Wir kennen sie ja aus Filmen – und hoffentlich nur aus diesen: Beziehungen, in denen ein Mensch den anderen belügt und betrügt, über Jahre hinweg, und doch bleiben sie zusammen – warum auch immer und was auch immer »zusammen« hier bedeuten mag.
Der, der die Unwahrheit sagt, der leere Versprechungen abgibt, hat zunächst einen »guten Grund«, eine »Erklärung« parat. Er wollte sein Versprechen ja eigentlich einhalten, doch dann ergaben sich unvorhergesehene Umstände – aber da kann er doch nichts dafür, denn er meinte es ja eigentlich gut!
Und wir fragen uns: Warum bleibt die betrogene Person in der Beziehung, selbst lange nachdem sie weiß – oder es sogar zwischen beiden Parteien kein Geheimnis ist –, dass sie belogen und betrogen wird?
Nun, im Great Gatsby werden Daisy und Tom Buchanan vom Vermögen ihrer jeweiligen Familien zusammengehalten – altes Geld schätzt die Ordnung und Vermögensbewahrung höher als »Kleinigkeiten« wie eheliche Treue.
In Breaking Bad bleiben Skyler und Walter White verheiratet, obwohl sie einander ganz offensichtlich nicht ausstehen können, weil Eheleute nicht vor Gericht gegeneinander aussagen müssen.
In Filmen wie The Shining oder Gone Girl ist die »abusive relationship« (etwa: »missbräuchliche Beziehung«) ein wesentlicher Teil des Plots. Ausgelebte Macht-Schieflage kann ein Story-Werkzeug sein, das mit wenigen erzählerischen Pinselstrichen eine Selbstbefreiung des Charakters motivieren soll.
tvtropes.org hat eine eigene Kategorie für Filme und Bücher mit »Domestic Abuse« als Thema, mit Nebenkategorien wie »Destructive Romance« und »Romanticized Abuse«.
Ein paar Leute dagegen
Die Clique um den Philosophen und grünen Wirtschaftsminister Habeck hat sich etwas ausgedacht, das für einige deutsche Firmen ein Milliardengeschäft werden könnte, ein staatlich verordneter Reibach wie die Covidpanik. Statt zu einer Gentherapie werden die Deutschen jetzt zu neuen Heizungen verpflichtet. (Fast so absurd, als würde man ihnen alle neuen Herde oktroyieren …)
Firmen wie Viessmann, Vaillant, Stiebel Eltron und Bosch satteln gerade »in Windeseile« ihre Produktion um (so focus.de, 23.4.2023). Die Firmen wollen zusammen, so liest man, bis 2025 immerhin 2,7 Milliarden Euro investieren. Das werden sie nicht tun, wenn sie nicht erwarten, es vielfach wieder hereinzuholen.
Habeck setzt durch, dass Deutschlands Heizungen nach und nach ausgetauscht werden müssen. Die SPD wird eh alles abnicken, was Profit für ihre vermuteten Freunde verspricht und deutsche »Kartoffeln« belastet. Und die FDP wird alles abnicken (solange sie Posten dafür bekommt).
An diesem Wochenende findet in Berlin wieder einmal der babybunte FDP-Bundesparteitag statt. Und man hält wieder die üblichen Rituale ab. Ein paar Leute werden dagegen protestieren, dass die FDP gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke stimmte, obwohl sie öffentlich dafür war. Ein paar Leute protestieren dagegen, dass man Habeck bei seinem Heizungswahnsinn willig den Steigbügel hält (siehe n-tv.de, 22.4.2023).
Ein paar »FDP-Rebellen«, so heißt es, wollen Habecks Heizungsreibach noch stoppen. Sie werden etwa so erfolgreich sein wie damals die »Euro-Rebellen« um Frank Schäffler mit ihrem Mitgliederentscheid (sueddeutsche.de, 10.10.2011).
Nein, die Aufmuckenden in der FDP werden sich das parteipolitische Äquivalent zum blauen Auge einfangen – liberale Veilchen. Der wiedergewählte Parteichef wird erklären, unter welch »großen Schmerzen« (siehe n-tv.de, 22.4.2023) man wieder einmal liberale Werte verraten habe. Und es wird sehr nach dem prügelnden Wüterich klingen, der zu behaupten wagt: »Es tut mir ja mehr weh als dir.«
Wieder und wieder
In Deutschland existiert tatsächlich noch eine Kategorie von Menschen, die sich »alte Liberale« nennen (und dabei ist es kein Widerspruch, wenn ihr Geburtsjahr mit »199« oder sogar »2« beginnt).
Diese ehrenwerten Leute erzählen gern und ausführlich, wie sie an »ihrer« »liberalen« Partei leiden, wie diese Partei wieder und wieder in Regierungsverantwortung versagt, ob unter Merkel oder unter Habeck bzw. Scholz.
Ich höre (und lese via E-Mail) das Jammern darüber, wie die FDP wieder und wieder alles verrät, wofür Liberale eigentlich stehen sollten.
Und dann wählt man die FDP eben doch, und die Begründungen ähneln auffällig dem, was man vermutlich von jenen Opfern hört, die in einer Beziehung bleiben, in der sie wieder und wieder belogen und betrogen werden.
Wieder ein Ausrutscher
Der FDP-Wähler ist wie ein Ehepartner, dem wiederholt das Blaue vom Hinmel versprochen wird, dem wiederholt das Versprechen gebrochen wird, und der trotzdem in der Beziehung bleibt.
Wären FDP-Wähler die Partner in einer Beziehung, würde man ihnen dringend raten, sich endlich die Wahrheit einzugestehen, die Beziehung zu beenden – oder, wenn es Kinder gibt, alles ordentlich zu regeln – und dann zur Sicherheit eine Therapie aufzusuchen.
Nun werden die meisten FDP-Wähler keine »Kinder mit der Partei« haben. (Kinder mit großen, abstrakten Entitäten ist eine Idee der Science Fiction, wie etwa mit Gaia bei Rick & Morty; siehe YouTube – und auch das wäre eher bei den Grünen zu vermuten.)
Grünen-Wähler und FDP-Wähler unterscheiden sich in einigen sehr zentralen psychologischen Eigenschaften: Grünen-Wähler wollen sich moralisch und materiell erheben und Macht über andere ausüben (über die »Ratten«). Der FDP-Wähler aber scheint geradezu masochistisches Vergnügen daran zu empfinden, von »seiner« Partei immer wieder belogen und verraten zu werden. Und ganz wie das Opfer in einer »abusive relationship« finden die Mitglieder und Wähler immer wieder Begründungen, warum die Partei »es nicht so meint« und »eigentlich eine andere ist« und auch dieser tausendste Fall wieder »ein Ausrutscher«.
Worte, Worte
Der wieder und wieder betrogene Ehepartner legt sich Begründungen zurecht, warum der Täter immer noch eine weitere Chance verdient. Und der wieder und wieder betrogene FDP-Wähler legt sich eine Begründung zurecht, warum es noch eine Chance für die Liberalen geben sollte.
Das Beste, was wir über die bonbonbunte FDP sagen können, ist doch, dass sie uns an ein schönes Lied von Daila und Alain Delon erinnern: »Paroles, Paroles« (siehe YouTube). Es sind alles Worte, Worte, nur Worte, Bonbons und Geigen, Schokolade und Karamell – und immer wieder nichts als Worte. Wenn es darum geht, den Worten auch Taten folgen zu lassen, tun FDP-Funktionäre, wenn es darauf ankommt, zuverlässig das Gegenteil ihrer ach so freiheitlichen Worte.
Näher und verständlicher
Und doch, ich protokolliere hier ja nicht nur ein Ereignis pro Tag – und meine Versuche einer Erklärung –, ich protokolliere auch bestmöglich, was »in mir dabei« vorgeht (siehe diesbezüglich auch Essay vom 1.4.2023).
Also will ich auch offen zu Protokoll geben, dass mir die masochistische Ader von Wählern und Mitgliedern der FDP emotional und persönlich weit näher und verständlicher ist als die dümmliche Überheblichkeit der Grünen und ihrer Wähler.
Grünen-Wähler wählen ihren parteigewordenen Dummheitskult, weil sie sich damit eine Lizenz zur Überlegenheit zu kaufen meinen. FDP-Wähler wählen ihre Partei in dem ans Irresein grenzenden Glauben, dass alles Versagen der letzten Jahrzehnte immer nur ein Versehen war, dass jetzt aber endlich die Liberalen auch wirklich liberal sein werden.
Liebe FDP-Wähler, Sie sind mir in Ihrer blind-naiven Dauerhoffnung sympathisch. Gegen alle Erfahrung aufs Neue zu vertrauen – ein solcher unbedingter Wille ist meinem Herzen nahe.
Verstand, Gewissen und Erfahrung verbieten mir, mich Ihnen anzuschließen, liebe FDP-Wähler, doch ich finde Sie auf emotionaler Ebene sympathisch.
Oder zumindest interessant.
Ich finde Sie auf jeden Fall spannend!