Der Nagel, der heraussteht, wird niedergehämmert, und wer den Hals zu weit streckt, dem wird der Kopf abgehauen.
Wir kennen die Redensarten und meinen schlussfolgern zu können, dass es eine Entweder-oder-Entscheidung ist: Entweder wir strecken den Kopf vor und riskieren alles – oder wir halten den Mund und den Kopf unten.
Bürger, die noch den real existierenden Sozialismus miterlebt haben, kennen eine weitere Taktik. Ich nenne diese hier das „aktiv abwartende Kopfuntenhalten“.
Nur heute nicht
Erich Kästner mahnte einst: „Nie dürft ihr so tief sinken, von dem Kakao, durch den man euch zieht, auch noch zu trinken.“
Die Leute, die den Kakao trinken, sind auch die Mitbürger, die nicht nur den Kopf unten halten, sondern auch noch glauben, dass es richtig ist, allen Halsstreckern den Hals zu durchtrennen.
Die aber, die den Kopf nicht vorstrecken, aber sehr wohl wissen, dass er gestreckt werden müsste, die strecken den Kopf nur heute nicht vor. Oder sie halten das Kopfvorstrecken nicht für die sinnvollste der Maßnahmen. Oder sie verstehen das Kopfvorstrecken für sich anders. Ich nenne dies das aktiv abwartende Kopfuntenhalten.
Getriebene und Abwartende
Die Mehrheit trinkt den Kakao, durch den sie gezogen wird, und sie schmatzt dabei auch noch dankbar, denn so wird es von braven Bürgern erwartet.
Einige Bürger drängt es, den Kopf hervorzustrecken, und die Mehrheit vor dem Kakao zu warnen. Wir kennen die Namen wie zuletzt etwa Bhakdi oder Wodarg. Diese Menschen sind getrieben von dem Wunsch nach Wahrheit, denn ihr Handeln ist nur mit Gewissen zu erklären, nicht mit Selbsterhaltung.
Doch ich sehe noch die dritte Gruppe, die aktiv abwartenden Kopfuntenhalter.
Aktives Kopfuntenhalten kann bedeuten, sich seine Schlachten auszusuchen. Die Kraft jedes Menschen ist begrenzt – du kannst und willst also nicht jede Schlacht schlagen. Und du willst abwarten, im Geist des Gelassenheitsgebets.
Du willst die Welt retten oder auch nur dein Land? Ach, worin soll diese „Rettung“ überhaupt bestehen? Wollen Welt und Land denn gerettet werden?
Aktiv den Kopf unten zu halten bedeutet, dass man vorsichtig und ausgesucht jene Getriebenen unterstützt, die den Kopf vorzustrecken wagen.
Durch den Kakao gezogen zu werden, ohne den Kakao zu trinken, bringt mit sich, lange die Luft anhalten zu müssen. Abwartendes Kopfuntenhalten bedeutet, solange zu warten – und so lange warten zu können –, bis man wieder Luft holen kann.
Abwartend den Kopf unten zu halten bedeutet auch, für sich Vorbereitungen zu treffen, den Kopf bald wieder über den Kakao heben zu können.
Während du die Luft anhältst
Ja, es ist eine Schande, wie viele Menschen den Kakao trinken, durch den sie gezogen werden. Bei aller Liebe fürs Deutsche muss ich sagen: Die Mehrheit der Deutschen, die im entscheidenden Moment den Kopf einzieht und das für Moral hält, war und bleibt Teil der deutschen Schande.
Umso froher und dankbarer müssen wir sein, dass es Menschen gibt, die den Kopf hervorstrecken und uns daran erinnern, dass Licht, Luft und Wahrheit über dem Kakao der politischen Lügen existieren.
Du musst nicht der Nagel sein, der hervorsteht. Vielleicht hast du anderes zu tun. Wenn du die „Lebensmüden“ unterstützt, in Wort oder Tat, wenn du ihnen auch nur zuhörst, hast du für heute mehr getan als die im Kakao ertrinkende Masse.
Ja, halte den Kopf unten, doch tue es aktiv und abwartend. Ordne deine Kreise, während du die Luft anhältst. Der Tag wird kommen, dass du den Hals wieder lang machen willst, dass du wieder ganz und frei durchatmen willst, und wenn es so weit ist, solltest du dich noch erinnern können, was Durchatmen überhaupt bedeutet.