18.03.2024

Trump, ARD und die Blutbad-Lüge

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten, Bild: Blutbad
Trump warnt, dass Import billiger Autos ein ökonomisches »Blutbad« anrichten wird – wenn er nicht gewählt wird und Strafzölle verhängen kann. Medien machen daraus die Androhung politischer Gewalt. Kann Propaganda noch lächerlicher sein?
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Erinnert ihr euch noch an das »Framing Manual« der ARD? Ich schrieb im Essay dazu schon im Titel, dieses sei »hilflos, fehlerhaft und doch erschreckend«.

Das »Framing-Manual« der ARD kam handwerklich eher dürftig daher, so meine Einschätzung. Das eigentliche Problem an jenem Machwerk war die darin offenbarte zynische Absicht und weitgehende Moralbefreitheit der Staatsfunker.

Das Wort »Frame« bedeutet »Rahmen«. Durch die rhetorische »Rahmung« eines Sachverhalts lässt sich formal die Wahrheit sagen, während man im Hörer ein Gefühl triggert, dass dem Sprecher nützt, sich aber sehr von der üblichen emotionalen Reaktion auf einen solchen Sachverhalt unterscheidet.

Einen Angestellten zu entlassen, kann geframed werden als diesem Menschen »neue Chancen und Möglichkeit zu eröffnen«. Und wegen eines Skandals zurückzutreten, wird geframed als »mehr Zeit seiner Familie widmen« zu wollen. Framing bedeutet in der Praxis, einen Sachverhalt in einen solchen Kontext zu setzen oder eine solche Interpretation nahezulegen, dass andere Gefühle als die üblicherweise zu erwarteten erzeugt werden.

Das Framing Manual der ARD war 2019 ein Thema. Wir schreiben inzwischen das Jahr 2024. Und, so viel muss man den Staatsfunkern zugestehen, man hat offenbar dazugelernt in Sachen »Framing«.

Rahmenreduzierte Tatsachentreue

Ein zynisches Musterbeispiel für Framing im Dienst der Propaganda ist die aktuelle Berichterstattung der »Tagesschau« zu Trumps Verwendung des Wortes »Blutbad« (original: »Bloodbath«).

Die Schlagzeile lautet: »Trump irritiert mit ›Blutbad‹-Äußerung« (tagesschau.de, 17.3.2024).

Im Intro heißt es dann: »Der Ton im US-Wahlkampf wird schärfer. Bei einem Auftritt von Ex-Präsident Trump in Ohio ging es eigentlich um Risiken für die US-Autoindustrie. Doch dann sprach der Republikaner plötzlich von einem ›Blutbad‹ – und sorgte für Irritationen.«

Bevor ich sage, worum genau es ging, lasst mich drei weitere Schlagzeilen zum selben Anlass nennen.

sueddeutsche.de, 17.3.2024: »Trump: Wahlniederlage wird ein ›Blutbad‹ für das Land«

t-online.de, 17.3.2024: »Trump prophezeit ›Blutbad‹ bei Wahlniederlage«

fr.de, 18.3.2024: »Donald Trump droht mit ›Blutbad‹ und dem Ende der US-Demokratie«

Diese drei weiteren Schlagzeilen stammen von stramm und offen linken Publikationen. Und »links« bedeutet heute auch »gelogen«. Dass Linke lügen ist ärgerlich, aber intellektuell nicht besonders interessant.

Die Schlagzeile und das Intro der Staatsfunker ist in diesem Fall interessanter, weil sie durch Framing versuchen, gleichzeitig der Wahrheit nicht offen zu widersprechen und doch ein bestimmtes Gefühl im Leser zu erzeugen.

Was war tatsächlich passiert?

Trump sprach am 16. März 2024 bei einem Wahlkampfauftritt über den Wettbewerb von amerikanischen und nicht-amerikanischen Autoherstellern.

Er versprach, dass Autos, die in Mexiko produziert werden, beim Import in die USA mit 100 % Strafzoll belegt werden, wenn er gewählt wird.

Wenn er aber nicht gewählt wird, dann wird es ein »Blutbad« werden.

Die Bedeutung ist offensichtlich: Wenn er nicht gewählt wird, wird die US-Autoindustrie noch stärker unter Importen aus Mexiko und China leiden, es wird also ein ökonomisches »Blutbad« auf dem Arbeitsmarkt. 

Man kann das Original etwa bei c-span.org sehen, oder als Transkript etwa auf x.com.

Lügen, ohne zu lügen

Hätte Trump im Deutschen von einem »Gemetzel« gesprochen, hätte man ihm Ähnliches vorgeworfen. Hätte er vor einem »Flächenbrand« gewarnt, hätte man ihn wegen Feuer-Terror-Androhung verhaftet und angeklagt. Metaphern und Sprachbilder wörtlich nehmen und ihre übliche Bedeutung nicht zu kennen – wie tief wollen die »Guten« denn noch sinken?

Weiterschreiben, Wegner!

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