienst, der Menschen beim Programmieren hilft. In der bereits begonnenen Zukunft der KI stehen Menschen mit Superkräften dank KI gegen Menschen, die weiter unter der Lampe suchen.

Krankenversicherung, Organgeschäfte, ja, sogar soziale Verwerfung und brutale Gewalt. – all das ist langfristig eher »klein« im Vergleich zu dem, was durch Künstliche Intelligenz aus der Zukunft der Menschheit wird.

Wenn ihr aber diesen Schlüssel anwendet, wenn ihr euch in den bunten, aber bisweilen furchteinflößenden Park »Künstliche Intelligenz« wagt, ergeben plötzlich sehr viele Meldungen sehr viel mehr Sinn, zum Beispiel Meldungen zu Kriegen in Ländern mit KI-relevanten Bodenschätzen.

Weiterschreiben, Wegner!

Danke fürs Lesen! Bitte bedenken Sie: Diese Texte (inzwischen 2,201 Essays) und Angebote wie Freie Denker und meine Videos sind nur mit Ihrer regelmäßigen Unterstützung möglich.

Jahresbeitrag(entspricht 1€ pro Woche) 52€

Und was meinen Sie?

Besprechen Sie diesen Text mit mir und vielen weiteren Lesern in den Kommentaren auf YouTube – ich freue mich, Ihre Meinung zu erfahren!

Zufälliger Essay

Auf /liste/ finden Sie alle bisherigen Essays – oder klicken Sie hier, um einen zufälligen Essay zu lesen.

E-Mail-Abo

Erfahren Sie gratis, wenn es ein neues Video und/oder einen neuen Essay gibt – klicke hier für E–Mail-Abo.

Mit Freunden teilen

Telegram
Reddit
Facebook
WhatsApp
𝕏 (Twitter)
E-Mail

Darf ich Ihnen mailen, wenn es einen neuen Text hier gibt?
(Via Mailchimp, gratis und jederzeit mit 1 Klick abbestellbar – probieren Sie es einfach aus!)