Dushan-Wegner

25.11.2023

2 Jahre Zerstörung, 4.700 Euro Rente

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten, Bild: »Schönes Wetter!«
Wenn Minister bis zum 8. Dezember 2023 durchhalten, erhalten sie 4.700 Euro Rente extra – für 2 Jahre Zerstörungsarbeit. Die »verdienen« eigentlich etwas anderes. Wie soll der Bürger da nicht bitter werden?
Telegram
Facebook
𝕏 (Twitter)
WhatsApp

Es hat sich herumgesprochen, warum die kaputte Regierungskoalition noch zusammenhält. Am Stichtag 8. Dezember 2023 machen die meisten Minister seit genau zwei Jahren das Land kaputt, und nach zwei Jahren Deutschland-Zerstörung haben die Minister einen Anspruch auf 4.700 Euro Rente, für den Fall, dass der Kanzler ausscheidet oder der Bundestag aufgelöst wird (siehe focus.de, 24.11.2023).

Also hält man noch etwas durch, wie viel Schaden auch immer man dabei noch anrichtet.

Als Opposition war die FDP noch dagegen (siehe sueddeutsche.de, 20.10.2020). Jetzt wird man es gern in seine Rentenplanung verbuchen.

Die ganze Angelegenheit klingt derart selbstbedienerisch, dass sich natürlich ein extra klebriges Detail finden lässt: Sogar diese zwei Jahre sind eine »juristische Fiktion«.

Oder man ignoriert

Eigentlich müssen Minister volle vier Jahre lang das Land blamiert haben, um später ein solches »Ruhegehalt« zu erhalten. Für den Fall aber, dass die Regierung zerbricht, wird eine »juristische Fiktion« angenommen, wonach zwei durchgehaltene Jahre wie vier behandelt werden. Und dann gibt es 4.700 Euro Rente (zusätzlich zu anderen Rentenansprüchen aus der profitablen Zeit als Politiker).

»Juristische Fiktion« klingt mir wie ein höflicher Ausdruck für die »Legalität« der deutschen Politik der letzten Jahrzehnte: Unrecht wird zu Recht erklärt (oder man ignoriert diese lästigen Fragen gleich ganz, siehe 2015).

Etwas bitter ist für Otto Normalverdiener, dass für einige dieser Gestalten der Betrag eher ein Taschengeld ist, in Relation zu ihren sonstigen Einnahmen, auch im »Rentenalter«.

Übrigens: Falls Sie sich damit trösten wollen sollten, dass die Spitzenleister in der Regierung ja noch gar nicht im Rentenalter sind, dann bedenken Sie an dieser Stelle auf keinen Fall das »Übergangsgeld«, dass man auch nach einem Tag als Minister erhält, und das reicht summiert vom üppigen fünfstelligen Betrag bis zum komfortablen sechsstelligen (siehe waz.de, 9.12.2021).

Der Politikbetrieb ist die einzige Branche auf der Welt, in welcher totales Versagen dich noch immer reich und wohlhabend machen kann.

Ganz andere Erzählungen

»Die Forderung, die Illusionen über seinen Zustand aufzugeben, ist die Forderung, einen Zustand aufzugeben, der der Illusionen bedarf«, so schreibt Karl Marx, und es liegt Wahres darin.

Der Unterschied zwischen »Fiktion« und »Illusion« liegt darin, dass der Träger einer Fiktion im Hinterkopf weiß, dass die aktuelle Erzählung nicht der Realität entspricht. Wer aber einer Illusion unterliegt, nimmt Kongruenz zwischen dem Geglaubten und der Realität an.

Die Anhänger einer (juristischen) Fiktion wissen, dass deren Aussagen sich nicht auf reale Sachverhalte beziehen. Man nimmt nur etwas an, vielleicht weil es so von Vorteil ist. Doch solange sich aus diesen fiktiven Annahmen sehr reale vorteilhafte Konsequenzen ableiten, kann es diesen Figuren herzlich egal sein, ob sie diese Fiktionen, Illusionen oder noch ganz anderen Erzählungen verdanken.

Zwei Jahre »arbeiten«, dabei brutalst versagen und Milliardenschaden anrichten, und dafür 4.700 Euro (Extra-)Rente – das ist eine juristische Illu…, äh, Fiktion, in der sich die Gewieften und Nützlichen gern einrichten.

Ja, ich weiß

Man will einander zurufen: »Gebt die Illusionen auf! Seht doch, seht doch! Es ist alles Illusion, Fiktion, politisches Geschwätz!«

2 + 2 ergibt noch immer 4, und vier Jahre sind nicht zwei, und auch nach vier Jahren Deutschland-Kaputtmachen »verdienen« diese Gestalten etwas anderes als Luxusrente.

Doch man fürchtet, als Antwort zu hören: »Ja, ich weiß. Jeder weiß. Was willst du machen? Ertrage, was du nicht verändern kannst.«

Ein Stein löst sich, rollt den Berg hinab und reißt weiteres Geröll mit sich. (Ich hab diesen Text nicht vertont, aber der erfahrene Hörer/Leser wird sich diesen Satz gewiss in meinem »Sound« vorlesen können.)

Ich will mir doch nicht bescheinigen, weniger in dieser Welt verändern zu können als ein kullernder Stein?

Kann sich ändern

Solange ich lebe, verändere ich – zuerst – mich selbst. Nur darin will ich beharren, das Unrecht nicht Recht zu nennen, gerade dann nicht, wenn es für »rechtens« erklärt wird in irgendeiner juristischen Fiktion.

Hinnehmen, was sich nicht verändern lässt? Zieht den Kreis des Unveränderlichen nicht zu groß! Vor allem aber: Wiegt euch nie in der unheiligen, faulen Illusion, ihr selbst wäret unveränderlich.

Der Mensch kann sich ändern – und etwa zu einem Menschen werden, der etwas in der Welt verändert!

Weiterschreiben, Wegner!

Danke fürs Lesen! Bitte bedenken Sie: Diese Arbeit (inzwischen 2,035 Essays) ist nur mit Ihrer Unterstützung möglich.

Wählen Sie bitte selbst:

Jahresbeitrag(entspr. 1€ pro Woche) 52€

Augen zu … und auf!

Auf /liste/ finden Sie alle Essays, oder lesen Sie einen zufälligen Essay:

Mit Freunden teilen

Telegram
Reddit
Facebook
WhatsApp
𝕏 (Twitter)
E-Mail

Wegner als Buch

alle Bücher /buecher/ →

2 Jahre Zerstörung, 4.700 Euro Rente

Darf ich Ihnen mailen, wenn es einen neuen Text hier gibt?
(Via Mailchimp, gratis und jederzeit mit 1 Klick abbestellbar – probieren Sie es einfach aus!)