Dushan-Wegner

18.08.2020

Coronamüde? Bewegt euch!

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten, Foto von Amelia Bartlett
In Minsk demonstrieren Tausende ohne eine einzige Maske – und Merkel erklärt, ihr Herz sei ganz doll dabei. Für Deutschland allerdings warnt sie vor »schnellen Lockerungen«. Seid ihr auch so coronamüde, der Manipulation müde und – vor allem! – merkelmüde?!
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Wenn Journalisten in den USA wieder mal irgendeine Fake News gegen Trump lancieren wollen, berufen sie sich gern auf »anonyme Quellen innerhalb des weißen Hauses« – wer sich auf »anonyme Quellen« beruft, der kann sich Beliebiges ausdenken – und wenn er/sie/divers einigermaßen geschickt relotiussiert und die Ideen der Subjekte spiegelt, kann seine ausgeda…, pardon, seine anonyme Quelle auch mal die Wahrheit treffen, ja sogar wahrer als die Wahrheit sein!

In diesem modernen Geiste also… anonyme Quellen haben mir zugetragen, dass es im Umkreis der Kanzlerin heißt: »Widersprich Genossin Merkel nicht – warte einfach, bis sie es selbst tut!«

Ist es wahr, was die anonyme Quelle mir zwischen erstem und zweitem Morgenkaffee zuflüsterte? Wir wollen die unsterblichen Worte des Professor Bömmel in der Feuerzangenbowle paraphrasieren: Da stelle me uns e mal janz journalistisch – watt is die Wahrheit? Worauf die wahre Antwort natürlich lautet: Wahr ist, womit man durchkommt.

Heute hü, morgen fott

Der (wirklich gute) Herr Ronzheimer zitiert aktuell die (wirklich nicht so gute) Frau Merkel derart:

Kanzlerin Angela Merkel hat sich gerade eben nach @bild-infos im CDU-Vorstand zu den Protesten hier in Weißrussland geäußert: »Unser Herz schlägt mit den Demonstranten!« (@ronzheimer, 17.8.2020)

Ja, ich weiß, man möchte als Untergebener spontan ausrufen: »Natürlich schlägt Frau Merkels Herz für Menschen aller möglichen Länder außer Deutschland!«, und es wäre plausibel, und doch ist es noch etwas anderes, das uns hier auffällt…

In den Nachrichten des deutschen Staatsfunks finden wir aktuell ausreichend Bilder dieser Demonstranten in Weißrusslands Hauptstadt, etwa tagesschau.de, 18.8.2020. Auf den Fotos sehen wir Tausende und Abertausende tatsächlich sympathischer Menschen, in Nahaufnahme wie auch in der Supertotalen, also in allen Perspektiven, die es braucht, um eine Demonstration als »gut« zu positionieren – was ich aber nicht sehe, sind Masken. – Keine. Einzige. Maske.

Kein Wort zur Maskenabwesenheit beim deutschen Staatsfunk. Kein Wort bei der Staatschefin. (Kein Wort dazu auch beim weißrussischen Staatsfunk, was aber auch daran liegen könnte, dass die Angestellten dort streiken, weil sie endlich die Wahrheit sagen wollen; siehe dw.com, 17.8.2020. Ob das in Deutschland passieren könnte? Ich habe Zweifel – kennen Sie die deutschen Staatsfunk-Gehälter?!!)

Aktuell (Stand Dienstag, 18.8.2020, ca. 9:00 Uhr) finden sich auf der Homepage der sogenannten »Tagesschau« direkt unter den tollen Heldenfotos aus Weißrussland gleich zwei Nachrichten (Direktlinks: 1, 2) zu der Corona-Gefahr in Deutschland!

Sollen wir Frau Merkel widersprechen? Warten wir doch, bis sie es selbst tut – zum Beispiel implizit.

Wir lesen bei einer »deutschen Boulevardzeitung«:

Kanzlerin Merkel fürchtet »Desaster« bei Corona … während im chinesischen Wuhan, dem Ursprungsort der Seuche, ausgelassen gefeiert wird! (@bild.de, 18.8.2020)

Frau Merkel fürchtet ein »Desaster« sagt sie – aber vermutlich natürlich nur für Deutschland. Wenn das Virus wirklich so gefährlich ist, warum mahnt sie nicht die Maskenlosen in Weißrussland? Nicht einmal ein einziges Wort, keine Silbe, nichts.

Wir lesen weiter – und wir ahnen es, was ihre Stoßrichtung ist:

Weitere Lockerungen könne es deshalb nicht geben. Und Bundesliga-Spiele mit Publikum – undenkbar! (@bild.de, 18.8.2020)

Warum erklärt man Fußballspiele nicht einfach zur politischen Demonstration gegen die Opposition? Mancher Fußballverein präsentierte sich ja ohnehin sehr politiknah, da wäre es nur logisch, die Spiele zur Demo gegen Merkels Gegner zu erklären, und schon wäre das Virus ganz magisch seiner Kraft beraubt!

»Ein erschreckender Mix«

Es ist wohl nicht-nur-wenig Wahres dran, an jenem Zitat, das mir die anonyme Quelle zwischen zwei Kaffees zutrug: »Widersprich Genossin Merkel nicht – warte einfach, bis sie es selbst tut!«

Wo ist der Aufschrei der Bundesregierung gegen die maskenlosen Demonstrationen in Weißrussland? (Oder »Belarus«, wie sie jetzt fast alle gleich schalten.)

Wenn das Virus wirklich noch immer supergefährlich ist, warum wurde nicht sofort eine ausnahmslose und robust durchgesetzte Einreisesperre für Weißrussland angekündigt? (Statt nur der allgemeinen Einschätzung als »Risikogebiet«, siehe rki.de.)

Es kursieren verschiedene Thesen zur Frage, warum die Regierung so unterschiedlich auf die verschiedenen Demos reagiert. Etwa: Wenn die Demonstration die eigene Gesellschaft spaltet (etwa indem sie Menschen verschiedener Hautfarben gegeneinander aufhetzt), stärkt sie die Position der Regierung und lenkt so schön von aktuellen Skandalen ab (etwa vom Wirecard-Skandal, siehe rnd.de, 20.7.2020); etwas Antifa-Randale, Weiße-Schuld-Debatten und zeitfressende, ablenkende Debatten um Zigeunersoßen sind genau nach dem Geschmack der Pöstchensammler.

Wenn die Bürger gegen die Regierung auf die Straße gehen (in Deutschland sind Regierung und Staatsfunk ja gewohnt, dass die Masse für die Regierung demonstriert, auch wenn da schon mal mit Gratis-Konzerten und Bratwurst »nachgeholfen« wird), und wenn sie so etwas wie Geschlossenheit zeigt, wird die Politik richtig panisch.

Im Staatsfunk wurde es ja offen gesagt! Als die für ihre »Haltung« und »Journalismuspreise« bekannte Frau Hayali unter die Menschen der Freiheits-Demonstration(en) Anfang August 2020 nach einigen Deutungen »provozieren ging« (ich wiederhole: sprecht nicht mit Journalisten) – sie ging wohlgemerkt als Vertreterin eben jenes Systems, gegen dessen Macher und Lügen die Menschen demonstrierten! – berichtete sie anschließend, besonders der »Mix an Menschen« habe sie erschreckt (zdf.de, 2.8.2020).

Das ist es, wovor Regierung und Staatsfunk sich heute zu fürchten scheinen: Dass Menschen sich zusammenschließen, als Demokraten, über einzelne Gruppen hinweg. Der einzelne Mensch wie auch die einzelne Gruppe sind schwach, doch wenn ein »Mix an Menschen« sich zu einem Anliegen zusammenschließt, werden die Durchregierenden und ihre Journalisten spürbar nervös. Für den 29. August 2020 ist die nächste regierungskritische Demonstration in Berlin angekündigt – ich bin sicher, dass die Politik wieder die Bürger übelst beschimpfen wird, und dass Staatsfunker losziehen werden, um die Demonstranten als lächerlich und gefährlich darzustellen. Was erlaubt sich der freche Bürger da?

Man muss es dem Virus lassen, dass es politisch wirklich »auf Zack« ist, und überraschend genau unterscheidet, auf welchen Demos es harmlos bleibt (Demos, die Globalisten mögen) und auf welchen es sich wie ein Feuer verbreitet (Demos, die Globalisten nicht so mögen).

Mich beschleicht dieser Tage ein böser Verdacht: Zu Beginn schien die Politik, genau wie ich, von ernsthafter Angst vor dem Virus ergriffen zu sein. Mittlerweile nimmt, so könnte es aussehen, die Politik das Virus selbst nicht mehr wirklich ernst.

Das erste und kleinere »Problemchen« ist vielleicht, dass man als Politiker aus dem selbst angerichteten Unheil nicht mehr »rauskommt«. Was sollte man auch sagen? »War wohl doch alles nicht so schlimm«? Was soll Merkel sagen? »Ist mir egal, ob ich dran schuld bin, jetzt sind die Unternehmen halt pleite«?

Das zweite und größere Problemchen könnte aber sein, dass das Merkelsystem noch größeren Gefallen gefunden hat am »Durchregieren«. Also wird, während man in Wuhan schon wieder bunte Poolpartys feiert (nypost.com, 17.8.2020), für Deutschland jede »Lockerung« aufgeschoben. (Fürs Erste bleibe ich bei meiner Prognose vom April 2020: »Ostern alles zumachen, Ramadan wieder öffnen, und Weihnachten dann wieder zumachen (so spart man sich auch das Merkel-Lego um die Weihnachtsmärkte und die Hochsicherheits-Zonen zu Silvester).«)

Pudel zum Gassigehen

Eine Müdigkeit ergreift mich dieser Tage, und ich frage mich, ob man es nicht Coronamüdigkeit nennen könnte. Die Corona-Politik ist ja selbst nur ein Symptom tiefer liegender Verwerfungen!

Ich bin es müde, wenn Politik nicht einmal mehr versucht, ihre Aussagen und Handlungen kohärent und unwidersprüchlich wirken zu lassen – was für ein Zeichen der Verachtung gegenüber dem »demokratischen Souverän«. (Nebenbei: Wann haben Sie den Begriff »demokratischer Souverän« zuletzt anders als sarkastisch ausgesprochen gehört? Außerhalb politischer Sonntagsreden natürlich, und da ist er zwar wohl nicht sarkastisch, aber doch zynisch.)

Ich bin es müde, gelenkt und belehrt zu werden von Leuten, denen ich nicht einmal meinen Pudel zum Gassigehen anvertrauen würde (wenn ich einen Pudel hätte). Ich bin es müde, wenn die sich gänzlich und buchstäblich un-verschämt geben, weil sie es können – weil sie ihr Gehalt mit Staatsgewalt eintreiben und ihre Gegner fertigmachen dürfen. Weil sie sich nicht mehr schämen, gar nicht. (Randnotiz: Im Staatsfunk gedachte man dieser Tage des neunzigsten Geburtstags eines gewissen Herrn Soros, siehe tagesschau.de, 12.8.2020 – und im Text fehlte mehr als drinstand; so wurde etwa erwähnt, dass er in Ungarn, woher er stammt, ungern gesehen ist – doch es wurde »vergessen«, dass er auch in Israel quasi »persona non grata« ist, und manches andere mehr — für mehr Hintergrund siehe etwa meinen Essay »Hütet euch vor Leuten, die den Planeten ordnen wollen« vom 11.12.2018.)

Ich bin es müde, mit sogenannten »Guten« debattieren zu müssen, deren Positionen wenig mehr als absurdes Theater darstellen. (Aktuelles Beispiel aus den USA: Die Democrats wollen im Herbst unbedingt so viel wie möglich via Briefwahl abstimmen lassen. Massen-Briefwahlen sind aber anfällig für Wahlbetrug. Wie verhindert man mit Sicherheit, dass mal eben ein paar Kisten vorausgefüllter Wahlzettel dazukommen? Die sicherste Art zu wählen ist noch immer persönlich vor Ort – und auf Papier, siehe etwa itprotoday.com, 17.8.2020. Aus angeblicher Angst vor dem Corona-Virus soll also so viel wie möglich via Brief gewählt werden – und ja, es wird dafür demonstriert, eng auf eng gedrängt, siehe etwa @CronkiteSays, 16.8.2020, wahrscheinlich von denselben Leuten, die eben noch eng-auf-eng gegen »den weißen Teufel« demonstrierten. Ich bin es so müde, dass im Westen immer häufiger politische Entscheidungen von Leuten bestimmt werden, die uns glauben lassen könnten, dass das neue Normal recht irre ist.)

Gegen die Müdigkeit

Ich werde mich zusammen mit unserer Familie, wie bislang auch, auch weiterhin an jede einzelne Anti-Corona-Maßnahme halten – selbstverständlich.

Ja, ich bin coronamüde, doch es ist nicht (nur) die Müdigkeit gegenüber Masken oder Desinfektionsgel (von Masken gehe ich ohnehin aus, dass sie Teil des »neuen Normal« werden, wie sie in einigen asiatischen Ländern seit Jahrzehnten »normal« sind, wenn man sich erkältet fühlt).

Ich bin es müde, dass Deutschland von einem System regiert und manipuliert wird, dem ich nicht (mehr!) traue – dem niemand, den ich kenne, noch wirklich traut. Ich bin es müde, Politikern und ihren Journalisten zu widersprechen, die sich gar nicht mehr die Mühe machen, ihre wahren Neigungen zu verstecken.

Ich verstehe jeden, der bis in die Knochen merkelmüde ist – ich bin es auch, müde, sehr müde, und ein wenig übel ist mir auch.

Ich verstehe jeden, der es müde ist, herumgeschubst zu werden von Leuten mit der Aura von Trickbetrügern und der Seelenkälte von Staatsfunkern.

Ich verstehe jeden, der all der Lügen und Verdrehungen müde ist, dieser gernegroßen Napoleone in ihren teuren Villen und dicken Limousinen.

Was aber tun gegen die Müdigkeit? Schlafen legen? Nein, dies ist nicht eine Müdigkeit, welche durch Schlafen besser würde. Dies ist eine der Müdigkeiten, gegen welche etwas Bewegung überraschend gut tut – zum Beispiel die Bewegung auf der Straße!

Weiterschreiben, Wegner!

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