Dushan-Wegner

07.05.2023

Der West-Nil-Elefant

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Autsch!
Jetzt neu: Drosten warnt vor West-Nil-Virus! 🚨 Übertragen von Mücken. Bonus: Klimawandel mit schuld! ✅ An Impfstoff 💉 wird geforscht. ✅ Extra viele Mücken in Ostdeutschland 😱. (Also da, wo mehr AfD gewählt wird! 😉) – 💯 Punkte, alles drin! 🏆
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Kein Hauch von Unsicherheit weht in meinem Geist. Überzeugt bin ich, granitfelsenfest, dass Herr Christian D. stets das, was er tat und tut, aus keinem anderen Grund tat und tut, als aus blankem Idealismus – keinesfalls etwa aus einer durchaus menschlichen Freude an nationaler Bedeutsamkeit.

Doch, liebe Freunde des ehrlichen Wortes, von außen betrachtet wirkt die Angelegenheit … bisweilen anders. Von außen betrachtet bin ich nicht sicher, ob es mich an »Blut geleckt« erinnert oder sogar an: »Der Junge, der Wolf rief«.

Eher milder Verlauf

Wir erinnern uns noch an Anfang 2020. Da versicherte uns Herr Drosten zum Thema Corona-Virus, dass »gerade bei nicht grunderkrankten Personen eher ein milder Verlauf« zu erwarten sei, denn »andere Erreger und Krankheiten seien weitaus ansteckender oder gefährlicher« (deutschlandfunknova.de, 5.2.2020).

Der damalige Gesundheitsminister erklärte, dass nicht das Virus, sondern »Verschwörungstheorien« seine »größte Sorge« seien (siehe Essay vom 13.3.2020). Und auch der Staatsfunk beschwichtigte. Im BR höhnte eine Stephanie Probst, dass die Sache mit dem Virus doch bloß »Angstmache« »aus dem rechten Spektrum« sei – übrigens dieselbe Frau Probst, die 2018 die von Trump konstatierte Abhängigkeit Deutschlands von russischer Energie einem »Faktencheck« unterzog (@BR_quer, 16.7.2018, am 7.5.2023 noch online). Ich frage mich, was diese Leute für ihre wahre Jobbeschreibung halten. Auf jeden Fall gehen sie aggressiv und unter Missbrauch des Urheberrechts dagegen vor, per Video zitiert zu werden.

Im Staatsfunk erklärte Drosten, die Masken würden das Virus eh nicht aufhalten. In vielen Ländern sei es ohnehin so mild, dass man ohne die Tests gar nicht wüsste, dass die Leute das Virus tragen, und so weiter (@behindthematrix, 26.3.2022).

Und dann passierte etwas. Christian Drosten wurde zu dem Christian Drosten, den wir heute kennen und schätzen – so sah es zumindest von außen aus. Ich bin aber davon überzeugt, dass Herr Drosten sich nicht wirklich verändert hat – es war der neue Stand der Wissenschaft, der ihn zu neuen Erkenntnissen gelangen ließ!

Ich glaube fest, dass er ein nüchterner Wissenschaftler blieb und nicht etwa Gefallen daran fand, von außen wie der Guru einer Panik-Sekte zu wirken, deren Anhänger dankbar jeden Anlass zur Panik und Einschränkung begrüßten, während er selbst der Regierung die Eingriffe in Leben und Alltag der Menschen (mit-)diktierte.

Doch kein Wolf

Und dann war Corona weitgehend vorbei. Nicht aufgearbeitet, aber doch irgendwie abgehakt. Herrn Drostens Präsenz verblasste ein wenig.

Aktuell lese ich nun die Schlagzeile: »Drosten warnt vor Ausbreitung des West-Nil-Virus in Deutschland« (welt.de, 6.5.2023).

Ein Comeback? Ach, nein. Meine erste Assoziation war tatsächlich eher die Geschichte vom »Jungen, der ›Wolf‹ rief«.

Sie kennen ja die Story: Ein Junge hütet die Schafe. Ihm ist langweilig. Also beschließt er, »Wolf!« zu rufen. Die Leute aus dem Dorf werden ganz aufgeregt und stürmen herbei – doch da ist kein Wolf.

Der Junge hat die Aufmerksamkeit genossen und macht es nochmal. Und nochmal.

Und irgendwann kommen die Leute nicht mehr.

Das »West-Nil-Virus«, so sagt Herr Drosten, wird von »Stechmücken« übertragen. Und die »Zahl der Stechmücken, die das Virus mit sich tragen, scheint aktuell zu steigen.«

Diese neueste Panik, die da ausprobiert wird, hat allerdings noch einen charmanten, sehr zeitgemäßen Dreh: Die Ausbreitung dieser Stechmücken hängt mit dem Klimawandel zusammen!

Nun mögen Sie vielleicht denken: »Ja gut, da hat er zwei Lieblingsthemen der Großprofiteure zusammengebracht, Viren und Klima. Das kann Zufall sein. Wenn es Propaganda wäre, müsste auch das dritte Superthema rein, ›Kampf gegen Rechts‹!«

Nun, diese fiesen Mücken kommen nicht nur in Berlin, sondern auch »in einem großen Teil von Ostdeutschland vor« – sprich: da, wo die Leute öfter die AfD wählen. (Jaja, dieser letzte thematische Schritt ist von mir, nicht von Herrn Drosten, doch wie sehr würde es uns wundern, wenn die Verbindung hergestellt würde? Es geschah ja in allen Stadien der Corona-Panik.)

Und sonst keiner

Meine Gewissheit, dass Herr Drosten von nichts als Wissenschaft und nüchterner Sorge um unser aller Wohl getrieben ist, diese Gewissheit sei unerschütterlich wie der Felsen von Gibraltar, eine der Säulen des Herakles. Ist Herr Drosten etwas anderes als ein neuer Herkules im Heldenkampf gegen den Nemeischen Löwen, die neunköpfige Hydra, die menschenfressenden Rosse des Diomedes? Wenn jemand die Augiasställe unserer ignoranten Arglosigkeit ausmisten kann, dann dieser neue Olympier.

Doch bei aller Lust am satirischen Wort piekst mich eine durchaus ernsthafte, wenn auch metaphorische Mücke: In der Geschichte vom Jungen, der Wolf rief, kommt irgendwann eben doch ein realer, gefährlicher Wolf – und der Junge ruft wieder, doch niemand hört auf ihn.

Der Tag könnte kommen, an dem ein Herr Drosten vor dem nächsten Killervirus warnt und wir alle ihn etwa so ernst nehmen, wie Politiker bei ihren Bussi-Bussi-Partys das Virus von Anfang an ernst nahmen. (Man spielte etwas Corona-Theater für die Kameras und dann war auch wieder gut.)

Weder noch

Wir müssen heute mit allen Möglichkeiten rechnen. Es kann sein, dass die Mücken ganz doll fies gefährlich sind, dass sie nicht »zum Elefanten gemacht« werden. Aus der West-Nil-Virus-Mücke den West-Nil-Elefanten machen – haha!

Vielleicht müssen wir nur einen »eher milden Verlauf« befürchten und gesunde Menschen überhaupt nichts – zumindest so lange, bis ein Impfstoff lieferbar ist.

Ein Zyniker könnte vermuten, dass die Gefährlichkeit eines neu auftauchenden Virus sich proportional zur Profitabilität des begleitenden mRNA-Impfstoffs verhält. Und, ja, natürlich wird laut Herrn D. bereits am Impfstoff geforscht (so welt.de, 6.5.2023).

Man glaubt es ja kaum, aber es gab eine Zeit, da haben die Öffentlich Rechtlichen über die Abhängigkeit der WHO berichtet (swr.de, 4.9.2020/archiviert: »Die WHO am Bettelstab: Was gesund ist, bestimmt Bill Gates«), oder über deren Alarmismus und das mögliche Aufbauschen einer angeblichen Pandemie: »Kritiker werfen der WHO vor, nur darauf gewartet zu haben, eine über Jahre aufgebaute Maschinerie in Gang zu setzen.« (deutschlandfunk.de, 21.3.2010)

Nicht die Mördermücke

Vielleicht wage ich ja, zum frühen Corona-Geist des deutschen Staatsfunks zurückzukehren, also dem von Anfang 2020, als man etwas kühler dachte, wenig fiebrig. Dann drehte man plötzlich um 180 Grad. Wer auch immer bei den Redaktionen damals anrief und sie überzeugte, das Gegenteil zu behaupten, bei mir hat er nicht angerufen, und überzeugt hat er mich also auch nicht. (Vielleicht hat er mir ja SMS-Nachrichten geschrieben, und ich habe sie wie Frau Dr. von der Leyen aus Versehen gelöscht – und zusätzlich vergessen.)

Ich bin kein Virologe, höchstens ein Logiker, und ich ziehe heute diesen logischen Schluss: Wenn es wirklich eine neue Mördermücke gibt und das nicht zum Elefanten aufgeblasen wird, dann kann mir diese Mücke vielleicht den Tag vermiesen. Wenn ich aber auf Herrn Drosten hören würde, würde mir das garantiert den Tag vermiesen.

Ich wünsche Herrn Drosten viel Gesundheit und weiterhin gute Erfolge. Für mich aber beschließe ich: Panik hat ihre Zeit und Sorge hat ihre Gelegenheit, die Sache mit der Mücke aber ist weder noch.

Weiterschreiben, Wegner!

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