Eine Sensation! Der 71-jährige Larry Fink hat angekündigt, dass er nun Kaiser von Deutschland werden wird … Nein, Moment, da habe ich wohl etwas verwechselt: Es ist der viel jüngere 68-jährige Friedrich Merz, von welchem uns mitgeteilt wurde, dass er der nächste deutsche Kanzler sein wird. – Mir ist unklar, wie ich das verwechseln könnte!
Wir alle sind noch schwer geschafft von der Merkel-Ära. Irgendwann sagte Merkel dann halt, »ist mir egal, ob ich schuld bin«, und dann durfte Herr Kann-sich-nicht-an-CumEx-erinnern dran.
Nun also soll Herr Merz drankommen. Und Herr Scholz hat das jetzt auch zur Kenntnis genommen, dass sein Nachfolger festgelegt wurde.
»Ist mir recht«, hat Herr Scholz gesagt, und ich scherze nur halb (bild.de, 17.9.2024).
Erinnert ihr euch aber noch an Jens Spahn? Der war Gesundheitsminister und quasi eine Test-Version von Lauterbach. Ich denke bei Spahn immer an »Masken« und ein schönes Haus für Millionen Euro. (Über ein paar läppische Milliönchen für irgend so einen Schuppen schmunzelt Herr Merz bestimmt nur. Portokasse statt Sparkassenkredit!)
Herr Spahn hat sich jetzt also zu Wort gemeldet. Via »X«. Und zwar als Reaktion auf das nonchalante »Ist mir recht« des Herrn Scholz.
Spahn nölt also daraufhin:
Das trifft sich gut. Denn Olaf Scholz ist unser Wunschgegner. Er ist das Gesicht des Scheiterns, er steht für Rezession, Kontrollverlust bei illegaler Migration und kommunikatives Chaos. Friedrich Merz wird Deutschland wieder stark machen. (@JensSpahn, 17.9.2024)
Diese Aussage ist so schillernd, da schmunzele ich, und frage mich, wo ich beginne.
»Das trifft sich gut« ist natürlich etwas stillos, ähnlich wie »ist mir recht«.
Dann aber wird es extra verräterisch: Olaf Scholz ist der »Wunschgegner« der CDU … weil er für »Rezession« und so weiter steht?! Bitte was?!
Ich höre bisweilen den Vorwurf an die AfD, sie würde sich »freuen«, wenn es Deutschland schlecht ginge. Doch in dem Sinne müsste sich ein Arzt »freuen«, wenn Patienten krank sind. Ein Bäcker sich »freuen«, dass Hunger existiert. Natürlich »freut« man sich, dass man gebraucht wird und helfen kann!
Hier aber vergreift sich Bankkaufmann Spahn dann doch im Ton: Juchu, der Wunschgegner! Rezession, illegale Migration und Chaos! – Dass das konkretes Leid und den Niedergang Deutschlands bedeutet? Gerade nicht so wichtig.
Nebenbei: Ich wage die These, dass Herr Spahn gerade versehentlich sich selbst eine Blöße gegeben hat. Wer aktuell operativer Teil des Propagandastaates ist, und wer also das stets neueste Propagandavokabular verwendet, der sagt nicht mehr »illegale Migration« sondern »irreguläre Migration«. Ich fürchte, Spahn hat da die Tischvorlage mit den neuen Formulierungen nicht erhalten.
Oder aber es ist eine Andeutung: Unter Merz wird es keine illegale oder irreguläre Migration geben, denn alle Migration wird für legal und regulär erklärt werden.
Vor allem aber: Ausgerechnet Merkels Laufbub Spahn sagt, dass Olaf Scholz das Gesicht von »Kontrollverlust bei illegaler Migration« ist? An Chuzpe mangelt es ihm auf jeden Fall nicht, dem Herrn Spahn.
Und schließlich: »Friedrich Merz wird Deutschland wieder stark machen.«
»Ja«, möchte ich fast ausrufen, »Deutschland wieder in den Grenzen von 2014!«
Sorry, Mr. Merz, für »Make Germany Great Again« fehlt Ihnen einfach die Fönfrisur. Und außerdem klingt das auf Deutsch auch nicht so gut.
Aber mal im Ernst – oder mit so viel Ernst, wie hier noch möglich: Ist Herr Merz der starke Mann, der Deutschland retten kann?
Wirklich, der Herr Merz, der sich ängstlich oder genervt oder beleidigt (oder was weiß ich) zurückzog, solange Merkel herrschen wollte, der soll Deutschland wieder stark machen? Mit seinem trotzigen Beharren auf der Brandmauer und der Verweigerung des »natürlichen« Koalitionspartners AfD zeigt Merz doch, dass er noch immer an Merkels Rockschößen hängt. (Oder beide hängen an nochmal ganz anderen Schnüren, mit viel größeren Marionettenspielern. Wer könnte das im Falle des Herrn Merz aber sein?)
Lasst mich ausformulieren, was wir alle ahnen. Einfach, um Chronist zu sein.
Erstens: Ja, Merz wird als Kanzler eingesetzt werden.
Zweitens: Ja, Merz wird Deutschland »wieder stark machen« – allerdings wird man »stark machen« neu definieren als vollständiges Aufgehen in der EU. (Und Ausverkauf der verbleibenden Werte an internationale Investoren wird als Einwerben von Investitionen etikettiert werden.)
Merz wird Kanzler werden, und Merz wird Deutschland in dem Sinne »stark machen«, wie das Verspeisen eines Brathähnchens das betreffende Huhn »stark macht«.
Und drittens … es wird kein »Drittens« geben. Das wird das dann vorerst gewesen sein.
Okay, eine Sache noch! Ich habe mir mal die Kommentare unter jenem Posting von Jens Spahn angeschaut. Einen davon will ich zitieren, unabhängig davon, wen er wirklich damit anspricht:
Glaubt ihr den Scheiß eigentlich selber, den ihr schreibt?
(@GrueneWaehler, 17.9.2024)
Man könnte es höflicher sagen, aber kaum präziser. Das in etwa ist es, was ich bisweilen so manchen dieser Wichtigen fragen möchte.