Dushan-Wegner

11.02.2023

Wir sehen, die wollen Frieden

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, two doves
Man redet von Wehrpflicht, gibt mehr Geld für die Bundeswehr aus, und man tastet sich vor, wie viele Bürger für Deutschland kämpfen würden. Hmm, was könnte es sein, das die da vorbereiten?
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Habe ich mich verhört? Oder höre ich, dass sie wieder zum Krieg trommeln? Hätten sie mir nicht versichert, dass sie Männer des Friedens wären, selbst die Frauen unter ihnen, ich könnte glatt meinen, dass sie das nächste große Töten planen.

Sicher, schon 2018 diskutierte man in der CDU die Wiedereinführung der Wehrpflicht. (Siehe dazu meinen Essay vom 10.8.2018: »Was ist ein Land, für das man kämpfen würde?«)

Und AfD stellte 2020 einen entsprechenden Antrag (bundestag.de, Antrag 19/24401).

Und 2023 diskutieren sie in Deutschland die Wehrpflicht schon wieder. Durch den Krieg in der Nachbarschaft klingt es diesmal erschreckend ernsthaft. Politiker über die meisten Parteien hinweg lockt es offenbar, »wehrfähige« Deutsche wieder an die Waffe zu bekommen.

Ein Fehler?

Angriff ist die beste Verteidigung, so sagt man. Das Ministerium, das in Deutschland fürs »Bumm« zuständig ist, heißt »Verteidigungsministerium«. Bis eben setzte man zuverlässig Damen in jenes Amt, offenbar der »Quote« wegen – weil es »eh egal« war?

Plötzlich scheint es wohl nicht mehr »egal« zu sein, wer dem Kabumm-Ministerium vorsitzt. Dafür war im Gegenzug plötzlich die »Geschlechterparität« egal (tagesschau.de, 17.1.2023). Du ahnst, dass sie es ernst meinen, wenn in Deutschland plötzlich die Qualifikation wichtiger ist als die Genitalien. Und der neue Kabumm-Minister, ein Herr Pistorius, hält die Aussetzung der Wehrpflicht für einen »Fehler« (n-tv.de, 1.2.2023).

In Deutschland läuft die Propaganda-Maschinerie zur Wehrpflicht an – und dafür, dass es so ist, braucht es keine einzige Person, welche die Maschine »anwirft«. Manche Phänomene entstehen »von selbst«. Setz genug »Transatlantiker« in einen Propagandastaat, und gewisse Phänomene werden sich »wie von selbst« manifestieren.

Argumente, aber wofür?

tagesschau.de, 9.2.2023 betitelt einen aktuellen Kommentar so: »Was gegen die Wehrpflicht spricht« in einer »Debatte« um deren »Wiedereinführung«.

Man präsentiert »Argumente«, doch die »Argumente« klingen mir derart schwach, dass ich Absicht vermuten muss. Das Gewichtigste der »Argumente« ist wohl, dass die Bundeswehr ohnehin eine »Mängel-Armee« sei. Noch mehr Leute würden da quasi nur stören.

Viele Kasernen seien marode und »desolat«. Für die »Hauptwaffensysteme« gelte: »Schießt nicht, fährt nicht, fliegt nicht, schwimmt nicht«. Die zum Jahresetat von 50 Milliarden Euro zusätzlich beschlossenen 100 Milliarden Euro Kriegsschulden, pardon, ich meine: »Sonderhaushalt Bundeswehr« (siehe bmvg.de, 27.2.2020) würden nicht genügen, die Bundeswehr wirklich wehrfähig zu machen. (Anmerkung: Erst recht nicht, wenn man das Geld wie eine gewisse Nicht-mehr-Doktorin für Berater verplempert.)

Entweder der ARD-Hauptstadtkorrespondent versteht nicht, wie Sprache und Propaganda funktionieren. Oder er hat sein zentrales Argument gegen die Wehrpflicht absichtlich so formuliert, dass es tatsächlich für noch höhere Wehrausgaben spricht, nicht gegen die Wehrpflicht.

Jeder Zehnte

Letzte Woche lasen wir von einem chinesischen »Ballon«, der über die USA flog. Im Essay vom 7.2.2023 deutete ich ihn als einen ganz besonderen »Test-Ballon«. (Das nächste »unbekannte Flug-Objekt« ließ man nicht mehr über die ganzen USA fliegen, sondern schoss es schon über Alaska ab; siehenytimes.com, 10.2.2023.)

Doch nicht nur China sendet Test-Ballons aus! Auch BILD-Zeitung aus dem Axel-Springer-Verlag (über 40 % im Besitz des EU-Investors »KKR«, so Wikipedia) schickte aktuell einen Text los, den ich als einen kleinen »metaphorischen Test-Ballon deute«.

bild.de, 10.2.2023 titelt: »Im Kriegsfall – Jeder zehnte Deutsche will kämpfen«.

Jeder Zehnte ist bereit, im Namen Deutschlands zu töten und zu sterben?!

Wer fand das heraus?

Das Viertel

Die Umfrage stammt von »YouGov«. Das ist das Institut, welches zum Brexit herausfand, dass die Briten mehrheitlich in der EU bleiben wollen (meedia.de, 27.5.2016 via archive.org). Welches jetzt meint, dass die Mehrheit der Briten den Brexit für einen Fehler hält (yougov.co.uk, 17.11.2022). Über welches sagt cicero.de, 12.3.2019, dass es »schon öfter nachweislich ziemlich danebenlag«.

Dieses unter Politikern und Mainstream-Journalisten sehr beliebte Umfrage-Unternehmen hat also herausgefunden, dass jeder zehnte Deutsche kämpfen würde, wenn Deutschland angegriffen würde.

Aha.

Im Artikel selbst ist dann versteckt, dass ein Viertel der Deutschen das Land verlassen würde! Wenn man die Umfrage ernst nimmt, sollte das nicht die Schlagzeile sein?

Im oben zitierten Essay von 2018 schrieb ich, dass es nicht funktioniert, den Menschen zu sagen, dass sie »fürs Land sterben« sollen, wenn ihnen zuvor wieder und wieder und wieder eingehämmert wurde, dass es quasi nicht »ihr« Land ist, dass sie sich nicht mit diesem »identifizieren« dürfen, dass sie lediglich »die« sind, »die schon länger da sind«.

Immer diese Ballons

Wird in Deutschland ein Krieg vorbereitet? Sendet man »Test-Ballons« los, um das Volk psychologisch auf einen bewaffneten Krieg vorzubereiten?

Nun, erlauben Sie mir eine Kontrollfrage: Wie anders würde es aussehen, wenn man tatsächlich einen Krieg vorbereiten würde?

Die Frage ist nicht, was ich weiß, sondern wovon ich ausgehe. Und an dieser Stelle scheint es mir rationaler, davon auszugehen, dass man sich auf einen Krieg vorbereitet.

Heißt das also, dass ein Krieg kommen wird?

Nein, keinesfalls.

Böse Zungen sagen, dass die USA nicht in den Irak einmarschiert wären, wenn sie wirklich geglaubt hätten, dass dieser über Massenvernichtungswaffen verfügt. Und dass sie weder in Iran noch in Nordkorea einmarschieren werden, weil sie wissen, dass diese sich wirksam wehren könnten. Oder: Putin wäre kaum in die Ukraine einmarschiert, wenn er solche Gegenwehr erwartet hätte.

Es gilt wohl auch weiter die alte Weisheit der Römer: »Si vis pacem para bellum« – »Wenn du Frieden wilst, bereite den Krieg vor«.

Immerhin das

Ich gehe heute davon aus, dass in Deutschland versucht wird, sich auf einen Krieg vorzubereiten. Und ich wage die These, dass es besser sein könnte, wenn man sich (ernsthaft!) vorbereitet, als wenn man es nicht tut.

Ich sage »versucht wird«, denn dank ARD, ZDF und Linksgrünem in Schulen und Redaktionen ist die deutsche Debatte, um den Fachbegriff zu verwenden, »gefährlich verblödet«. Eine konkrete Bedrohung könnte helfen, die Deutschen etwas zu »erden«.

Hoffentlich gelingt unsere »Erdung«, bevor Tausende von uns in ebendieser Erde liegen. Ich bin aber guter Dinge.

Immerhin das gibt Hoffnung: Entweder es wird doch gut (für uns), oder es ist egal. Ich beschließe zu hoffen, dass es gut wird.

Weiterschreiben, Wegner!

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