11.01.2025

Jetzt hat es mich doch erwischt

von Dushan Wegner, Lesezeit 7 Minuten, BIld: »Wir basteln noch« (KI: Grok)
Los Angeles brennt noch immer. Es wird zugegeben, dass der Coup in Rumänien von der EU betrieben wurde, und Deutschland wird im Fall eines AfD-Sieges dasselbe angedroht. Zeichen des Zusammenbruchs … oder »nur« Ablenkung?
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Ich ermahnte mich doch selbst wieder und wieder, mich nicht ablenken zu lassen, nicht der aufregenden Versuchung zu erliegen – oder sollte ich sagen: der versuchenden Aufregung? Und dann erwischte es mich doch, brandheiß und brennend dringend.

Ich schrieb über die Lauffeuer von Los Angeles. Darüber, dass wenn es Beweismittel zu bestimmten Vorgängen in Hollywood gab, diese jetzt vernichtet sind.

Ich schrieb auch darüber, dass die Laufbrände von Los Angeles mit der Besetzung wichtiger Ämter nach Hautfarbe (nicht-weiß bevorzugt) und geschlechtlicher Orientierung (nicht-hetero bevorzugt) zu tun haben könnten.

Es ist hoffentlich nicht Schadenfreude meinerseits, doch wenn reichen Democrats-Wählern die Hütten wegbrennen, dann hat das – so schrieb ich – etwas von großer Gerechtigkeit.

(Ich erfuhr dann, dass auch wortstarke Gegner des menschenfeindlichen Treibens der Democrats wie James Woods um ihr Zuhause fürchteten. Im Fall dieses konkreten, ja, guten Menschen waren die Flammen aber wohl tatsächlich gnädig: Man hört, dass sein Haus nur leicht angesengt wurde.)

All diese Flammen haben (wahrlich nicht nur) mich beschäftigt. Ich bin nicht daran schuld, ich kann nichts ändern, und es bedroht mich nicht. Ich kann aber nicht anders, als hinzuschauen, denn die Logik der Evolution hat jene Gene überleben lassen, die bei drohender Gefahr ganz automatisch hinschauten – die Evolution hatte TV-Nachrichten, Internet und Soziale Medien nicht eingeplant.

Ich war abgelenkt und habe wenig dazugelernt, außer dass ich ein ablenkbares Lebewesen bin.

Thüringen, Rumänien, Deutschland

Indessen droht die nächste Ablenkung, wobei für mich als EU-Insassen diese Meldung näher einschlägt.

Wir erinnern uns noch an das anti-demokratische Unrecht von Thüringen, als Merkel ganz offen die Demokratie aussetzen ließ, weil ihr das Zustandekommen eines Wahlergebnisses nicht passte.

Erst kürzlich musste ich notieren (im Essay »Das Diddy-Rumänien-Europa-Puzzle« vom 8.12.2024), wie in Rumänien ein Wahlergebnis, das gewisse »Eliten« störte, für ungültig erklärt wurde.

Es war wieder ein offen anti-demokratischer Vorgang, und es überrascht genau gar nicht, dass der offen totalitär und demokratiefeindlich auftretende »ehemalige« EU-Kommissar Thierry Breton jetzt de facto zugab, dass die EU direkt für den Coup in Rumänien verantwortlich war.

Der Multimillionär Thierry Breton ist meines Wissens offiziell gar kein EU-Kommissar mehr. Dennoch kämpft er weiter gegen Demokratie und Meinungsfreiheit in Europa. Und er droht offen in Richtung Deutschland, dass, falls die AfD die Wahlen gewinnen sollte, die EU auch in Deutschland die Wahlen für ungültig erklären werde (@myriampalomba, 10.1.2024).

Wir bewerteten das Handeln der EU-Bürokraten schon länger als anti-freiheitlich, anti-demokratisch und ultimativ anti-europäisch. Inzwischen gibt die EU aber unverhohlen zu, dass man die Ergebnisse demokratischer Wahlen nur dann zulassen wird, wenn sie den Wünschen globalistischer Eliten entsprechen.

Es ist schockierend, aber nicht überraschend. Wir ahnten es, und jetzt geben sie es eben zu.

Ich beschäftige mich mit all dem und es regt mich auf – und ich stelle fest, dass es mich wieder abgelenkt hat.

Zwinge dich!

Ich sammle also mit aller Kraft meine Aufmerksamkeit – es braucht nicht wenig innere Kraft. Nach all der Aufregung über brennende Villen und die Asche niedergebrannter Demokratie will ich heute die Richtung wechseln, will dieses im dauernden Umbau befindliche Schiff, das ich mein Denken nenne, wieder auf Kurs drehen.

Ich will wieder und weiter über die Kombination von natürlicher Intelligenz und künstlicher Intelligenz zur hybriden Intelligenz nachdenken.

Zwecks Kurskorrektur also, hier eine Einsicht zum Thema künstlicher Intelligenz, auf die ich stieß: Wenn man zum Beispiel ChatGPT oder Claude damit beauftragt, ein Problem zu lösen, hat es sich bewährt, eine bestimmte Art von Prompt vorauszuschicken.

Kleinschrittige Kommentare

Ich ließ mir einmal von der KI bei der Entwicklung einer bestimmten Software-Funktion für eine meiner internen Anwendungen helfen. Doch leider funktionierten die Funktionen nicht.

Auch nach mehreren Anläufen konnte die KI nicht die neue Funktion zum Laufen bringen. Ich musste wohl selbst tiefer nachdenken.

Ich bat die KI also, den Code kleinschnittig zu analysieren und mit vielen Kommentaren zu versehen, so dass ich für jeden einzelnen Befehl verstand, was er bewirken sollte.

Die KI tat, wie ihr geheißen. Aus Gewohnheit startete ich den Code, der eben noch nicht mal gestartet wäre – und siehe da, er lief, exakt wie von Anfang an beabsichtigt!

Bei der detaillierten Kommentierung des Codes hatte die KI auch gleich Ordnung in den von ihr geschriebenen Code gebracht.

Ich schmunzelte darüber, wie ähnlich die künstliche Intelligenz hierin der menschlichen Intelligenz arbeitet!

Der Mensch löst seine eigenen Probleme, indem er sie strukturiert erklärt – und die Maschine tut es ebenso.

Dies ist keineswegs bloß eine spontane Eingebung von mir! Echte menschliche Vollzeit-Programmierer kennen den Begriff des »Rubber duck debugging«, zu Deutsch etwa: »Quietscheentchen-Debugging«.

Die deutschsprachige Wikipedia erklärt: »Beim Quietscheentchen-Debugging erklärt der Programmierer den Quelltext Zeile für Zeile einem Quietscheentchen (oder zum Beispiel einer Person, die nichts vom Programmieren versteht). Die Erklärung erfordert ein tieferes Verständnis des Programmcodes. Bei der zeilenweisen Erklärung, was das Programm machen soll, im Vergleich zu dem, was es tatsächlich macht, fallen eventuelle Ungereimtheiten auf.«

Seit dieser Erkenntnis habe ich mir angewöhnt, die KI regelmäßig vorab aufzufordern, mir das von mir geschilderte Problem in ihren eigenen Worten zu beschreiben.

Nachdem ich die Beschreibung des Problems akzeptiert hatte, sollte die KI zunächst einen Plan und einen Überblick über die vorgeschlagenen Schritte vorlegen. Und erst dann beauftragte ich die KI, das Problem auch wirklich via Code zu lösen. (Inzwischen lese ich diese Empfehlung auch in Internet-Foren, zum Beispiel bei Reddit.)

Nasse oder harte Ware

Als studierter und hobbymäßiger Philosoph fragte ich mich aber natürlich – und die Frage brennt geradezu in mir, was diese Parallelität zwischen Mensch und Maschine bedeutet!

Der Mensch lernt und denkt mit einem Gehirn aus Zellen und Neuronen, im halben Scherz auch »Wetware« genannt – die »nasse Ware«. Die Maschine dagegen lernt und denkt mit Matrizen-Algorithmen (»Software«) und natürlich Computerchips, auch »Hardware« genannt – die »harte Ware«.

In einigen Gebieten werden die Ergebnisse künstlicher Intelligenz den Ergebnissen menschlicher Intelligenz ähnlicher (etwa Schreiben von Text), in anderen Gebieten übertreffen sie diese bereits (etwa bei Früherkennung mancher Krebsarten und anderen Arten der Mustererkennung). Die Mechanik, auf denen künstliche und menschliche Intelligenz laufen, ist aber sehr grundsätzlich verschieden. (Übrigens: Deshalb ist es meines Erachtens unwahrscheinlich, dass KI ein »Bewusstsein« hat, wie »intelligent« ihre Ergebnisse auch sein mögen. Es scheint mir plausibel, dass Bewusstsein auf der erwähnten »Nassware« läuft, die auch intelligent rechnen, voraussagen und entscheiden kann, neben vielen weiteren Funktionen wie etwa Freude oder Schmerz zu empfinden.)

Was bedeutet es, dass sowohl menschliche als auch künstliche Intelligenz intelligenter vorgehen, wenn sie das zu lösende Problem vorab definieren und zunächst einen Plan für die Lösung vorlegen?

Noch gezeichnet und täglich umgearbeitet

Als Ad-hoc-Theorie sei hier formuliert: Es scheint fast so, dass »Lernen« und »Problemlösen« abstrakte Prozesse sind, die unabhängig von den ausführenden »Maschinen« laufen und existieren, so wie Zahlen und mathematische Formeln unabhängig davon existieren, welches Werkzeug oder Medium mit ihnen hantiert oder nach ihren Regeln arbeitet.

Spontane Metapher: So wie Uhren mit sehr verschiedenen Technologien (digital, mechanisch) dieselbe Uhrzeit anzeigen, so können sehr verschiedene Technologien (Hardware, Wetware) intelligent denken.

Uhrensammler schätzen digitale Klassiker wie die G-Shock-5600-Modelle. Die Rolex Submariner ist eine prototypische mechanische Uhr, und seit Dr. House gilt die ebenfalls mechanische Hamilton Khaki Field wohl als die abgeklärteste aller Uhren.

Laut manchen Uhrenkennern aber sind die interessantesten Uhren die Modelle der Edelvariante von Seiko, Grand Seiko. Diese Uhren kombinieren die Präzision von Quarz-Kristallen mit mechanischer Eleganz – man könnte sagen, dass diese Uhren einen hybriden Antrieb aufweisen, den Uhrenkenner als besonders elegant bewerten.

Es erscheint mir tatsächlich logisch und absehbar, dass hybride Intelligenz die nächste Stufe der menschlichen Evolution darstellt – besonders elegant und besonders effektiv, was beim Denken ja bekanntlich zusammengeht. (Nein, natürlich sind die Werkzeuge des Menschen nicht von seiner Evolution zu trennen.)

Die konkreten Eigenschaften und grundlegenden Erkenntnisse hybrider Intelligenz werden noch entwickelt. Sehr frei nach einem Gleichnis von Otto Neurath: Wir fahren auf einem Schiff, das bislang zu weniger als einem Prozent fertiggestellt ist, dessen Pläne noch gezeichnet und täglich umgearbeitet werden.

Wenn überhaupt

In den vergangenen Tagen habe ich aufs Neue an mir selbst gelernt, wie schwierig es ist, sich nicht ablenken zu lassen – es scheint ja alles so brennend dringend.

Heute aber, wieder auf Kurs zur hybriden Intelligenz, lerne ich dies: Lernen und Denken sind abstrakte Vorgänge, die auf verschiedenen Mechaniken laufen können. Auf der nassen Ware in unseren Köpfen oder der kalten, harten Ware in Serverfarmen.

Wir fühlen inzwischen, dass die abgebrannten Villen von Los Angeles symbolisch für das Abbrennen alter Gewissheiten steht – wie etwa der Demokratie in Europa. Wir fühlen aber noch zu wenig, wie es sich anfühlen wird, in einer Welt zu leben, in der ein Teil der Menschen zum Bestandteil einer hybriden Intelligenz wird – und diese neue kombinierte Intelligenz mit »ich« meint.

Vermutlich würde es der Menschheit beim kollektiven Denken helfen, wenn wir uns einen Denkplan erarbeiten – ein Plan hilft beim Denken, egal, wer oder was denkt, und also wird er wohl beim Denken übers Denken helfen.

Ich aber sollte mir ein Entchen aus gelbem Gummi zulegen, dem ich mein Denken erklären kann – vielleicht finde ich dann endlich die Denkfehler.

Weiterschreiben, Wegner!

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