13.10.2024

Wenn sie nun die Wahrheit sagen, was sagten sie bislang?

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten
In Talkshows und Kolumnen wird, als Reaktion auf AfD-Erfolge, auf einmal (manchmal) die Wahrheit gesagt. Promis entwickeln plötzlich »Mut zur Wahrheit«. Was bedeutet das aber für alles, was solche Leute BISLANG sagten … und was sind diese Leute damit?

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In letzter Zeit beobachten wir, wie einige Politiker und Kommentatoren plötzlich den Mut finden, die »Wahrheit« zu sagen.

Sicher, es gab schon immer die Leute, die dafür berühmt sind »Klartext« zu reden. Leute wie der Kubicki etwa. Und bei manchen dieser Leute denke ich zumindest: »Der sagt oft das Richtige, sicher … und im Bundestag stimmt er dann doch gegenteilig ab.«

Letztens tauchen aber Namen auf, die hatte ich nicht auf dem Radar als Quartals-Klartexter.

Aktuell wäre da etwa ein Günther Jauch.

Herr Jauch trat bei Maischberger auf. Und er sagte Dinge über die Regierungsparteien, die ihm ein herzliches »Das ist böse«, von Frau Maischberger einbrachten.

Er habe sich »in Rage« geredet. So heißt es etwa bei der Abendzeitung München (abendzeitung-muenchen.de, 12.10.2024).

Jauch wurde sogar unterbrochen!

Und zwar »wegen Bosheit!«

Tatsächlich lässt Jauch ganz schön Dampf ab!

»Bei den Grünen haben sie sich gerade selbst zerlegt«, sagte er, und: »Bei der FDP sind alle ganz ängstlich, dass sie ihre Jobs behalten, um nicht unter die Zahlen der Tierschutzpartei zu fallen.« Die SPD sei schon lange kein »Vertreter der Arbeiter« mehr. Und so weiter.

Und Jauch sagte etwas, das wirkte sehr wie ein Freudscher Versprecher. Doch es war sowohl in der falschen als auch in der richtigen Version eben richtig.

Jauch sagte (siehe apollo-news.net, 10.10.2024):

Wer Dinge, die offensichtlich sind, aus politischer Korrektheit nicht anspricht, der betreibt das Geschäft der ARD. (Günther Jauch; gemeint war aber offenbar »AfD«, nicht »ARD«) Dieser Versprecher ist in der Wahrnehmung vieler Beobachter natürlich freudsch und zugleich doppelt wahr. Jauch wollte sagen, dass wer Wahrheit leugnet – in anderen Worten: keinen »Mut zur Wahrheit« aufbringt –, die AfD damit (in den Augen ihrer Wähler) politisch notwendig macht.

Der Versprecher aber wirkte wie ein freudscher, denn es scheint bisweilen tatsächlich so, als sähe die ARD ihre Aufgabe darin, im Stil eines Staatsfunks die wahren Probleme des Landes und vor allem die wahren Folgen der Migrationspolitik aggressiv zu leugnen.

»Gut, dass es endlich jemand sagt«, so möchte man aber zunächst ausrufen, ob der Regierungskritik und der indirekten Beschreibung der AfD-Notwendigkeit. Doch dann denkt man daran zurück, wie Jauch sich zum Gesicht der Impfpropaganda machte, um kurz darauf selbst an Corona zu erkranken (aerzteblatt.de, 9.4.2021). Ich mache es mir nicht zu eigen, wenn Herr Jauch als »Systemling« beschrieben wird. Doch ich verstehe, was die Leute sagen wollen, die solche Ausdrücke konstruieren.

Und Günther Jauch ist wahrlich nicht der einzige Promi, der plötzlich mit Realismus und Wahrheit auffällt! Letztens erst hatten wir Anlass, zu fragen: Herr Özdemir, sind Sie jetzt ein »Rääächter«?

Eine alte Weisheit sagt: If you can’t beat them, join them.

Das bedeutet: Wenn du sie nicht besiegen kannst, schließ dich ihnen an.

Das könnte der Trick sein, den einige Vertreter »des Systems« versuchen wollen: Wenn sie die AfD nicht demokratisch schlagen können, und wenn die demokratisch fragwürdigen Tricks wie Gesetze gezielt gegen die AfD oder AfD-Parteiverbot nicht schnell genug funktionieren, dann tut man eben für eine Weile so, als bedeute einem die Wahrheit etwas.

In düsteren Augenblicken frage ich mich sogar: Wenn gewisse Leute plötzlich die Wahrheit sagen, was bedeutet es für alles, was diese Leute bislang sagten?

Es ist ja eigentlich simpel: Wenn Jauch im TV etwas Dampf ablässt, so vermutlich die Hoffnung, dann wirkt das auch für viele Zuschauer kathartisch.

»Gut, dass das jemand mal ausspricht«, so sagt sich mancher, und diese Erleichterung ist ihm Anlass, selbst politisch untätig und auch sonst sehr brav zu bleiben.

Es ist wichtig, sich zu fragen: Sind diese plötzlichen »Wahrheitsprediger« tatsächlich über Nacht zu glühenden Wahrheitsfreunden geworden, oder wollen sie nur »Druck vom Kessel nehmen«? Nutzen sie vielleicht bloß die aktuelle politische Situation aus, um sich aus privaten Motiven als Wahrheitssager zu inszenieren?

»Wer wahrhaftig ist, der sagt offen, was recht ist; aber ein falscher Zeuge betrügt«, so heißt es in der Bibel (Sprüche 12, Vers 17).

Manchmal aber, wie in diesen eigenartigen Tagen, sagen Leute plötzlich die Wahrheit – und dass sie die Wahrheit sagen, das erscheint uns als die eigentliche Lüge, und auch das gehört zur Wahrheit über unsere Zeiten.

Weiterschreiben, Wegner!

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