07.11.2022

Zufrieden sein, ohne zufrieden zu sein

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten, Foto von Joe
Es war einmal ’ne Meise, auch sie war klug und weise, und bei sich dachte sie leise: Was für eine schwierige Situation! (Einige »Mini-Essays« mit jeweils 1-3 Sätzen – um nicht »Gedanken« oder gar »Aphorismen« zu sagen.)
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Das erste Opfer des Krieges ist bekanntlich die Wahrheit. – Wir können bei derart vielen vergangenen Kriegen angeben, welche Lügen und Täuschungen zur Begründung vorangingen, dass es rational ist, davon auszugehen, dass jeder Krieg mit einer Lüge beginnt.

Die erste Aufgabe jeder Kriegspropaganda ist daher, die relevante Öffentlichkeit davon zu überzeugen, dass es sich aus magischen Gründen beim jeweils zu verkaufenden Krieg nun plötzlich anders verhält.


Käme der Asterix-Comic heute heraus, wären die Gallier die Bösen.


»Ich bin raus«, hörte ich jemanden sagen, »ich mach da nicht mehr mit.«

Dann machte er wieder mit.

(Eine liebe Leserin hakte hierzu nach: »Wie macht man dieses ›nicht mehr mitmachen‹? Ich meine so, dass die anderen, die noch mitmachen, merken, dass man nicht mehr mitmacht.«)


Es ist nicht so wichtig, ob sie dir vergeben. Die Frage ist, ob du selbst dir zuletzt vergeben können wirst.


Ich habe gehört, dass zweimal um etwas zu bitten gefährlich nah am Betteln ist.

Wie verhält es sich dann mit demokratischen Wahlen, wo der Wähler wieder und wieder auf eine versprochene Besserung hofft?

(»Betteln« scheint mir dafür noch ein zu euphemistisches Wort.)


»Künstliche Intelligenz« bedeutet, dass Programme durch stures Ausprobieren sich selbst erfolgversprechende Entscheidungsbäume aufschreiben.

Menschen finden es schon mal erschreckend, dass sie keinen Einblick in die Entscheidungswege der »Künstlichen Intelligenz« haben. Dabei verfügen wir über noch viel weniger Einblick in unsere eigenen Entscheidungswege, in unsere tieferen Motivationen und wahren Gründe.


Muss ich zufrieden sein, um zufrieden zu sein?

Will sagen: Will ich einen Tag nur dann »erfolgreich« nennen, wenn ich zuletzt (oder sogar durchgehend) ganz sorgenfrei bin? Setzt Zufriedenheit voraus, dass mich nichts mehr ärgert, nichts mehr stört?

Ich habe gerade erst in den Nachrichten von einem reichen, jungen, schönen Sänger gehört, der sein sorgenfreies Leben nur mit Drogen ertrug, und dann auch jung an einer Überdosis starb.

Ein Zuviel an Sorgen kann einen Menschen knicken, das ist wahr – ein Zuwenig aber offenbar auch.

Die Lehre, für den Augenblick: Lerne, zufrieden zu sein, ohne zufrieden zu sein!


Mit einem vernünftigen Backup wäre der Brand der Bibliothek von Alexandria höchstens ein mittelschwerer Versicherungsfall gewesen.


Gefühle beschreiben das innere Leben, nicht das äußere Leben.


Dieses Leben ist dein einziges. Es ist folglich sowohl dein bestes als auch dein schrecklichstes.


Angst ist eine Funktion des Geistes.

Ich kann sagen: »Oh, da ist Angst in mir, das ist ja interessant!«

Indem ich über meine Angst rede, nehme ich sie, bildlich gesprochen, in die Hand – und so beginnt meine Möglichkeit, die Angst loszulassen.

((Auch) darum geht’s im »Buch übers Loslassen von Dushan Wegner«.)


»Aufräumen« ist ein sehr schönes deutsches Wort.


Traurigkeit: die Seele gibt eine Verlustanzeige auf.


»Du bist, was du isst«, so sagte ein Vegetarier zu mir.

»Ich bin also ein Rindvieh«, antwortete ich, »und du bist ein Lauch.«

Und dann lachten wir beide, laut und herzlich. (Womöglich täuscht mich hier meine Erinnerung, und nur ich war es, der lachte.)


Wann haben Sie zuletzt einen Vegetarier herzlich lachen gehört? (Ich erwarte hierzu erboste Leserzuschriften: »Ich bin Vegetarier, sogar ein Veganer, und erst vorvergangenen Dienstag um 11:15 Uhr haben meine Gattin und ich sehr herzlich gelacht – da wären Sie neidisch!«)


Die wunderbare Elaine Stritch (1925 – 2014) sang die Worte des unvergleichlichen Stephen Sondheim (1930 – 2021): »I’m still here.«


Läßt sich die Krankheit nicht kurieren, muß man sie eben mit Hoffnung schmieren. (Goethe)


Was ist dein Hoffnungsminimum?


Ceterum censeo: Belügt euch nicht! Überlasst das auch weiterhin den Journalisten.

Weiterschreiben, Dushan!

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