12.09.2023

Was, wenn man dich etwa »Schwurbler« nennt?

von Dushan Wegner, Lesezeit 5 Minuten, Bild: »Was macht das mit dir im Kopf?«
Pharma-Freunde scharren mit den Hufen, wollen wieder impfen. Wieder wird gelten: Wer unbequeme Fragen stellt, muss sich als »Schwurbler«, »Rechtsextremer« etc. beschimpfen lassen. Offen gefragt: Wie gehen Sie damit um?
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Das lateinische Alphabet enthält (heute) 26 Zeichen, das deutsche Alphabet bietet dazu noch die Umlaute und das Eszet an, also insgesamt 30 Zeichen.

Diese Zeichen, sinnvoll kombiniert, bilden Wörter. Die Anzahl der Wörter einer Bildungssprache liegt in den Hunderttausenden. Ein gebildeter Mensch kennt eine niedrige fünfstellige Zahl davon – angeblich. Und tatsächlich benutzen, so im richtigen Leben so, tun wir einige Hundert oder so.

Pflaster auf die Aua-Stellen

Der Mensch wird als sprachloses und de facto blindes Wesen geboren. Zunächst ist alles, was der Mensch hört, nur ein Meer aus Geräuschen und Farben – nur eben viel lauter und greller als in den neun Monaten zuvor.

In den folgenden Jahren dann, während die Eltern dem Kind die Windeln wechseln, während sie Pflaster auf die Aua-Stellen kleben und des Kindes zukünftige Karriere als Fachoberinspektor planen, gibt sich der neue Erdenbürger die größte Mühe, die Neuronen in seinem Gehirn sinnvoll zu verschalten.

Oh, wie freut sich die Familie, wenn das Kind seine ersten Worte sagt: »Mama«, »iPhone«, »TikTok«.

Im Geist des Empfängers

Der Fisch ist sich des Wassers bekanntlich nicht bewusst, in welchem er schwimmt, doch immerhin schwimmt er von Geburt an darin.

Der Mensch aber muss die Sprache erst erlernen, es ist seine eigentliche Geburt, seine tatsächliche Ankunft in unserer Welt (die Sie und ich uns exakt jetzt teilen, indem Sie diese meine Worte lesen).

Der Mensch denkt einen Gedanken oder er fühlt ein Gefühl. Er formt Worte, welche diesen Gedanken oder dieses Gefühl symbolisieren. Er überträgt diese Worte an einen oder viele andere Menschen. Im Geist des Empfängers aber werden die Worte wieder zu Gedanken und Gefühlen.

Nehmen wir als Beispiel diese Sätze: »Er schnitt Brot, sein Messer rutschte ab und drang in seine Handfläche. Blut spritzte heraus, es tat höllisch weh. Seine Frau kam in die Küche, sah es und rief im Schrecken aus: ›Jesus!‹ – Er aber sammelte sich und antwortete: ›Nein, ich bin’s. Ich bin zu doof zum Brotschneiden. Er würde es ja ohnehin von Hand zerbrechen.«

Die Chancen stehen gut, dass sie im ersten Teil der Szene etwas von dem Schmerz spürten, und vielleicht schmunzelten Sie auch im zweiten Teil.

Überlegen Sie doch für eine Sekunde, wie viele Mechanismen, Funktionen und Übereinkünfte greifen müssen, damit dieses Verstehen und Nachfühlen so passieren kann.

So selbstverständlich

Ich wiederhole diese Grundlagen, weil niemand von uns davor gefeit ist, auch nicht nach Jahren an Lebenserfahrung, auf Worte und Nachrichten vorschnell zu reagieren.

Sicher, wenn du aus dem Kinderzimmer ein lautes »Aua!« hörst, solltest du nicht zuerst die Kommunikationssituation analysieren, sondern schnell hinlaufen und schauen, was Sache ist.

Erfolgreiche Geschäftsleute und andere professionelle Verhandler werden immer eine Unterbrechung zwischen dem Gesagten und ihrer Reaktion auf dieses einbauen. (Elon Musk ist, wie einst Steve Jobs, dafür bekannt, bei schwierigen Fragen in Interviews selbstbewusst eine großzügige Denkpause einzulegen.)

So selbstverständlich wie es für die meisten Leute ist, auf Gehörtes sofort zu reagieren, so selbstverständlich ist es für die großen »Player«, absolut niemals sofort zu reagieren. (Eine Ausnahme stellen Politiker und PR-Arbeiter dar, die sorgfältig entwickelte Talking Points parat haben; doch diese Reaktionen sind nicht spontan, die wurden lange vorher sorgfältig bedacht. Ansonsten gilt: Es musste noch nie jemand zurücktreten, weil er leeren Humbug redete, aber immer wieder einer, weil er sich aussagekräftig verplapperte.)

Dann will ich mich verteidigen

Wir sollten auch als Normalbürger immer wieder üben, auf Gehörtes nicht sofort zu reagieren.

Nehmen wir an, jemand sagt »du Schwurbler« oder »du Querdenker« – wie reagiere ich?

Ich könnte sofort zur Gegenattacke übergehen. Ich könnte mich unmittelbar verteidigen. Ich könnte mich lautstark dagegen wehren, »in die rechte Ecke gestellt zu werden«.

Wenn ich mich angegriffen fühle, will ich mich verteidigen. Das ist ganz natürlich und auch strategisch klug – falls man Urmensch in der Savanne ist.

In der modernen Welt rettet es dein Leben, eben nicht sofort zu reagieren, nicht sofort eine Meinung zu bilden, nicht sofort alles zu glauben (»Prüfe alles …«), nicht automatisch zu antworten – ja, nicht einmal sofort anzunehmen, du würdest vollständig überblicken, was das gerade Gehörte bedeutet.

Ich will mich darin üben, gerade die Worte und Sätze, die in mir die stärksten emotionalen Reaktionen auslösen, zunächst mit kühlem Abstand zu untersuchen.

Wenn einer sagt, »du bist also ein rechter Schwurbler«, dann will ich erstmal denken: »Dieser Satz enthält sechs Wörter. Er verwendet das Propagandawort ›Schwurbler‹. Dieses Wort besteht aus zwei Silben und nach deutscher Rechtschreibung aus zehn Buchstaben. Indem der Sender dieses Wort ausspricht, will er in sich selbst etwas bewirken, in mir vermutlich auch, und nach aller Erfahrung auch in eventuellen Zuhörern.

Wir werden heute Tag und Nacht von Propagandabotschaften bombardiert, und wenn es nicht direkt Staatsfunk, Politiker, Mainstreammedien und NGOs sind, die uns beschallen, dann sind es die lieben Kollegen und Nachbarn, die wie Papageien dieselben Botschaften nachplappern.

Mehr als schräg

In den Medien hören wir wieder, wie Pharma-Freunde aufs Neue versuchen, Corona-Panik zu schüren. Sie scharren mit den Hufen, um den neuen »angepassten Impfstoff« in naive Blutbahnen zu injizieren.

Ärzten wird aktuell empfohlen, so höre ich, sich diesmal von Patienten unterzeichnen zu lassen, dass niemand die Verantwortung für ihre eventuellen Impfschäden übernehmen wird.

Wieder wird man die, die das alles mehr als schräg finden, als »Schwurbler« und »Rechtsextreme« beschimpfen.

Ob man mich beschimpft oder lobt, ob man mit Autorität eine neue Wahrheit behauptet oder mich durch die Androhung von Ächtung zwingen will, zu leugnen, was Augen und Verstand mir sagen – ich will nicht sofort reagieren. Meine erste Reaktion darf nicht eine Reaktion sein, sondern eine Erkenntnis und eine Frage, nämlich: Das sind Worte, bestehend aus Silben und Lauten, geschrieben in Buchstaben. Was lassen diese Silben und Lauten in meinem Geist bewirken?

Erkenntnis und Gefühl

Es bleibt mein Anspruch, am Abend jeden Tages klüger zu sein als am Morgen. Dazu zählen auch kluge Handlungen – und die klügsten Handlungen sind nicht selten unterlassene Handlungen.

Von diesem Essay aber, den Sie gerade zu Ende lesen, hoffe ich, dass er in Ihnen eine Erkenntnis und ein Gefühl bewirkt.

Die Erkenntnis, dass wir die Wahl haben, ob und wie wir auf gehörte Wörter reagieren.

Und das Gefühl der Freiheit, eben nicht immer reagieren zu müssen, sondern nach etwas Bedenkzeit selbst zu entscheiden, wie wir reagieren.

Und natürlich die Freiheit, zu entscheiden, dass man überhaupt nicht reagiert. Das macht die Doofen auf die lustigste Weise wütend!

Weiterschreiben, Dushan!

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