Dushan-Wegner

15.07.2022

Beobachtet der Verfassungsschutz das Innenministerium?

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Foto von David Clode
Eben nannte man Prepper noch potenziell rechtsextrem und wollte sie »beobachten«. Jetzt rät die Innenministerin zur Vorbereitung auf Krisen. Muss nun der Verfassungsschutz das Innenministerium »beobachten«?
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Eine Schlange, die sich selbst in den Schwanz beißt, nennt man einen »Ouroboros«. Man findet diese besondere Schlange bereits in der Mythologie des alten Chinas oder Ägyptens.

Der griechische Philosoph Platon beschreibt im Timaios-Dialog (nachlesen: zeno.org) eine kreisförmige Urgestalt, deren »Aussonderungen ihr auch zugleich wieder zur Nahrung dienen«.

Dieses erste Urwesen kreist um sich selbst, »umschwingend im Kreise«, und ist sich überhaupt in jeder Hinsicht selbst genug.

Wo wir aber von Wesen reden, die um sich selbst kreisen, und sich dazu, natürlich metaphorisch von Ideologie sprechend, sich von ihren eigenen »Aussonderungen« ernähren, sind wir thematisch bei der Tagespolitik.

Auf eine mögliche Krise

Vor kurzem noch, im Jahre 2017, agitierten deutsche Politik und Presse im gewohnten Gleichschritt gegen die sogenannte Prepper-Szene. Wenn man in Deutschland etwas schnell und effektiv diskreditieren will, schiebt man es in die Schubladen »rechts«, optional »rechtsextrem« und/oder »Verschwörungstheorie«.

(Am Rande: Ein Erkennungszeichen für die willigen Rädchen des Propagandastaates ist, dass sie neuerlich nicht »Verschwörungstheorie« sagen, sondern das Wort »Theorie« durch »Mythos«, »Ideologie« oder »Erzählung« ersetzt haben. Es wird ihnen vielleicht zu peinlich, wie zuverlässig die »Verschwörungstheorien« sich bewahrheiten, während das offizielle Narrativ kollabiert wie das Immunsystem nach dem x-ten Booster.)

Vor fünf Jahren also, hetzten deutsche Politik und Presse im gewohnt zackigen Gleichschritt gegen Menschen, die sich auf Krisenzeiten vorbereiteten.

»Prepper«, das kommt von »prepare«, sich vorbereiten. Menschen, die sich auf eine mögliche Krise vorbereiten, werden »Prepper« genannt.

»Wie rechtsextremistisch ist die Prepper-Szene?«, geiferte etwa welt.de, 7.12.2017. Die Innenminister der Bundesländer berieten sich über mögliche Vorgehensweisen gegen Prepper.

Es überrascht genau gar nicht, dass Hausdurchsuchungen bei Preppern veranlasst wurden. Es handelte sich natürlich nicht um Hausdurchsuchungen zur Schikane politischer Gegner, denn das würde im demokratischen Rechtsstaat Deutschland nie passieren.

Menschen, die sich auf Krisen vorbereiteten, das war der Politik ein Dorn im Auge. Und natürlich nahm der Verfassungsschutz sie ins Auge (sueddeutsche.de, 8.12.2017). Der hat ja vor einiger Zeit das fake-philosophische Bullshit-Kriterium »Delegitimierung« erfunden. Wer sich darauf vorbereitet, dass eine Krise kommt, welche die Organe des Staates nicht bewältigen können, der »delegitimiert« in deren Augen womöglich auf philosophische (?) Weise den Staat.

Ganz schön gründlich

Wir schreiben inzwischen  das Jahr 2022 – und wenn das Innenministerium eine Schlange wäre, hätte sie sich gerade ganz schön gründlich in den Schwanz gebissen.

welt.de, 13.7.2022 titelt: »Innenministerin Faeser will Krisenresilienz der Bevölkerung fördern«.

Der in den letzten Jahren stets extra linientreue Stern aber 2017 noch: »Vorbereitung auf die Apokalypse: Wie gefährlich ist die deutsche Prepper-Szene?« (stern.de, 7.12.2017), und im Text betonte man dann, dass einige Prepper sich auch auf den Kollaps öffentlicher Ordnung vorbereiteten und also auch Waffen bereitlegten, was die Behörden extra kritisch sehen.

(Frage am Rande: Wie plausibel ist das Szenario, dass die Versorgung mit Wasser, Nahrung und Elektrizität wegfällt, und dass Menschen hungern, aber die schon ächzende Polizei dann zuverlässig die öffentliche Ordnung sichert?)

Aus »Prepper« wurde nun das so etwas perfide Kunstwort »Eigenresilienz«. Es ist (auch) deshalb perfide, weil das Teilwort »Eigen« die Verantwortung des Staates auf den Bürger abschiebt. Die Deutschen zahlen mit die höchsten Steuern weltweit, doch in Krise sagt der Staat: »Pff, wenn du kein Politfunktionär bist, musst du wohl ›Eigenresilienz‹ entwickeln.«

Wenn an einer Wohnung etwas nicht stimmt, kann der Mieter die Miete kürzen. Warum kann eigentlich der Steuerzahler nicht die Steuer kürzen, wenn der Staat in seinen Kernaufgaben versagt? Oder zumindest das Einkommen der Politmillionäre?

Man will nun einen »Bevölkerungsschutztag« veranstalten, um die Bevölkerung »stärker für die Themen Eigenresilienz und Selbstschutz zu sensibilisieren«. Man klingt ja bald wie die Prepper selbst, die man doch eben noch verteufelte.

Übrigens: Natürlich sagt man brav, »Bevölkerung«, denn »Volk« zu sagen wäre den Linken viel zu patriotisch. Wer genau ist es aber, der sich vorbereiten soll? Was ist es, das geschützt werden soll? Die, die zufällig »da sind«?

Eine Behörde im Geschäftsbereich

Wenn die deutsche Innenpolitik eine Schlange darstellt, dann beißt sich diese Schlange gerade in den eigenen Schwanz. Erst waren die Prepper verdächtig, weil sie das Offensichtliche nicht nur aussprachen, sondern auch danach handelten. Das Offensichtliche ist, dass Deutschland auf Krisen zusteuert.

Die Prepper wurden als rechts bis rechtsextrem niedergemacht – wie heute eigentlich jeder Deutsche, dem das blanke Überleben wichtiger ist als Pronomina oder Genderklos – oder der einfach nur vom offiziellen Narrativ – oder der die wilden Schwenke des offiziellen Narrativs nicht mitmacht.

Und jetzt scheinen selbst krass linke Politiker zu kapieren, dass woke Phantasien und sozialistische Spinnereien immer ein Fundament brauchen, von dem sie zehren können.

So aber beißt sich die Schlange in den Schwanz, und verzehrt sich selbst. Der Verfassungsschutz ist eine Behörde im Geschäftsbereich des Innenministeriums. Wenn die Innenministerin nun selbst zentrale Anliegen der Prepper verbreitet, stellt sich doch die Frage: Beobachtet der Verfassungsschutz das Innenministerium, wegen »Delegitimierung« oder so?

Schonend und doch effektiv

Die Schlange, die sich selbst verzehrt, der Ouroboros, ist leider nicht nur mythologisch. Es passiert Schlangen tatsächlich, dass sie sich selbst eben in den Schwanz beißen. Es ist ein grausamer, ein unschöner Anblick.

Ja, ideologisch frisst sich die deutsche Politik längst selbst auf. Man hasst auch nur die Idee eines Volkes, was als solches schlicht überleben will. Man will einer ominösen »Bevölkerung« eine diffuse »Resilienz« beibringen – doch diese »Resilienz« klingt mir gefährlich nah an »Toleranz«, was ja bekanntlich »ertragen« und »dulden« bedeutet.

Wenn Schlangen sich selbst in den Schwanz beißen und zu verzehren beginnen, kann das etwa an Verwirrung durch Hunger liegen. Schlangen sind dem Kannibalismus nicht prinzipiell abgeneigt, und eine Schlange kann schon mal sich selbst beißen, wenn und weil sie sich gewissermaßen selbst fremd ist.

Es hat seinen Reiz, wie viele Aspekte der sich selbst fressenden Schlange auf die Situation anwendbar sind, in die linke Ideologen das Land geführt haben!

Die zwei Absätze etwa so kürzen: Wenn die daheim gehaltene Schlange sich selbst zu fressen beginnt, dann sollte der Besitzer nicht versuchen, ihr selbst den Kiefer aufzuhebeln. Er soll sie zum entsprechenden Tierarzt bringen. Zu welchem Tierarzt aber soll man Deutschland und seine Ideologen bringen?

Es sollte ein Experte sein, der die notwendige Sachkenntnis, aber auch die Nerven mitbringt, einer solchen metaphorischen Schlange möglichst schonend und doch effektiv den Kiefer aufzuhebeln.

Weiterschreiben, Wegner!

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