Dushan-Wegner

24.11.2022

Weil mich niemand das Fliegen lehrte

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten, Foto von Chandler Cruttenden
Fußballer dürfen nicht auf Spiele wetten, in denen sie selbst spielen, denn das sähe korrupt aus. Warum dürfen Politiker dann Aktien kaufen? (Eine Gedankensammlung zwischendurch.)
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Worte zählen nicht mehr, außer man kann dich dran aufhängen. – Aber eben nur deine Worte. Diskursmacht bedeutet heute (auch), dass du denen nicht deren Worte vorwerfen darfst, aber sie dir deine.


Eine Tür, und noch eine Tür, und noch eine Tür. Und jedes Mal hoffst du, dass die nächste Tür die letzte war. Und dann stellst du fest, dass sie es tatsächlich war, und dann ist es auch wieder nicht gut.


Macht-Legitimation muss im Kern eine »Meritokratie der Vertrauenswürdigkeit« sein, welche Form sie sich, den Moden der Zeit folgend, auch nach außen gibt.


Einer, der den Berg hinaufsteigen will, hat dem, der nicht hinaufsteigen will, wenig zu sagen, und sollte also nicht weiter mit ihm reden. (So vermeidet er, beider Zeit zu verschwenden. Zeit, die besser genutzt wäre wahlweise mit forschem, mutigem Hinaufsteigen oder bewusstem, meditativem Verharren.)


Die Idee von »Reinheit« kann im Menschen den Drang wecken, das »Unreine« zu eliminieren.

Du musst dem Volk nicht explizit sagen, dass es deinen Feind verfolgen und ausstoßen soll. Du musst ihnen nur einflößen, dass sie »rein« seien, der Feind aber »unrein« – ab da übernehmen deren Instinkte.


Ein Unterschied zwischen dem Empörungssüchtigen und dem Heroinsüchtigen ist jener, dass der Heroinsüchtige weiß, dass er heroinsüchtig ist – und sich nicht damit lächerlich macht, diese seine Eigenschaft für »Moral« zu halten.


Simple Bußgelder bedeuten in der Praxis, dass gewisse Dinge eben (nur) für die Leute erlaubt sind, die sich das leisten können.

Das Verbot der Beleidigung von Politikern bedeutet in der Praxis, dass Verrückte in die Politik gehen könnten, und wer dann anmerkt, dass sie verrückt sind – dass also »der Kaiser keine Kleider trägt« – kommt vor Gericht.


Die Zahl der Tweets und sonstigen Äußerungen »normaler Menschen« zu aktuellen Ereignissen, bei denen sich nicht unterscheiden lässt, ob der Schreiber einfach nur Opfer von ARD und ZDF ist, oder tatsächlich in satirischer Ironie schreibt, wird bedenklich hoch.

»Poe’s Gesetz« ist bekanntlich jene »Internet-Regel«, wonach das Extreme und seine Satire nicht (ohne weitere Marker) zu unterscheiden sind. Mittlerweile lässt es sich auch auf sogenannte »normale Menschen« anwenden.


Ich habe mehr als einmal die Legende gehört, wonach ein Ehemann über Jahre hinweg Taubheit simuliert haben soll.

Und wer in der realen Realität überleben will, tut klug daran, sich immer wieder »blind« zu stellen.

Blindheit, also »nicht sehen können« ist auch »nicht sehen müssen«. Und Taubheit ist auch »nicht hören müssen«.

Oder, anders gesagt: Es gibt Blindheit, die bedeutet »das Sehen loslassen« – und Taubheit, die bedeutet »das Hören loslassen«.


Ich habe mich dabei erwischt (und die Erkenntnis sofort notiert), beim Spaziergang eine Abkürzung genommen zu haben; welcher Denkfehler lag da vor?


Graffiti: »Wenn ich Angst vor dem Himmel habe, dann weil mich niemand das Fliegen lehrte.«

Weiterschreiben, Wegner!

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