Dushan-Wegner

10.05.2024

Wenn die Grünen (halb) recht haben

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Bild: »Pick! Pick!«
Die Grünen sind die Partei der freiwilligen Dummheit und des Deutschlandhasses. Und nun wollen ausgerechnet die Grünen über »Gerechtigkeitsfragen« reden – und »Antworten« parat haben. Wie laut lachen wir?
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Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn, so sagt man. Oder ein halbes Korn. Und es ist begriffslogisch möglich, dass auch eine Grünin eine halbe Wahrheit sagt.

Ricarda Lang, Bundesvorsitzende der Grünen, hat in einem Interview etwas gesagt, das zwar populistischer Unsinn ist, aber dennoch in der Prämisse etwas Wahres enthält.

Lasst mich hier beides anführen, die unsinnige Gesamtaussage und die wichtige Wahrheit in der Prämisse.

Ricarda Lang hat in einem Interview gesagt: »Es braucht die Grünen, um die Gerechtigkeitsfragen der Gegenwart zu beantworten.« (welt.de, 9.5.2024)

Die SPD orientiere sich an der Realität der Industriearbeiter von früher, die es heute tatsächlich so immer weniger gibt. Die heutige Arbeitswelt und die heutige Realität der Geschlechter (und wohl auch Familien) sei eine andere, und damit eben auch die »Gerechtigkeitsfragen«. Und für die Beantwortung dieser bräuchte es eben die Grünen.

Das ist eine bemerkenswerte Aussage, und zwar so bemerkenswert, dass sie es in die Schlagzeile schafft.

Schulbuch-Populismus à la Lang

Frau Lang legt die These vor, dass es heute neue Gerechtigkeitsfragen gibt, welche nur die Partei der organisierten Deutschland- und Arbeithasser beantworten kann.

Die meisten von uns werden sich natürlich an der provokanten Schlussfolgerung stoßen, dass es angeblich die Grünen »braucht«, um jene Gerechtigkeitsfragen zu »beantworten«.

An der Oberfläche wirkt die Langsche Argumentation wie Schulbuch-Populismus, weil es ja auch ein solcher ist: Man findet ein angeblich dringendes Problem – idealerweise auch eine »Moralpanik« – und bietet sich selbst als die einzige Lösung an. So weit, so banal, Populisten halt.

Wenn wir die These diskutieren, ob es wirklich die Grünen »braucht«, um diese Fragen zu beantworten, haben die Grünen allerdings schon gewonnen! Wenn auch nur ein Teil der Diskutanten zustimmt, sind die Posten der Grünen gesichert.

Gerechtigkeit? Ja, bitte! Aber meine.

Doch die Crux dieser Aussage ist nicht die Schlussfolgerung – es ist die Prämisse, welche uns als Connaisseurs politischer Sprache auffällt!

»Gerechtigkeit« ist einer jener Begriffe, in denen jeder beliebige Inhalte füllen kann, doch unabhängig von den Inhalten sind sich alle einig, dass Gerechtigkeit gut ist.

Doch welcher Zustand nun gerecht zu nennen ist, kann sich je nach Perspektive und relevanten Strukturen massiv unterscheiden!

Gerechtigkeit ist für einen Taliban etwas anderes als für dich oder mich, für einen Kommunisten wieder etwas anderes als für einen Kapitalisten und so weiter. Was für den einen richtig und gerecht ist, das ist für den anderen falsch und ungerecht.

Jeder von uns hier würde zustimmen, dass Gerechtigkeit »gut« im moralischen Sinne ist, und dass sie deshalb anzustreben sei, doch wir hätten einem begriffslogischen Unsinn zugestimmt: »Gerecht« bezeichnet tatsächlich wohl schlicht soziale Zustände, die wir gut finden. Der Satz »Gerechtigkeit ist gut« ist etwa so sinnfrei wie »vierbeinige Tiere haben vier Beine«.

Ja, man könnte die erklärende Last des Begriffs »Gerechtigkeit« auch anders verschieben, etwa »Gerechtigkeit ist, wenn jedem das zuteil wird, was ihm zusteht«. (Ich vermeide hier aktiv eine Formulierung, die auf die kluge lateinische Redeweise »suum cuique« zurückgeht, doch eben auch überm Eingang zur Hölle angebracht war.)

In einem Punkt

Die Frage nach der Gerechtigkeit der Gesellschaft ist schlicht die Frage danach, was »Gut und Böse« im Hinblick auf die Organisation der Gesellschaft bedeuten – und da wollen ausgerechnet die Grünen (ganz ohne Debatte!) fertige Antworten haben?!

Wenn die Grünen also »Antworten« auf »Gerechtigkeitsfragen« zu haben vorgeben, bedeutet das: Eine sektenartige Menschengruppe von bemerkenswerter intellektueller Schlichtheit, die sich regelmäßig zum willigen Werkzeug von Konzernen, Milliardären und deren vollständig beliebigen Interessen macht, will »Gut und Böse« im gesellschaftlichen Maßstab festlegen, will bestimmen, was für uns alle »gerecht« ist.

So lächerlich die Aussage der Ricarda Lang nach intellektuellen Maßstäben ist, so gefährlich ist sie auch. Ausgerechnet die anti-intellektuellen und anti-deutschen Grünen wollen festlegen, was für die gesamte Gesellschaft als »gut und böse« gilt. Das ist natürlich intellektuell ähnlich lächerlich, wie Atomkraftwerke abzuschalten oder jedem, der seinen Pass wegwirft und »Asyl« sagt, lebenslange Vollversorgung zu versprechen. Doch die Grünen und andere geistesverwandte Deutschlandhasser haben bewiesen, dass die suizidale Idiotie einer Idee nicht ausschließt, dass diese umgesetzt wird. (Falsche Ideen bezüglich der Gesellschaft umzusetzen bedeutet aber regelmäßig viel Leid und Tod, siehe das Leid und die hundert Millionen Toten der diversen Kommunismus-Versuche.)

Und doch hat Ricarda Lang in einem Punkt ihrer Prämisse ein Stück weit recht: Ja, es stellen sich Fragen bezüglich zukünftiger Ethik und Moral in gesellschaftlichem Maßstab. Die Grundfrage ist: Was sind unsere relevanten Strukturen, wenn wir über Gesellschaft reden? Nach welchen Kriterien wählen wir Gut und Böse aus, entscheiden wir, was „gerecht“ ist?

Revision praktischer Moralfragen

Wir müssen alte Fragen neu diskutieren, etwa inwieweit der Einzelne für die Taten seines Landes und seiner Gesellschaft verantwortlich ist – und ob das nur für Weiße im Westen gilt oder für alle Menschen aus allen Kulturen und von jeder Hautfarbe. Welche Rolle wird der Mensch spielen, wenn Jobs zu Millionen von Künstlicher Intelligenz überflüssig gemacht werden? Welche Verantwortung hat der Staat für das Glück und die innere wie auch die äußere Freiheit der Bürger, wenn sehr mächtige Konzerne gleichzeitig in genau diese eingreifen?

Diese Fragen sind unangenehm, anstrengend und vielleicht sogar peinlich. Doch wenn wir sie den Dummen überlassen, können wir uns darauf verlassen, dass sie dumme Antworten anbieten.

Außer … 

Der Klügere gibt nach, so sagt man und ergänzt inzwischen regelmäßig, deshalb wird die Welt von den Dummen regiert – oder von blinden Hühnern.

Ganz so einfach ist es nicht, doch wahr ist: Wenn nur die Dummen sich den ethischen Fragen stellen, könnte es scheinen, als gäbe es keine Antworten außer den dümmlichen grünen.

Also, ihr mutigen Klugen, stellt euch den neueren ethischen Fragen – die Dummen halten bereits etwas parat, was sie »Antworten« nennen.

Weiterschreiben, Wegner!

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