Der Morgen des 16. November 1632 (bzw. 6. November nach dem gregorianischen Kalender, auf jeden Fall ein Dienstag), war um Leipzig herum, und das ist gar nicht ungewöhnlich für diese Gegend und Jahreszeit, recht neblig.
1632 lief der Dreißigjährige Krieg bereits seit vierzehn Jahren, würde also noch eine ganze Weile dauern, und doch würde sich an diesem Vormittag politisch einiges verändern.
Im Dreißigjährigen Krieg ging es irgendwie auch um Religion – Protestanten gegen Katholiken – doch wie so oft ging es um Macht und Herrschaftsgebiete. Es begann mit dem (Zweiten) Prager Fenstersturz und endete mit dem Westfälischen Frieden (auf dessen Prinzipien übrigens Henry Kissinger (ja, ich weiß…) in seinem Buch Weltordnung immer wieder zurückgreift). Zwischen diesen Eckpunkten lagen drei Jahrzehnte voller Gemetzel, Seuchen, Plünderungen und anderer Schandtaten. Wenn man Soldaten gerade nicht bezahlen kann, sie aber dennoch weiter kämpfen sollen, werden sie sich ihren Lohn und ihre Zufriedenheit woanders holen – und manchmal auch dann, wenn man sie bezahlt.
Die Truppen Wallensteins (kaiserlich/ katholisch) und die des schwedischen Königs Gustav II. Adolf (protestantisch) hatten zuvor bei Nürnberg gegeneinander gekämpft. Wäre es ein Fußballspiel, könnte man sagen: Das Spiel wurde wegen Regen und aufgeweichten Boden abgebrochen. Wallenstein zog nach Norden, gen Sachsen. Das wiederum sahen die mit den Schweden verbündeten Sachsen kritisch, und die Schweden ebenso, also marschierte Gustav II. Adolf samt Heer ebenfalls nach Norden. Wallenstein hatte selbst geplant, bei Leipzig zu überwintern. Er hatte gedacht, Gustav II. Adolf würde Württemberg und Bayern erobern und dort überwintern wollen, und also hatte er bereits einen Teil der Truppe zur Überwinterung losgeschickt. Als Wallenstein durch einen Spähtrupp gemeldet bekam, dass sich die Schweden in der Nähe befanden, bestellte er jene Soldaten zurück.
Noch vor dem Tagesanbruch des 16. November ließ Wallenstein die kaiserlichen Truppen sich in Gefechtsanordnung verschanzen. Die Schweden griffen an, doch Nebel und Rauch sorgten dafür, dass die eigentliche Schlacht erst gegen Mittag begann.
Zunächst erzielten die Schweden erste Erfolge, doch dann passierte das, was bei Nebel und Rauch früher oder später unvermeidlich war. Es waren noch die Zeiten, als einige Könige und Feldherren an der Front mitkämpften. Im dichten Nebel verlor der schwedische König Gustav II. Adolf den Kontakt zu seinen Reitern. Er traf auf eine Gruppe kaiserlicher Soldaten. Sie schossen auf ihn. Eine Musketenkugel zertrümmerte seinen linken Arm. Der zersplitterte Knochen ragte durch die Kleidung. Er hatte noch Begleiter bei sich; sie versuchten, ihn in Sicherheit zu bringen, doch man traf auf feindliche Kürassiere, von denen einer ihn persönlich kannte, und der schoss ihm in den Rücken und traf die Lunge. Der König fiel aus dem Sattel und wurde sterbend von seinem Pferd mitgeschleift. Die Truppen kämpften weiter, bis zum Abend, und zogen sich beide schließlich zurück. Die Schweden gewannen doch noch, knapp – was auch immer »gewinnen« in so einem Gemetzel bedeutet. Der Tod des schwedischen Königs Gustav II. Adolf schwächte die Moral der Protestanten, so sehr sie ihn zur motivierenden Heldenfigur aufzubauen versuchten. Ohne Gustav II. Adolf würde die Landkarte des europäischen Protestantismus heute anders aussehen, kein Zweifel – doch wer weiß, wie die Geschichte verlaufen wäre, hätte er sich nicht im Nebel verirrt?
Der Nebel ist nicht dein Freund
Ich lese die Nachrichten (genauer: das, was uns heute als solche hingehalten wird) und ich komme nicht um den Eindruck herum, dass da Nebelmaschinen am Werk sind. Ich will Ihnen ein Beispiel bringen!
Nehmen wir – es geht nicht anders – die Berichterstattung über die USA. Was lesen Sie für Schlagzeilen über Trump und die USA? Ich muss es wirklich nicht wiederholen. Suchen Sie aber einmal erst in Ihrem Gedächtnis, und dann gern auf den Websites, ob, wann und wie laut Ihnen sogenannte »Qualitätsmedien« über folgendes nicht ganz unwichtige Detail berichtet haben: In den letzten Jahren haben sich die EU und die USA wirtschaftlich zuverlässig parallel bewegt, in der Tendenz nach oben. Das Schlagwort dafür war »Synchronized Global Growth« (siehe z.B. forbes.com 20.11.2017)
Im zweiten Quartal 2018 allerdings hat sich zwischen den USA und der EU eine Schere aufgetan, wie es sie seit 2014 nicht mehr gegeben hat: Das Wachstum der EU-Zone verlangsamte sich, während das der USA sich deutlich beschleunigte. Im November 2016 titelte CNN noch »Trump verspricht 4% Wachstum. Ökonomen sagen: keine Chance« (cnn.com, 10.11.2016, archive.is – der Artikel enthält ironischerweise Links zu Artikeln, die vorhersagen, dass Aktien bei Trump-Sieg um 8% fallen werden, und eine jener Grafiken, die den CNN-Gläubigen versichern, wie praktisch komplett absolut sicher der Sieg von Hillary Clinton sei). – Aufs Jahr gerechnet betrug das Wachstum der US-Wirtschaft im zweiten Quartal 2018 stolze 4,1% (siehe z.B. fortune,com, 27.7.2018). Und Europa? Europa hat ganz eigene Sorgen. Die EU selbst (genauer: Der Europäische Wirtschafts- und Sozialausschuss) meldet, dass das wirtschaftliche Wachstum gehemmt wird, weil zu wenige Leute etwas Nützliches gelernt haben (eesc.europe.eu, 27.4.2018) – und dass das Problem verschärft werden wird. Qualifizierte und auch Vermögende (stern.de, 1.1.2018) verlassen still und heimlich das Land in ernst zu nehmenden Kontingenten (welt.de, 13.3.2018), teils aus wirtschaftlichen Gründen oder aus Karriere-Neugier, teils aber auch, um sich – wieder!!! – vor Antisemitismus in Sicherheit zu bringen, wenn auch diesmal vor dem wissentlich (ja: wissentlich) importierten (siehe z.B. bild.de, 27.7.2018). Das Wachstum der US-Wirtschaft wird schneller. Das Wachstum der europäischen Wirtschaft ist langsamer geworden. Deutschland leidet unter Fachkräfte-Mangel. Nicht die demonstrierenden Pegidisten von Dresden sind das Problem, sondern die deutschen Informatiker von San Francisco, die deutschen Ingenieure von Vancouver, die deutschen Millionäre von Melbourne.
Die Frage ist ja: Die US-Wirtschaft wächst und Geschäfte laufen, warum sind dann die Superreichen und die von ihnen gesponserten »linken« Aktivisten so wütend auf Trump?
Es gibt (mindestens) zwei Theorien. Ich lege Sie Ihnen einfach beide vor, Sie entscheiden selbst – auch darüber, wie ernst ich sie meine.
Theorie 1: Nicht nur die US-Wirtschaft selbst wächst, auch die Löhne der Arbeiter steigen und sind auf höchstem Level seit 2008 (siehe z.B. cnbc.com, 31.7.2018). Hinter vielen der Medienkonzerne, die gegen Trump agieren, stecken Investoren und/oder Superreiche. Die Washington Post, ein bekanntes Trump-Hasser-Medium, gehört dem reichsten Menschen des Planeten, Jeff Bezos, Gründer und Chef von Amazon – kurze Testfrage: Was fällt Ihnen spontan zum Themengebiet »Amazon, Arbeitsbedingungen und Löhne« ein? Und, Folgefrage: Wird jemand, der für seinen Gewinn niedrige Löhne gebrauchen kann und ggf. weltweit große Auslieferungslager betreibt, eher offene Grenzen und freie Migration etc. wollen – oder wird er Grenzen und Lohnniveau schützen wollen?
Theorie 2: Diese Herren haben alle nur reine, durch und durch moralische Absichten, so sind sie ja auch so reich geworden! Dass einer von ihnen eventuell gegen Staaten spekulierte und deren möglichen finanziellen Kollaps in Kauf nahm, und dass er außerdem Aktivisten finanziert, die Staaten via Polit-PR de facto von innen schwächen, hat nichts miteinander zu tun.
Im Zweifelsfall sollte man immer vom hehren Motiv ausgehen, und doch ist ein merkwürdiger Zufall, dass die oft von Superreichen geförderten Linksaktivisten (sowie die Opfer ihrer Polit-PR) immer das fordern, was den Investoren nutzt (offene Grenzen, billige Arbeitskräfte, Privatisierung von Aufgaben des (Rechts-) Staats) und dem Arbeiter nachhaltig schadet. Ja, ja, alles nur Zufall und Verschwörungstheorie. In Wahrheit geht es nur um Moral, und dass es auch Profit für Investoren bringt, das nehmen diese zähneknirschend hin.
Es kann ja sein, dass sie tatsächlich moralisch bewegt sind, diese Leute, die solche Polit-PR für offene Grenzen und dadurch billige Arbeitskräfte finanzieren, während sie hinter den Mauern ihrer Villen in den Hamptons, auf Hawaii oder sonstwo ihre Partys feiern. Es kann aber auch sein, dass dem nicht so ist – wer kann schon in die Herzen und Köpfe der Menschen blicken?
Im Moralnebel
Mit Hilfe von Erregung und Nebenthemen wird ein moralischer Nebel erzeugt. Wir alle sind in diesem Nebel ein wenig verloren, wenn auch Linksgrüne ihn mit voller Lunge einsaugen und mit vernebeltem Blick nachplappern, was die Propaganda ihnen nachzuplappern vorgibt, während einige von uns zumindest versuchen, die Augen offen zu halten und durch den Nebel hindurch zu sehen.
Im Internet kursieren Videos von amerikanischen Stahlarbeitern, die unter Tränen danken, dass sie nach Monaten oder Jahren von Arbeitslosigkeit oder Mehrfachjobs endlich eine Stelle haben, mit der sie ihre Familie ernähren können. Obama hatte ihnen noch gesagt, diese Manufacturing-Jobs würden nie wieder zurückkommen. Hillary Clinton hat sie als »Deplorables« herabgewürdigt. Trump hat bei vielen für Jobs gesorgt, die eine Familie ernähren können. Superreiche Trump-Hasser pumpen absurdes Geld in einen Moralnebel, in welchem mancher Medienkonsument nicht mehr ausmachen kann, was falsch und was richtig ist.
Was hilft gegen Nebel? Stärkeres Licht, gewiss. Jeden Tag eine Wahrheit sagen, auf jeden Fall. Doch es könnte auch helfen, sich selbst und dem Mitmenschen bewusst zu machen, dass man überhaupt im Nebel ist und dass man deshalb ganz genau hinschauen muss! Nicht, dass jemand noch denkt, das sei »normal so«. Es wird viel von »FakeNews« geredet, doch auf gewisse Weise ist der moralische Nebel gefährlicher als die blanke Unwahrheit – der Lüge lässt sich widersprechen, doch wie widerspricht man dem Nebel, dem Unscharfen, dem künstlichen Hype?
Nein, es war nicht immer so, dass die Vernunft zugunsten der Empörung zurücktreten musste, dass Grenzen nicht galten und das Recht der täglichen Emotion folgte. Und es muss auch nicht so sein. Das TV in den Wohnzimmern hatte seit jeher den Zweck, täglich neuen Nebel in die Familien zu pumpen. Der Moral-Nebel kann verheerende Folgen haben! Ich kenne Familien, die nicht mehr miteinander reden oder nur noch, als würden sie rohe Eiern balancieren, weil einzelne Familienmitglieder der Propaganda zum Opfer gefallen sind und wie gehirngewaschen linksgrüne Floskeln nachplappern – und von der Propaganda überzeugt wurden, jeden Andersdenkenden und Kritiker zu hassen, mit ihm noch nicht mal ein Bier trinken zu gehen. Der Staat zwingt euch, die Nebelmaschinen zu finanzieren – aber noch zwingt er euch nicht, den Nebelwerfer auch allabendlich anzuschalten!
Der Schwedenkönig Gustav II. Adolf ist gestorben, weil er kurzsichtig in Nebel und Rauch hineinritt. Im Nebel verlor er die Übersicht darüber, wer sein Freund und wer Feind war. So starb er auf dem Schlachtfeld, ausgeplündert von feindlichen Soldaten, die ihn nicht einmal erkannten, und erst am Abend wurde er von seinen Leuten aufgesammelt.
Hütet euch vorm Nebel! Macht ein Licht an, und sei es noch so klein, und geht gemeinsam, vorsichtig und tastend voran!