16.05.2023

Jenseits des Kipppunktes

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Vorsicht, K(l)ippe!
Echte politische Verschwörungen in den USA: FBI und Clintons. Größenordnung Watergate. – Bei News aus Brüssel und Berlin zucken wir nur noch mit den Schultern. Usw. – Hat der Westen seinen »Kipppunkt« überschritten?
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Als wäre nichts gewesen, verkündete gestern CNN die Ergebnisse des »Durham Report« mit dieser Überschrift: »Special counsel John Durham concludes FBI never should have launched full Trump-Russia probe«.

Zu Deutsch etwa: »Sonderermittler John Durham kommt zu dem Schluss, dass das FBI niemals eine umfassende Untersuchung zu Trump-Russland hätte einleiten sollen.«

Es lief zwar gestern nicht in den Abendnachrichten, doch heute Morgen wurde es immerhin bei tagesschau.de, 16.5.2023 kurz notiert: »Ein vom ehemaligen US-Präsidenten Trump eingesetzter Sonderermittler hat scharfe Kritik an den Ermittlungen des FBI über mögliche Kontakte zwischen dem Wahlkampfteam von Trump und Russland im Jahr 2016 geübt.«

Wenn man dem Report des Republikaners und ehemaligen Staatsanwalts folgt – und mir ist keine schwerwiegende Kritik in der Sache bekannt –, dann ist damit quasi-offiziell belegt, was ohnehin die meisten nüchternen Beobachter der globalen Nachrichtenlage (und damit leider eine Minderheit der Deutschen) wussten: dass die ganze Russland-Verschwörungsmanie rund um Trump tatsächlich womöglich eher eine Verschwörung der Clinton-Bande mit dem FBI war.

Jetzt hat man es aber nochmal schriftlich. Man zuckt mit den Schultern. Was soll man auch tun?

Und zwar mit Mitteln

Doch die Meldungen, welche den letzten unbezweifelt demokratisch gewählten US-Präsidenten Donald J. Trump bestätigen und eine Clinton-FBI-Verschwörung nahelegen, sind nicht die einzigen viel zu leise berichteten Nachrichten aus den USA!

Das IRS, die amerikanische Finanzbehörde, hat laut foxnews.com, 15.5.2023 und nypost.com, 15.5.2023 auf Anweisung des US-Justizministeriums mal eben das gesamte Team entlassen, das einen möglichen Steuerbetrug des Hunter Biden untersuchte – und damit in die vermutlich (illegal/»legal«) korrupten Machenschaften der Biden-Bande blicken konnte.

Wir zucken mit den Schultern. Was sollen wir auch tun?

Von Brüssel aus erinnert derweil einzig der einsame Martin Sonneborn von der Spaßpartei »Die Partei« daran, dass Frau von der Leyen wegen Korruption verklagt wird (@MartinSonneborn, 10.5.2023). Ursula von der Leyen verkörpert als politische Person die vollständige moralische Verwahrlosung des sich ach so »demokratisch« gebenden Westens.

Und doch zucken wir mit den Schultern. Was sollen wir auch tun?

Im schönen deutschen Propagandastaat interessiert man sich für mögliche Korruption deutschsprachiger Politiker eher weniger. Wer über illegale oder »legale« Korruption in Berlin und Brüssel berichtet, wird eher weniger Steuergeld von der Regierung zugeschoben bekommen (bild.de, 7.3.2023: »Regierung zahlte Journalisten mehr als 1,4 Mio. Euro«), er wird weniger »Zugang« zu den relevanten Informationen erhalten – und auch die Bundespressekonferenz in Berlin wird womöglich fadenscheinige Gründe finden, warum sie ihn ausschließen kann (sueddeutsche.de, 10.3.2022).

In Berlin war derweil Wolodymyr »Pandora Papers« Selenskyj bei Olaf »Erinnerungslücke« Scholz zu Gast (tagesschau.de, 14.5.2023). Deutschland hat kein Geld für arme Rentner und marode Schulen, aber für die Ukraine gibt es Milliarden. Das »können wir im Haushalt darstellen«, sagte Finanzminister Lindner (via YouTube), und zwar »mit Mitteln«. (Sind diese ominösen »Mittel« eine neue Währung, die unsere Regierung neu erfunden hat – oder doch nur weitere Schulden?)

Wir zucken wieder mit den Schultern. Können wir wirklich nichts anderes tun?

Dass es so bleibt

Man hört in Deutschland immer wieder den Begriff »Kipppunkt«. In dieser oder jener Entwicklung sei der »Punkt erreicht«, an dem es »kippt« – was impliziert, dass es ab da abwärts geht und dies unumkehrbar ist.

Mein Bauchgefühl sagt mir, dass der Kipppunkt etwa vor 5 bis 10 Jahren lag, irgendwann zwischen dem Unrechtsjahr 2015 – das ja inhaltlich bis heute andauert – und den Jahren des Corona-Unrechts 2020 bis 2022.

Es ist gekippt, und die Propaganda-Millionen der Regierung, zusammen mit den Propaganda-Milliarden für ARD und ZDF, sorgen dafür, dass es gekippt bleibt.

Dass das Wirtschaftsministerium zur mindestens gefühlten Zentrale der Grünen Kleptokratie wurde, ist »nur« ein Symptom. Ein weiteres Symptom ist die offene Enteignung der Deutschen – etwa wenn aktuell gemeldet wird: »Verfall von bis zu 30 Prozent: Wegen der Heizungstausch-Pflicht rauschen die Preise unsanierter Häuser nach unten« (focus.de, 16.5.2023).

Es ist gekippt, und die Propaganda-Maschine sorgt dafür, dass es gekippt bleibt. (Unterhalten Sie sich mal wieder mit dem dreifach geboosterten Kollegen, und Sie wissen, was ich meine.)

Meine Schultern zucken, doch etwas in mir weigert sich, es beim Schulterzucken zu belassen.

Klug werden und/oder klug bleiben

Gruppen und Menschen denken und handeln unterschiedlich. Dumme Menschen können als Gruppe klug denken und handeln, und kluge Menschen können als Gruppe dumm denken und handeln. Deutschlands Problem ist, dass Deutschland als Gruppe dumm handelt – und erschreckend viele einzelne Leute auch als Individuen dumm reden (also wohl auch dumm denken) und – zumindest im Wahllokal – dumm handeln.

Was unser gemeinsames Abrutschen verhindern könnte, ist sehr ähnlich der klügsten und dringendsten Reaktion des Individuums: Klug werden und/oder klug bleiben.

Der blinde Glaube an Autoritäten konnte über Jahrzehnte deinen Platz in der Mittelschicht sichern –steigt ab und verschwindet. (Zur grausamen Ironie des Propagandastaates gehört, dass die Mittelschicht sich ihre Wohlstandshenker selbst wählt! swr.de, 24.8.2022 fragt pseudo-naiv: »Inflation, Energiepreise, Gasumlage: Droht der Mittelschicht der soziale Abstieg?«)

Quer- und Selbstdenken gilt als böse – doch ich versichere Ihnen, dass sich die (Erfolg-)Reichen in genau zwei Gruppen teilen: die Gewieften, die sich nach außen »links« geben, doch privat »rechts« sind – und die Ehrlichen, die sowohl privat als auch öffentlich rational und damit nicht »links« sind.

Ich hatte mich ja vor Jahren schon der Aufgabe verschrieben, mit meinen Mitmenschen darüber zu reden, wie sie zu ihren ethischen Meinungen gelangen (es hat mit relevanten Strukturen zu tun). Und ich bin regelmäßig aufs Neue geschockt, wie unbedarft sich die Masse am moralischen Nasenring durch die Manege und ins Schlachthaus führen lässt.

Was ist der Plural von Mut?

Wir können und müssen also den ersten Mut aufbringen, auch gegen den scharfen Wind des verkündeten Zeitgeists kritisch und selbst zu denken.

Der zweite Mut besteht darin, die eigene wie auch die öffentliche Ethik eben nicht als »gottgegeben« hinzunehmen (die Leute vergessen Gott, doch ihre zufällige Moral des Moments halten sie weiterhin für absolut). Wenn es für uns einen Weg nach vorn gibt, dann führt er unweigerlich durch die ebenso schmerzhafte wie notwendige Überprüfung moralischer Wahrheiten.

Der Mut zum eigenen Denken und der Mut zur Überprüfung unser Moralmechanik können (und müssen also) in einen dritten Mut münden: Es braucht den Mut, sich der eigenen emotionalen Reaktionen bewusst zu werden – und sich schließlich die eigenen Emotionen aktiv zu Dienern zu machen, sie zu verbessern, so wie man seine Muskeln und seine Gesundheit verbessert.

Wir sind wohl über den Kipppunkt hinaus, länger schon. Ich zucke mit den Schultern. Und dann werde ich mir meines Schulterzuckens bewusst. Man müsste doch besser reagieren!

Hinter dem Kipppunkt geht es weiter. Ein neuer Tag. Ich versuche, klüger zu reagieren, produktiver zu reagieren.

Ich will mir meiner Reaktion bewusst werden. Das ist tatsächlich bereits klüger und produktiver – und damit besser.

Weiterschreiben, Dushan!

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