Dushan-Wegner

23.10.2023

Sind die wirklich so naiv?

von Dushan Wegner, Lesezeit 7 Minuten, Bild: »Seid umschlungen!«
Genossin Bas sagt zu Aufständen »junger Männer«, Politik sei wohl »zu naiv« gewesen. Hahaha, »naiv« ist das falsche Wort. Das ist womöglich etwas anderes. Doch wer das ausspricht, bei dem kommt die Polizei zur Hausdurchsuchung vorbei.
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Nehmen wir einmal an, Sie seien Geschäftsführer einer Firma, mit Investoren und Kunden, mit einer Fabrik und Arbeitern darin. Sie tragen Verantwortung gegenüber jeder dieser Gruppen und natürlich gegenüber Gesellschaft, Staat und Finanzamt.

Nehmen wir weiter an, dass Sie – aus lange rätselhafter Motivation – regelmäßig Leute in die Fabrik geholt haben, welche die Maschinen zerstören und Schlägereien mit den bisherigen Arbeitern beginnen. Immer wieder erklären die Neuen explizit, dass sie die Philosophie des Unternehmens verachten und ihre eigene Denkweise etablieren wollen.

Mitarbeiter, die schon länger da sind, fragen sich ratlos, warum Sie das dem Unternehmen antun. Man bedrängt Sie. Man fleht Sie an. Unterlassen Sie doch bitte Ihr Zerstörungswerk! Sehen Sie nicht, was Sie dem Unternehmen antun?

Sie bleiben stur.

Die Produktivität der Firma stagniert. Die dienstälteren Arbeiter strengen sich an, können den Niedergang der Fabrik jedoch bestenfalls verlangsamen.

Viele Mitarbeiter sind emotional an das Unternehmen und die Fabrik gebunden. Die Väter arbeiteten dort, und die Väter der Väter hatten sie mit aufgebaut.

Dennoch verlassen die ersten Arbeiter die Firma und suchen sich eine andere.

Unter den Angestellten kursieren Gerüchte, wonach einige Ihrer Familienmitglieder an der Sache mit den Neuen etwas dazuverdienen.

Sie gehen gegen diese Gerüchte vor. Sie heuern Anwälte und PR-Profis an. Mitarbeiter, die unbequeme Fragen stellen, werden fertiggemacht.

Sie verbieten es, die Neuen zu kritisieren. Wenn Maschinen zerstört oder langjährige Arbeiter zusammengeschlagen werden, nennen Sie es einen »Einzelfall«. Wer über die Ereignisse spricht, wird garantiert in Ihrem Unternehmen keine Karriere machen und der kostenlose Kaffee ist ihm auch gestrichen.

Wer es wagt, Ihre Motive zu hinterfragen, kann sich auf lange Gerichtsverfahren einstellen, die ihn bankrottieren werden – womöglich noch bevor Sie das Unternehmen ruiniert haben. Selbst als eingesessene Arbeiter getötet werden, gelingt es, die Überlebenden durch Einschüchterung einigermaßen ruhig und an den verbliebenen Maschinen zu halten.

Nichts Gutes währt ewig, und damit auch das Böse nicht, denn das Böse ist letztendlich nur das Gute der Bösewichte.

Der Tag kommt, an dem nicht mehr zu leugnen ist, dass es mit der Firma bergab geht.

Die Firmen in der Umgebung machen wahrlich nicht alles richtig. Doch so unerklärlich destruktiv wie Sie waren selbst die exzentrischsten der übrigen Chefs nicht.

Die Investoren stellen Sie zur Rede.

Warum haben Sie die Neuen wirklich in die Firma eingeladen und dann behalten um jeden Preis?

Was hat es damit auf sich, dass Ihre Freunde und sogar Ihre Gattin an der Zerstörung gutes Geld zu verdienen scheinen?

Warum werden Ihre Kumpel für die Heranschaffung der Neuen aus der Firmenkasse bezahlt?

Man stellt Sie zur Rede. Man zeigt Sie wegen Veruntreuung an.

Und dann nehmen Sie öffentlich Stellung. Doch Sie liefern keine Begründung – Sie werden moralisch.

Sie zucken mit den Schultern und erklären: »Es kann sein, dass ich etwas naiv war. Aber jetzt sind sie nun einmal da. Ich bin meinem Gewissen gefolgt, und wer mir das vorwirft, ist der eigentlich Böse hier.«

Wie reagieren die Investoren auf Ihre »Erklärung«?

Wie die Staatsanwaltschaft?

Zuckt man wie Sie die Schultern, schreibt Investitionen und Arbeitsplätze ab und zeigt Verständnis für Ihre Naivität?

Hahaha – nein!

Die auf Gesellschaftsrecht spezialisierte Anwaltskanzlei, die sich mit Ihrem Fall beschäftigt, plant schon mal die Verdopplung der eigenen Weihnachtsboni.

Also mehr davon!

In immer mehr deutschen Toleranz-Hotspots demonstrieren aktuell Islamisten und »junge Männer« ihre Macht.

Vor einiger Zeit schändeten die Geistesverwandten der Islamisten das Brandenburger Tor mit Farbe (nachdem sie zuvor ein Grundgesetz-Denkmal öffentlich geschändet hatten; siehe zdf.de, 4.3.2023).

Dieser Tage nun haben sich Islamisten öffentlich zum Massengebet vor dem geschändeten Brandenburger Tor versammelt (bild.de, 22.10.2023).

Doch die Machtdemonstrationen finden auch »spontan« und im Kleinen statt, wo Staatsfunk und Konzernmedien sie leichter ignorieren können.

Just jetzt sah ich ein Video aus Erfurt, in welchem »junge Männer« eine junge deutsche Frau bedrängen, zusammenschlagen und berauben.

Es passiert auf einem öffentlichen Platz, doch die Polizei ist nirgends zu sehen. Die Thüringer Polizei ist vermutlich damit beschäftigt, ihren »Kampf gegen Hass im Netz« zu führen (tlz.de, 31.3.2023 (€)) oder zur Einschüchterung bei Deutschen ins Haus einzudringen und sie ohne Gerichtsverfahren durch die Beschlagnahme elektronischer Geräte zu bestrafen, weil sie »Falschmeldungen und Falschzitate oder Beleidigungen gegen bundesweit bekannte Politiker« verfasst haben sollen (n-tv.de, 22.3.2022).

Was aber sagen die Politiker, die für all dies mitverantwortlich sind?

Bärbel Bas, Bundestagspräsidentin und dazu Genossin von Scholz, Steinmeier & Co, gab sich dieser Tage im Staatsfunk extra unschuldig. Sie sagte: »Vielleicht waren wir auch naiv«.

Naiv?!

Bas bezieht sich auf die Islamisten-Aufmärsche in ganz Deutschland. Doch sie meint offensichtlich die auf Lügen gebaute und daher gescheiterte Illusion der »Integration«.

Ohne die Ironie zu merken, verwendet die Genossin dieselbe »Entschuldigung«, die IS-Mitglieder schon mal vorbringen, um zu erklären, warum sie sich den islamistischen Mördern in Afghanistan anschlossen (siehe Essay vom 3.2.2019). Man war halt zu naiv, aber jetzt weiß man es besser. Der Unterschied ist, dass man es 15-jährigen Mädels aus kaputten Haushalten eher glaubt, schlicht »naiv« gewesen zu sein. Eine Bundestagspräsidentin in einer funktionierenden Demokratie sollte nicht den naiven Backfisch geben.

Bas meint, dass »wir« »viel mehr tun müssen«, »insbesondere bei Integrationskursen«.

Sinngemäß: »Es hat überhaupt nicht funktioniert, es macht die Sache offenbar nur schlimmer. Also lasst uns mehr davon tun.«

Es steht zu befürchten, dass der einzige nachweisbare Nutzen von Integrationskursen darin besteht, Millionen an die Freunde der Genossen zu überweisen, die diese Kurse betreiben.

Man bedrängte

Diese wiederholte »Entschuldigung« aber, man sei »zu naiv« gewesen, die lässt die Wut in mir kochen.

Nein, die deutsche Politik war nicht »zu naiv«, also eigentlich guten Willens.

Der deutschen Politik wurde von allen Seiten sehr deutlich gesagt, dass ihr Handeln auf linken Lebenslügen aufgebaut ist, sprich: dass es nicht funktionieren kann und das Land kaputtmachen wird.

Wie hat die deutsche Politik reagiert?

Man bedrängte und bedrohte die Bürger, die auf die Wahrheit und absehbare Konsequenzen hinwiesen. Und man tut dies bis heute.

Jeder Atemzug

Seit 2015 und der Corona-Panik ist Deutschland insofern ein vollwertiger Rechtsstaat, als man dafür Ärger bekommen kann, dies öffentlich zu bestreiten. (Man vergleiche etwa den Fall Aiwanger, als dieser im Staatsfunk ausgesprochen hatte, dass formale und wirkliche Demokratie nicht dasselbe sind; zdf.de, 5.7.2023.)

Ein Geschäftsführer, der sich zu seinem Land so verhielte, wie deutsche Politiker sich zu Deutschland verhalten, säße auf Jahre im Gefängnis und sein Vermögen würde zur Wiedergutmachung eingezogen.

Das Recht eines Staates muss glaubwürdig und kohärent geronnenes Moralgefühl sein, sonst werden die Bürger ihr Land als »Unrechtsstaat« empfinden.

Wenn man Deutschland noch einen demokratischen Rechtsstaat nennen will, muss man »demokratisch« ehrlicherweise zunächst als »etablierte Mächte an der Macht haltend« neu definieren. Und dann sollte man präzise EU-Deutschland als »Vier-Rechte-Staat« beschreiben.

Ein Recht für Konzerne und milliardenschwere ausländische Akteure. Ein Recht für Politiker und NGO-Bosse, die im Sinne dieser Instanzen handeln. Ein denkbar nachlässiges Recht für »junge Männer«. Und das Recht für arbeitende Deutsche, das jeden Atemzug und jeden Gedanken regelt – und Aufmüpfigkeit mit Hausdurchsuchung und monatelanger Haft ohne Gerichtsverfahren bestraft.

Die Politiker sind …

Vielleicht waren wir zu naiv, so sagen die Politiker. Dieselben Politiker sind bei ihren privaten Angelegenheiten erstaunlich realistisch. Die haben Bodyguards und Security und zumeist Immobilien weit weg von den Toleranz-Hotspots.

Wie können die so »naiv« gewesen sein? Die haben Mitarbeiterstäbe und wissenschaftliche Berater. Verzweifelte Bürger schreiben denen Briefe und Mails, rufen in den lokalen Wahlkreisbüros an und suchen sogar persönlich das Gespräch, wenn der Politiker zum lästigen Pflichttermin vor Ort ist.

Die Politiker sind nicht naiv.

Die wussten und wissen das alles genau, sonst hätten sie die Hinweise widerlegen können, statt sie mit Propaganda-Milliarden, Hausdurchsuchungen und Dämonisierung von Abweichlern zu unterdrücken.

Erfrischend frei

Nein, die sind nicht naiv. Die haben lediglich andere »relevante Strukturen« als Sie, ich und der Amtseid.

Das Recht eines Staates sollte sich nicht zu weit von der Moral des Volkes entfernen, damit er ein demokratischer Rechtsstaat genannt werden kann.

Ich ahne nur, dass wenn diese Politiker in einem ähnlichen Geist behandelt würden wie ein Geschäftsführer oder Arbeiter, sie nach meinem Moralgefühl im Gefängnis sitzen müssten.

Ich kann nichts daran tun. Diese Herrschaften werden sich freisprechen, und die »Journalisten« des Propagandastaates werden ihnen die Absolution erteilen.

Und doch liegt darin ein Moment der Freiheit. Wir können im Geist denen aufs Neue ins Gesicht rufen: Erzählt mir doch nichts!

Wir mögen faktisch von deren Entscheidungen betroffen sein. Doch moralisch haben diese Figuren uns nichts zu sagen – nichts.

Die nennen sich »naiv« – ich nenne die etwas anderes. Und zumindest in diesem Gedanken fühle ich mich erfrischend frei.

Weiterschreiben, Wegner!

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