06.01.2023

Der Irgendwas-stimmt-da-nicht-Theoretiker

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Bild: DW via Stable Diffusion
Ich bin kein Verschwörungstheoretiker – ich bin ein Irgendwas-stimmt-da-nicht-und-eigentlich-ist-das-ziemlich-offensichtlich-Theoretiker!
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Der neue Twitter-Besitzer Elon Musk fragte kürzlich, sinngemäß: Welche Verschwörungstheorie zu Twitter hat sich eigentlich nicht bewahrheitet? Selbst wenn sie nicht vollständig wahr war, dann zumindest mehr wahr als falsch. (im „All-in-Podcast“ vom 24.12.2022, via YouTube ca. ab ca. 1:21:50)

Dass das FBI bei Twitter vor den Wahlen zensierend eingegriffen hat? Dass wahre Informationen zurückgehalten wurden, die den sogenannten „Democrats“ geschadet hätten? (siehe Essay vom 22.12.2022) Dass man Informationen unterdrückte, welche die Risiken der „Impfung“ aufzeigten? (@davidzweig, 26.12.2022)

Man gilt ja heute schon als „Verschwörungstheoretiker“, wenn man auch nur wissen will, was Frau von der Leyen mit dem Pfizer-Boss besprach, oder wenn man nachrechnet, wie viel Geld die Bundesregierung an Pfizer überwies – wenn die es von sich aus nicht sagen will (siehe sciencefiles.org, 4.1.2023).

Medien und Politiker, beide nicht selten von Konzernen gesponsert, verhöhnen jeden als „Schwurbler“ und „Verschwörungstheoretiker“, der bei der offiziellen Wahrheit nachzufragen wagt – oder einfach Fakten wissen will.

Jedoch, überlegen wir für einen Augenblick: Was ist die Gegenthese zur landläufigen Verschwörungstheorie?

Die vier Prämissen

Wir betrachten hier tatsächliche Verschwörungstheorien, also Thesen zu unbekannten, aber plausiblen Absichten und Absprachen (und weniger jene Fälle, in denen wie etwa jüngst vom FBI einfach jede Kritik an belegten Ereignissen als „Verschwörungstheorie“ abgetan wird, was zwar widersinnig ist, aber für Mainstream-Journalisten ein ausreichendes Zeichen, dass sie wegschauen oder wegdeuten sollten).

Die meisten halbwegs ernst gemeinten sogenannten Verschwörungstheorien ergeben sich aus einer Anzahl von Prämissen, die auf konkrete Unstimmigkeiten und unterdrückte Fakten angewendet werden, nämlich:

  1. Die Mächtigen sind Menschen wie wir, allerdings durch Glück (etwa Geburt) und dazu oft auch Klugheit eben erfolgreicher im Erlangen, Halten und Ausbauen von Macht und Eigentum.
  2. Menschen verabreden sich untereinander, und sie sind auf ihren Vorteil bedacht, und es gibt keinen Grund zur Annahme, dass dies bei den Mächtigen anders wäre.
  3. Die Mächtigen üben sich darin, die Konsequenzen ihrer Handlungen zu berechnen, und sie haben Mitarbeiter, die sie unentwegt dazu beraten.
  4. Es ist der Fall, was der Fall ist.

Die 4. Prämisse mag in ihrer Banalität und wohl auch in ihrer augenscheinlichen Zirkularität überraschen, doch sie ist hier notwendig, da diese im öffentlichen Diskurs keinesfalls selbstverständlich ist!

Alles blanker Zufall

Wenn Politiker oder Journalisten sich über Verschwörungstheoretiker mokieren (oder sie in Propagandasprache etwa „Verschwörungsideologen“ nennen und die Erklärungen als „Verschwörungserzählungen“ abwerten wollen), dann müssten Sie prinzipiell mindestens eine der Prämissen bestreiten.

Laut „Verschwörungsleugnern“ sind also die Mächtigen plötzlich alle Heilige geworden (man muss schon ein wenig lächeln, wenn Soros oder Gates zu moralischen Autoritäten erhoben werden).

Oder die Mächtigen sind zwar weiterhin genauso moralisch fehlbar wie alle Menschen, doch bei allen ihren öffentlichen oder geheimen Meetings verabreden sie sich niemals nie nicht zu irgendetwas – selbst wenn sie genau dies explizit detailreich erklären.

Oder die Mächtigen sind auf ihren Vorteil bedacht, und sie verabreden sich, aber sie denken nie über die Konsequenz ihrer verabredeten Handlungen nach, und also ist dennoch alles, was geschieht, blanker Zufall ohne mögliche Erklärung.

Oder natürlich, und das ist tatsächlich im Alltag die häufigste „Erklärung“, deine Augen und dein Verstand täuschen dich, und was du meinst, dass der Fall ist, ist nicht wirklich der Fall – du bist doch kein Verschwörungsideologe!

Fürs offizielle Narrativ

Die Dialektik, die Kunst der guten Gesprächsführung lehrt uns, dass menschliche Erkenntnis sich aus These, Gegenthese und dann Synthese ergibt.

Den Verschwörungsleugnern geht es aber nicht um Erkenntnis, sondern zumeist um Deutungsmacht, also bieten sie zumeist keine Gegenthesen an.

Und wenn selbst mit gründlicher Verbiegung des Verstandes keine fürs offizielle Narrativ günstige Deutung möglich ist, dann geht es um die Macht, kritische Fragen zu unterbinden.

Die Gegenthese zur Verschwörungstheorie ist zumeist keine Aussage in der Sache, sie ist emotional, ausgrenzend, einschüchternd – aber keine bessere Theorie.

Die Gegentheorie zur sogenannten Verschwörungstheorie lautet heute, oft genug wörtlich: „Halt die Klappe!“

Und wenn nicht? Was, wenn man nicht die Klappe hält und ins Narrativ einstimmt? – Nun, eine ordenbehangene Journalistin sagte einmal so treffend: „Man kann in Deutschland eigentlich alles sagen. Man muss dann halt manchmal mit Konsequenzen rechnen.“

Die Gegenstücke

Das Gegenstück zu „Verschwörungstheoriker“ ist nicht nur „Verschwörungsleugner“. Es ist wohl auch „Die-Mächtigen-für-Heilige-Halter“, „Alles-für-Zufall-Halter“ und vor allem „Klappe-Halter“.

Ja, man muss schon ziemlich vieles halten, sei es die Klappe oder die jeweils Mächtigen für Heilige, um alle Verschwörungstheorien zu ignorieren.

Ich halte es mit jenem Meme (@lambord6, 25.12.2022), welches frei übersetzt lautet: Ich bin kein Verschwörungstheoretiker – ich bin ein Irgendwas-stimmt-da-nicht-und-eigentlich-ist-das-ziemlich-offensichtlich-Theoretiker!

Weiterschreiben, Dushan!

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