Wir haben heute endlich Atemschutzmasken erhalten, Schutzklasse FFP2, geeignet auch für die Behandlung von Quarantänepatienten. (Wir waren bescheiden in der Anzahl, damit auch die Nachbarn etwas abbekommen.)
Ein aktueller Witz geht so: »Aha, mein gewöhnlicher Lebensstil heißt also ›Quarantäne‹!«
Eine Ahnung sagt mir, dass diese Woche und auch die nächste Woche als die »lockere« Zeit in Erinnerung bleiben werden, gerade in Deutschland. Durch das Zögern der Regierung und die Beschwichtigungen des Staatsfunks wurden wahrscheinlich wichtige Wochen verschenkt. (Sarkastische Frage am Rande: War die schnelle Erhöhung der Zwangsgebühren zu Beginn der Krise ein »Dankeschön«, war es »Vorkasse«… oder vielleicht beides?)
Nummern auf dem Flugblatt
Ich erhalte in diesen Tagen viele Zuschriften von Lesern, die davon berichten, wie die Realität in deutschen Praxen und Behörden wirklich aussieht – sie ist sehr oft sehr anders, als die Beschwichtigungen von Politik und Staatsfunk es behaupten (siehe auch mein YouTube-Video dazu: »Was wissen wir nicht?«).
Ich zitiere, mit Erlaubnis, den Bericht eines Lesers:
Ich hab‘ heut versucht mich testen zu lassen. Hab‘ selber Grippesymptome, sowie zwei Senioren um die 80 (einer mit Pflegestufe 4) und eine immunologisch zweifelsfrei schwer angeschlagene Ehefrau im Haus.
Erst beim Hausarzt: »Wir haben keinen Test. Rufen Sie die Nummern auf dem Flugblatt an!«
Die Nummern auf dem Flugblatt sind natürlich permanent belegt. Also Mail ans Landratsamt, mit Rückruf von Dr XXXXXX vom Gesundheitsamt. Kompetenz-, ahnungs- und lustlos, mit viel Zeit und eher gelangweilt: »Wir sind da nicht zuständig, fragen Sie beim Hausarzt! Oder 116117, aber da wird immer belegt sein. Nicht anhusten, anniesen, Hände waschen, Masken tragen … die es nicht gibt. Storno der Maskenbestellung hab‘ ich schon von Ende Februar.
Mein Eindruck: Sollte der Chef (oder Stellvertreter) des Gesundheitsamtes in dieser Lage nicht der gefragteste, gestressteste, kompetenteste Krisenmanager sein?
Entweder unsere Behörden sind vollständig inkompetent oder die ganze Corona-Hype ist nur eine „Übung“ (mit welchem Hintergedanken auch immer).
Ich glaube nicht, dass es eine »Übung« ist (was nicht heißt, dass »die da oben« es nicht für ihre wenig demokratischen Ziele nutzen können), zu viele Argumente sprechen dagegen (beginnend mit Hanlons Rasiermesser: »Geh nicht von Böswilligkeit aus, wenn Dummheit genügt«). – ob die andere Möglichkeit auszuschließen ist, nun… schauen wir.
Pffffft…
Meine erste Reaktion auf diese Berichte »von der Front« ist ein ziegelsteinschweres Gefühl der Ungerechtigkeit. Die Menschen, die es am härtesten trifft, haben sich ein Leben lang für dieses Land krumm gemacht, haben gearbeitet, Steuern gezahlt, die Gesetze befolgt, und dann sagt ihnen der Staatsfunk: »Pffffft… so wichtig bist du nicht!« (SPD-Bonzen können sich schon mal »präventiv« testen lassen, siehe etwa @OlafScholz, 18.3.2020 – wir sind alle gleich, und einige sind eben gleicher. Apropos: In der Quarantäne und auch sonst empfiehlt es sich, die Klassiker der Weltliteratur neu zu lesen, etwa Farm der Tiere, wo die Formulierung »manche lieben Leute sind gleicher« herkommt; und wenn wir schon bei Dystonien sind, natürlich auch 1984 und Schöne Neue Welt.)
Ein fiktiver Zyniker (der zuletzt erschreckend häufig das Wort ergreift) könnte Schlagzeilen wie »Corona: Alle Neuzugänge an Flüchtlingen werden getestet« (welt.de, 20.3.2020), und er könnte auf die sarkastische Idee kommen: »Fieber und Husten, aber kein Polit-Bonze und auch sonst nicht wichtig genug, um getestet zu werden? Einfacher Trick: Fahr zur Grenze, sag’ dort, dass du ›Flüchtling‹ bist – zack – Test gratis!« (Ob Sie anschließend abgeschoben werden könnten, darüber liest man aktuell unterschiedliche Meldungen, siehe etwa welt.de, 20.3.2020.)
In der Krise offenbaren sich nicht nur die wahren Charaktere mancher Menschen (siehe auch »Im Krieg offenbart sich der wahre Charakter«), auch die Bruchstellen der Gesellschaft werden auf ihre Belastungsfähigkeit getestet. Deutschlands linksgrüne Politik der letzten Jahre war eine Schönwetterpolitik (und dafür stets erstaunlich krisenartig), die davon ausging, dass alle sich lieb haben, dass die Wirtschaft immer wachsen wird und dass alle Probleme sich schon klären, wenn wir nur mit genug Herzblut »Wir schaffen das!« rufen. Das Schönwetter ist vorbei – und es wäre auch vorbei gewesen, wenn China uns nicht mit dem Fledermaus-Virus erfreut hätte.
Die Fäden reißen
Ich lerne heute, dass man unter Atemschutzmasken ganz schön schwitzt. (Der kleinste der Gründe, warum man Respekt haben sollte vor den Menschen, die sie heute den ganzen Tag lang tragen.) Ich lerne, dass ich produktiv sein kann, während Kinder im Haus herumhüpfen.
Nach und nach werden in Deutschland die Ausgangssperren verhängt – es wurde ja lange genug dementiert und geleugnet, dass es dazu kommen würde – und dann passiert es eben doch. Man hat sich in 2020 fast schon wieder daran gewöhnt, dass »populistische Panikmache« ein Euphemismus ist für »kommt nächste Woche«.
Die Nähte der auf Kante genähten deutschen Gesellschaft zerreißen. Wir hören hier und da die Fäden reißen.
Das hier ist nun unser Leben, unsere neue Realität. Ich stimme nicht denjenigen zu, die sagen, das alles würde einfach so vorbeigehen (Tipp dazu: »Staatsfunk und Exponentialfunktion«). Und ja, ich habe mir alle Links angeschaut, die Sie mir zugemailt haben, mal mehr mal weniger höflich angekündigt. Ja, es geht um Herrn Dr. Wodarg (welt.de, 19.03.2020). Es wäre zu schön, wenn diese Plage einfach bald vorbei gehen würde, wie der Doktor es behauptet. Ich fürchte jedoch, dass es so nicht sein wird.
Ich schließe mich gern der Hoffnung an, dass sich unsere heutige Angst als Irrtum und Übertreibung herausstellt – ich rate dringend dazu, parallel zur Hoffnung die notwendigen Vorbereitungen zu treffen, falls die Angst und Panik so begründet sind, wie die Weltgesundheitsorganisation und viele, viele Mediziner sagen (ein großer Unterschied zwischen den vielen Wissenschaftlern, die vom Klimawandel sprechen und den Medizinern, die vor dem Coronavirus warnen: Die Klimahysteriker sprechen von hypothetischen Entwicklungen in der Zukunft, und wenn sie diese anders sähen, würden sie Forschungsgelder und Anschluss verlieren. Die Ärzte schießen Selfies von den Corona-Stationen, riskieren ihr Leben im Einsatz und flehen die Menschen an, ernstzunehmen, was seit Wochen und Monaten bereits passiert).
Diejenigen unter uns, die ihre »Kreise ordneten« und ihren »Innenhof« eingerichtet haben, die werden es einfacher haben, sich nun praktisch zurecht zu finden – heute werden wir ja alle genötigt, unsere »relevanten Strukturen« präzise und bewusst zu definieren.
Die Freiheit nehm’ ich mir
Es wäre eine Illusion, zu glauben, dass nach dieser Krise, ob sie nun noch 2 Wochen oder 2 Jahre dauert, Deutschland und die Welt wieder dieselben sind.
Was kommt nach dieser Krise? 2018 fragte ich: »Wird unsere Kraft reichen, den Weg zurück zu gehen?« – Die Frage ist: Wohin werden wir gehen?
Natürlich stehen zuerst die praktischen Fragen an: Wenn wir nun alle in unseren vier Wänden eingeschlossen sind – wie lange werden sie unser Internet am Laufen halten? Wie wird Deutschland mit traditionell »ungehorsamen« Gruppen umgehen, wenn diese sich der Ausgangssperre verweigern? Und, sollte alles abklingen – werden wir genauso blöd sein wie zuvor?
Nach dieser Krise werden wir nach neuen Denkarten und Denkweisen suchen. Das linksgrüne Weltbild röchelt, auch wenn sein Geist manche Medienanstalt und manches politische Büro besetzt.
Wir werden hiernach neu denken, unsere Werte und Ziele neu definieren.
Auch nach der Krise, wohl noch in der Krise werden die »die da oben« versuchen, uns neu vorzuschreiben, was und wie wir denken sollen, was uns wichtig zu sein hat.
So wie die Berufsschwätzer im Staatsfunk heute das Gegenteil von dem behaupten, was sie noch vor wenigen Wochen schwätzten, so werden sie auch nach der Krise mit einem erhobenen Zeigefinger auftreten, mit noch weniger Glaubwürdigkeit als heute – so das überhaupt denkbar ist – und also mit noch mehr unbegründetem Anspruch, uns unser Leben und Denken zu diktieren.
Nach der Krise werden wir unsere Werte neu bestimmen. »Die da oben« werden wieder bestimmen wollen, was wir denken und wie wir fühlen sollen, was uns wichtig zu sein hat, und ich werde ihnen wieder exakt dieselben Worte sagen, mit denen ich am 8. Juli 2016 meinen Essay »Die Freiheit nehm’ ich mir« (bei Tichys Einblick) schloss: »Netter Versuch. Aber nur, weil es dir wichtig ist, muss es mir nicht wichtig sein. Was mir wichtig ist, entscheide ich selbst. Das nenne ich Freiheit. Das ist mir wichtig.«