Freunde, ein jeder von uns hat schon mal Unsinn angestellt. Unfug, unfassbare Dämlichkeit, ungewöhnliche oder – unter der Woche – auch mal ganz gewöhnliche Fehlleistungen.
Für die wirklich großen Ungeheuerlichkeiten aber, für das unfassbare Unheil, dafür braucht es schon die großen Staatsmänner, und diese sind bekanntlich bisweilen eben Staatsfrauen.
Zwei plus Zwei ergibt Vier. Wenn es regnet, wird die Erde nass. Seit dem Ende des Dritten Reiches hat kein Politiker so viel Leid über Deutschland und die Deutschen gebracht wie Angela Merkel.
Bürger, Staatsmann, Weltenlenker! Damit das Unheil, dass du über der Menschheit Geschicke bringst, so richtig »historisch« genannt werden kann, muss das Böse und Dumme nach dir weiterwirken. Die Schäden, die du anrichtetest, müssen weitere Schäden gebären, lange nachdem du abgetreten bist.
Im März 2020 schrieb ich über »Merkels eskalierte Facebook-Party«. Damals hörte man öfter von »Facebook-Partys«, wo Privatleute im Internet, in den Sozialen Medien, zur Party eingeladen hatten, doch eigentlich lediglich erwarteten (und erhofften), dass nur ihre unmittelbaren Freunde diese Einladung sehen und auch wahrnehmen. Doch von Zeit zu Zeit passierte es – etwa wenn eine junge Dame zur spontanen Party in ihrem Zimmer einlud, dass die Einladung weit über die beabsichtigte Zielgruppe hinaus verbreitet wurde.
Plötzlich standen dann statt den erwarteten fünf bis zehn Sympathisanten vielleicht hundert oder tausend Freunde spontaner nächtlicher Feierlichkeiten ante portas domus familiaris – vor den Toren des Familienhauses –, und sie begehrten, von zehn bis fünf zu feiern.
Der Pater Familias im Nachtmantel, drittes Feierabendbier in der einen Hand und Fernbedienung in der zweiten, lugte entgeistert durchs Fenster. Er sah die feuchtfröhlichen Massen gegen sein trautes Heim anstürmen, und er wurde gespenstisch blass. Er fragte sich, was sein Tochterherz schon wieder ausgefressen hatte.
Nun, in jenem Text »Merkels eskalierte Facebook-Party« beschrieb ich Merkels Offenhalten der Grenzen und die folgenden Schlagworte »Refugees Welcome«, »Freundliches Gesicht« und »Wir schaffen das!« als Merkels globale Facebook-Party.
Merkel versuchte einen Spagat zwischen Moral-PR und Realität.
Merkel wollte als Mutter Theresa dastehen. Also nicht als Hospizbetreiberin mit unkonventioneller Einstellung zur Palliativmedizin. Sondern als »Mutter der Welt«, welche alle jungen Männer Afrikas an ihr Mutterherz schmiegt und adoptiert – sprich: den Deutschen wie ein Veilchen aufs Auge drückt.
Andererseits versuchte sie, die realen Folgen ihres Tuns ein wenig abzumildern, aber auf unsichtbare Weise. Man wollte die Welteinladung aufrechterhalten, doch man wollte nicht, dass die Leute auch wirklich alle so einfach in Deutschland ankommen. Also musste man die Aufgebrochenen aufhalten, um »unschöne Bilder« zu vermeiden.
Also brauchte Frau Merkel den Herrn Erdogan. Dessen Land, die Türkei, liegt bekanntlich auf zwei Kontinenten: Europa und Asien. Und auch sonst versteht man sich in der Türkei im ganz großen Spagat.
Man flirtet mit westlichen Werten, siehe NATO und ewiges EU-Beitritt-Geraune, man verdankt so viel einem Atatürk. Doch man verfügt auch über einen »orientalischen« Magen, der scharfe Kost zu verdauen mag – und metaphorisch: ein Magen, der auch »robuste« Maßnahmen der Sicherheitsbehörden gut verträgt.
Merkel lud die jungen Männer der Welt nach Deutschland ein – und dann brauchte sie einen »starken Mann«, der die Leute davon abhält, auch tatsächlich zu kommen.
Ich beschrieb das damals so: »Deutschland überweist viele Milliarden der von Deutschen erarbeiteten Euros in Erdogans Reich (was wiederum Erdogans Macht stabilisiert), und der hält dafür die von Merkel eingeladenen Menschen davon ab, tatsächlich in die EU und nach Deutschland zu kommen […] – und als ›Bonus‹ erhalten türkische Textilfabriken billige Arbeitskräfte […], was wiederum dem deutschen Konsumenten durch billige Kleidung und Schuhe zugutekommt.«
Alles also fein, oder?
Jein.
Es gibt da ein Problemchen.
Die deutsche Regierung hat sich dem Krieg gegen alles irgendwie Konservative und Rechte verschrieben. Und rechter als Rechts ist bekanntlich Rechtsextrem.
Türkische Rechtsextremisten aber sind als die »Grauen Wölfe« bekannt. Und eigentlich müssten die doch super verboten werden, inklusive ihrer Symbole. Eigentlich müsste die Regierung ja gegen jeden Rechtsextremismus sein, oder?
Nun, die »Grauen Wölfe« werden vieler Morde beschuldigt, und sie sind rassistisch und nationalistisch und all das, wovon Linke in Deutschland ständig reden, aber die »Grauen Wölfe« sind es wirklich.
Und doch sind sie in Deutschland nicht verboten. Und auch ihr spezieller Gruß ist nicht verboten.
Der Gruß der Grauen Wölfe ist eine Geste, die darin besteht, Mittel- und Ringfinger an den Daumen zu halten – die Schnauze des Wolfes, während Zeigefinger und kleiner Finger als Ohren hochgehalten werden.
Genau diese Geste hat nun der türkische Nationalspieler Merih Demiral nach einem Tor beim Achtelfinale in der Europameisterschaft 2024 gezeigt, mit beiden Händen. (sportschau.de, 4.7.2024)
Es entbrannte der zu erwartende Krieg um Deutungen und Konsequenzen. Die UEFA sperrte Demiral für zwei Spiele. Irgendwer bestand darauf, dass der Wolfsgruß nicht der »Hitlergruß der Türkei« sei, was natürlich erstmal die Möglichkeit festhält, dass er es eben doch ist. Es ist das übliche Gezetere in einem Land, das sich selbst den kleinsten vaterländischen Splitter aus dem Auge operieren will, aber den Balken im Auge des orientalischen Nächsten auch nur zu benennen verbietet.
Doch wenn Deutschland ein freiheitlicher Rechtsstaat ist, wie man zu sein gern versichert, dann müsste das Zeigen des rechtsextremen Grußes, inklusive der rekrutierenden Wirkung unter Türken in Deutschland, überhaupt kein Problem sein, oder? Denn in einem freiheitlichen Rechtsstaat sollte doch erlaubt sein, was nicht verboten ist, oder?
Und weder die »Grauen Wölfe« noch ihr »Wolfsgruß« sind in Deutschland verboten.
Warum also verbietet man nicht in Deutschland die türkischen Rechtsextremen und ihre Symbole, wie sie etwa in Österreich verboten sind?
Der Grund ist vermutlich sehr simpel: Weil Erdogan es nicht will.
Sollte Innenministerin Faeser wirklich die »Grauen Wölfe« in Deutschland verbieten wollen, kann (so schreibt n-tv.de), »Erdogan jederzeit damit drohen […], den mit Merkel vereinbarten Deal aufzukündigen und einen Flüchtlingsstrom nach Deutschland zu entfachen«.
Das bedeutet: Wenn heute in Deutschland der rechtsextreme Wolfsgruß gezeigt werden kann, ohne dass die Behörden etwas dagegen tun können, dann trägt tatsächlich Frau Merkel daran Mitschuld.
Freunde, ich habe es früher gesagt, und ich sage es wieder: Dummheit und Bosheit sind im Effekt nicht zu unterscheiden. Doch das Handeln der Frau Merkel weist wahlweise Dummheit oder Bosheit in fürwahr historischem Maßstab auf.
Mir bleibt an dieser Stelle nur die Erkenntnis, dass uns die Hoffnung bleibt, etwas Gutes zu schaffen, und sei es noch so bescheiden.