Dushan-Wegner

27.09.2023

Also sagte ich nichts

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten
Wie häufig beißen Sie sich auf die Zunge, um etwas nicht zu sagen, was zwar wichtig und relevant wäre, aber die politisch korrekte Atmosphäre stören würde?
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Hätte ich etwas sagen sollen? Ich weiß es bis heute nicht. Und wer will so etwas schon hören? Klänge es nicht wie Belehrung, hartes »Mansplaining« gar?

Im Smalltalk-Teil einer sozialen Veranstaltung ergab es sich einmal, dass ich, um die Zeit zu überbrücken, mit einer Dame sprach, die den Eindruck erweckte, »alles im Griff zu haben«, »ihren Mann zu stehen« und so weiter – Sie wissen schon.

Ich fragte nach ihrem Beruf, was man so macht. Es klang mir wie ein durchaus interessanter, respektabler und wohl auch gut bezahlter Job, was ich auch zum Ausdruck brachte.

Doch da stellte die Dame überraschend fest, es sei gar nicht ihr Traumjob.

Also stellte ich die naheliegende Rückfrage, was denn ihr Traumjob sei.

Und darauf antwortete sie, dass sie es nicht wisse.

Ich dachte an meine eigene Meister-Geschichte vom Aha-Sagen und ich sagte lediglich: »Aha.«

Natürlich hätte ich so einiges mehr zu sagen gehabt – und wie!

»Traumberuf«, das ist entfernt verwandt mit »Sinn im Leben«, und selbstverständlich hat ein philosophisch mäandernder Essayist dazu viel zu sagen!

Es war interessanterweise nicht das erste Mal, dass ich von einer Frau in einer guten Position hörte, dass sie eigentlich etwas anderes tun wolle. Und manchmal hört man eben, dass sie gar nicht weiß, was dieses »Andere«  sei.

Mein Kopf formulierte »böse« Fragen wie: Weißt du denn nicht, dass wir beide, Männer wie Frauen, biologisch immer noch quasi Urmenschen sind?

Es ist uns Menschen seit Urzeiten genetisch einprogrammiert, dass Männer kämpfen und jagen, während Frauen auf die Familie aufpassen. Alle Emanzipation und aller Feminismus werden nichts daran ändern!

Schau dir doch mal die Realität an: Wenn Frauen in einem Beruf wirklich glücklich werden, statt ihn nur wegen des Gelderwerbs auszuüben, dann ist es oft ein Beruf, der einigermaßen »mütterlich« ist. (Allerdings sind es die »Eroberungen«, auch die abstrakten, die seit jeher das große Geld einbringen; deshalb kassieren Männer im Durchschnitt mehr Gehalt.)

Hätte ich das gesagt, hätte sie mir theoretisch widersprechen können. Man könnte ja Beispiele von Wissenschaftlerinnen listen, von Staatslenkerinnen und Ministerinnen, von Managerinnen und Unternehmensgründerinnen, die beruflich in »Eroberungsberufen« erfolgreich und doch glücklich sind.

Aber einfach nur anzudeuten, dass der eigene Job – also das, was man während des größten und wertvollsten Teils seines Lebens tut – sich sinnlos anfühlt, und dass man nicht einmal weiß, was sich sinnvoll anfühlen würde, und dann weiter im Smalltalk?

Ich bin ein Mann, ich will Probleme lösen, nicht nur mal drüber reden.

Ich wagte natürlich nicht, zu thematisieren, dass die Einbindung von Frauen in die Arbeitswelt eine der größten Lügen des modernen Feminismus sein könnte. Es macht die Frauen nicht glücklicher, doch es verdoppelt die Arbeitskraft der Bevölkerung, was natürlich die Löhne etwas senkt und in Verbindung mit Inflation und Konzerngewinnen die Steuern hebt. (Indem beide Eltern arbeiten, kann der Markt die Preise für Konsumwaren und Immobilien anheben, was es dann aber auch notwendig macht, dass beide Eltern arbeiten.)

Im Film »Die üblichen Verdächtigen« heißt es berühmterweise: »Der größte Trick, den der Teufel je abgezogen hat, war es, die Welt zu überzeugen, dass er nicht existiert.« (englisch auf YouTube)

Nun, der größte Trick, den der (moderne) Feminismus an Frauen verübt hat, besteht darin, sie glauben zu lassen, dass es ihrem Wohl dient, wenn sie ihre wertvollste Lebenszeit der Arbeit in einem Konzern widmen. It’s all about the money, honey.

Und wie sehr gern aber würde ich mir bei all dem widersprechen lassen! Ich bin ja Vater, auch einer Tochter. Und sie ist schlauer als die meisten Männer, die ich kenne, inklusive mir selbst. Wäre es nicht eine Schande, wenn sie nicht ein ernstzunehmendes Fach studierte und auslotete, zu welchen Leistungen ihr Gehirn in der Lage ist?

»Ich weiß nicht, was mein Traumberuf ist« – das ist kein banaler Wegwerfsatz! Das ist implizit die große Sinnfrage, oder nicht?

Sehe ich das viel zu dramatisch? Und falls ja, sehe ich das zu dramatisch, weil ich ein Mann bin, oder weil ich Dushan Wegner bin?

Aber nein, ich sagte nichts. Bloß: »Aha.«

In jener Situation war das vielleicht das Klügste. Vermutlich auch das Nutzloseste. Auf jeden Fall das Sicherste.

Und doch frage ich mich, wie viele wichtige Debatten abgewürgt werden, weil die dem Kapital und den Konzernen dienende »Linke« sie erfolgreich tabuisiert hat.

Nein, im Smalltalk werde ich auch weiterhin nicht darauf bestehen, Tabus zu brechen und akzeptiertes Wissen zu hinterfragen. (Und es müssten schon sehr nahe Freunde mit einem Sinn für Vielschichtigkeit sein, die ich in diesem Kontext auf Epheser 5,22-24 hinweise, um dann aber auch Epheser 5,25 zu betonen.)

Im Smalltalk werde ich auch weiterhin immer wieder »Aha« sagen.

Doch im Privaten, für mich und mit meinen Lesern, sollte ich doch die Fragen stellen, die auch deshalb so schmerzhaft sind, weil sie schwärende Wunden offenlegen.

Heilung beginnt damit, dass man zugibt, dass etwas falsch läuft. Wenn man älter wird, kommt man nicht drumherum, dass der Körper hier und da den sprichwörtlichen Geist aufgibt.

Doch mit den Jahren hat der ganz reale Geist die Gelegenheit, sich selbst zu stabilisieren, wenn wir ehrlich mit uns selbst sind – und nur dann.

Diese Gedanken aber mit Ihnen teilen zu können, das ist immerhin mein Traumberuf, und dafür danke ich Ihnen.

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