14.09.2024

»Nicht alles Mist, was von der AfD kommt« (Kubicki)

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten, Bild: »Brüllen an der Brandmauer«
Tabubruch von Kubicki: »Nicht alles, was von der AfD kommt, ist Mist.« – Unabhängig davon, was man von Kubicki hält: Verrückte Zeiten, in denen das Selbstverständliche zur Schlagzeile taugt.
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Wolfgang Kubicki ist Jurist, FDP-Abgeordneter im Bundestag und dazu sogar Bundestagsvizepräsident. (Dass die AfD keinen solchen stellt, bleibt eine dauernde Schande für die Berliner Demokratiebühne.)

Und Kubicki wird auch nichts dagegen haben, so vermute ich, ein »Mann der klaren Worte« genannt zu werden. Man kann wohl sagen, dass das zu seinem »Image« gehört. (Habe ich das vorsichtig und höflich genug formuliert?)

Kubicki also lässt sich aktuell zitieren: »Nicht alles das, was aus der AfD kommt, ist Mist. Aber es wird immer so getan: Man muss darauf gar nicht hören, weil es eben von rechts kommt« (welt.de, 14.8.2024).

Ein gutes Argument sei ein gutes Argument, egal woher es kommt. – Wow, was Kubicki sagt, ist ein gutes Argument – ein Meta-Argument – und damit klingt es ja selbst geradezu »rääääächts«!

Im Essay »Mehr Mut zur Phobie« habe ich kürzlich ein Loblied auf den Menschenverstand gesungen. Spannend, dass nun auch Politiker endlich den gesunden Menschenverstand entdecken – und zugeben, dass dieser als »Rääääächts« gilt.

(Herrn Kubicki betreffend würde ich persönlich nicht allzu leichten Herzens viel darauf wetten, dass etwa sein Abstimmungsverhalten jederzeit zu seinen markigen Sprüchen passt. Aber gut: Ein Gesagtes kann auch dann richtig sein, wenn man dem Sagenden nicht zwingend vertraut, sich zuverlässig selbst daranzuhalten.)

Schon 2018 fragte ich im Essay »Wasser auf die Mühlen der Falschen«:

Ab dem wievielten ›das ist Wasser auf die Mühlen der Falschen‹ gestehen Linke sich ein, dass ihr Weltbild auf Lügen gebaut ist?

Es galt vor Jahren, und es gilt seit Jahren, und es gilt auch stabil heute: Wenn es regnet, und wenn die AfD sagt, dass es regnet, dann werden die etablierten Parteien behaupten, dass die Sonne scheint.

Die CDU hat sich bekanntlich – seit Merkel – hinter ihrer berühmten Brandmauer eingemauert. Man beachte, dass für die lupenreinen Demokraten von Berlin der böse Wählerwille eine böse Feuersbrunst darstellt, einen gefährlichen Brand. Der Wählerwille als ein Zu-Löschendes.

Wie lange will man aber eine Mauer aufrechterhalten und sich dahinter einbunkern, wenn auf der anderen Seite der Mauer nicht nur eine ach so böööse Partei lauert, sondern eben auch Wählerwille und manifestierter gesunder Menschenverstand?

Sowohl CDU als auch SPD – und bisweilen sogar die Grünen – versuchen sich täglich neu darin, AfD-Positionen zu übernehmen und zugleich die AfD für ebendiese zu verdammen. Und immer wieder klingen die »Guten« weit »böser« als die »Bösen«.

Es war etwa Olaf Scholz, der mit »Abschieben im großen Stil« begrifflich näher kam an die berüchtigten »Deportationen«, als ein prominenter AfD-Politiker es nach meinem Wissen je tat. Und doch will man weiter so tun, als würde man alles ablehnen, was die AfD sagt.

Natürlich ist es ein psychologisches Problem: In dem Moment, in dem man zum ersten Mal eine Anfrage von »Rechten« als vernünftig annimmt, hätte man doch bereits mit einer inhaltlichen Kooperation begonnen – oh nein!

(Im Kontext des Einsturzes der Carolabrücke wird aktuell übrigens diskutiert, ob entsprechende Anfragen von »Freie Wähler/Freie Bürger Dresden« aus parteipolitischen Gründen abgelehnt wurden (apollo-news.net, 11.9.2024).)

Wenn man einmal annimmt, dass überhaupt noch etwas existiert, das sich jenseits der Parteiorganisation sinnvoll »CDU« nennen ließe, so muss man sagen, dass die CDU aktuell ohne inhaltlichen Koalitionspartner zwecks Regierungsbildung dasteht – bis eben auf die AfD, die einem von geheimnisvollen Mächten verboten wird. 

»Nicht alles, was von der AfD kommt, ist Mist«, sagt Kubicki, und es reicht zur Schlagzeile. Das allerdings ist auch weiter kein gutes Zeichen für den Zustand Deutschlands: Eine Selbstverständlichkeit auszusprechen ist in Deutschland auch weiterhin ein Mini-Skandal, der zur Schlagzeile reicht.

Man fordert in diesen Tagen ja nach mehr Mut zu mehr und diesem. »Mehr Mut zur Phobie«, so rief ich uns letztens zu. Heute ist es notwendig, noch simpler zu werden: Mehr Mut zur Selbstverständlichkeit!

Weiterschreiben, Dushan!

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