26.08.2018

Grüne Innenpolitik? Haha, der ist gut. – Moment, die meinen das ernst?!

von Dushan Wegner, Lesezeit 8 Minuten, Bild von Willian Justen de Vasconcellos
Kürzester Politikwitz aller Zeiten: »der grüne Innenminister« ??? Okay, vielleicht mehr gruselig als lustig, auf jeden Fall aber ein Witz. – Kommt schon, Leute, so bekloppt ist Deutschland doch nicht … oder?!
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Kommt ein Mann um die Ecke, ist der Bus weg. – Hahaha, lustig? Nein, nicht lustig, nicht direkt. – Das ist ein »Anti-Witz«, ein Witz ohne Pointe, eine Spannung ohne Auflösung, ein Geistesblitz ohne Geistesdonner. Die Lunte brennt, doch es will nicht knallen, und dass es nicht knallt, das, ja, das ist der eigentliche Witz.

Kinder, die sich das Knie verletzt haben, kratzen an der Wunde, lassen sie nicht heilen, bis eine Narbe bleibt. »Finger weg!«, mahnen die Eltern, doch die Kinder jammern: »Aber es juckt doch so!«

Erwachsene, die an der Seele verletzt wurden, erzählen – wenn sie ein wenig weise sind – Witze über ihr Leid.

Ein schöner Witz von Woody Allen, aus Deconstructing Harry: »Du bist das Gegenteil von paranoid. Du lebst den ganzen Tag im Irrglauben, dass die Leute dich mögen würden.« – Solcher Schmerz! Solche Wahrheit!

Wir erzählen Witze aus demselben Grund, warum wir an der juckenden Wunde kratzen: Wir hoffen auf Linderung.

Anti-Witze ärgern uns, weil sie so tun, als würde gleich ein Schmerz beschrieben und es würde gekratzt, doch sie nehmen uns darin auf den Arm. Wir erwarten einen Schmerz, doch der kommt nicht, und dass er nicht kommt, das ist wieder ein eigener Schmerz.

Es ist kein Zufall, dass die Grenze zwischen Witzmacher und Philosoph fließend ist. Beide greifen einen Schmerz auf. Der Philosoph versucht, nicht nur ein wenig in der Seelenwunde zu pulen, sondern ein Heilmittel zu finden. Das ist oft zum Scheitern verurteilt – der Schmerz an der Sterblichkeit etwa liegt ja darin, dass man stirbt, nicht daran, dass man nicht genug darüber nachgedacht hat – doch ein wenig zu kratzen kann für den Augenblick den Schmerz ein wenig erträglicher machen. Es war ja auch der Philosoph Wittgenstein, der die Philosophie mit dem Kratzen verglich, das der Mensch sich angedeihen lässt, wenn es ihn juckt. Weil es den Menschen immer wieder juckt, muss er immer wieder kratzen. Das sichert das Auskommen der Philosophen – wenn sie gut zu kratzen wissen. Und das Einkommen der Witzemacher – wenn sie die Stelle, wo es juckt, gut zu finden verstehen. (Beide sollte man nicht mit den sogenannten »Comedians« beim Staatsfunk vergleichen; diese haben mit Philosophen und Witzemachern so viel zu tun wie der Henker mit dem Hausarzt, also nur insofern als beide den Kopfschmerz beseitigen.)

Etwas Aberglauben, etwas Konformität

Nach Erich Fromm (»Die Furcht vor der Freiheit«) sind nicht alle Menschen gleich befähigt, mit ihrer Freiheit klarzukommen. Es gibt Menschen, die vereinen in sich zugleich etwas Aberglauben, den Wunsch nach Sicherheit und einen ausgeprägten geistigen Konformismus. Indem der »autoritäre Charakter« sich in Hierarchien einordnet und mit seinen Machtträgern identifiziert, wird er nicht mehr mit seiner eigenen Nichtigkeit und Ohmacht konfrontiert. Sein Verhältnis zur Macht ist ein »sado-masochistisches«. Er bewundert die Macht und will sich ihr unterwerfen, und zugleich treibt es ihn, andere zu unterwerfen. Doch, reden wir von etwas gänzlich anderem!

Seite Anfang dieses Jahres haben die Grünen zwei neue Anführer. Die Grünen sind von der Alten Schule. Sie teilen die Menschheit konsequent anhand ihrer Genitalia in exakt zwei Gruppen auf, Männlein und Weiblein, und für jedes der beiden so kalt wie lässig aufgeteilten Gender stellen sie jeweils 1 Vorsitzende(n) auf. Als männlichen Chef wählten sie zu Beginn dieses Jahres einen Herrn Robert Habeck, bei dem schon mal Begriffe wie »Egomane« fallen.

Habeck ist ein Sympathiedosierer. Wer seine Sympathie haben will, muss sich seiner Autorität unterwerfen. Die heutigen, gealterten Grünen sind ewig auf der Suche nach dem »neuen Joschka«. Kann Habeck der starke Vater sein, nach dem die Grünen verzweifelt suchen?

Der männliche Grünenchef präsentiert widersprüchlich Charakterzüge: Einerseits zur Schau getragene Abneigung gegen Deutschland und die Deutschen (»Es gibt kein Volk und es gibt deswegen auch keinen Verrat am Volk.«, siehe z.B. welt.de, 8.5.2018) – und andererseits eiskalter Wille zur Macht. – Wer heute die Grünen wählt, der will mit harter Hand und schroffem Schritt schnurstracks zur und dann über die Klippe geführt werden. Unter Habeck steigen die Umfragewerte der Grünen wieder.

Der Herr Habeck hat große Pläne mit der Nie-wieder-Deutschland-Partei. Er will, die Grünen mit dem Thema innere Sicherheit zusammenbringen.

Wir haben es aber noch nicht geschafft, in der Öffentlichkeit klarzumachen, dass man uns auch die Sicherheit eines Landes anvertrauen kann.
– Robert Habeck (welt.de, 25.8.2018)

Ja, das hat er wirklich gesagt. Die Grünen machen sich hübsch und immer hübscher für die CDU. Könnten Sie die CSU ablösen und die Regierung Merkel endlich vom letzten vernunftbegabten Ballast befreien? Oder hören wir gar schon wieder die Jamaikaglocken in der Ferne?

Welt der Fakten und Konsequenzen

Die Kernkompetenz der Grünen ist die Inkompetenz. Der Realo-Flügel der Grünen ist in der öffentlichen Wahrnehmung de facto auf 1 Person zusammengeschrumpft, den in seiner Partei heftig ungeliebten Boris Palmer. Der Rest der prominenten Grünen hat sich aus der rationalen Debatte verabschiedet – man verkauft Gefühl als politische Position, Empörung als Argument und rabiate Kurzsichtigkeit als neue Moral.

»Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume«, schreibt Nietzsche in Also sprach Zarathustra. Es ist ja auch wahr! Ein wenig grüne Irrationalität war ja lange Zeit charmant. Sicher, dass der eine Grüne wohl mal Steine auf Polizisten warf und andere Grüne wohl für Sex mit Kindern warben (und teilweise später darüber logen), das ist unschön. Aber es gab auch buchstäblich bunte Elemente. Handgestrickte Pullis und bunte Haare, Fahrraddemos und Sonnenblumen. In einer Welt der Fakten und Konsequenzen brachten die Grünen den in kleiner Dosis angenehmen, aber eben doch giftigen Traum, Politik aufgrund von Wunschdenken unter Missachtung aller sozialen und physikalischen Fakten sei möglich und wünschenswert.

Das Zitat von Nietzsche geht weiter: »Und viel Gift zuletzt, zu einem angenehmen Sterben.« – Grüne Träume sind ein »angenehmes Gift«, doch erhöht man die Dosis, wird es tödlich. Aus grünen Multikulti-Träumen werden Brennpunkte und Parallelgesellschaften. Aus grünen Strom-Träumen wird ein Förderprogramm für die Atomkraftwerke bei den Nachbarn (siehe z.B. faz.net, 4.4.2011). Das echte Grünsein wurde nur noch nie richtig umgesetzt, sonst würde es bestimmt funktionieren.

Es gibt ja ein Gebiet, wo die Grünen vorführen konnten, wie ihre Befähigung zur Sicherheitspolitik ist: der Berliner Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg. Bürgermeisterin Grüne, stellvertretender Bürgermeister Die Linke.

Das Ergebnis? Friedrichshain-Kreuzberg ist gleich mit mehreren Hotsposts für Kriminelle, Extremisten und Drogendealer gesegnet; man denkt an Namen wie Kottbusser Tor, Rigaer Straße, Görlitzer Park. Doch, wer sagt, dass die Grünen nicht für Wirtschaftsbooms sorgen können? Das Business der Berliner Sicherheitsdienste wächst und wächst.

Klar, man könnte Grünen (oder der umbenannten SED) die Sicherheitspolitik überlassen, aber dann können sich halt nur noch Reiche ein Leben in Sicherheit und Freiheit leisten. Wo Linksgrüne Politik machen, da steht manches auf dem Kopf, und da gibt es die Prügelstrafe in der Schule noch – also Schüler verprügeln Lehrer (bild.de, 26.8.2018).

So ein Quatsch!

Es ist ein Problem aber nicht das größte, dass ein Grüner so einen Quatsch behaupten kann, ohne vom Journalisten an Ort und Stelle ausgelacht zu werden. Das größere Problem ist, dass es wahrscheinlich Menschen geben wird, die das ernst nehmen. Merkel hat auch die Wähler der Grünen mit dressiert, der Politik keine Schuld für die Folgen politischen Handelns zu geben. Die Zielgruppe der Grünen ist so ideologisch verblendet, dass sie aufgrund gefühlter Moral eine Partei wählen wird, von der man weiß, dass ihre Politik regelmäßig zu Leid, Unfreiheit und Ungerechtigkeit führt – solange das Parteimarketing die typische kindische Blümchen-Moral vermittelt.

Doch, dem Machtfreund Habeck ist kein Vorwurf zu machen, außer jenem, wenn man will, zu ernten wo andere gesät haben. Habeck nutzt die Vorarbeit anderer Herrschaften. Habeck setzt sich selbst als großes Rädchen in einen Motor ein, der bereits in Betrieb war.

Die Kolumnistinnen sind schuld

Es gab zu allen Zeiten populistische Anti-Intellektualismus-Bewegungen, das Internet hat aber die publizierte Dummheit zum Milliardenmarkt anschwellen lassen. Die Grünen docken an einen Markt an, der unabhängig von ihnen wächst und wuchert.

Erlauben Sie mir, über ein Beispiel eines neuen, internetgetriebenen Dummheitskults zu sprechen: die »frechen« Kolumnistinnen.

Häuser wie Der Spiegel oder Die ZEIT haben festgestellt, dass »provokative Dummheit« auf der einen Seite weit billiger zu produzieren ist als Recherche oder durchdachte Argumentation, auf der anderen Seite aber oft bessere Klickzahlen und damit Werbeeinnahmen einbringt. Dumpfkolumnisten sind die Soap-Operas der Klickindustrie – billig zu produzieren, gut an Werber zu verkaufen.

Ich werde hier keine Namen von Damen nennen – es sind ja auch gelegentlich Herren darunter – doch der Typus ist schon auffällig: Mitteljunge Dame schreibt schrecklich dumme, aber »thesenstarke« Provokationen. Wenn sie Migrationshintergrund hat, wird sie dabei rassistisch gegenüber den Deutschen (die ja in manchen Teilen des öffentlichen Lebens bereits heute die Minderheit darstellen). Wer nicht Ausländerin ist, kann noch immer gegen die »alten weißen Männer« ledern. Je dümmer (neudeutsch: »frech«), desto empörter die Leser – und desto mehr Klicks.

Die Grünen sind die wahre Generation-Clickbait-Partei, die Partei für die Leser von Buzzfeed, Bento und Co; die Grünen sind die Partei für Menschen, für die Haltung voll moralisch und soziale Nachhaltigkeit voll nazi ist. Den Grünen ist egal, ob Menschen aufgrund ihrer Politik sterben, ob sie Ungerechtigkeit schaffen und das Land für nachfolgende Generationen ruinieren. Wenn der Stadtteil vor die Hunde geht, dann wird das bestimmt an den Kritikern liegen, die doch nur »das Land schlechtreden« wollen. Hauptsache, es klickt und was klickt, das bringt Aufmerksamkeit, und von der Aufmerksamkeit wird schon etwas am Wahllokal hängenbleiben.

Wenn es passiert

Die Aussage, die Grünen könnten auch Innenpolitik machen, ist ein Anti-Witz. Der Witz setzt an, über einen Schmerz zu reden, doch dann kommt eine dermaßen hanebüchene Aussage, dass sie nur via Negation eine Wahrheit transportiert: ja, Deutschland braucht eine neue Innenpolitik, das ist die Wahrheit – doch die ist das Gegenteil dessen, was grüne Gesinnungsethiker im Angebot haben.

Ein weiterer Witz von Woody Allen geht so: »Ich habe keine Angst vorm Tod; ich möchte nur nicht dabei sein, wenn es passiert.« – Der Schmerz in diesem Witz ist eindeutig: es tut weh, zu wissen, dass jeder einzelne von uns irgendwann sterben muss.

Ich bau den Witz hier um: »Ich habe keine Angst vor grüner Innenpolitik; ich möchte nur nicht dabei sein, wenn es passiert.«

Grüne Innenpolitik zwischen Empörung und Illusion – eine so gruselige wie gefährliche Vorstellung! Anders als der Tod durchs Alter ist der Tod durch grüne Innenpolitik durchaus zu vermeiden – man muss »nur« die Leute überzeugen, solchen Irrsinn nicht zu wählen.

Weiterschreiben, Wegner!

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