Dushan-Wegner

17.03.2024

Deutsche Schüler werden auf Krieg gedrillt

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten
Schüler sollen auf »Kriegsfall« vorbereitet werden. Doch natürlich können Kinder nicht viel tun, wenn Krieg ausbricht. Es geht um etwas anderes. Es ist psychologische Propaganda: Kinder und damit Familien sollen sich mit dem nahen Krieg abfinden.
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Wusstet ihr, dass Deutschland eine Bildungsministerin hat, samt Bundesbildungsministerium? (Das ist umso bemerkenswerter, als Bildung eigentlich Ländersache ist.)

Und gegeben den intellektuellen Zustand der öffentlichen Debatte in Deutschland: Was macht dieses Bildungsministerium eigentlich den lieben Tag lang? Aktuell können wir es erfahren! Es ist … schwierig.

Deutschland hat auf jeden Fall eine Bildungsministerin, und diese trägt selbstbewusst einen Namen mit Bindestrich, nämlich »Bettina Stark-Watzinger«.

Falls ihr von Frau Stark-Watzinger bis heute noch nichts gehört habt, lasst mich sie kurz vorstellen.

Frau Stark-Watzinger hat zwei Töchter und ist Mitglied in der FDP. Also in derselben Partei wie Frau Strack-Zimmermann. Frau Strack-Zimmermann aber lässt aktuell plakatieren, sie sei »Oma Courage«. »Oma Courage« aber ist eine Anspielung auf die Figur »Mutter Courage« von Bertolt Brecht.

Die Möchtegern-Kriegsgewinnlerin »Mutter Courage« wird von Brecht beschrieben als »eine Händlerin, kräftig und verschlagen, die eins ums andere ihrer Kinder an den Krieg verliert und doch immer weiter an den Gewinn aus dem Krieg glaubt«.

Kriegstaugliche Schulkinder

Warum Frau Strack-Zimmermann sich öffentlich an diese »Mutter Courage« anlehnt, das muss sie selbst wissen.

Frau Stark-Watzinger aber, die Bildungsministerin mit derselben Parteizugehörigkeit wie Frau Strack-Zimmermann, will laut aktuellen Berichten deutsche Schüler ab demnächst auf den »Kriegsfall« vorbereiten (siehe etwa bild.de, 16.3.2024).

In den Schulen sollen »Zivilschutzübungen« durchgeführt werden: »Zivilschutz ist immens wichtig, er gehört auch in die Schulen. Ziel muss sein, unsere Widerstandsfähigkeit zu stärken.«

»Zivilschutz« klingt natürlich wie eine vernünftige Sache. Doch natürlich ist es Unsinn. Was für eine »Widerstandsfähigkeit« soll bitte durch Schulkinder erzielt werden? Will man den kommenden Krieg gleich mit dem »letzten Aufgebot« beginnen?

In Wahrheit ist es Propaganda und als solche psychologisch perfide. Wir kennen ja die Fotos aus der Zeit des Kalten Kriegs in den USA. Amerikanische Schulkinder kauern unter Schulbänken, als Vorbereitung auf einen Atomschlag. Es wirkt so hilflos wie auf bittere Weise lächerlich.

Nicht ob, sondern was

Kinder können im Krieg nicht viel ausrichten, auch nicht zum Selbstschutz. Und schon gar nicht zur Steigerung der allgemeinen »Widerstandsfähigkeit«.

Doch solche »Zivilschutzübungen« manipulieren die Psyche des Kindes auf eine andere Weise.

Wenn ich euch jetzt sage, »denkt nicht an ein rosa Krokodil«, dann könnt ihr nicht anders, als an ein rosa Krokodil zu denken. Ähnlich führt die Vorbereitung auf »Zivilschutzmaßnahmen« für den Fall eines Krieges dazu, dass die Kinder sich damit abfinden, dass nun einmal Krieg kommen wird.

Trickreich ist das rhetorische Unterschieben der Prämisse. Es wird nicht diskutiert, ob Krieg kommen kann oder sogar soll, sondern was man tut, wenn er kommt.

Um aber offenbar gar keinen Zweifel daran zu lassen, dass Krieg unabwendbar ist, will man Bundeswehr-Propaganda in den Schulen vermehren. Die Ministerin sagt: »Ich halte es für wichtig, dass Jugendoffiziere in die Schulen kommen und berichten, was die Bundeswehr für unsere Sicherheit tut.«

(Zwischendurch eine Notiz an alle Soldaten und Bundeswehr-Freunde unter euch: Es ist auch dann Propaganda, also von Staat oder Konzernen initiierte Beeinflussung der öffentlichen Meinung, wenn die Meinung eine ist, mit der man übereinstimmt.)

Den Krieg in die Familien

Wenn die Kinder sich nun damit abfinden, dass Krieg kommen wird, werden sie natürlich diese Stimmung daheim verbreiten. In der Folge werden sich bald die gesamten Familien, so noch vorhanden, damit abfinden, dass Krieg kommt.

Was bedeutet das nun alles? Wie können wir es deuten? Wie werden wir klüger daraus? Wie setzen wir auch hier den alten Auftrag »Erkenne dich selbst« sinnvoll um?

Der Philosoph und Weisheitslehrer Alan Watts sagte einmal: »We are driving the car, watching the rear view mirror.« – »Wir steuern das Auto, dabei in den Rückspiegel schauend.«

Dieser Weisheitsspruch ließe sich so deuten, dass alle unsere Entscheidungen auf dem Bisherigen fußen, aus der Vergangenheit schöpfen, und dass selbst unser gedanklicher Blick in die Zukunft nur aus Versatzstücken der Vergangenheit besteht. (Vergleiche dazu alle alten Science-Fiction-Romane, mit ihren geradezu niedlichen Zukunftsvisionen.)

Illusion der »freien Entscheidung«

Das mit dem Rückspiegel könnte aber auch bedeuten: Wir meinen, einen freien Willen zu haben und dieses oder jenes zu beschließen, doch tatsächlich haben unser Unbewusstes und andere unsichtbare Mächte längst für uns entschieden.

Sekundenbruchteile bevor du etwa beschließt, die Faust zu ballen, hat dein Gehirn bereits mit den Maßnahmen zur Ballung der Faust begonnen.

Mein Verdacht ist, dass es sich mit politischen Maßnahmen ähnlich verhält. Wenn wir von einer nahenden Krise in den Nachrichten hören, sind die entsprechenden Entscheidungen womöglich längst eingeleitet (und der Profit aufgeteilt).

Es ist theoretisch denkbar, dass noch als die Ukraine und Russland über möglichen Frieden verhandelten, tatsächlich bereits entschieden war, wer am Wiederaufbau nach dem Krieg nach den gescheiterten Friedensverhandlungen verdienen würde.

Es ist theoretisch denkbar, dass, wenn sie nun deutsche Schüler mental auf den Krieg vorbereiten, bereits verhandelt wird, welche Teile Europas danach welcher Großmacht zugeteilt werden.

Hoffentlich daneben

Vielleicht ist es aber auch alles ganz anders. Vielleicht wollen all die neuen »Mütter Courage« nicht am Krieg verdienen, sondern »nur« an den Vorbereitungen. (Ein Krieg ist schließlich irgendwann vorbei. Kriegsvorbereitungen dagegen können ewig weitergehen und ewig profitabel sein.)

Der Propagandastaat will also die Kinder und damit die Familien in naher Zukunft mental auf Krieg einstellen.

Doch wenn es in den Nachrichten gesagt wird, ist es eigentlich schon eine Meldung von vorgestern. In Wahrheit laufen vermutlich längst die Vorbereitungen für das eigentliche Ereignis, die Hauptvorstellung.

Ich hoffe sehr, dass das Offensichtlichste heute falsch ist. Selten habe ich so sehr gehofft, mit meiner Ahnung komplett danebenzuliegen.

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