Was ist ein Menschenleben wert? »Es kommt darauf an«, so pflegen Juristen zu sagen. Wieviel ein Menschenleben in blankem Bargeld wert ist, das hängt in Deutschland auch davon ab, wer der Mörder war und welche Absicht die Behörden des Propagandastaates diesem zubilligen.
Ein wenig Vorgeschichte zu aktuellen Ereignissen: Am 19. Februar 2020 ermordete beim Anschlag von Hanau ein unter Wahnvorstellungen leidender Täter zehn Menschen plus sich selbst, doch in der öffentlichen Kommunikation wurden immer nur neun Personen gelistet. Was aber unterschied die neun oft erwähnten Opfer von der einen weiteren Person, die kaum genannt wurde? Die neun hatten, schon am Namen erkennbar, einen »Migrationshintergrund« (also den »richtigen«, nicht Ostblock) – die »verschwiegene« Tote war die 72-jährige Mutter des Täters, eine Deutsche.
Tobias R. von Hanau litt vermutlich an wahnhaften Vorstellungen, so sagen Gutachter, und so legt es sein wirres Manifest nahe (sogar die tendenziell linke Wikipedia gibt es zu). Am Tag direkt nach der Tat schrieb ich in der Einleitung meines Essays (20.2.2020): »Ob eine Tat auf Ideologie oder auf Verwirrung zurückgeführt wird, hängt davon ab, welche Perspektive das linke Narrativ stützt.«
In seinem Abschlussbericht stellt das Bundeskriminalamt zunächst fest, »Tobias R. sei in erster Linie nicht von einer rechtsextremen Gesinnung getrieben worden« (siehe mein Essay vom 31.3.2020: »Hanau, Süddeutsche, Bundeskrimi(nalamt)«). Später ruderte der Chef des BKA zurück – man erwartet es ja heute nicht anders – und sagte, die Tat sei natürlich doch »eindeutig rechtsextremistisch« (zeit.de, 31.3.2020).
Vermutlich war es auch juristisch notwendig, die Tat von Hanau als rechtsextrem und rassistisch und damit als terroristisch zu etikettieren, um die Opfer entschädigen zu können. Der deutsche Staatsfunk berichtet von 1.09 Millionen Euro, die ausgezahlt wurden (und er kann gar nicht oft genug die Schlagworte »rassistisch« und »rechtsextrem« in den Text einfügen, damit ja kein Zweifel aufkommt; siehe tagesschau.de, 12.7.2020).
»Einen an der Waffel«
Wenn der Staat in seinen zentralen Aufgaben so grundlegend versagt, so dass Menschen in Folge von Terror sterben, also einer gegen die Bürger als solche gerichteten Gewalt, dann steht den Angehörigen eine besondere Entschädigung vom Staat zu – das kann man soweit emotional nachvollziehen. Jedoch, nicht alle Mörder und Ermordeten sind gleich – einige sind, so müssen wir befürchten, etwas gleicher.
In Würzburg ermordete vor einigen Tagen einer der von Merkel im Jahr 2015 »eingeladenen« jungen Männer drei Menschen, dabei »Allahu Akbar« rufend (ich schrieb davon am 26.6.2021 und am 28.6.2021). Werden die Angehörigen der Getöteten ebenso großzügig entschädigt werden wie die der Getöteten von Hanau? Es sieht nicht danach aus, so berichtet etwa welt.de, 4.7.2021.
Der Trick, mit dem sich die Regierung vor der Verantwortung für die Folgen des Unrechtsjahres 2015 und des mörderischen gutmenschlichen Wahns drücken kann, dieser Trick ist so simpel wie perfide, und er ist mit der Frage verknüpft, wie groß die Schnittmenge von Terror und Wahnsinn ist.
Man muss kein Psychologe sein, um zuzustimmen, dass jeder Mensch, der (aus einem anderen Grund als unmittelbarer Selbstverteidigung) einen anderen Menschen angreift und tötet, derb gesagt: »einen an der Waffel« hat. Ich wage mich nicht allzu weit aus dem Fenster, wenn ich konstatiere, dass doch jeder Terrorist psychisch »komplett daneben« ist.
Die Angehörigen der Opfer erhalten keine besonderen »Härteleistungen« wegen Terror, wenn die Staatsanwaltschaft feststellt, »dass psychische Krankheiten der Täter als Auslöser überwogen« (welt.de, 4.7.2021), nicht eventuelle extremistischen Ansichten. Jedoch, auch wenn wie in Hanau der Täter »den Behörden seit Jahren mit paranoiden Wahnvorstellungen aufgefallen« ist (Wikipedia), kann es noch immer entschädigungswerter Terror sein, solange nur der Wahn mit politischen Botschaften verknüpft werden kann, die ins Narrativ des Propagandastaates passen. – Was bitteschön soll ein »normaler« Terrorist sein?!
In einem gerechten Land würden die direkten und indirekten Opfer der 2015-Unrechtsjahres großzügig entschädigt werden – und Merkel samt ihrer Helfer würde zur Verantwortung gezogen. Dies ist aber Deutschland 2021, und die »falschen« Opfer erhalten nicht einmal Lichterketten, niemand kniet sich für sie im Fußballstadion hin, niemand trägt Trauerflor, wenn »nur« Deutsche getötet werden.
Wenn die Tür einer Moschee der türkischen Religionsbehörde in Dresden angegriffen wird, trifft sich Merkel persönlich mit dem Imam (spiegel.de, 3.10.2016) – wenn Deutsche sterben, ist das kaum ein Schulterzucken wert, geschweige denn eine Bitte um Entschuldigung oder sogar ein ehrliches Schuldeingeständnis (samt Rücktritt und freiwilligem Exil aus Schamgefühl).
Was ist das für ein Land, das die eigenen Bürger inzwischen offen als Menschen zweiter Klasse zu behandeln scheint – und was für ein Volk ist es, das dies hinnimmt?
Überleben des Effektiv(er)en
Im Buch »Moral Tribes« (etwa: »moralische Stämme«) führt Joshua Greene in Buchlänge aus, dass und wie unsere Gehirne fürs Leben im Stamm, für den Stamm und als Teil des Stamms optimiert sind. Die moderne, von Konzernen und westlicher Propaganda verbreitete Kunst-Moral jedoch, wonach zwar das Stammesdenken fremder Kulturen wertvoll und zu respektieren sei, das eigene Denken in Stämmen aber moralisch angeblich ganz und gar grauenhaft, es ist im wörtlichsten Sinne widernatürlich.
Das Wesen der Evolution – und damit unserer Natur – ist die Weitergabe der eigenen Information. Nicht ein plumpes »Überleben des Stärkeren« (sprich: des augenscheinlich »stärkeren« Individuums) ist das Prinzip der Evolution, sondern die effektivste Weitergabe der eigenen Bau-Information (bei Lebewesen: DNA). Für Menschen haben sich über Hunderttausende Jahre hinweg zum Zwecke der DNA-Weitergabe die Stämme bewährt.
(Nebenbei: Das tatsächlich Effektivere kann auf den ersten Blick weit »schwächer« wirken. Aus Dinosauriern wie dem berüchtigten »T-Rex« haben sich die am Körper »schwachen« Vögel entwickelt – sie waren effektiver bei der DNA-Weitergabe (vergleiche etwa science.sciencemag.org, 12.4.2014).
In seiner englischen Übersetzung, als »tribe«, findet die Idee des Stammes manche Verwendung, die von der gemeinsamen Genetik zu gemeinsamen Ideen und Hobbies wechselt. Alle Deutungen des Wortes eint, dass dem Menschen die Zugehörigkeit zu seinem Stamm angeboren ist. Was aber, wenn gewisse Akteure es als »moralisch« etablieren, den eigenen Stamm als weniger wert zu empfinden?
Halber Stamm
China oder Deutschland (und manch weiterer Staat) ähneln einander zunehmend darin, dass die Bürger zwar ihre Motivation und Weltdeutung vom Kollektiv beziehen (sollen), aber keineswegs ihre Stärke und Verhandlungsmacht.
Mancher Konzern verlangt von seinen Mitarbeitern die selbstlose Mitarbeit am Wohl des Unternehmens – wenn jedoch diese Mitarbeiter ihre Kraft zum eigenen Wohl bündeln wollen, sprich: einen Betriebsrat gründen oder einer Gewerkschaft beitreten, dann reagiert manches Unternehmen schon mal allergisch (im Fall Amazon vergleiche etwa theguardian.com, 9.5.2021 oder bbc.com, 25.4.2021).
Kühl kalkulierende Firmen, aber auch gewisse Staaten wie der Propagandastaat Deutschland, möchten die Hälfte unserer aufs Leben im Stamm ausgerichteten Eigenschaften aktivieren – während sie die andere Hälfte tabuisieren und dämonisieren.
Im Essay »Merkel – ihr Erbe wird ein Land ohne Verantwortungsgefühl sein« (28.8.2016) schrieb ich: »Im Weltbild Merkels ist Deutschland, zumindest für seine steuerzahlenden Bewohner, ausschließlich eine Verpflichtung.«, und: »Der Grundfehler aller sozialistischen Systeme ist die Annahme, dass Menschen bereit sind, sich langfristig auf Pflichten reduzieren zu lassen und an einer abstrakten Idee zu arbeiten.« (Ich lag in jenem Essay allerdings, ein Jahr vor der Bundestagswahl 2017, bitter falsch darin, zu meinen, die Luft wäre »raus aus dem Merkelzeppelin«.)
Ich will es heute so formulieren: Man lastet dem Bürger die Pflichten des Stammes auf, wie Unterordnung und Selbstaufgabe, man gewährt ihm aber nicht die Rechte und Vorteile des Stammes, nicht den Schutz, nicht den Sinn, nicht die Geborgenheit. Es ist auf grundlegender Ebene ungerecht – kann es also stabil sein?
Was darf die Natur?
Im selben Essay von 2016 schrieb ich: »Für eine lebensfremde Gruppe in Berliner Zeitungshäusern und Sendeanstalten mag ›Heimat‹ ein Ekel-Wort sein, doch reale Menschen sehnen sich nach einer Heimat. Einem Land, das sie schützt. Einer Gruppe, für die sie einstehen – und die für sie einsteht.« – Für unsere Zwecke heute will ich »Heimat« durch »Stamm« ersetzen. Einst, als Stämme durch die Savanne zogen, war der Stamm doch eine »mobile Heimat« – und so viel mehr dazu.
Kann ein Mensch glücklich werden, wenn er gegen grundlegende Züge seiner Natur zu handeln gezwungen ist? Wir sollten darauf achten, welche angeborenen menschlichen Eigenschaften als »Grundrecht« gelten – und welche von zynischen Akteuren für unmoralisch erklärt werden.
In immer mehr Ländern wird etwa die sogenannte »Konversionstherapie« verboten. Diese »Therapien« sind de facto Lager, innerhalb derer schwule Jugendliche zur Heterosexualität »konvertiert« werden sollen (siehe Wikipedia). Natürlich ist es grausam, den Menschen zu etwas »erziehen« zu wollen, was seiner angeborenen Natur widerstrebt. Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnis aber verwundert uns die Selbstverständlichkeit, mit welcher gewisse Akteure dem (westlichen) Mensch den angeborenen Wunsch nach Zugehörigkeit zu einem Stamm oder Volk (als einem »größeren Stamm«) abdressieren wollen.
Eingeredet oder echt
Unser Gewissen schmerzt und unsere Wut brodelt, wenn wir bald täglich dieses Phänomen ertragen müssen, das Martin Lichtmesz als »Die Hierarchie der Opfer« beschrieb.
Es gibt die Ungerechtigkeit, die einem von der Propaganda eingeredet wird. Und dann gibt es Ungerechtigkeit, die darin echt ist, dass sie gegen unsere Natur geht.
Die bald offene Verachtung der deutschen Regierung und der vielen willigen Journalisten in Berliner Fluren gegenüber dem eigenen Volk, sie geht gegen alles, was wir als Menschen sind. Die Kinder in Palästina werden zum Hass auf Israel und die Juden erzogen – die Kinder in Deutschland werden zum Hass auf Deutschland und die Deutschen erzogen. Es ist beides böse, wenn auch auf verschiedene Weise.
Meine Familie hat sich bewusst entschieden, zu diesem Stamm und Volk dazugehören zu wollen, hier ein »Stammesmitglied« zu sein – und diesen Stamm dann auch zu verteidigen. Ich finde mich nun in der schrägen Situation wieder, den Stamm, der mich aufnahm, gegen sich selbst zu verteidigen.
Ansonsten allein
Machen wir uns nichts vor, auch heute nicht: Das Merkel-Regime will, dass du die Pflichten des Stammes auf dich nimmst, aber ansonsten allein dastehst. Allein bist du schwach, und das wollen die so, denn das ist gut für deren Macht.
Ich will mir Mut geben, ich will einem jedem meiner Stammesmitglieder etwas Mut geben, wo auch immer wir in der Welt sind: Lass dir nicht ausreden, dass du bist, was du bist. Und wenn dir der »große Stamm« unmöglich gemacht wird, dann halte dich für jetzt an einen »kleineren Stamm«, an die relevantesten deiner relevanten Strukturen.
Sei, was du bist. So es an dir liegt, suche dir Menschen, die dich stark machen. Suche dir deinen Stamm. Die Chancen stehen gut, dass du deinen Stamm schon lange gefunden hast.