Dushan-Wegner

04.06.2023

AfD bei 19 % – das sind die 3 wahren Gründe

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Siehst du das Licht?
AfD bei 19 Prozent. Ein Grund, nicht die AfD zu wählen, lag bislang in mangelnder Regierungsoption. Die »Ampel« zeigt aber, dass es ohnehin egal ist, wer von den Übrigen regiert – also kann man AfD wählen, um zumindest zu protestieren.
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Eine deutsche Boulevardzeitung titelt: »Sonntagstrend: Schock-Umfrage! AfD holt Rekord-Zahlen«, und: »Im Osten ist es besonders krass« (bild.de, 3.6.2023).

Laut der jüngsten INSA-Umfrage liegt die AfD bei 19 % und damit gleichauf mit der SPD. (Am Rande: Mich würden die Rohdaten der Umfrage interessieren.)

Wenn die SPD eine Volkspartei ist, dann ist auch die AfD inzwischen eine Volkspartei, zumindest nach Wählerstimmen – und das weitgehend ohne eigene größere Medienbeteiligung.

Ratlose Bubble

Die BILD-Zeitung ist empörtempört sage ich, fast so schockiert wie die SPD-Grüne-ZDF-Bubble um Sawsan Chebli, Ricarda Lang et cetera.

Und man gibt sich ratlos. Ich will gern erklären. – Natürlich gehe ich nicht ernsthaft davon aus, dass diese Gestalten das hier lesen (können). Ich schreibe, weil wir verstehen wollen.

Die AfD hat sich in den letzten Jahren nicht arg verändert, zumindest nicht dermaßen, dass damit ein solcher Anstieg in den Umfragen zu erklären wäre.

Auch die Entwicklung der Politik insgesamt erklärt den Zuwachs der AfD nicht (allein). Merkel hat Deutschland großen Schaden zugefügt, und das Kabinett um Olaf »Erinnerungslücke« Scholz legt noch eine ordentliche Schippe »Korruptionsfeeling« drauf, aber auch das allein rechtfertigt nicht einen solchen Anstieg der Umfragewerte.

Das Abdriften Deutschlands heraus aus der Demokratie und der rationalen Selbsterhaltung läuft schon seit einigen Jahren – was also ist neu?

Wissend und erwartend

Die AfD wird nicht nicht gewählt, weil so viele Menschen sich nicht mit ihr identifizieren könnten, sondern weil eine Moralpanik (siehe Wikipedia) inszeniert wurde, welche die Bürger davon abhalten soll, die »Bösen« zu wählen.

Kaum ein Bürger wählt dagegen CDU, SPD oder Grüne aus eigenem Interesse. Man wählt diese Parteien aus Gewohnheit oder aufgrund des Propagandadrucks, wissend und erwartend, dass diese Parteien dem Land und seinen Bürgern weiter aktiv schaden werden.

Die Motive, heute noch CDU, SPD oder Grüne zu wählen, ähneln denen religiöser Gruppen, die sich selbst geißeln und auspeitschen, sich also in der Hoffnung auf abstrakten Lohn echten Schmerz und nachhaltigen Schaden zufügen.

Doch in den letzten Jahren haben sich, so meine These, drei ans Metaphysische grenzende Aspekte in der deutschen Gesellschaft gewandelt – und die lassen die Umfragewerte der AfD steigen.

Erlösung fällt aus

Erstens: Die Erlösung stellte sich nicht ein. Den Menschen wurde und wird auch weiterhin versprochen, dass sie mit der Wahl von SPD, CDU und Konsorten zwar sich und ihrem Land konkreten Schaden zufügen, doch damit moralisch etwas Gutes tun. In solchen moraltriefenden Heilsversprechen ist stets implizit enthalten, dass irgendwann all die Mühe mit einem höheren, glücklichen Seinszustand belohnt wird, einem »Paradies«. Anders aber als der Selbstmordattentäter erhält der »Selbstmordwähler« die Gelegenheit, zu überprüfen, ob dieses Versprechen eingehalten wird.

Immer mehr Bürger begreifen, dass Politiker die Bürger nicht für »toleriertes« Leid belohnen, sondern ihnen noch mehr Leid aufbürden werden.

Welche »Belohnung« gab’s denn für die Bürger, nachdem sie 2015 durchgestanden hatten? Die »Belohnung« war noch mehr Einwanderung. Was war denn die »Belohnung« für Mülltrennung und Energiewendewahnsinn? Die »Belohnung« ist die drohende Enteignung der Hausbesitzer durch Wärmepumpenwahnsinn.

Die Bürger begreifen, dass der Lohn für ihr Ertragen (wörtliche Übersetzung von »Tolerieren«) schlicht darin besteht, noch mehr ertragen zu müssen. (Ein übliches Schema aller Sozialismen.)

Überhaupt etwas

Zweitens: Viele Bürger trauen sich nicht, die AfD zu wählen, weil sie fürchten, deswegen »Nazi« genannt zu werden.

Wenn ich die Wahl habe, geistig tot zu sein oder »Nazi« genannt zu werden, werde ich eben damit leben müssen, von geschichtslosen Trotteln »Nazi« genannt zu werden.

Die Bezeichnungen »Nazi«, »Faschist« oder »Rechtsextremist« wurden derart inflationär benutzt, dass es immer weniger »weh tut«.

Es ist, wie wenn ein psychisch gestörter Mensch dich beschimpft: Zunächst bist du empört und überlegst womöglich, was du Falsches gesagt hast. Dann stellst du aber fest, dass die Worte aus dem Mund dieses Menschen nicht das bedeuten, was sie in deinem Kopf bedeuten – sofern die Worte eines Wesens, dessen Denken und Handeln auf Reflex und Reizreaktion reduziert sind, überhaupt etwas bedeuten können.

Kein Unterschied – oder doch

Drittens: Neben den emotionalen Gründen, die AfD nicht zu wählen, konnte man auch einen durchaus rationalen Grund hören, es nicht zu tun: Da keine Partei mit der AfD koalieren kann/wird/darf (zumindest auf Bundes- und Landesebene), hat die AfD keine Machtoption. Eine Stimme für die AfD wäre damit »garantiert verloren«.

Dieses Argument gegen eine Stimme für die AfD klingt zunächst plausibel – wie manches Argument, das solange plausibel klingt, bis man die impliziten Prämissen ausbuchstabiert.

Denn: Ob eine Partei eine Machtoption hat, ist nur dann ein relevantes Kriterium, wenn es einen Unterschied macht, wer sonst an der Macht ist.

Doch zeigt die aktuelle Koalition vor allem: Es ist egal. Es ist vollständig, komplett und total egal, ob und in welcher Konstellation nun SPD/CDU/XYZ regieren. Nichts ist besser geworden, aber vieles schlechter.

Nicht was, sondern wie

Wir kennen ja jenes zynische Bonmot, wonach Wahlen verboten wären, wenn sie etwas ändern könnten. Wir ahnen heute, dass es tatsächlich stimmt.

Schon deshalb sage ich also nicht, was du wählen sollst.

Aber ich habe einen denkbar simplen Vorschlag, wie du wählen solltest: Wähle so, dass du später nicht das Gefühl hast, im entscheidenden Moment versagt zu haben.

Ich kann nicht versprechen, dass deinem Gewissen zu folgen die Welt zum Besseren ändern wird. Aber wenn etwas je zum Besseren verändert wurde, dann durch Menschen, die sich Rechenschaft vor ihrem Verstand und vor ihrem Gewissen abzulegen wussten.

Weiterschreiben, Wegner!

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