Dushan-Wegner

01.05.2023

Boris Palmer wird die Grünen los

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten, Flieg, Ikarus, flieg!
Boris Palmer tritt aus den Grünen aus. Die Grünen meinen, ihn damit endlich loszuwerden. Doch andersrum stimmt es: Palmer wird die Grünen los! – Deutschland sollte es ihm gleichtun.
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Boris Palmer, der Oberbürgermeister von Tübingen, verlässt die einzige moralische Partei in Deutschland – die Grünen! (So berichtet bild.de, 1.5.2023.)

»Ein Paukenschlag!«, so schallt es von allen Seiten.

Herr Palmer war ja bisweilen damit aufgefallen, in Deutschland verbotene Wahrheiten auszusprechen, und so legte man ihm parteiintern immer wieder nahe, doch »rüberzumachen«, sprich: auszutreten. Palmer wurde verklagt, weil er einen Parteifreund als trans »outete« (tagesspiegel.de, 15.7.2020). Immer wieder wurde er als »Rassist« bezeichnet (siehe etwa zeit.de, 8.5.2021), was ihm sogar ein Parteiausschlussverfahren einbrachte.

Boris Palmer ist wahrlich nicht in allen Punkten ein Mann nach dem liberal-konservativen Herzen. Ich höre zu Palmers Grünen-Exitus konservative Kommentare wie: »Eine Pfeife verpfeift sich.« (Doch Palmer »verpfeift« sich nur aus den Grünen – und die brauchen ihn weit mehr als er sie!)

Zu Zeiten des »legalen Unrechts« der Corona-Panik drohte Palmer etwa Impfunwilligen mit Beugehaft (siehe Essay vom 22.12.2021 und bild.de, 21.12.2021). Zuvor schien er noch dagegen zu sein, Menschen zu retten, »die in halbem Jahr sowieso tot wären« (swp.de, 29.4.2020.)

Manche Provokationen des Herrn Palmer sind – und da ist man sich lagerübergreifend einigermaßen einig – so oder so reichlich überflüssig.

Zuletzt etwa ließ er sich auf Debatten ein, ob und wann er »das N-Wort« benutzt (bild.de, 29.4.2023). Er verwendete es auch mehrfach, und als man ihm vorwarf, ein »Nazi« zu sein, verglich er diese Beschimpfung mit einem »neuen Judenstern«. Mir zumindest scheint, dass Herr Palmer nicht den Unterschied zwischen Internet-Provokateur und Politiker verstanden hat.

Klappern gehört zum Handwerk, gerade zum politischen, ich weiß. Doch wenn man sich wie ein Vollzeit-Trommler anhört, dann ist es tatsächlich Zeit zu gehen – oder vielleicht doch nicht?

Boris Palmer bleibt Oberbürgermeister von Tübingen (wenn auch eine etwas unklar definierte »Auszeit« im Raum steht). Palmer wurde 2022 ja für fünf Jahre wiedergewählt. Nicht alle seine Wähler werden seine Entgleisungen so schlimm finden, wie seine Parteibasis es tut. Palmer will sich aber »professionelle Hilfe« holen, damit sich solche sprachlichen Abenteuer nicht wiederholen.

Er tritt (nach bisherigem Stand der Meldungen) »nur« aus der »grünen Familie« aus. Schon am 23. April hatte er die Mitgliedschaft »ruhen« lassen – jetzt seilt er sich ganz ab.

Man muss Palmer nicht in allen Punkten zustimmen, um anzuerkennen: Er ist ein Politiker, der noch die sprichwörtlichen »Ecken und Kanten« hat und nicht wie das rund gewaschene, spenderbewusste Kieselsteinchen bei Grünen oder CDU wirkt – dumm, aber brav und also von Staatsfunkern gehätschelt.

»Wenn ich dort ankomme, denke ich immer: Vorsicht, Sie verlassen den funktionierenden Teil Deutschlands«, so sagte Palmer einmal über Berlin (tagesspiegel.de, 4.12.2018), und wenn er so etwas sagt, dann klingt es echt (richtig ist es ja ohnehin).

Die Grünen jubeln nun, weil sie froh sind, Boris Palmer »losgeworden« zu sein.

Richtiger ist: Boris Palmer ist die Grünen losgeworden.

Hätte Deutschland seine Sinne beisammen, würde es Palmer lieber heute als morgen folgen und endlich die Grünen loswerden!

Weiterschreiben, Wegner!

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