Gras, so grün, als wäre es mit Aquarellfarbe gemalt. Hohe Eichen und mittelhohe Büsche. Auf dem Gras stehen Holzstühle, akkurat im Kreis um Holztische.
Einst war das Backstein-Fachwerkhaus eine Wanderherberge gewesen, und auch heute führen Wanderwege durch Wald und Wiesen. Heute ist es ein Seminarhaus. Große Seminarräume, wo moderne Technik (Beamer, Schwingboden mit Fußheizung, Musikanlage) die traditionellen Elemente wie alte Holzbalken und das Backsteinfachwerk zur Geltung bringt. Große Fenster bis hinunter zum Boden lassen die Seminarteilnehmer beschützt im Haus und doch zugleich in der Natur sein. Die Betreiber nennen ihren Ort einen »Kraft-Raum«, und ich verstehe, was sie meinen.
(Randnotiz: Wunderbare Seminarorte wie der beschriebene erklären ein Stück weit den tragischen, tödlichen Irrtum, dem einige der gutmeinendsten unter den Gutmeinenden erliegen. Nach ein paar Tagen an einem solchen Ort, nach Meditationen, Ruhezeiten und innerer Einkehr, könnte man tatsächlich so etwas wie inneren Frieden fühlen. Jedoch: Inneren Frieden gefunden zu haben bedeutet nicht – selbst wenn es sich so anfühlen mag! – zugleich auch universelle Weisheit und Einsicht in alle Konsequenzen seines Tuns zu besitzen. Wer an so einem beschützten Ort zu so etwas wie innerem Frieden gelangt, der könnte gleich mit die Illusion entwickeln, dass doch jeder Mensch den Wunsch und die Fähigkeit zur Friedlichkeit in sich trägt – tragen muss! – und von da ist es ein nur geringer Schritt zur Anschlussillusion, dass man doch nur die Grenzen öffnen und alle Menschen willkommen heißen müsste, dann würde es schon gut werden, wie es für einen selbst im All-Inclusive-Meditations-Wochenende gut war. Ende der Randnotiz.)
An einem solchen Ort, berichtet etwa welt.de am 25.9.2015, trafen sich einmal ein paar Heilpraktiker, um etwas Neues zu erfahren.
»Die Gruppe war schon früher bei uns und ist da in keinster Weise aufgefallen«, wird die Leiterin des Zentrums zitiert.
Tja. – Diesmal waren die Teilnehmer durchaus auf gewisse Weise aufgefallen, nämlich indem sie umgefallen waren, nachdem dem Seminarleiter etwas irre Interessantes eingefallen war. Wenn die Berichte stimmen, hat man sich in der »Psycholyse« versucht. Das klingt wichtig und wissenschaftlich, doch wir Nüchternen sind geneigt, den »traditionellen« Psychotherapeuten zuzustimmen, die diese Versuche vollständig verwerfen. Für Wissenschaftler und andere Uneingeweihte klingen die Ideen hinter »Psycholyse« eher wie »Drogen-Probieren und gucken was dabei rauskommt« (siehe auch Wikipedia: »Psycholytische Psychotherapie«).
Aus erwähntem Bericht:
»Ich habe an dem Freitag im Garten Schreie gehört und bin runtergelaufen«, berichtet W. »Da lagen zwei Menschen auf dem Rasen, eine weitere Person saß im Eingang und übergab sich. Eine Frau lag bereits an der Straße«. Die übrigen Teilnehmer hätten im Tagungsraum gelegen, hätten gestöhnt und sich gewunden. »Auch die beiden Seminarleiter waren nicht ansprechbar« sagt W. (…) Die Polizei vermutet (…), dass die 24- bis 56-Jährigen kollektiv die Szenedroge »2C-E« genommen haben. (welt.de, 25.9.2015, Namen gekürzt)
Zwei Jahre später kommt es zum Gerichtsverfahren. Obwohl ich weiß, dass da Menschen an Schmerzen litten, dass Notärzte um deren Wohlsein kämpften, und dass mehrere Krankenwagen und ein Hubschrauber im Einsatz waren, trotz all dem fällt es mir schwer, ein Schmunzeln zu unterdrücken, ein Kichern sogar, wenn ich den Bericht lese. (Wir werden heute von härteren Drogen reden, da gibt es dann nichts mehr zum Schmunzeln.)
Wir erfahren im Verfahren etwas darüber, wie zu jenem einmaligen Ereignis eingeladen wurde:
Eine »Reise durch unser Energiesystem« stand auf dem Programm, es sollte zu den »sieben Kraftquellen« gehen und dem »dritten Auge«. Als Transportmittel sollte die halluzinogene Droge 2C-E dienen, die in ihrer Wirkung LSD ähnelt – ganz im Sinne der »Förderung der Bewusstseinsentwicklung«, wie es die Einladung versprach. Die Tabletten servierte S. in einer Klangschale. (welt.de am 3.11.2017, Namen von mir gekürzt)
Ich wünsche und hoffe, dass alle Teilnehmer inzwischen vollständig genesen sind!
Erstens, Zweitens, Drittens
Ich stelle drei Fragen bezüglich der berauschten Heilpraktiker!
Erstens: Was waren das für Leute, die da hingingen? Es waren, lese ich, Heilpraktiker, und ich vermute, dass es keine Freaks waren, keine Abgedrehten, von denen man ohnehin solches erwarten würde. Es waren, setze ich voraus, ehrliche und ehrbare Bürger. Sie verdienten offensichtlich genug, um sich einen Kurs an einem so gediegenen Ort leisten zu können, und doch halten sie es mit der Ratio derart, dass Esoterik-Phrasen wie »drittes Auge« oder »Reise durch unser Energiesystem« ihr Portemonnaie, aber nicht ihren Lachmuskel aktivieren.
Zweitens: Was kreuzen solche Bürger wohl im Wahllokal an? Die Idee der Demokratie setzt voraus, dass der Großteil der Bürger seine Wahlentscheidung vernünftig, logisch und in Verantwortung vor der Zukunft trifft. Wie vernünftig ist die Wahlentscheidung eines Menschen, der Geld für eine »Reise durch unser Energiesystem« auf der Suche nach dem »dritten Auge« bezahlt?
Drittens: Nehmen wir an, Sie, lieber Leser, seien – wie und warum auch immer – in diese Veranstaltung hineingeraten, doch Sie wären eben nicht einer von denen, die von den esoterischen Schlagwörtern verführt werden. Nehmen wir weiter an, Sie hätten mit den Heilpraktikern reden können, kurz bevor sie die Drogen einnahmen, aber auch danach. Was würden Sie den Verführten sagen? Würden Sie mit den Berauschten argumentieren? Wenn ja, wie? Wenn nein, warum nicht?
Laune, Lust und Laster
Ich – ich sage es geradeheraus – ich habe Freude an der verbalen Rauferei, am Hin-und-Her argumentativer Schläge, am schmutzigen Kampf ums reine Argument. Wie, wenn nicht durchs Ringen um den präziseren Begriff, sollen wir klüger werden?
Doch, und das ist traurig, ich habe bei manchen meiner Zeitgenossen das Gefühl, mit Berauschten zu reden … geht es denn nur mir so?!
Ich würde nicht darauf bestehen wollen, dass alle Ideen der Aufklärung allesamt in jedem ihrer Teile durchdacht gewesen wären. Die Mündigkeit, sich seines Verstandes zu bedienen – edel, hülfreich und gut – doch wie gedenkt der Gelehrte sich zu gehaben, wenn das Volk den Verstand verliert, sich auch bei Tag wie umnachtet geriert, verführt von Laune, Lust und Laster? Vielleicht verliert sich der Gelehrte ja in der tragischen Illusion, das Volk könne dank vernünftiger Logik auf eine vorteilhaftere Flugbahn zu bringen sein, und dann ist er wieder fürchterlich frustriert, wenn wie gewohnt auf den halben Start die ganze Bruchlandung folgt. Vielleicht verliebt sich ja der Gelehrte in den vagen Gedanken, er könne durch den Charme schlussfester Logik den Volksverstand aufschrecken und durchrütteln, abschrecken und aufrütteln. – Vielleicht gilt auch für den gewissenhaftesten Gelehrten: Amantes amentes – Verliebte sind Verrückte.
Jay und Karin
Karin Cheshire wurde nur 55 Jahre alt, dann nahm sie sich das Leben. Sie sagte, sie könne sich »keine Zukunft vorstellen« ohne Jay Cheshire, ihren Sohn, der nur 17 Jahre alt geworden war.
Nachdem ihr Sohn starb, berichtet mirror.co.uk am 29.7.2016, wurde Karin »zombieartig« und »leer«. Nachbarn machten sich Sorgen, als sie tagelang Karin nicht ihren Hund ausführen sahen. Die Nachbarn schauten bei Karin vorbei, und sie fanden ihre Leiche. Karin war genauso gestorben wie ihr Sohn: sie hatte sich erhängt.
Jay Cheshire war der Vergewaltigung beschuldigt worden. Jay war ein guter, aber eher stiller Schüler und damit ein einfaches Opfer. Zwei Wochen später überlegte es sich die Beschuldigerin wieder und zog die Beschuldigung zurück. Jay (er hatte Geschichtslehrer werden wollen, telegraph.co.uk, 29.7.2016) erholte sich nie wieder von der Last der Beschuldigung und polizeilichen Untersuchungen. Er nahm den Strick. Die Ärzte wollten ihn noch retten, doch schließlich war es an der Mutter, im Krankenhaus die Abschaltung der Maschinen zu bestimmen. Jay und Karin hinterlassen den Witwer und Vater Simon und Jays ältere Schwester Camellia (dailyecho.co.uk, 30.7.2016).
Believe her
Für linke Bew- und Erregungen sind heute ganze Slogans zu komplex, sie versammeln sich hinter hashtagfähigen Einzelschlagworten wie #metoo, oder aktuell einer Spielart davon: »Believe Women!«
Dieser neue Hashtag #BelieveWomen entstand im Kontext der Ernennung von Brett Kavanaugh zum Richter am Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten. Als Kavanaugh 2018 vom US-Senat bestätigt werden sollte, zauberten Trump-Gegner eine Psychologieprofessorin namens Christine Blasey Ford aus dem Hut, die behauptet, 1982 – also 36 Jahre zuvor – von Kavanaugh auf einer Party massiv sexuell belästigt und bedrängt worden zu sein, bis hin zur versuchten Vergewaltigung.
Ford konnte ihre Anschuldigungen nicht belegen, doch Trump-Gegner schossen auf allen Kanälen gegen Kavanaugh. Wie aus dem Nichts formten sich professionell gestaltete und getextete Initiativen gegen Kavanaugh. In einem spektakulären Fall von Headline-Text-Schere titelt die Washington Post (gehört Trump-Kritiker, Clinton-Unterstützer, Steuer-Optimierer und reichstem Mann der Welt, Jeff Bezos) am 5.10.2018: »Nein, George Soros zahlt nicht die Kavanaugh-Demonstranten« – um im Text selbst zu bestätigen, dass (mindestens) eine der Organisationen in der Vergangenheit von Soros gefördert wurde – oberhalb von 1 Million US-Dollar. Wenn Ihnen die Zahlen nicht genügen, betrachten Sie das Video auf der Seite und bewerten Sie selbst, wie »spontan« diese Empörung ist.
Die New York Times bewertete die Aussage von Ford in einer ersten Reaktion so:
Doch sie war beeindruckend. Sie war überzeugend. Ich spürte keinen unangemessenen Ärger. Ich habe keine Arglist ausgemacht. Wenn sie eine Agenda hatte, dann hatte ich keinen Hauch davon wahrgenommen. Wenn sie die Aufmerksamkeit genoss, dann habe ich keine Anzeichen davon entdeckt. (nytimes.com, 27.9.2018, meine Übersetzung, ab »But she was impressive.«)
Nicht nur gehen linke Publikationen inzwischen offen damit um, dass ihnen egal ist, ob eine Anklage belegbar ist, wenn sie dem politischen Feind schadet, sie verheimlichen auch kaum noch, dass die Empörten für ihre Empörung bezahlt werden.
Die Internet-Publikation »Vice«, die sich vor allem an ein postfaktisches, hyperemotionales Millenial-Publikum richtet, begleitete eine jene Empörten, Mellissa Byrne, die seit Jahren ihre Empörung im Kontext der Washingtoner US-Demokraten in Vollzeit feilbietet (siehe youtube.com/watch?v=g3D6bQYKWjA).
Es überrascht wenig, dass der »Believe Women«-Claim beim Vice-Publikum starken Anklang findet (siehe z.B. broadly.vice.com, 9.10.2018 – das Bild zum Artikel zeigt schreiende Frauenmünder, ohne Stirn und Auge, wohinter sich der Verstand befände; »broadly« ist das Frauenmagazin von Vice).
Der wirtschaftliche Mechanismus scheint recht offensichtlich zu sein: Konzerne und Milliardäre investieren in Propaganda, die »störende« Gewohnheiten wie das Verlangen nach Beweisen als überholt darstellt, die Vernunft verteufelt und die Emotion zum ersten Maßstab erhebt; hyperemotionale Bürger sind leicht zu manipulieren – zur »richtigen« Wahl, zum »richtigen« Konsum… bis hin zum nationalen Suizid.
Was New York Times, Vice, Washington Post, jene NGOs etc. betreiben, erinnert mich an einen »sanften Staatsstreich«: der Bürger wird zum hyperemotionalen Wrack erzogen – man muss die Demokratie nicht offiziell abschaffen, wenn man eine Mehrheit der Bürger an der emotionalen Leine erst zum moralgefüllten Futtertrog und dann brav ins Wahllokal führt.
We kick them
Was ist »Zivilität«, englisch »civility«? Es hat etwas mit Anstand zu tun, in der Politik umfasst es wohl demokratische Werte wie Toleranz, Gewaltlosigkeit und die Debatte auf menschlicher Augenhöhe.
Vor den US-Wahlen wurde von linken Medien spekuliert, dass es gewaltsame Aufstände geben würde, wenn Trump die Wahl gewönne, z.B. bbc.com, 3.11.2016, bostonglobe.com, 20.10.2016, washingtonpost.com, 25.10.2016. – Es war ein weiterer Fall von »Linke werfen anderen vor, was sie selbst tun«. Antifa-Schläger und andere Erzürnte stürmten die Straßen vor allem in linken Hochburgen wie Portland und übten typische linke Formen von Meinungsäußerung (siehe z.B. euronews auf YouTube, 11.11.2016). Inzwischen stehen einige von ihnen vor Gericht (siehe z.B. USA Today, 20.11.2017).
In einem Interview mit ihrem Haussender CNN sagte Clinton diese Woche:
Du kannst nicht zivil (»civil«) sein mit einer politischen Partei, die zerstören möchte, wofür du stehst, was dir wichtig ist. (@cnn, 9.10.2018, meine Übersetzung)
Selbst für Hillary-Clinton-Verhältnisse ist ihre Mimik extra roboterhaft. Es wirkt wie jemand, der einen ihm fremden Text aufsagt – sehen und bewerten Sie selbst.
Antifa und andere linke Schläger sind es so gewohnt, auf ihre Gegner einzuschlagen, dass es ihnen immer häufiger praktisch egal ist, dass sie dabei gefilmt werden, dass sie bei näherem Hinsehen wie einfache Rassisten wirken.
Von Eric Holder, US-Demokrat und Justizminister unter Obama, ist diese Woche ein Video aufgetaucht, in welchem er sagt:
Michelle Obama always says, when they go low, we go high. No. No. When they go low, we kick them. (Eric Holder im Video-Tweet von @bennyjohnson, 10.10.2018)
Es ist ein Wortspiel, und ließe sich grob so übersetzen: Michelle Obama sagt immer, wenn die unanständig werden (wörtlich: niedrig gehen), werden wir anständig (wörtlich: gehen wir hoch). Nein. Nein. Wenn die unanständig werden, treten wir sie.
Es ist auffallend, wie den Linken, weltweit, mit schwindender Deutungshoheit die demokratische Maske verrutscht. In Deutschland ist es ja nicht viel anders! In Bayern, der einstigen Bastion der praktischen Vernunft, werden demnächst die Grünen die Idiokratie einleiten. In Deutschland werden regelmäßig AfD-Politiker von Schlägern angegriffen, wie etwa Uwe Junge, der operiert werden musste (focus.de, 12.9.2016), Florian Kohlweg (Platzwunde, Verdacht auf Gehirnerschütterung, welt.de, 20.11.2016), Eberhard Brett (mit Holzlatte niedergeschlagen, am Boden liegend getreten, jungefreiheit.de, 28.4.2017), Uwe Kamann (leichte Verletzung, siehe jungefreiheit.de, 9.9.2018) – jeder einzelne Angriff ist ein Angriff auf die Demokratie, doch die Berichterstattung ist minimalst, wenn überhaupt. Man vergleiche es nur mit dem Angriff auf den Bürgermeister von Altena, der auch Chef der Stadtwerke war, durch einen Bürger, dem das Wasser abgedreht worden war – Talkshows, Hashtags, Merkel-Statement (siehe z.B. 28.11.2017, tagesschau.de) … das ganze emotionale Programm!
Mit Berauschten reden
Wie redet man mit Berauschten?! Geht das überhaupt? – Moral und Masse wirken im Gehirn wie Drogen. Gutmenschen sind wie Junkies im Dauerrausch, bekifft von der Illusion ihrer moralischen Überlegenheit. Propaganda-NGOs, Postdemokraten und Haltungsjournalisten liefern Gutmenschen den Stoff, das von ihrer Sucht verursachte Leid zu ignorieren. Mit jedem einzigen Einzelfall braucht der Gutmensch eine noch härtere Moralindosis; die linke Meinungsmafia steht bereit, sie dealen gestreckte Moral in praktischen Plastiktüten, dein nächster Moralfix immer nur einen Klick weit entfernt.
Die Damen und Herren Heilpraktiker hatten nur (so weit ich weiß) einen einzigen Drogenausrutscher und den dazu noch wohl unfreiwillig. Während des Rausches wäre ein Gespräch mit ihnen wohl wenig sinnvoll, doch wenn das Gift erst einmal aus dem Körper ausgespült wird, sind sie wahrscheinlich um eine Erfahrung reicher, und man kann wieder vernünftig mit ihnen reden. Wie aber redet man mit Junkies, die sich täglich ihre Dosis an Moral spritzen?
Moralin-Junkies
Machen wir uns nichts vor: Mit Gutmenschen zu reden ist noch schwieriger als mit einem »gewöhnlichen« Junkie. Ein Heroin-Süchtiger weiß ja, dass er süchtig ist; Medien, Sozialarbeiter und hoffentlich auch seine Umgebung lassen ihn wissen, dass er ein Problem hat. – Gutmenschen erhalten von Medien und Propaganda positives Feedback; es wird ihnen vorgelogen, ihre Moralin-Abhängigkeit sei eine gute Sache, ja, die Nicht-Süchtigen seien böse Menschen. Statt sich selbst realistisch als Moralin-Junkie zu erkennen, beschimpft der Gutmensch die Nicht-Süchtigen mit Worten wie »Nazi«.
Ich habe schon manchen Gutmenschen getroffen, aber keinen einzigen, mit dem ich tauschen möchte. Man muss ausnahmslos nur ein wenig mit Fragen an der Moral-Fassade kratzen, und sie fällt auseinander. Einige beginnen zu heulen, einige beschimpfen dich mit Phrasen, die sie im TV gelernt haben. Fortgeschrittene Heroin-Junkies sind bereit, andere Menschen zu überfallen und auszurauben, um Geld für ihre Sucht zu bekommen. Gutmenschen sind bereit, Menschenleben zu opfern, um die eigene Moralin-Sucht zu befriedigen (siehe auch: »Die Schuld der Gutmenschen«). Sie sagen »Believe Women!« und fühlen sich »gut«, selbst wenn es Menschen in den Selbstmord treibt, Familien zerstört und die Gesellschaft spaltet. Wenn du am Boden liegst, werden sie dich treten und sich an deinen Schmerzensschreien aufgeilen.
Ich glaube immer weniger, dass man einen Moralin-Junkie aus seiner Sucht holen kann, wenn er selbst nicht will. Es ist wichtig, nicht zum Co-Süchtigen zu werden. Es ist essentiell, sich und seine Familie in Sicherheit zu bringen, damit sie nicht Opfer der Folgen gutmenschlicher Moralinsucht werden.
Gutmenschen sind Berauschte, berauscht am Moralin, und sie sind bereit, für ihre Sucht die Heimat zu zerstören und Menschen sterben zu sehen. Es soll Gutmenschen geben, die riskieren das Leben der eigenen Kinder, nur um den nächsten Moralinkick zu bekommen.
Ich hoffe, dass die Heilpraktiker vom Drittes-Auge-Seminar inzwischen alle genesen und ihres Lebens froh sind. Ich finde den Versuch, mittels Partydrogen höhere Erkenntnis zu erreichen und dann im Krankenhaus zu landen, noch immer ein klein wenig charmant. – An Gutmenschen dagegen kann ich nichts Charmantes entdecken.
Wie redet man mit Berauschten? Inzwischen meine ich immer mehr: Gar nicht. – Wenn für den Gutmenschen die Kluft zwischen Moralinrausch und Realität zu groß wird, kommt er selbst vielleicht runter, dann kann man ihm eine Hand ausstrecken – empfehlen Sie ihm doch /freie-denker/!
Solange der Gutmensch sich täglich sein Moralin spritzt, wie viele Opfer seine Haltung auch kostet, solange gilt leider, wie bei jeder anderen Art von Hilfe auch: Sorge zuerst für deine eigene Sicherheit!