Dushan-Wegner

22.05.2024

Der politische Arm menschlicher Dummheit

von Dushan Wegner, Lesezeit 6 Minuten, Bild: »Wenn Kühe fliegen, wird das alles Sinn ergeben«
»Grüne« Außenministerin wird gefragt, warum sie Deutschland liebt. (Sind Grüne nicht verpflichtet, Deutschland zu hassen?) Aber okay, sie antwortet: »weil Pommes-Schranke auf dem Dönerteller unschlagbar ist …« – was für ein wirres Geschwurbel!
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Ich möchte nicht über die Grünen reden, nicht über sie schreiben, nicht über sie nachdenken – genauer: nachdenken müssen.

Frau Baerbock aber, jene prototypische Grüne und auf internationalem diplomatischen Parkett die Sprecherin aller Deutschen, hat gesagt, dass sie Deutschland liebt, weil »Pommes-Schranke auf dem Dönerteller unschlagbar ist« (bild.de, 20.5.2024).

Bei allem, was die Grünen betrifft, möchte ich mir am liebsten Augen, Ohren und Mund zuhalten. Fast so wie jene berühmten drei japanischen Affen. Die drei Affen stehen allerdings für höfliche Weisheit – man soll das Unschöne ignorieren; siehe Wikipedia. Die Grünen aber stehen für dreiste Dummheit. Dummheit als Machtprinzip, insofern grüne Dummheit sich darauf versteht, zum gutbezahlten Werkzeug weit klügerer, aber diskreterer suprademokratischer Mächte zu werden.

Ich möchte nicht, aber …

Nein, ich möchte eigentlich nicht darüber schreiben, über den politischen Arm der menschlichen Dummheit. Das Leben ist endlich, jeder Tag kommt nur einmal. Jede Minute, in der ich mich über die Dummheit aufrege, könnte ich auch über etwas Schönes schreiben, etwas Wertvolles.

Mit den Grünen – also der politisch organisierten Dummheit, sprich: dem intellektuellen Dreck – verhält es sich ähnlich wie mit dem unmetaphorischen Dreck: Alle, die keine Schweine sind, wissen, dass Dreck dreckig ist, und die Schweine wirst du nicht davon überzeugen, denn sie fühlen sich im Dreck sauwohl.

Übrigens, als Faustkeildefinition und Kurztheorie des Begriffs »Dummheit« soll uns für diesen Augenblick dienen: Dummheit ist das vermeidbare Ignorieren von Zusammenhängen. (Dummheit kann unverschuldet oder fahrlässig sein, aber auch, etwa bei Populisten wie eben den Grünen, von einigen der Akteure nur gespielt werden.)

Unsere Zeit – und noch mehr unsere Aufmerksamkeit! – sind endlich. Warum also über die Grünen nachdenken? Warum das Denken auf das Gegenteil von Denken verschwenden?

Falsche Liebe in Erklärungsnot

Der erste Grund ist natürlich, dass die Grünen sich in Regierungsverantwortung wiedergefunden haben. Wer auch immer wirklich die Fäden der Grünen zieht, formal sind sie »an der Macht«. Ist es auch Wahn, so mahnt Shakespeare, so hat es doch Methode – was aber Methode hat, das lässt sich vorhersagen.

Das vollständige Annalena-Baerbock-Zitat lautet: »(Ich liebe Deutschland, weil) Pommes-Schranke auf dem Dönerteller unschlagbar ist, weil uns unsere Vielfalt nicht nur am Imbissstand stärkt. Wir sind: ›Mit alles und scharf‹.«

Dieser Geistesblitz ist die Antwort auf die Aufforderung der Bild am Sonntag, den Satzanfang »Ich liebe Deutschland, weil …« zu vervollständigen. Anlass war 75. »Geburtstag« des Grundgesetzes. (Dieses wurde vom Parlamentarischen Rat verkündet. Im Artikel 146 enthält es den Hinweis, dass es durch eine vom deutschen Volk in freier Entscheidung beschlossene Verfassung ersetzt werden kann. Wenn man das aber lange genug hinausschiebt, hat sich mit dem einen auch das andere erledigt.)

Die angefragten Mainstream-Politiker sahen sich in einem Dilemma. Einerseits darf man als deutscher Mainstreamler keine wirkliche Sympathie für Deutschland, die Deutschen oder das Deutsche zeigen, andererseits gilt es außer auf Demonstrationen noch als unfein, die Abneigung öffentlich zu dokumentieren. Ja, an Teilen der Grünen-Basis gilt Schwarz-Rot-Gold als de facto »Nazi« – und Deutschlandhass als moralische Voreinstellung.

Innenministerin Faeser antwortete mit einem Satz, den immer mehr Deutsche als dreiste Lüge empfinden könnten, nämlich: Nancy Faeser liebe Deutschland, weil »wir eine starke und stolze Demokratie sind und weil wir die Freiheit und Würde aller Menschen in unserem Land schützen.« (ebenda)

Verkehrsminister und Finanzminister, beide FDP, formulieren bereits vorsichtiger: weil »unser Grundgesetz den Schutz der Menschenwürde in den Mittelpunkt stellt«, beziehungsweise »sein Grundgesetz mit Würde und Freiheit jedes Einzelnen beginnt«. Das bedeutet irgendwie alles und nichts, denn was theoretisch »im Mittelpunkt« steht oder am Beginn, das kann noch immer täglich ignoriert werden.

Die Antwort der Grünen-Außenministerin aber findet tatsächlich in einer eigenen Rhetorik-Dimension statt.

Beschrankter Geistesblitz

Zur Erinnerung: »Ich liebe Deutschland, weil Pommes-Schranke auf dem Dönerteller unschlagbar ist, weil uns unsere Vielfalt nicht nur am Imbissstand stärkt. Wir sind: ›Mit alles und scharf‹.«

Ich gehe davon aus, dass diese für eine Außenministerin gänzlich unwürdige Metapher von einem Agenturteam entwickelt wurde – mit sehr spezifischer Absicht.

Zuerst einmal: »Pommes-Schranke«, wie bild.de es aktuell zitiert, ist vermutlich falsch geschrieben. Das Ding heißt »Pommes Schranke«, ohne Bindestrich, denn es handelt sich nicht um eine Schranke aus frittierten Kartoffelstäbchen, sondern um Pommes Frites mit Ketchup und Mayonnaise, in Köln auch »Pommes Rut-Wiß« genannt – Rot und Weiß sind ja die Farben etwa von Bahnübergang-Schranken in Deutschland.

Wenn also im Namen der Außenministerin gesagt wird, dass sie Deutschland liebt, weil Pommes auf typisch deutsche Servierweise auf einem Dönerteller »unschlagbar« sei, soll zuerst natürlich populistisch auf den (vermeintlichen) Alltag einer (von Agentur-Mitarbeitern definierten Zielgruppe) eingegangen werden. Man will, wie man in den USA sagt, »relatable« sein.

Zielgruppe mit stumpfen Sinnen

Die eigentliche Aussage ist aber, dass die Ministerin das durch sie vertretene Land dadurch liebt, dass verschiedene Kulturen neben- und miteinander harmonisch interagieren können – eben wie Pommes nach deutscher Art auf einem Teller mit Fleisch nach türkischer Zubereitungsweise.

Das sorgfältig komponierte Zitat im Namen der Grünen-Außenministerin endet dann in dieser Pointe: »Wir sind: ›Mit alles und scharf‹.«

Hier soll vermutlich an eine bestimmte spätabendliche Gewohnheit der Grünen-Zielgruppe erinnert werden. In und nach durchgefeierten Nächten und anderen Momenten der Willensschwäche, bestellt ein Mensch schon mal seinen Döner »mit alles und scharf«. Ich darf das sagen, denn ich bestellte es auch schon und nicht nur einmal. Die Sinne sind abgestumpft, aber die geballte Ladung aus Salz, Fett, Kohlenhydraten, tierischem Eiweiß und die Mundschleimhaut chemisch verbrennenden Gewürzen soll die Sinne noch mal wecken und sogar trotz Müdigkeit glücksartige Gefühle erzeugen.

(Nebenbei: Es ist auffällig, wie sowohl SPD als auch Grüne sich zuletzt des meist aus billigstem Fleisch hergestellten Imbissgerichts »Döner« als politische Metapher bedienen; siehe dazu auch den Essay »Der Dönerpreis und seine Bremse«.)

… es musste getan werden

Döner und Pommes sind geradezu prototypisch für Nahrung, die das vulgäre menschliche Verlangen nach Salz, Fett, Kohlenhydraten und dazu tierischem Eiweiß anspricht (siehe dazu etwa auch Essay vom 15.7.2019). Wenn sowohl SPD als auch Grüne sich des Döners, ob mit Pommes oder ohne, als politische Metapher bedienen, appellieren sie sehr konkret an niedrigste menschliche Triebe.

Lange vorbei sind die Zeiten, als insbesondere ein deutscher Außenminister – also der »Chef-Diplomat« einer Nation – eine angesehene, gebildete und belesene Person mit geschliffenen Manieren war, ein Mensch, zu welchem man aufblicken konnte, zu dem Kinder und eigentlich alle Bürger aufblicken konnten.

Nein, ich will nicht über die Grünen schreiben. Schon länger nicht mehr. Und doch habe ich es jetzt wieder getan. Ich wage sogar zu sagen: Es musste getan werden. Sich über die Grünen zu ärgern – sprich: über die menschliche Dummheit und ihren politischen Arm –, gehört wohl zu den Tätigkeiten, die zur Bewahrung einer gewissen geistigen Hygiene regelmäßig getan werden sollten, ob es nun Freude bereitet oder nicht, sonst sammelt sich Unschönes an, und dann bilden sich nochmal andere Problemstellen.

Wie kommt es aber?

Ja, es ist Wahnsinn und es hat Methode. Die Methode aber ist in etwa: An niedere Instinkte appellieren. Derart kindische, lächerliche Metaphern wählen, dass eine Diskussion sich verbietet – und sich also zum Sieger dieser Debatte erklären.

Dummheit ist, so schrieben wir, das unnötige Ignorieren von Zusammenhängen. Wie aber kommt es dazu, dass Grünen-Wähler sich trotz sporadisch auftretender sonstiger Intelligenz in politischen Dingen zu und von Dummheit verführen lassen? Eine Antwort könnte lauten: Grüne Politik appelliert an niedrigste Instinkte – und ihre Zielgruppe nimmt diese Appelle dankbar an. Grüne politische Debatte ist »Urlaub vom Denken« – mit fragwürdiger Soße und unvorhersehbaren Folgen für die kollektive Verdauung.

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