Dushan-Wegner

22.10.2020

Ziegelsteine und Opfer ohne Namen

von Dushan Wegner, Lesezeit 9 Minuten, Foto von Ergita Sela
In Frankreich schließen sie die Moschee, deren Imam über den später Enthaupteten schimpfte – in Deutschland will man von Islamisten ermordete Bürger vergessen lassen. So oder so: Lässt sich etwas verbieten, das in den Köpfen und Herzen steckt?
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In Hürth, jenem Kölner Vorort wo die Krippe meiner Kinder stand, da steht auch eine katholische Kirche namens »St. Severin«. Wenn man in Hürth etwas unternehmen will, am Einkaufszentrum einkaufen oder zur Musikschule um in Sachen Musik geschult zu werden, jedoch am Stadtrand zu Köln hin wohnt, wird man die Krankenhausstraße entlangfahren – oder gehen – und so wird man an der Kirche St. Severin vorbeikommen.

Dereinst, vor vielen, vielen Monden, bin ich an manchen Tagen gleich vier Mal an der Kirche St. Severin mit dem Fahrrad vorbeigefahren, nämlich als ich einen Film beim Videoverleih auslieh (hin und zurück), und dann am späten Abend nochmal, als ich sie brav zurückgespult zurückgab (nochmal hin und zurück).

Eine besondere Eigenschaft der Kirche St. Severin fiel mir schon damals auf. Die Kirche St. Severin ist aus hellen Ziegelsteinen gebaut (siehe Foto auf Wikipedia). Jedes Mal, während ich etwa die »Blues Brothers« oder »Top Gun« hin und her transportierte, und an der Kirche vorbeikam, beeindruckte es mich, wie man Ziegelstein für Ziegelstein eine ganze große Kirche gebaut hatte.

Später lernte ich den Begriff »Backsteinromanik« (siehe Wikipedia) und dass es noch mehr (und, ja: schönere) Kirchen ganz aus Backsteinen gibt (siehe Wikipedia). Bevor mir die Ziegelsteine der Kirche St. Severin auffielen, hatte ich immer gedacht (und es fühlt sich noch immer »richtiger« an, wenn ich darüber nachsinne), dass Kirchen aus großen, teuren Steinblöcken gebaut sein sollten – idealerweise wie die Pyramiden so aufwändig gebaut, dass man sich Generationen später fragt, wie das überhaupt möglich war und ob da nicht Außerirdische mitgeholfen haben.

Eine Kirche aus Backstein aber, da verwendeten Menschen dasselbe »profane« Material wie bei Einfamilienhäusern oder Fabrikgebäuden, und sie haben, monate- und jahrelang, Stein auf Stein gelegt, bis ein Gotteshaus dastand, bereit um geweiht zu werden.

Dass eine Kirche aus simplen Backsteinen gebaut sein könnte, das hat mich schon damals berührt, als ich ein Halbstarker war – und heute, in (hoffentlich) der Mitte meines Lebens, mit Verantwortung für eine Familie und die Lektüre vieler tausend Leser, sehe ich in der Idee der Backsteinkirche – ja, aller Backsteingebäude – noch eine weitere Bedeutung.

Keine Aufmärsche, keine Trauerpropaganda

Bevor ich Ihnen meine neuen Gedanken zu alten Ziegelsteinen frisch vorlege, lassen Sie uns kurz von heiligen Häusern und ehrlichem Baumaterial zu den Nachrichten des Tages wechseln.

Zuerst: Wie das Hitchcocks Violin-Kreischen in der Psycho—Messer-Szene (siehe YouTube) werden islamistische Morde zum neuen Hintergrundgeräusch der sogenannten »toleranten« Gesellschaften.

In Frankreich wurde ein Lehrer von einem Islamisten öffentlich enthauptet. Ich schrieb davon – und von der hilflosen Reaktion des Ex-Bankers Macron, im Text: »Was will er tun, was er bislang nicht getan hat?«

In Dresden wurde am 4. Oktober 2020 ein aus NRW einreisender 55-jähriger Tourist mit einem Messer getötet (ich notierte es im Text »Selbstverteidigung« vom 8.10.2020), sein Begleiter überlebte schwer verletzt. Die Tat geschah mit einem Schneidewerkzeug, und der medienkompetente Bürger hatte so seinen Verdacht dazu, doch er wurde von der Propaganda erzogen, seinen Verstand, seine Erfahrungswerte und sogar das, was seine eigenen zwei Augen sehen, als »Vorurteil« geringzuschätzen.

Wir erfahren keine weiteren Details zum Opfer. In Deutschland werden die Namen von Opfern gefühlt immer häufiger nur dann publiziert, wenn diese einen Migrationshintergrund aufweisen und der Täter irgendwie, und sei es durch ein »Like« in den Sozialen Medien, als Regierungskritiker dargestellt werden kann. Es wird für das namen- und gesichtslose Opfer keine Sondersendungen im verfluchten Staatsfunk geben, keine regierungsfreundlichen Wir-sind-mehr-Aufmärsche, keine Trauerpropaganda, keine als Demonstration verkauften Volkskonzerte. Der Deutsche stirbt allein. Das Benennen von deutschen Opfern könnte zur Identifikation mit diesen führen und zur Wut aufs anwachsende Staatsversagen, was natürlich aus propagandistischer Sicht kaum wünschenswert wäre.

Diese Woche nun wurde ein Verdächtiger festgenommen – und siehe da: Der Verdächtige ist ein dem IS nahestehender Syrer (nzz.ch, 21.10.2020). Abdullah A. H. H. war ein bekannter Gewalttäter und erst seit fünf Tagen wieder auf freiem Fuß (rtl.de, 21.10.2020) – und er wurde nicht abgeschoben, da Syrien ein Kriegsland ist, was natürlich ein »Abschiebehemmnis« ist (bild.de, 22.10.2020 – und dazu als Video-Randnotiz: »Virtual Walking Tour Damascus« via YouTube).

Man darf annehmen, dass der Überlebende eventuell schon kurz nach der Tat den Täter beschreiben könnte (tichyseinblick.de, 22.10.2020) – die Behörden gaben eventuelle Informationen nicht in die Öffentlichkeit. Die Antwort auf die Frage, warum man zwei Wochen lang der Bevölkerung nicht sagte, was man über den frei herumlaufenden mutmaßlichen Mörder wusste, könnte vielleicht Teile der Bevölkerung verunsichern.

Der tatverdächtige Islamist war 2015 nach Deutschland gekommen, im Jahr der Merkelschen Welteinladung (»Selfiepolitik«). Es ist noch nicht bekannt, ob der mutmaßliche Täter am Bahnhof mit einem Teddybär begrüßt wurde. Manche fragen sich, ob in einer gerechten Welt nicht alle Offene-Grenzen-Rufer von 2015 für den Tod des 55-Jährigen zur Verantwortung gezogen werden müssten – Realisten werden dazu nur mit den Schultern zucken. Die Politkader, Kirchenfunktionäre, Wohlfahrtsbonzen und all die Profi-Gutmenschen in ihren Villas und Limousinen ficht so ein Tod wenig an – »wo gehobelt wird…«

»Toleranz« bedeutet »Ertragen«, und Globalisten wollen, dass wir es ertragen, unsere Freiheit, unsere Lebensfreude und wenn wir Pech haben auch unser Leben zu verlieren.

In Paris reagiert man auf die Enthauptung eines Lehrers, indem man die Moschee schließt, deren Imam zuvor den Lehrer bedrohte und seine Schuladresse publiziert, was ja nach einem Aufruf klingt (tagesschau.de, 20.10.2020) – Muslime aus dem Umfeld jener Moschee reagieren, indem sie den Innenminister »verrückt« nennen.

Macron geht jetzt gegen Islamismus vor. Die Regierung handelt wie einer, der am zweiten Stockwerk vorbeifallend es rückgängig machen will, aus dem Fenster im zehnten Stock gesprungen zu sein. (Immerhin versuchen sie etwas, so hilflos es sein mag – in Deutschland werden Islamisten derweil schon mal via Gemeinnützigkeit gefördert, siehe achgut.com, 22.10.2020.)

Was ändert es denn am Charakter?

Es ist ohne Zweifel wichtig, die Daten und Fakten zu lernen, die man im Geschichtsunterricht so lernt (so man heute überhaupt noch etwas in der Schule lernt außer »AfD ist doof! Trump ist extra doof! Hurra Merkel! Hurra Greta! Wir sind mehr!«).

Jedoch, in einer wichtigen Sache wurden wir alle, so fürchte ich, gefährlich falsch geprägt: Wir lernten die Namen der Großen Könige und Weltenlenker, wir lernten die Daten und die Beschlüsse der Konferenzen, wir lernten von den Schlachten und Kriegen, von niederschmetternden Niederlagen und sogenannten Siegen. Wir lernten aber nur selten, was in den Köpfen der Menschen vorging, die jenen Großen und Großkopferten als »Material« dienten.

Ich frage Sie jedoch: Was ist am Hausbau wichtiger, das Baumaterial oder der Bauplan? (Das Wort »wichtiger« ist arg ungenau, deshalb belasse ich es bei der rhetorischen Frage.)

Ich wage diese These: Das Baumaterial hat mehr Einfluss auf das Bauwerk als der Bauplan.

Aus Glas und Stahl werden Sie andere Gebäude bauen, als Sie aus Holz bauen werden. Aus Beton werden Sie andere Gebäude entstehen lassen, als wenn Sie mit Sandstein bauten – oder eben mit Ziegelsteinen.

Stellen wir uns die Gesellschaft als ein Gebäude vor, ob Sie nun eine Kathedrale, eine Markthalle oder den schönen Backstein-Bau einer guten Schule als Metapher wählen.

Die Menschen einer Gesellschaft sind wie Backsteine, aus denen die Gesellschaft gebaut wird – und mit Menschen meinen wir natürlich zuerst die Gedanken, die Gewohnheit und den Charakter des Einzelnen.

Wenn in Frankreich eine bestimmte Moschee »geschlossen« wird, was ändert es denn am Charakter, an Denkweisen und Lebenskonzept der Leute, die sich bislang zu den dort predigenden Predigern hingezogen fühlten? Was ändert es am Charakter der Gesellschaft, welche die Mörder und ihre Geistesbrüder »tolerierte«?

Ein ganz besonderer Ziegelstein

Die echten Backsteine aus Ton und Erde brauchen einen Menschen, der aus Ihnen ein Gebäude entstehen lässt. So wird aus den irdenen Backsteinen die Form des Gebäudes von Mensch und Material zusammen bestimmt.

Der Mensch ist ein ganz besonderer Ziegelstein, der aus sich und seinesgleichen seine eigene Gesellschaft zu errichten vermag!

Wenn der Staat ein Gebäude abreißt, die Ziegelsteine jedoch sich selbst überlässt, errichten die schneller aus sich selbst ein neues Gebäude, noch höher und klüger als das letzte, als der Staat auch nur den Papierkram für den letzten Abriss erledigt hat.

(Randnotiz: Unter denen, welche die Zukunft für chinesisch halten, haben die verschiedenen Beobachter verschiedene Gründe. Verschwörungstheoretiker mutmaßen, einige Politiker und Redaktionen würden schlicht von der Kommunistischen Partei Chinas bezahlt, um den Westen auszuliefern, und ohne Bestechung und/oder Erpressung ist manche suizidale Idiotie tatsächlich nur mit schmerzhaften geistigen Verrenkungen zu erklären. Andere sehen Chinas Geschäfte in Asien und Afrika, dazu natürlich den großen Masterplan »Neue Seidenstraße«. Ich selbst sehe, naturgemäß, einen »philosophischen« Mechanismus: Eine Gesellschaft, gebaut aus Ziegeln, die aus einer Kombination aus Konfuzianismus und modernem Vertrauen in Technologie geformt wurden, könnte sich als robuster erweisen, als das von westlicher Propaganda gelehrte hysterische, fake-moralische Gekreische, welches das »Bauchgefühl« zur Wahrheitsquelle erklärt.)

Für meinen Charakter

Ich weiß, ich weiß: es ist in der Geschichte selten gut gegangen, wenn Politiker den Bürger zu einem »neuen Menschen« erziehen wollten. Im Grund ist das deutsche Desaster auch heute darauf zurückzuführen, dass Staatsfunk, Propaganda und ein linksgrünes Bildungswesen die Deutschen nicht einmal zum Ziegelstein, sondern höchstens zur weichen Knetmasse geformt haben, die sich willig verbiegen, verformen und dann auch mit Messern zurechtschneiden lässt.

Wenn Politiker es nicht tun – es nicht tun sollen, wer soll es dann tun? Die heutige deutsche Situation ist natürlich weltweit einmalig. Deutschland leidet unter den sogenannten »Öffentlich-Rechtlichen«, die von den Alliierten eingerichtet wurden mit dem expliziten Ziel, dass die Deutschen nicht so bald wieder unhöfliche Spaziergänge etwa gen Osten unternehmen (was deutsche Politiker nicht daran hindert, politisch übergriffig zu werden, wenn sie etwa fabulieren, allzu freche Ost-Staaten »aushungern« zu wollen (deutschlandfunk.de, 30.9.2020).

Natürlich braucht es mehr als nur die »Ziegelsteine«, um ein Haus zu bauen – doch wer würde bestreiten, dass die Stabilität eines Hauses mit seinen Ziegelsteinen steht und – buchstäblich! – fällt?

Ich bin – zum Glück – nicht verantwortlich für die »Ziegelsteine« einer ganzen Nation (und wenn ich mir ansehe, was für fragwürdige, unmoralische Gestalten in Staatsfunk und Propaganda sich anmaßen, die »Ziegelsteine« der Nation zu formen, wird das Aufrechterhalten von Hoffnung zum Sisyphusakt).

Ich bin für mich selbst verantwortlich, für meinen Charakter – und das ist anstrengend genug; dazu mit Elli gemeinsam natürlich auch für den Charakter unserer Kinder – soweit man als Eltern überhaupt mehr tun kann, also bestmöglich Vorbild zu sein und ansonsten viel zu hoffen.

Mancher Politiker und Propagandist erzählt von seinen Plänen und Visionen, von seinen Absichten und Anliegen. Ich sage: Schöne Worte, gewiss – doch zeige mir lieber, aus welchen Ziegelsteinen du dein Gebäude zu errichten gedenkst!

Jeden Tag wird am Gebäude gebaut, in dem wir morgen leben werden. Niemand weiß in jedem Detail, was es für ein Haus sein wird, in dem wir morgen wohnen, doch eines steht fest: Das Haus, in dem wir leben werden, es wird genau so stark und so klug sein, wie wir, die Ziegelsteine, stark und klug sein werden.

Weiterschreiben, Wegner!

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