2014 schrieb der Soziologe Tom Nichols erst einen vielgeteilten Artikel und dann dazu das Bestseller-Buch mit dem Titel „The Death of Expertise“ (thefederalist.com, 17.1.2014).
Nichols beklagt den Autoritätsverlust der „Experten“ in der westlichen Gesellschaft. Sinngemäß jammert er: „Die Leute sollten mehr auf Experten hören, denn Experten sind Experten!“
Aus dem Finale seines Artikels: „Als Laie hat Ihre politische Analyse jedoch weitaus weniger Wert und ist wahrscheinlich nicht – ja, mit ziemlicher Sicherheit nicht – so gut, wie Sie meinen.“
Sie dürfen raten, welche politische Position Herr Nichols einnimmt. Eine Suche in seinem Twitter-Feed nach „Trump“ zeichnet das Bild eines emotionalen Trump-Hassers. Damit ist er natürlich ein „Experte“, dessen politische Analyse viel mehr wert ist als deine.
Zwei Paniken
Wir müssen an dieser Stelle nicht mehr die Glaubwürdigkeit der während der Corona-Panik öffentlich herangezogenen „Experten“ diskutieren. Wir sollten der Wissenschaft folgen, doch die Wissenschaft (auf welche sich die Politik bezieht) scheint zuerst dem Geld zu folgen!
Also ist der Bürger besser beraten, sich seine eigenen, glaubwürdigeren Experten zu suchen. Und ja, er wird sich etwas eigene Expertise zum Thema des Tages erarbeiten müssen. Denke selbst – oder werde zur Statistik.
Die Corona-Panik ist noch längst nicht aufgearbeitet (die lupenreinen Demokraten in der EU haben jetzt übrigens gegen die Offenlegung der Pfizer-von-der-Leyen-SMS gestimmt; tichyseinblick.de, 14.7.2023). Es erinnert an den Deutschen Bundestag, der gegen einen Untersuchungsausschuss bezüglich Scholz stimmte (welt.de, 3.7.2023). Der Bürger ist nicht nur machtlos gegenüber deren Schweinereien, er soll auch regelmäßig daran erinnert werden.
Die mutmaßlichen Drahtzieher sind weiterhin an der Macht und die Profiteure behalten ihre Profite, also wird es kaum aufgearbeitet werden. Doch die eigentliche Panik ist für den Moment in den meisten Bereichen vorbei – bis zur nächsten Runde.
In Deutschland werden derzeit zwei „Hauptpaniken“ geschürt, eine Dauerpanik und eine buchstäbliche Saisonpanik.
Die deutsche Dauerpanik ist die generelle Angstmache bezĂĽglich abweichender Meinungen und ihrer politischen Vertretung, der inhaltlichen Opposition.
Die aktuelle Saisonpanik aber ist bekanntlich die geschürte Angst vor Sommertemperaturen. Durch Propaganda-Tricks wie rotgefärbte Vorhersagekarten oder die Nennung von Boden- statt Lufttemperaturen soll die panische Angst vor der Grippe durch panische Angst vor dem Sommer ersetzt werden.
Und natürlich finden sich für beide Paniken „Experten“, die bestätigen, warum wir ganz schlimm Angst haben sollen.
Genau das passiert
Im MDR erklärte eine Expertin, warum die Hitze so gefährlich ist: „Unser Gehirn besteht aus Eiweiß. Stellen Sie sich vor: Sie kochen ein Ei, das Sie bei 42 Grad lange genug im warmen Wasser lassen. Das denaturiert. Das wird von flüssig-klarem Eiweiß zu weißem, festem Eiweiß. Das ist nicht wieder umkehrbar. Genau das passiert mit unseren Körpern.“ (via YouTube, ab 11:35)
Ich dachte ja immer, gewisse Phänomene an Hotelpools seien ausreichend mit dem All-inclusive-Alkohol zu erklären. Doch dass die Gehirne in der Sonne zu harten Eiern gekocht wurden, ist natürlich auch eine interessante These. Dagegen spricht wiederum, dass im Urlaubsflieger zurück meist die Ausnüchterung einsetzt – am Montag muss man ja wieder bei der Arbeit sein, und wenn man nicht gerade Journalist oder Minister ist, sollte das Gehirn nicht aus einem hartgekochten Ei bestehen!
(Für Informationen dazu, wie der Temperaturausgleich im Körper wirklich funktioniert, empfiehlt sich dieses neue Ding namens „Internet“. Etwa Wikipedia. Oder man kann es selbst praktisch prüfen, so wie @publicomag, 16.7.2023 es tat und feststellte, dass es locker 70 Grad brauchte, das Ei fest zu kochen.)
Nicht so schlimm
Auch zur Dauerpanik um die AfD finden sich Experten, die exakt das feststellen, was die Regierung hören will (also was der Regierung dabei hilft, nicht nur die Opposition abzuwerten, sondern vom eigenen Versagen abzulenken).
Zum Beispiel eine „Wirtschaftsweise“ namens Ulrike Malmendier, in deren Wikipedia-Biographie ich keine Erfahrung in der realen Wirtschaft finden konnte.
Frau Malmendiers These aus dem fernen Kalifornien scheint aktuell zu sagen, dass vor allem die Umfrageerfolge der AfD die fremden Fachkräfte davon abhalten, nach Deutschland zu kommen (welt.de, 15.7.2023).
Nicht die Abgabenlast von über 52 Prozent bei gleichzeitig global relativ niedrigen Gehältern, nicht die offene Feindseligkeit gegenüber Leistungsträgern, nicht die Bürokratie und der Krieg der Regierung gegen Wohneigentümer, nicht der Verlust öffentlicher Orte an gewaltaffine junge Männer, der Niedergang der Schulen in Städten und Brennpunkten – all das spielt für die Expertin offenbar eine unbedeutendere Rolle als eine Partei, welche zu widersprechen wagt. (Immerhin erkennt sie an, dass Deutschland bürokratisch ist, doch das ist offenbar nicht so schlimm.)
Nicht fĂĽr sie
Experten klagen über den „Tod der Expertise“, und sie meinen damit, dass man sie nicht mehr ernst nimmt.
Tatsächlich sind die Aussagen dieser Experten aber ein Machtbeweis, ähnlich wie wenn die Regierung einen Untersuchungsausschuss gegen Kanzler Erinnerungslücke ablehnt oder das EU-Parlament die Kurznachrichten zwischen „Zensursula“ und dem Pfizer-Boss geheim hält. Aber auch ähnlich dem Corona-Theater, als Politiker in vielen Ländern extra dreist demonstrierten, dass die Corona-Regeln für sie nicht gelten.
Was tot ist
Expertise ist nicht tot. Während der Corona-Panik konnte man auch echte und wirklich freie Experten mit echter Expertise lesen und hören (man musste etwas suchen, denn sie wurden zensiert). Auch bezüglich der Klimapanik sagen Experten teils entschieden Anderes als die profitierenden Angstmacher.
Expertise ist nicht tot, nur das Vertrauen in die Expertise der Leute, die als „Experten“ ins TV gestellt werden, dieses Vertrauen sollte tot sein.
Ja, wir werden uns zu jedem anstehenden Thema aufs Neue selbst bilden mĂĽssen. Unsere Lebenserfahrung muss uns dienen, um uns glaubwĂĽrdige Experten zu suchen.
„Gehorcht blind den Experten im TV“, so wollen Politik und Propaganda uns befehlen, doch wir antworten: Prüfe alles, glaube wenig, denke selbst!