Ihr kennt die Metapher vom »Mann hinterm Vorhang« vermutlich aus dem Film »Der Zauberer von Oz«.
Der Film beschreibt die Geschichte von Dorothy aus Kansas im fantastischen Land namens »Oz«. Zusammen mit einer Vogelscheuche, einem Blechmann, einem Löwen und ihrem kleinem Hund Toto macht sich Dorothy auf die Suche nach Verstand, Herz und Mut für die drei.
Das Finale des Films aber wurde zur Metapher und Redeweise: Dorothy und ihre Begleiter betreten den Thronsaal des großen Zauberers in der Smaragdenstadt. (Die Szene ist natürlich bei YouTube zu finden.)
Im Thronsaal erleben sie eine Show mit Rauch und Flammen. Ein großer schwebender Kopf erscheint und spricht: »Ich bin Oz, der Große und Mächtige. Wer seid ihr?«
Die Vier zittern voller Angst. Dorothy stellt sich vor, und sie verhandeln zitternd mit der lauten, mächtigen Stimme.
Doch dann macht sich der kleine Hund Toto selbstständig. Toto läuft zu einem grünen Vorhang, den er beiseite zieht.
Dieses berühmte Ende
Wir sehen einen einzelnen, alten Mann, der in ein Mikrofon spricht und an verschiedenen Rädern dreht und Hebel bewegt.
Als dieser Alte feststellt, dass er entdeckt wurde, zieht er den Vorhang schnell wieder zu, und sagt den berühmten Satz: »Pay no attention to the man behind the curtain!«, auf Deutsch etwa: »Achtet nicht auf den Mann hinterm Vorhang!«
Ich las dieses berühmte Ende des Films immer als Aufforderung, den großen »Vorhang« zur Seite zu ziehen. Die Charaktere verlieren nach dieser Enthüllung ja den Respekt vor dem großen Zauberer, der ihnen nun als recht gewöhnlicher Mann erscheint. Und mit diesem können sie dann auf Augenhöhe verhandeln. – Nun, die »Realität« funktioniert nicht ganz genauso ideal wie das Hollywood-Happy-End, und gerade das macht zwei Aspekte umso interessanter!
All die Räder und Hebel
Da wäre etwa der psychologische Aspekt: Wenn der Vorhang zur Seite zu gezogen wird, werden die meisten Menschen brav auf jene Stimme hören, die ihnen befiehlt, nicht auf den Mann hinterm Vorhang zu achten.
In der Corona-Panik erlebten wir ja genau das: Wenn einer »den Vorhang zur Seite gezogen hat« und die Menschen auf all die Räder und Hebel dahinter hinweist, aber währenddessen die Stimme aus dem Fernseher darauf hinweist, dass man eben nicht darauf achten soll, was der Mann hinterm Vorhang tut, dann werden die meisten Leute dem brav Folge leisten.
Der Grund aber, liebe Freunde der Präzision, warum ich das erzähle, ist ein Detail dieser Metapher, das tatsächlich richtig auf diese unsere Gegenwart anwendbar ist: die Schalter!
Um Ziele zu erreichen
Wir lesen ganz aktuell eine bemerkenswerte Schlagzeile: »Wissing droht mit Fahrverboten am Wochenende« (n-tv.de, 11.4.2024).
Moment … Fahrverbote?!
Zuerst sei dokumentiert: Vor über 50 Jahren gab es schonmal Fahrverbote am Wochenende. Die deutsche Regierung erließ damals ein »Gesetz zur Sicherung der Energieversorgung« (deutschlandfunk.de, 25.11.1973). Das bedeutete vier autofreie Sonntage.
Der Grund für damaligen Fahrverbote war die Ölkrise, also eine Ursache außerhalb des direkten Einflussbereichs der Regierung.
Und nun, ein halbes Jahrhundert später, sind wieder Fahrverbote am Wochenende im Gespräch.
Diesmal aber ist die Krise nicht extern, sondern intern – sehr intern. Die aktuelle Krise ist im Kopf – im kollektiven, von der Propaganda gehirngewaschenen Kopf.
Der erste Satz der Einleitung der zitierten Nachricht soll harmlos klingen, doch wenn man genau »hinhört«, klingt es plötzlich wie aus einer abgedrehten Verschwörungstheorie: »Um die Ziele beim Treibhausgasausstoß zu erreichen, will die Ampel-Regierung es eigentlich möglich machen, weniger auf einzelne Sektoren wie Verkehr oder Bau zu schauen, sondern auf das Gesamtbild.«
Auf »Sektoren« »schauen« … das Alarmwort ist hier »schauen«.
Schauen und ausschalten
Deutschland hat sich im »Klimaschutzgesetz« verpflichtet, den Ausstoß von Kohlendioxid zu reduzieren. Und um dieses Ziel zu erreichen, droht man nun an, einzelne »Sektoren« Deutschlands auszuschalten. »Schauen« bedeutet »ausschalten«.
Laut t-online.de, 12.4.2024 ist die Warnung des FDP-Verkehrsministers »schlicht falsch«, ohne nähere Erklärung. Der Kern der Debatte scheint aber zu sein: Deutschland hat sich »Klimaziele« gesetzt. Um diese willkürlichen Ziele zu erreichen, sollen verschiedene »Sektoren« ihren CO₂-Ausstoß reduzieren. Doch es ist ein Szenario denkbar, dass Deutschland insgesamt diese ohnehin willkürlichen Ziele erreicht, aber ein einzelner Sektor (etwa: Autos) sie verfehlt … und also zeitweise »abgeschaltet« wird.
Ein Original-Zitat aus dem N-TV-Artikel aber liest sich tatsächlich wie aus einer Dystopie: »Wenn Sektoren Vorgaben verfehlen, müssen die zuständigen Ressorts der Bundesregierung in Form von Sofortprogrammen nachsteuern – um die Einhaltung der Emissionsmengen sicherzustellen.« (n-tv.de, 11.4.2024) – … und damit wären wir wieder beim »Zauberer von Oz«.
Das Gehirn nutzen
Es ist tatsächlich, geschichtlich gesehen, eine bemerkenswerte Entwicklung, dass »der Mann hinterm Vorhang« sich kaum noch versteckt.
Wofür auch?
Durch die speziellen Möglichkeiten der Propaganda im Zeitalter digitaler, mobiler Medien kann man weite Teile der Bevölkerung dazu bringen, so zu tun, als wäre der Vorhang weiter vorgezogen, und keiner könne den Mann sehen, der da an den Hebeln herumdreht – was ja widerlegen würde, dass alles »magisch« und unvorhersehbar passiert, oder wie eine böse Politikerin einmal sagte: dass es »alternativlos« sei.
Doch wir sehen nun nicht nur den »Mann hinterm Vorhang«, wir sehen auch die Hebel, an welchen er Deutschland an- und ausschalten will und wird. Vergessen wir nicht, wie der »Wirtschaftsminister« sich freute, weil die »Klimaziele« »erreicht« werden … indem die deutsche Wirtschaft stirbt (siehe Essay »Klimaziele erreicht, Industrie kaputt«).
Offenbar auch ohne
Deutschland wird an- und ausgeschaltet. Vor allem ausgeschaltet. Der Mann hinterm Vorhang betätigt die Hebel, schaltet Deutschland aus, Sektor für Sektor.
Wer ein Gehirn hat, der sollte hinschauen und bemerken, wohin sich Land und Gesellschaft entwickeln. Dann sollte er sein Gehirn nutzen, um das Gesehene auszusprechen und seine Mitmenschen zu warnen. (Wobei, wie es im »Zauberer von Oz« heißt, erstaunlich viele Menschen offenbar auch ohne Gehirn reden.)
Deutschland wird ausgeschaltet, Sektor für Sektor. Wird es den Deutschen gelingen, die Regierung und damit diese Politik, so wie es die Idee »Demokratie« vorsieht, rechtzeitig »auszuschalten« – und durch bessere Politik zu ersetzen?