Dushan-Wegner

19.04.2022

Was ist eine Frau?

von Dushan Wegner, Lesezeit 7 Minuten, Foto von CHUTTERSNAP
Diebe werfen dem Hund ein Stück Wurst hin, dann ist der beschäftigt, und sie können das Haus ausrauben. Die Politik streut heute »Kontroversen« rund um Sexualität und Geschlecht, dann sind wir beschäftigt – und man kann uns in Ruhe ausrauben.
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Diebe werfen dem Hund ein Stück Wurst hin, dann ist der beschäftigt, und die Diebe können das Haus ausrauben. – An diesem Beispiel sind ja alle drei Akteure zu kritisieren. Die Diebe, weil sie Diebe sind. Der Hund, weil er ein Hund ist und sich ablenken lässt. Und die Hausbesitzer, die vergessen, dass der Hund ein Hund ist.

Vor kurzem noch

Im Beispiel von den Dieben, dem Hund und der Wurst können wir kaum anders, als zumindest ein klein wenig die Gerissenheit der wurstwerfenden Diebe zu respektieren. – Jedoch, »respektieren« wir es auch, wenn »Diebe« im übertragenen Sinne gemeint sind, und der »Hund« für unsere wachsame Aufmerksamkeit steht?

Wir erleben dieser Tage einige Debatten, die vor kurzem noch unvorstellbar gewesen wären.

Heute wird ernsthaft diskutiert, was eine Frau ist. Wer das Pech hat, in einer unter linkem Einfluss stehenden Branche tätig zu sein, kann seinen Job verlieren, wenn er behaupten sollte, dass ein Mann in Frauenkleidern schlicht ein Mann in Frauenkleidern ist.

Wie wichtig sind diese Debatten wirklich?

Die mich im Gefängnis zeugten

Alle paar Tage lesen wir heute eine neue Debatte zur ach-so-mysteriösen Frage, was eine Frau sei. Ein Mitglied des Bundestages etwa besteht darauf, eine Frau genannt zu werden, obwohl dieses Mitglied als Mann geboren ist, nicht operiert wurde und rechtlich ein Mann ist – doch wenn jemand wie Beatrix von Storch diesen simplen Umstand erwähnt, gerät die »ganz große Koalition« in plakative Moralpanik.

Der Staatsfunk des Propagandastaates schreibt kurioserweise (br.de, 17.2.2022), von Storch habe »behauptet«, dass MdB Ganserer »biologisch und juristisch ein Mann« sei, als wäre es unwahr. Man regt sich auf, die Feststellung der Faktenlage sei »homophob und zutiefst menschenverachtend« (nicht mal in deren Logik ergibt das Wort »homophob« viel Sinn).

Im Bundestag mag es noch relativ egal sein, zu welchem Geschlecht sich eine Person zugehörig fühlt. Mir persönlich ist es auch egal, ob ein juristischer Mann die Frauenquote der Grünen aushebeln kann, indem er sich zur Frau erklärt, obwohl er es juristisch nicht ist. Zu Grünen und Bundestag hat so mancher Bürger ohnehin jeweils seine eigene Meinung.

Es ist natürlich traurig, aber noch kein Weltuntergang, dass junge Sportlerinnen keine Chance mehr haben, in ihrer Sportart zur Nummer eins zu werden, wenn in ihrer Sportart ein biologischer Mann sich zur Frau erklärt und ab da den Sport dominiert (siehe etwa espn.com, 17.3.2022, jungefreiheit.de, 21.3.2022). Heute kann man keinem als Mädchen geborenen Mädchen raten, ernsthaft eine Sportkarriere anzustreben.

Knifflig wird es, wenn männliche Verurteilte sich zu Frauen erklären, in Frauengefängnisse gesperrt werden – und dort Mit-Insassinnen schwängern (dailymail.co.uk, 14.4.2022). Wie stellt sich das anstehende Kind in der Schule seinen Klassenkameraden vor? (»Hallo, mein Name ist XYZ, und meine Eltern sind beide verurteilte Mörder, die mich ganz legal im Gefängnis zeugten…«)

Spätestens aber, wenn Aktivisten darauf bestehen, dass kleine Mädchen zusammen mit erwachsenen biologischen Männern auf öffentliche Toiletten gehen müssen, oder wenn, wie in Kanada, Kinder in der Schule quasi zum Geschlechtswechsel motiviert werden – und man die Eltern ins Gefängnis wirft, wenn sie sich widersetzen (siehe thepostmillenial.com, 16.3.2021) – spätestens dann ist die Angelegenheit mehr als »spannend«. (Das Indoktrinations-Programm westkanadischer Schulen läuft unter »SOGI123«, siehe sogieducation.org und gov.bc.ca. Die Kernaussage ist, dass »Gender« de facto frei wählbar sei – die implizite, psychologisch wirksame Aussage aber ist, dass eine abweichende Sexualität zu wählen die einfachstmögliche Art ist, positives Feedback von Lehrern und Staat zu erhalten und zugleich gegen seine Eltern zu rebellieren. Es überrascht wenig, dass die Zahlen von Kindern mit »gender dysphoria« explodieren, siehe segm.org: »Affirmation in the clinic often echoes affirmation at school.«)

Dass ihr mich Loretta nennt…

1979 drehte die Comedytruppe Monty Python den genialen Film Life of Brian.

(Nicht nur) meine persönliche Lieblingsszene aus jenem Film ist jene, in welcher Brian dem Volk zuruft, sie seien alle Individuen, und genau einer schüchtern widerspricht: »Ich nicht!«

Eine andere, nicht minder ikonische Szene aber dürfte heute gar nicht mehr gedreht werden. Es ist die Szene um Stan, der sich als Frau fühlt und »Loretta« genannt werden möchte: »I want to be a woman. From now on I want you all to call me Loretta.«, zu Deutsch etwa: »Ich will eine Frau sein. Von nun an will ich, dass ihr alle mich Loretta nennt.«

Er wolle eine Frau sein, weil er Kinder bekommen möchte. Als man ihn darauf hinweist, dass er keine Kinder bekommen könne, besteht er auf seinem Recht, Kinder zu bekommen – und Loretta genannt zu werden. (Falls Sie die Szene nicht präsent haben sollten, man findet sie (noch…) bei YouTube, auf Englisch und auf Deutsch.)

Die Szene schließt mit der Feststellung, dass der Kampf für Stans, pardon: Lorettas Recht auf Babies zwar aussichtslos, aber symbolisch wichtig sei:

Franzis: »Es ist symbolisch für unseren Kampf gegen Unterdrückung!«
Reg: »Symbolisch für unseren Kampf gegen die Realität.«
(Life of Brian, meine Übertragung aus dem Englischen)

Wir lachen über die Zeiten, als die Sex Pistols von der Polizei verhaftet wurden (das war 1977, zusammen mit Vivienne Westwood, welche übrigens 1992 von der Queen für ihre Verdienste um britische Mode mit dem »Order of the British Empire« geehrt wurde). Wir rümpfen die Nase über Putin-Land, wo die Gegen-Alles-Revoluzzer von »Pussy Riot« ins Arbeitslager gesperrt werden. Wir fühlen uns den arabischen oder afrikanischen Staaten überlegen, wo unbequeme Blogger im Gefängnis dahinsiechen. Jedoch, vertun wir uns nicht: Monty Python dürften heute eine Szene wie die mit Loretta im Westen nicht drehen, denn sie macht sich lustig über unsere Glaubenssätze, wonach es weder Männer noch Frauen gibt.

Würden Monty Python heute diese Szene zu drehen wagen (auf private Kosten, finanzieren würde es niemand), dann würden sie verhaftet und verurteilt werden, von der Propaganda als »Nazis« et cetera beschimpft werden, und zwar auf Meta-Ebene aus ähnlichem Grund, warum störende Publizisten in streng muslimischen Ländern verhaftet und verurteilt werden: Monty Python würden sich über den einzig erlaubten Glauben lustig machen, und dass der einzig erlaubte Glaube offensichtlich widersinnig ist, macht die Ideologen nur noch aggressiver.

Lasst euch nicht …

Ach, jetzt bin ich selbst darauf hereingefallen. Jetzt habe ich selbst angebissen.

Ich wage eine These: Ja, es gibt einige Menschen, die sich in ihrem Körper sehr unwohl fühlen. Doch aus den inneren Problemen einiger weniger Menschen abzuleiten, dass die Begriffe »Mann« und »Frau« keinen biologischen Zusammenhang haben, es ist nicht nur in sich widersinnig – privat glauben das diese Politiker so wenig wie sie etwa an Corona-Masken zu glauben scheinen – diese Debatte ist ganz wesentlich eine »nützliche« Ablenkung!

Dereinst schrieb ich im Text »Die Freiheit nehm‘ ich mir« (von Lesern nachträglich als eine Art »Manifest« bezeichnet) vom »Kampf um Wichtigkeit«: Freiheit bedeutet auch, selbst festzulegen, welche Fragen man wichtig findet – und wie viel der eigenen unwiederbringlichen Zeit man auf die Frage aufwenden möchte, was eine Frau ist und was ein Mann. Während wir allen Ernstes diskutieren, was eine Frau ist und was nicht, werden wir rotzfrech ausgeraubt.

Deutsche Steuern zählen weltweit zu den höchsten – der Gegenwert wird täglich fragwürdiger. Politiker scheinen schon lange die Politik mehr so als Nebenjob zu betreiben, als Kontaktbörse für ihre privaten Geschäfte.

Die Deutschen sollten sich darüber aufregen, was ihnen vom Propagandastaat angetan wird. Die Deutschen sollten rasend wütend darüber sein, was für Nichtsnutze in die Politik gelangt sind, um über das Land zu herrschen. Die Deutschen sollten ihre sogenannten »Journalisten« auslachen, auf dass diese sich eine ehrliche Arbeit finden (im Duden können die ja nachgucken, was »ehrlich« bedeutet: »ohne Verstellung; aufrichtig«, und »zuverlässig und ohne Täuschungsabsicht«).

Was uns gehört

Wir sollten uns darüber aufregen, dass wir ausgeraubt werden, nicht darüber debattieren, was eine Frau ist und was ein Mann.

Diebe werfen dem Hund ein Stück Wurst hin, dann ist dieser beschäftigt, und die Verbrecher können das Haus ausrauben. Einst war es die Kirche, heute sind es Politik und Presse, die »Kontroversen« rund um Sexualität und Geschlecht streuen: Wir sind beschäftigt und man kann uns in Ruhe ausrauben.

Ja, man könnte beinahe etwas Respekt empfinden für die Diebe, die uns ausrauben, und wie geschickt sie es anstellen – besser aber wäre es, wenn wir gut darauf achten, was uns gehört.

Ich wünsche einem jeden Menschen inneren Frieden und echtes Glück, auch und besonders denen, die sich im falschen Körper fühlen. Die Figuren aber, die dieses Thema zur Moralpanik hochstilisieren, denen geht es nicht um die Menschen. Die Frage danach, wer ein Mann sei und wer eine Frau, es ist ein ablenkender Köder für unseren inneren Wachhund.

Ich möchte uns allen zurufen: Lasst euch nicht ausrauben von denen, die uns diese Fragen zuwerfen, wie Diebe dem Hund ein (womöglich vergiftetes) Stück Wurst hinwerfen. Die wollen den Hund nicht füttern, die haben keine gute Absicht!

Oder, in anderen, kürzeren Worten: Lasst euch nicht immerzu ablenken!

Weiterschreiben, Wegner!

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