Habt ihr schon mal ein Puzzle zusammengesetzt? Ich selbst bin ja kein großer Puzzler, was richtige und nicht-metaphorische Puzzle betrifft. Wenn ich ein Bild für die Wand haben will, dann kaufe ich eben ein Bild – und nicht Schnipsel eines Bildes.
Immerhin habe ich anderen Leuten zugeschaut, wie sie Puzzles zusammensetzten. Wenn ein Puzzler ein Puzzlestück aufhebt, so meine Beobachtung, sagt er dabei schon mal Dinge wie: »Dieses Stück, das ist ein Teil von jener Fläche, also wird es ungefähr hier liegen.«
Ich finde das spannend, denn es hat sehr buchstäblich mit Mustererkennung zu tun. Der Puzzler sieht ein Stückchen vom Muster, das Teil eines größeren Musters ist. Aber natürlich hat er vorher das Bild gesehen, vermutlich hält er es sogar als Boxdeckel vor sich, um seinen Zwischenstand mit dem Ergebnis abzugleichen.
Stellen wir uns aber vor, der Puzzler würde das Zielbild nicht kennen!
Erst die Ecken
Stellen wir uns vor, du sollst ein Puzzle lösen, von dem du nicht weißt, welches Bild es zuletzt ergeben soll. Wie wirst du vorgehen?
Wahrscheinlich suchst du zuerst die vier Ecken heraus, dann die Kanten.
Du sammelst ähnlich gemusterte Puzzlestücke. Du vermutest, dass sie zusammengehören. Du probierst aus, einige davon zusammenzusetzen.
Sobald die ersten Stücke zusammenpassen, wird es einfacher, die nächsten passenden Stücke zu finden. Mit jedem Stück, das zu einem anderen Stück passt, wird das Zielbild etwas klarer – und die Menge der noch losen Stücke wird kleiner, etwas weniger furchteinflößend.
Was aber ist dein Zielbild, wenn du nicht weißt, welches Bild du zusammensetzt?
Fehlende Stücke – und falsche
Wenn ich heute die Nachrichten lese, habe ich das Gefühl, ebenfalls ein Puzzle zusammenzusetzen, dessen Zielbild ich nicht kenne.
Ja, bei diesem Puzzle namens »Nachrichtenlage« ist nicht bloß das Zielbild unbekannt. Beim Puzzle unserer Nachrichtenlage fehlen viele Puzzlestücke.
Um das alles auch noch extra verwirrend zu machen, sind einige der vorhandenen Puzzlestücke schlicht falsch. Sie gehören womöglich zu anderen Puzzles. Jemand will uns mit dem Puzzlen beschäftigt halten. Wenn einer von uns das richtige Bild tatsächlich zusammensetzen könnte, würde das »die Bevölkerung verunsichern«.
Lasst mich aus der aktuellen Nachrichtenlage einige Puzzlestücke herausgreifen. Wir wollen schauen, wie viel wir aus diesen zwei Bildteilchen über das große Bild sagen können.
Nochmal wählen, bis es passt
Da wären einmal die Meldungen aus Europas Osten.
In Rumänien wurde gewählt. Nach dem Sieg des pro-rumänischen und NATO-kritischen Kandidaten Calin Georgescu in der ersten Runde (ich schrieb darüber im Essay »Störende Wahrheit als russische Desinformation«), und einem absehbaren Sieg bei der Stichwahl, ordnete das rumänische »Verfassungsgericht« kurzerhand neue Wahlen an (tagesschau.de, 06.12.2024). Es würde mich wundern, wenn der Sieger neu zugelassen würde.
Das Gericht und die EU-Mainstream-Medien werfen die üblichen »Böser-Russe-Schreckgespenster« in die Debatte. Und es ist durchaus möglich und wahrscheinlich, dass Russland beteiligt war. Man könnte auch andere Gründe vermuten, wenngleich sie ebenfalls mit Putin zusammenhängen.
In Rumänien wird derzeit der flächenmäßig größte NATO-Stützpunkt Europas gebaut (nzz.ch, 25.03.2024). Rumänien liegt am Schwarzen Meer, es grenzt an die Ukraine. Rumänien ist einer der wenigen EU-Staaten mit eigenen Gasvorkommen. Wenn der nächste Krieg mit Russland ansteht, wird Rumänien eine militärische Drehscheibe sein.
Nicht zu leugnen
Vor einiger Zeit hörten wir vom Diddy-Skandal. Recht überraschend wurde vor einiger Zeit der US-Rapper Sean Combs – auch »P Diddy« oder »Diddy« genannt – verhaftet. Er sitzt immer noch ein (foxnews.com, 6.12.2024) und wartet auf sein Verfahren.
Der Vorwurf lautet Menschenhandel (»sex trafficking«), wohl im Zusammenhang mit seinen berüchtigten »Partys«.
Unter anderem auf diesen Diddy-Partys fanden sich viele bekannte Hollywood-Prominente ein … und die Schnittmenge zu öffentlichen Democrats-Unterstützern war nicht zu leugnen. Im Joe-Rogan-Podcast, im Gespräch mit Elon Musk, wurde sogar angedeutet, dass man sich fragen könnte, warum seit der Verhaftung von Diddy plötzlich so viele Hollywood-Promis für Kamala Harris warben. Die implizite Frage: Wurde da jemand erpresst?
Die »Puzzlestück-Meinung« aber, die ich heute notieren will, hat auch und auf interessante Weise mit Europa und EU zu tun … es ist spannend.
Die Umziehenden
Von inzwischen zwei US-Promipaaren wird berichtet, dass sie nach Europa umsiedeln – beide mit engen und öffentlichen Beziehungen zu P Diddy.
Da ist Ellen DeGeneres und ihre Partnerin Portia de Rossi (latimes.com, 20.11.2014), die nach Großbritannien zogen, damit nach Europa, aber außerhalb der EU.
Und Ashton Kutcher mit Mila Kunis (themirror.com, 06.12.2024), die nur ganz allgemein ankündigten, nach »Europa« zu ziehen.
Während Ellen DeGeneres behauptete, sie zögen »wegen Trump« plötzlich aus, geben Kutcher und Kunst explizit die Verhaftung und den anstehenden Prozess von Sean Combs als Grund an. Sie erwarten, dass Sean »Diddy« Camps versuchen würde, alle möglichen Leute mit komplett ungerechtfertigten Vorwürfen in den Schmutz zu ziehen.
Extra-Puzzlestück und Fragen
Die zwei Puzzlestücke, die heute also vor uns liegen, sind diese:
Erstens: In immer mehr Ländern Europas kann man Demokratie und Rechtsstaat zunehmend als »aufgehoben« betrachten. Wenn ein Wahlergebnis »unverzeihlich« ist, wird es eben aufgehoben, und man lässt neu wählen, bis es passt.
Zweitens: US-Promis mit Verbindungen zu einem Menschen, der wegen Menschenhandels und Missbrauchs Minderjähriger vor Gericht stehen wird, zieht es plötzlich nach Europa.
Noch ein paar Puzzlestücke
Keine aktuelle Nachricht, aber doch ein Puzzlestück: 2023 besuchte Ashton Kutcher das EU-Parlament. Ich schrieb im Essay »Was wird deine Gefängniswährung sein?« darüber.
Derselbe Ashton Kutcher hat zusammen mit seiner aus der Ukraine stammenden Frau Mila Kunis weit über 30 Millionen Dollar für die Ukraine gesammelt (cnbc.com, 21.3.2022). Das korrupteste Land Europas ist ihm also zu Dank verpflichtet.
Sagt mir bitte, wie diese Puzzlestücke zusammenpassen!
Wenn ich es richtig verstehe: Kutcher ist ein Kämpfer gegen den Missbrauch von Kindern und gegen Kinderhandel, unterhält allerbeste Verbindung zur europäischen Politik, verkauft Überwachungssoftware gegen Menschenhandel, war guter Freund mit Combs, wusste aber nichts von dessen Partys und steht folglich auch nicht im Visier des FBI (pagesix.com, 04.10.2024), will aber präventiv nach Europa umziehen.
Europa ist das Zielland für Leute, die fürchten, in den USA mit einem Prozess wegen Menschenhandels und Missbrauchs Minderjähriger in Verbindung gebracht zu werden.
Und während all dem wird in Rumänien einfach so eine Wahl für ungültig erklärt, inzwischen ganz offen aus dem Grund, dass der falsche Kandidat vorn liegt.
Welches Bild?
Ich bin nicht ganz sicher, welches Bild diese Puzzlestücke ergeben.
Doch da sie vom aktuellen politischen Europa handeln, muss doch ein Bild existieren, dessen Teil diese Puzzlestücke sind.
Ich weiß so viel oder so wenig wie ihr, welches Bild sich gerade vor unseren Augen zusammenzusetzen beginnt. Viele Puzzlestücke fehlen auf dem Tisch vor mir (und im Schrank womöglich ein paar Tassen). Und doch puzzle ich weiter und gebe mein Bestes, die Stücke richtig ineinandergreifen zu lassen.
Wenn ich allerdings die Augen zusammenkneife, und wenn ich die Umrisse des Bisherigen deute, dann sehe ich ein Sittengemälde von Europas Moral, und dieses Sittengemälde ist eine Kollaboration von Hieronymus Bosch und Zdzisław Beksiński.