Dushan-Wegner

15.04.2023

Taiwan, du und die 2 Fragen

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, pearls
đŸ”„Taiwan: Geht es wirklich »nur« um eine Insel? Hmm, nein. Es geht eher um die Zukunft des Globus, um den weiteren Verlauf der Geschichte. Deutschland pennt, China nicht, und die USA wirken etwas konfus.
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China entdeckt seine »GebietsansprĂŒche« bezĂŒglich einer Insel im Osten – Taiwan – so lesen wir. Geht es wirklich nur um Land, um Erde und die Menschen, die darauf wohnen? – Ach, wir ahnen es. Es geht um Halbleiter, um Computerchips – also die Dinger, auf denen die Armeen wie auch Unternehmen der Zukunft »laufen«.

Kurze Vorgeschichte

Die Chip-Industrie in Taiwan hat ihren Ursprung in den 1970er- und 1980er-Jahren, als die taiwanische Regierung gezielt in den Aufbau der Halbleiterindustrie investierte. Mit der GrĂŒndung des Industrial Technology Research Institute (ITRI; siehe Wikipedia) und dessen Tochterunternehmen Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC; siehe Wikipedia) im Jahr 1987 wurde Taiwan zum unverzichtbaren globalen Player in der Halbleiterindustrie.

WĂ€hrend Deutschland sich mit WĂ€rmepumpen und anderen Formen der praktischen Selbstzerstörung beschĂ€ftigt, bereiten sich weniger idiotisch handelnde Staaten auf das Zeitalter der KĂŒnstlichen Intelligenz vor. Und dazu gehört eben die Herstellung von Computerchips, derer feinste auch in Taiwan produziert werden.

Taiwan produziert ĂŒber 60 % der Halbleiter weltweit – und 90 % der hochwertigen (so economist.com, 6.3.2023). Taiwan ist nicht eine Enklave auf dem Festland, die schmerzhaft aus China herausgeschnitten worden wĂ€re. Taiwan ist eine Insel vor Chinas OstkĂŒste. (Bis 2035 will China eine 130 Kilometer lange BrĂŒcke nach Taiwan bauen, so asia.nikkei.com, 1.2.2022.)

Simulierte Attacken

China fĂŒhrt aktuell »MilitĂ€rĂŒbungen« mit Kriegsschiffen durch (cnn.com, 11.4.2023). Thematisch erinnert das natĂŒrlich an Russland, bevor es in die Ukraine einmarschierte, aber nur thematisch. Das technische Niveau ist ein anderes. China simuliert zum Beispiel die Attacke auf einen FlugzeugtrĂ€ger in der NĂ€he der Insel Taiwan (cnn.com, 11.4.2023). Das chinesische Staatsfernsehen scheint sein Volk einzustimmen und zeigt Video-Animationen eines Angriffs auf Taiwan (siehe YouTube, ab Sekunde 20).

Schon letztes Jahr erklĂ€rte Biden, die USA wĂŒrden im Fall eines chinesischen Angriffs die Insel Taiwan verteidigen wollen (siehe etwa reuters.com, 19.9.2022) – Experten fĂŒr internationale Politik fragen allerdings, ob die USA es auch könnten (siehe etwa brookings.edu; 1.6.2022).

Man mag es sich gar nicht vorstellen: Wenn chinesische Schiffe einfach »nur« die Insel blockieren, wĂŒrden die USA angreifen mĂŒssen. Nehmen wir an, dass die USA tatsĂ€chlich das notwendige KriegsgerĂ€t inklusive Munition und Soldaten in der Gegend hĂ€tten: WĂŒrde man wirklich die politischen und ökonomischen Folgen in Kauf nehmen, chinesische Soldaten zu töten, um Taiwan freizuschießen?

Und das ist nur eine Frage von vielen. Welche Maßnahmen will man gegen Cyber-Angriffe auffahren, die man nicht heute schon auffĂ€hrt?

Sogar relativ konservative und rationale Publikationen wie wsj.com, 26.1.2023 weisen darauf hin, dass die USA fĂŒr eine Verteidigung Taiwans keine Strategie parat haben.

Über Nacht in Luft

So faszinierend es sein mag, die Bewegung von Kriegsschiffen und U-Booten zu verfolgen oder ĂŒber mögliche ZusammenhĂ€nge mit der Ukraine zu spekulieren, es scheint mir dennoch etwas kurzsichtig zu sein.

Ich wage die These: Wenn es technisch möglich wĂ€re, und wenn es also durchgefĂŒhrt wĂŒrde, die Chip-Industrie von Taiwan ĂŒber Nacht etwa in die USA zu verlegen, dann wĂŒrde sich das Interesse der WeltmĂ€chte an Taiwan ĂŒber Nacht in Luft auflösen.

Der Konflikt um Taiwan – wie ĂŒbrigens auch Meldungen wie jene, dass Montana als erster US-Staat das chinesische »TikTok« nun wirklich komplett verbannen will (siehe apr.org, 1.4.2023) – bestĂ€tigt mich in der EinschĂ€tzung, welche die zwei großen Schlachtfelder der Zukunft sind: 1. KĂŒnstliche Intelligenz, 2. seelische StabilitĂ€t, und zwar die eigene wie auch die der kommenden Generation.

Meine Konsequenz

Dass die WeltmĂ€chte sich derzeit um Taiwan streiten (und dass manche Player sogar darĂŒber spekulieren, wie eine Welt ganz ohne die Chips aus Taiwan aussĂ€he), ist mehr als nur ein militĂ€risches Thema. Das eigentliche Thema ist, warum und worum sie sich streiten: Die (klugen) WeltmĂ€chte ringen auf vielen Ebenen und SchauplĂ€tzen (ob seltene Erden in Afrika, Forschung an Unis oder Chips in Taiwan) um das eine Thema: Die Rolle in der zukĂŒnftigen, von kĂŒnstlicher Intelligenz bestimmten Welt.

Und Sie so?

Sie sind ein freier Mensch und können sich beschĂ€ftigen, womit Sie wollen – es bieten sich ja genug Ablenkungen an –, doch (nicht nur) ich sehe fĂŒr die aktive Teilnahme an der Zukunft, ob fĂŒr den Einzelne oder ganze Konzerne und Staaten, nur zwei relevante Themenbereiche:

Erstens: Welche Rolle spiele ich in der Welt der KĂŒnstlichen Intelligenz?

Und zweitens: Wie stabil ist meine Psyche aufgestellt, wie logisch ist mein Denken, wie zuverlĂ€ssig habe ich meine Emotionen im Griff, wie offen bin ich fĂŒr neue Fakten?

Das Einzige, das du besser leisten kannst als eine Maschine, besteht darin, ein Mensch zu sein. Überlege dir, was das fĂŒr dich bedeuten könnte – und dann investiere darin all deine Energie.

Weiterschreiben, Wegner!

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