Wenn es lange genug kalt ist, wirklich kalt, dann kann der See zufrieren. Die Oberfläche des Sees wird glatt und flach, und sie kann einen Menschen tragen, eine Zeit lang, doch irgendwann beginnt das Eis zu schmelzen, und wir hören es knirschen und krachen, und wenn jemand dann leichtsinnig genug ist, auf das schmelzende Eis zu treten, dann zerbirst das Eis unter seinen Füßen, und der Riss breitet sich noch schneller aus als der Leichtsinnige versinkt, der Riss verzweigt und verästelt sich, er wird zu neuen Rissen, und so wie die Risse sich übers Eis verbreiten, so rast dem Versinkenden die Panik durch den Körper, bis in die feinsten Adern.
Ist es heute an der Zeit, von Panik zu reden? So zu fragen ist rhetorisch, ist wenig mehr als sarkastisch, denn die Panik kriecht von ganz allein ins Land und in die Herzen, die verzagten, die jungen, wie auch die betagten. Man kann nicht erzwingen sich zu verlieben, außer vielleicht mit Drogen, denn das Verliebtsein passiert, wenn es passiert; wenn aber Panik passiert, dann passiert auch diese, und wenn sie passiert, dann können wir sie nicht verdrängen, nicht einmal ignorieren können wir sie, außer vielleicht mit Drogen.
Jupiters Alchemie
In Frankreich herrscht Macron, der sich als Jupiter sieht – was man heute eben unter Herrschen versteht, oder von römischen Göttern. (Randnotiz: Wie dezent würde es die linksglobalistische Presse behandeln, wenn es ein Nicht-Ultraglobalist gewesen wäre, etwa Donald Trump, der seine um Jahrzehnte ältere Lehrerin geheiratet hätte? Quod licet Iovi, non licet bovi.)
Jupiter also – man denkt an eine andere Gestalt aus den Sagen und Mythen, aber gut – Jupiter, so heißt es heute, »versucht sich in Alchemie« (welt.de, 15.1.2019): die »Gelbwesten« demonstrieren gegen ihn, sie wollen, dass er abtritt. Er schreibt ihnen einen Brief. Es ist nicht Macrons Schuld, dass auf Französisch alles arrogant klingt, »Lettre aux Français« fließt ganz anders von der Zunge als »Brief an die Deutschen« rollen würde. An ihren Taten sollt ihr sie erkennen, nicht an ihren Worten. (Die Sprache der Politiker ist zuerst zum Entlarven da!)
Jupiter will eine öffentliche Debatte und er beschwört die Zuversicht (»confiance«). »Macron muss weg!«, rufen sie in der Straße, und der fleht: »Lasst uns doch noch mal reden!«
Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen: Jupiter wird panisch.
In ihre Organe
Wenn von der AfD die Rede ist, sprechen Journalisten gern von den Rechtspopulisten, und wenn es um Frank-Walter Steinmeier geht, dann sprechen sie vom Bundespräsidenten.
Es ist keine gute Zeit für Globalisten, das dumme Volk will nicht wie die »Eliten« wollen, dass das Volk wollen soll – unvergessen bleibt das Bonmot des Steinmeiervorgängers: »Die Eliten sind gar nicht das Problem, die Bevölkerungen sind im Moment das Problem…«, siehe bundespraesident.de, 19.6.2016.
In Berlin und Brüssel träumen sie von der Welt ohne Grenzen – und damit ohne Nationen und ohne unterscheidbare Kulturen.
Das Volk, das nicht mehr sagt, das sind wir und das sind jene, das ist kein Volk mehr, sondern Verfügungsmasse fremder Mächte.
Der aktuelle Bundespräsident warnt (siehe z.B. welt.de, 14.1.2019) jüngst vor einem »Nationalismus« in »neuem Gewand«, vor einem »ideologischen Gift« warnt er, und wenn Politiker ihre politischen Gegner zu Vergiftern erklären, gilt es aufzuhorchen.
Steinmeier wettert gegen Prinzipien wie »jeder für sich« und »schlimmer noch«, »jeder gegen jeden«. Man möchte ihm antworten: für wen denn sonst? Nationen haben Interessen, und wenn sie kooperieren, dann aus eigenem Interesse.
Wer heute schüchtern darum bittet, dass Politiker sich an ihren Amtseid halten (»dem Wohl des Volkes…«), der gilt bald als Nationalist.
Ja, Deutschland handelt unter Merkel gegen eigene Interessen; Menschen sterben, Stadtteile rutschen ab und das gesellschaftliche Klima ist auf Jahrzehnte – wenn nicht Jahrhunderte – vergiftet; doch ist die Voranstellung (»America First«) nationaler Interessen schon Nationalismus?
Wir sehen ja, was passiert, wenn Globalisten schleichend die Demokratie aushebeln, sei es via Propaganda-NGOs, via dauernde moralische Panik oder schlicht durchs Ignorieren bestehenden Rechts – ja, Demokratie ist das schlechteste der Systeme, abgesehen von allen anderen, die je ausprobiert wurden, und das ganz ausdrücklich inklusive des links-globalistischen Suizidalismus.
Man will nicht, man will wirklich nicht zum »Verschwörungstheoretiker« werden (nicht, weil es unfein ist, sondern weil zu oft schlichte Dummheit der Verantwortlichen zur Erklärung genügt), doch wenn Politiker gegen die Interessen des Volkes handeln, obwohl das Volk dagegen ist, dann stellt man schon Fragen.
Steinmeiers Worte verkaufen unter der längst fadenscheinigen Oberfläche ein schlicht-populistisches Weltkonzept, einen Suizidalismus-Nationalismus-Dualismus: Unterwerfung unter rätselhafte NGOs und transnationale Akteure – oder eben »Nationalismus« – ein böses Wort wie Nationalismus klingt nach Drittem Reich – und soll es wohl auch.
Die Worte Gaucks von der Bevölkerung, die das eigentliche Problem sei, nicht die Eliten, findet seine Fortsetzung.
Wähler wollen, dass Politiker sich zuerst um die Interessen derer kümmern, welche auf ihren Schultern den Staat samt seinen Politikern tragen – ist das denn wirklich ein Skandal? – »Was erlaubt der Souverän?!« – In den Worten Steinmeiers klingt eine gewisse Panik mit.
Parteien in Panik
Der Verfassungsschutz hat am 15. November 2018 einen neuen Chef bekommen, Thomas Haldenwang. Der alte Chef durfte nicht mehr (siehe auch: Berliner Inquisition, Maaßen und die Scheiterhaufen des Wahrheitssystems).
Die Süddeutsche titelte online am 21.12.2018: »Neuer Verfassungsschutz-Chef verspricht stärkeren Kampf gegen rechts«. – Gemeint ist »rechtsextrem«, aber das fließt in Journalistenköpfen und Redaktionsstuben ineinander; Haldenwang wird es zu unterscheiden wissen, als CDU-Mitglied wird er wissen, dass das, was heute für manchen Journalisten als »rechtsextrem« gilt, noch vor kaum mehr als einem Jahrzehnt die Position der CDU und ihrer heutigen Chefin war.
Am 15. Januar 2019 wurde berichtet, dass der Verfassungsschutz bundesweit die Beobachtung der AfD prüft (siehe tagesspiegel.de, 15.1.2019); eine Prüfung ist die Vorstufe zum Verdachtsfall, was jeweils eigene Maßnahmen mit sich bringt.
So etwas ist natürlich die ganz große Schlagzeile, von Staatsfunk bis Relotiusmagazin – dass etwa SPD-Politiker darüber froh sind, das ist wenig überraschend.
Ich habe keinerlei Zweifel daran, dass die Handlungen des Verfassungsschutzes sich an der Sache ausrichten – und zugleich habe ich keinen Zweifel daran, dass besonders die Hyperpopulisten bei SPD und Grünen die Prüfung vulgär ausschlachten werden, bis man das Gefühl haben wird, der Verfassungsschutz handele parteipolitisch. Es wäre ein gefährlicher Eindruck, es würde ein Stück weit das beschädigen, was geschützt werden soll: die Demokratie, die immer auch das Vertrauen der Bürger in ihre Organe braucht. (Brüllpolitiker Özdemir etwa läuft sich auf Twitter warm, Staatskomödianten natürlich auch.)
Die Parteien sind in Panik. Sie fürchten die Realität. Die AfD hat verschiedene Politiker und verschiedene Eigenschaften, und nicht alle davon sind sympathisch, doch man widerspricht eben auch beständig – nur 2 Wochen vor Wahlen – den politisch korrekten Lügen, sprich: die AfD bedroht aktiv das Wir-schaffen-das-Weltbild – für manchen Linken ist ein Eia-Popeia-Weltbild als Struktur relevanter als das Leben der Bürger (vergleichen: Gutmenschen riskieren das Leben anderer Leute).
Nachtrag 16. Januar 2018
Wie vorausgesagt sprudeln manche konkurrierende Politiker geradezu über vor Freude ob der Nachricht vom »Prüffall AfD«. Da sind natürlich populistische Krachmacher wie SPD-Vize Ralf Stegner (@ralf_stegner, 15.1.2019/archiviert), der schon länger außerhalb des ernsthaft Diskutablen auftritt (und dadurch das Vertrauen in die Politik insgesamt beschädigt – wie abgedreht und plump der Dauerverlierer Stegner auch auftreten mag, er ist noch immer Vizechef einer deutschen Regierungspartei). – Die Nachricht über den »Prüffall« ruft aber auch wahlkämpfende Kommunal- und Landespolitiker auf den Plan, die wohl ihre Felle davonschwimmen sehen.
Ein Chris Schulenburg, CDU-Landtagsabgeordneter in Sachsen-Anhalt, schüchtert recht offen potentielle Kandidaten ein:
Jeder einzelne potentielle Kandidat der #AfD für die Kommunalwahl 2019 in @sachsenanhalt sollte sich überlegen, ob er auch zum “Prüffall“ werden will. (@SchulenburgCh, 15.
Solche populistische Instrumentalisierung der wichtigen Arbeit des Verfassungsschutzes ist ein Angriff auf das Vertrauen der Bürger in die Organe des demokratischen Staates, und man könnte sich fragen: Sehen die Populisten unter CDU- oder SPD-Politikern wirklich nicht, was sie mit derartig brachialen Talking Points anrichten – oder ist es ihnen schlicht egal? Hat die Panik den »etablierten« Parteien die demokratischen Hirnareale lahmgelegt? Das schmelzende Eis unter den Füßen wird nicht fester, wenn man darauf panisch herumtrampelt! – Ende des Nachtrags
Entpaniken
Panik ist eine große Angst, die eintritt, wenn besonders relevante Strukturen so stark bedroht sind, dass eine maximale Destabilisierung droht.
Eine Panik ist eine Reaktion auf eine (wahrgenommene) Bedrohung, doch die Panikhandlungen selbst können zur Gefahr werden. Wenn in einem vollbesetzten Raum eine Panik ausbricht, dann kann das Gedränge bei der Flucht selbst wieder tödlich enden.
Die Panik der Eliten ist verständlich. Es ist ja erstaunlich, wie willig die Deutschen im Boot sitzenbleiben, während die Eliten auf die Klippen zusteuern, doch selbst der wenige Widerspruch, den Deutschland aufbringt, bewirkt bereits Panik – wenn dein Haus auf dem schmelzenden Eis lächerlicher Lügen steht, dann fürchtest du jeden Riss, jedes Knacken, auch die zarteste Erwärmung, natürlich fürchtet der Lügner panisch die Enttarnung seiner Lügen!
Die Schmelze
Das Eis unter den Füßen der Selbstbelüger schmilzt, und mit jedem Knacken werden sie panischer.
Diejenigen, welche täglich das Klima retten wollen, handeln erstaunlich unnachhaltig und ignorant, wenn es um das dünne Eis ihrer eigenen moralingefrorenen Illusionen geht.
Das Eis linken Wahns schmilzt dahin und den Linken werden die handgenähten Schuhe nass, doch statt schnell an Land zu gehen, erklären sie alle Berichte vom Schmelzen für Rechtspopulismus.
Liebe Linke, liebe Gernegute und Überall-Nazis-Seher, liebe Haltungsjournalisten und GEZ-Opfer, ich hätte da eine Idee, warum Sie Panik haben – und wie Sie doch noch ans Ufer gelangen können.
Es ist einfach, liebe Elite: der Mensch, den Sie verächtlich »Besorgter« und »Globalisierungsverlierer« schimpfen, ihn aber doch als Wähler und Publikum brauchen, dieser Mensch sehnt sich danach, über seine »relevanten Strukturen« (Beruf, Familie, Land, Volk) selbst zu bestimmen, darin sicher zu leben, seine »Kreise zu ordnen« – und zum Anordnen gehört, dass ich selbst über das mir Wichtige bestimmen kann. Das, was Euch-da-oben wichtig ist, das ist denen hier unten nicht wichtig. Ihr habt Visionen, wir haben Leben. Oder, wie es die Gelbwesten sagten: Ihr redet vom Ende der Welt, wir reden vom Ende des Monats.
Es ist nicht »Nationalismus«, »Rassismus«, »Hass«, oder wie auch immer ihr die Kritik an euren postdemokratischen Visionen nennt, gegen die ihr kämpft. Ihr kämpft gegen die einfache Anständigkeit der Menschen, die ihr Einkommen nicht wie ihr aus Diäten, Aufsichtsrat-Vergütung, GEZ-Zwangsgebühren oder Vortragshonoraren beziehen, sondern dafür täglich arbeiten, und das eigentlich gern, die ihre Kinder nicht ins Ausland studieren schicken können wie ihr, die sich nicht von Bodyguards schützen lassen können – und es auch nicht wollen! Unsere relevanten Strukturen sind andere als eure, und eigentlich war es euer Job, die unseren zu schützen und stützen, nicht andersherum.
Das Eis globalistischer Lebenslügen schmilzt, und in den Herzen derer, die auf dem dünnen Eis ihre pseudolinken Moralhäuser gebaut haben, macht sich Panik breit. – Doch, was ist euer Plan?
Legt die Panik ab und stellt euch der Wahrheit! Es ist einfach, ihr Großkopferten: Wir hier unten wollen einfach nur leben dürfen, wollen eure Experimente nicht, euren postdemokratischen Globalismus nicht und schon gar nicht wollen wir für eure Vision und eure Toleranz sterben.
Wir sehnen uns danach, unsere Kreise zu ordnen, das ist alles, doch das ist einiges! Erlaubt uns das, helft uns dabei, und dann, das verspreche ich euch, dann wird sich viel von eurer Panik auflösen!
Das Eis linker Lebenslügen schmilzt, es knirscht und es kracht, und mancher hat schon nasse Füße. Kommt zu uns, liebe Linke, ans Ufer, wo der Boden fest ist – wohin wollt ihr denn sonst gehen?