07.01.2025

Zuckerbergs Rede an die globale Nation – deutsche Übersetzung

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Bild: »Founding Father Zuckerberg« (KI: Grok)
Mark Zuckerberg hat eine Rede an die globale (Facebook-)Nation gehalten – es ist ein Schock! Nach 4 Jahren immer schärferer Zensur will er, explizit dank der Wahl von Trump, mehr Meinungsfreiheit wagen – auch damit die USA nicht werden wie Europa.
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Es gibt Ereignisse, bei denen muss man selbst als geübter, also leider zynischer Essayist kurz die Luft anhalten. Heute, am 7. Januar 2025, veröffentlichte der Facebook-Boss quasi eine Rede an die globale Nation, natürlich standesgemäß als Video bei Facebook (Link: facebook.com).

Der Inhalt ist … schockierend, so finde ich, doch urteilt selbst!

Übersetztes Transkript der Zuckerberg-Video-Ansprache vom 7. Januar 2025

(Ab hier die »Rede« von Mark Zuckerberg in der deutschen Übersetzung des Video-Transkripts.)

Hallo zusammen, ich möchte heute über etwas Wichtiges sprechen, denn es ist Zeit, zu unseren Wurzeln zurückzukehren, nämlich der freien Meinungsäußerung auf Facebook und Instagram.

Ich habe angefangen, soziale Medien aufzubauen, um den Menschen eine Stimme zu geben. Ich habe vor fünf Jahren in Georgetown eine Rede über die Bedeutung des Schutzes der freien Meinungsäußerung gehalten und bin auch heute noch davon überzeugt.

In den letzten Jahren aber ist viel passiert. Eine breite Debatte fand statt, über mögliche Schäden durch Online-Inhalte. Regierungen und etablierte Medien drängten zunehmend auf Zensur.

Vieles davon ist eindeutig politisch, aber es gibt auch viele tatsächlich schlechte Dinge da draußen: Drogen, Terrorismus, Ausbeutung von Kindern. Das sind Dinge, die wir sehr ernst nehmen, und ich möchte sicherstellen, dass wir verantwortungsvoll damit umgehen. Deshalb haben wir viele komplexe Systeme zur Moderation von Inhalten eingerichtet.

Das Problem bei komplexen Systemen ist jedoch, dass sie Fehler machen. Selbst wenn sie versehentlich nur 1 % der Beiträge zensieren, sind das Millionen von Menschen. Und wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es einfach zu viele Fehler und zu viel Zensur gibt.

Die jüngsten Wahlen wirken auch wie ein kultureller Wendepunkt hin zu einer erneuten Priorisierung der Rede. Deshalb kehren wir zu unseren Wurzeln zurück und konzentrieren uns darauf, Fehler zu reduzieren, unsere Richtlinien zu vereinfachen und die freie Meinungsäußerung auf unseren Plattformen wiederherzustellen. Genauer gesagt, hier erfahren Sie, was wir tun werden.

Zuerst werden wir die Faktenprüfer abschaffen und sie durch Community-Notizen ersetzen, ähnlich wie bei X, das in den USA beginnt.

Nachdem Trump 2016 zum ersten Mal gewählt wurde, schrieben die traditionellen Medien (wörtlich: »legacy media«) unentwegt darüber, dass Desinformation eine Bedrohung für die Demokratie darstellten. Wir haben in gutem Glauben versucht, diese Bedenken auszuräumen, ohne zum Schiedsrichter über »Wahrheit« zu werden.

Doch die Faktenprüfer waren politisch einfach zu voreingenommen und haben mehr Vertrauen zerstört als geschaffen, besonders in den USA.

Deshalb werden wir in den nächsten Monaten schrittweise ein umfassenderes Community-Notizensystem einführen.

Zweitens werden wir unsere Inhaltsrichtlinien vereinfachen und eine Reihe von Einschränkungen zu Themen wie Einwanderung und Geschlecht aufheben, die einfach nicht zum Mainstream-Diskurs passen.

Was als Bewegung für mehr Inklusion begann, wird zunehmend dazu genutzt, Meinungen zu unterdrücken und Menschen mit abweichenden Ideen auszuschließen – und es ist zu weit gegangen. Deshalb möchte ich sicherstellen, dass Menschen ihre Überzeugungen und Erfahrungen auf unseren Plattformen teilen können.

Drittens ändern wir die Art und Weise, wie wir unsere Richtlinien durchsetzen, um jene Fehler zu reduzieren, die den Großteil der Zensur auf unseren Plattformen ausmachen. Früher hatten wir Filter, die nach Richtlinienverstößen suchten. Jetzt konzentrieren wir diese Filter auf die Bekämpfung illegaler und schwerwiegender Verstöße.

Und bei Verstößen geringerer Schwere verlassen wir uns darauf, dass jemand ein Problem meldet, bevor wir Maßnahmen ergreifen.

Das Problem besteht darin, dass Filter eben Fehler machen und viele Inhalte entfernen, die sie nicht entfernen sollten. Indem wir die Filter herunterfahren, werden wir das Ausmaß der Zensur auf unseren Plattformen drastisch reduzieren.

Wir werden unsere Inhaltsfilter optimieren, um einen viel höheren Grad an Gewissheit zu verlangen, bevor Inhalte automatisch entfernt werden. Die Realität ist, dass dies ein Kompromiss ist. Das bedeutet, dass wir weniger schlechte Dinge herausfiltern, aber auch die Anzahl der Beiträge und Konten unschuldiger Personen reduzieren, die wir versehentlich löschen.

Viertens bringen wir »civic content« zurück. Eine Zeit lang forderte die Community, weniger Politik zu sehen, weil diese Menschen stressten. Deshalb haben wir aufgehört, diese Beiträge zu empfehlen.

Aber es fühlt sich so an, als ob wir uns jetzt in einer neuen Ära befinden und wir fangen an, Feedback zu erhalten, dass die Leute diesen Inhalt wieder sehen möchten. Deshalb werden wir damit beginnen, dies auf Facebook, Instagram und Threads schrittweise wieder auszuweiten und gleichzeitig daran zu arbeiten, dass die Communities freundlich und positiv bleiben.

Fünftens werden wir unsere Teams für Vertrauen, Sicherheit und Inhaltsmoderation aus Kalifornien verlegen, und unsere USA-Inhaltsüberprüfung wird in Texas angesiedelt sein.

Wenn wir uns darum bemühen, die freie Meinungsäußerung zu fördern, denke ich, dass uns das dabei helfen wird, Vertrauen aufzubauen, um diese Arbeit an Orten durchzuführen, an denen es weniger Bedenken hinsichtlich der Voreingenommenheit unserer Teams gibt.

Schließlich werden wir mit Präsident Trump zusammenarbeiten, um gegen Regierungen auf der ganzen Welt vorzugehen, die es auf amerikanische Unternehmen abgesehen haben und auf eine stärkere Zensur drängen.

Die USA verfügen über den stärksten verfassungsmäßigen Schutz der freien Meinungsäußerung weltweit.

In Europa existieren immer mehr Gesetze, die Zensur institutionalisieren und es schwierig machen, dort etwas Innovatives aufzubauen.

In lateinamerikanischen Ländern existieren Geheimgerichte, die Unternehmen anweisen können, heimlich Maßnahmen durchzuführen.

China hat unsere Apps gleich ganz verboten.

Nur mit der US-Regierung kann dieser globale Trend eingedämmt werden. Und deshalb war es in den letzten vier Jahren so schwierig, als sogar die US-Regierung auf Zensur drängte. Indem man uns und andere amerikanische Unternehmen verfolgte, wurden andere Regierungen ermutigt, noch weiter zu gehen.

Aber jetzt haben wir die Gelegenheit, die freie Meinungsäußerung wiederherzustellen, und ich freue mich darauf, sie zu nutzen. Es wird einige Zeit dauern, dies richtig anzustellen, und es handelt sich um komplexe Systeme – sie werden nie perfekt sein.

Es gibt auch viele illegale Dinge, an deren Entfernung wir noch sehr hart arbeiten müssen. Aber das Fazit ist: Nachdem wir uns jahrelang bei der Moderation von Inhalten hauptsächlich auf das Entfernen von Inhalten konzentriert haben, ist es an der Zeit, uns darauf zu konzentrieren, den Einsatz zu reduzieren, unsere Systeme zu vereinfachen und zu unseren Wurzeln zurückzukehren, den Menschen eine Stimme zu geben. Ich freue mich auf das nächste Kapitel.

Bleibt guter Dinge da draußen – bald kommt noch mehr.

(Ende des übersetzten Transkripts; Original bei facebook.com, 7.1.2025.)

Was meint ihr?

Mir erscheint alles so erschreckend offensichtlich. Das sogenannte Offensichtliche galt bis eben noch als »rechtsextrem« und logisches Denken als »faschistisch«, mindestens in Deutschland.

Ich bin ehrlich schockiert, wie offen Europa als abschreckendes Beispiel angeführt wird. Ja, wir wissen es selbst, doch was hat sich in den Koordinaten von Raum und Zeit verschoben, dass Wahrheit, alte westliche Werte und dazu gesunder Menschenverstand so offen ausgesprochen werden dürfen?

Mir bleibt ein wenig, wie man so sagt, die Spucke weg. Wie geht es euch? Glaubt ihr dem allen oder seid ihr eher vorsichtig?

Sagt mir eure Meinung, als Kommentar bei Twitter oder standesgemäß bei Facebook.

Weiterschreiben, Wegner!

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