Süß ist gut. Starke Schultern sind gut. Florierende Unternehmen sind gut. – Zumindest war das früher so.
Uns verlangt nach dem Süßen. Zucker gibt uns Energie.
Früher kam das Süße mit Obst drumherum. Das Obst aber kam mit Vitaminen. Außerdem war das Obst richtig schwer zu bekommen.
Heute haben wir Wege gefunden, das Süße ohne die Vitamine und Ballaststoffe drum herum zu konsumieren. Und es ist super einfach zu bekommen.
Früher bedeuteten starke Schultern, dass der Mann ein guter Jäger war, wahrscheinlich gesund und eine Familie versorgen konnte. Heute bedeutet es, im besten Fall, dass er gesund und diszipliniert ist. Manchmal bedeutet es einfach, dass er zu viel Zeit hat, welche er im Fitnessstudio verbringt.
Früher trugen florierende Unternehmen immer auch zum Wohl der Community bei. In Deutschland steht manche Siedlung, die einst als Arbeiterwohnungen begann. Fabriken stellten ihren Arbeitern günstige Häuser zur Verfügung. Heute zahlen zu viele Unternehmen ihre Steuern, oder zahlen sie eben nicht, im Ausland. Sie „optimieren“ ihre Steuern, in Irland oder sonst wo. Auf irgendwelchen Inseln vielleicht. Und Arbeiter sind froh, wenn sie auch nur einen befristeten Vertrag bekommen. Lebenslange Bindung von Firma und Arbeiter ist eine ferne Erinnerung.
Süße, starke Schultern und Firmen haben ihr gutes Image wegen der guten „Nebenwirkungen“. Der Fortschritt, dieses mythische Biest, hat die Nebenwirkungen eliminiert. Zucker ohne Nährstoffe, starke Schultern ohne Nützlichkeit, Firmen ohne gesellschaftlichen Nutzen.
Dass die Süße neu bewertet werden muss, haben wir inzwischen gelernt. Bei starken Schultern können wir die Angelegenheit noch eine Zeit lang weiterlaufen lassen, der Ästhetik halber. Bei Unternehmen aber könnten wir uns das Misstrauen der Sozialisten nochmal anschauen. Vielleicht sind wir zu nachsichtig gegenüber Unternehmen und Konzernen, die sich selbst alle positiven „Nebenwirkungen“ abtrainiert haben.