China entdeckt seine »Gebietsansprüche« bezüglich einer Insel im Osten – Taiwan – so lesen wir. Geht es wirklich nur um Land, um Erde und die Menschen, die darauf wohnen? – Ach, wir ahnen es. Es geht um Halbleiter, um Computerchips – also die Dinger, auf denen die Armeen wie auch Unternehmen der Zukunft »laufen«.
Kurze Vorgeschichte
Die Chip-Industrie in Taiwan hat ihren Ursprung in den 1970er- und 1980er-Jahren, als die taiwanische Regierung gezielt in den Aufbau der Halbleiterindustrie investierte. Mit der GrĂĽndung des Industrial Technology Research Institute (ITRI; siehe Wikipedia) und dessen Tochterunternehmen Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC; siehe Wikipedia) im Jahr 1987 wurde Taiwan zum unverzichtbaren globalen Player in der Halbleiterindustrie.
Während Deutschland sich mit Wärmepumpen und anderen Formen der praktischen Selbstzerstörung beschäftigt, bereiten sich weniger idiotisch handelnde Staaten auf das Zeitalter der Künstlichen Intelligenz vor. Und dazu gehört eben die Herstellung von Computerchips, derer feinste auch in Taiwan produziert werden.
Taiwan produziert über 60 % der Halbleiter weltweit – und 90 % der hochwertigen (so economist.com, 6.3.2023). Taiwan ist nicht eine Enklave auf dem Festland, die schmerzhaft aus China herausgeschnitten worden wäre. Taiwan ist eine Insel vor Chinas Ostküste. (Bis 2035 will China eine 130 Kilometer lange Brücke nach Taiwan bauen, so asia.nikkei.com, 1.2.2022.)
Simulierte Attacken
China führt aktuell »Militärübungen« mit Kriegsschiffen durch (cnn.com, 11.4.2023). Thematisch erinnert das natürlich an Russland, bevor es in die Ukraine einmarschierte, aber nur thematisch. Das technische Niveau ist ein anderes. China simuliert zum Beispiel die Attacke auf einen Flugzeugträger in der Nähe der Insel Taiwan (cnn.com, 11.4.2023). Das chinesische Staatsfernsehen scheint sein Volk einzustimmen und zeigt Video-Animationen eines Angriffs auf Taiwan (siehe YouTube, ab Sekunde 20).
Schon letztes Jahr erklärte Biden, die USA würden im Fall eines chinesischen Angriffs die Insel Taiwan verteidigen wollen (siehe etwa reuters.com, 19.9.2022) – Experten für internationale Politik fragen allerdings, ob die USA es auch könnten (siehe etwa brookings.edu; 1.6.2022).
Man mag es sich gar nicht vorstellen: Wenn chinesische Schiffe einfach »nur« die Insel blockieren, würden die USA angreifen müssen. Nehmen wir an, dass die USA tatsächlich das notwendige Kriegsgerät inklusive Munition und Soldaten in der Gegend hätten: Würde man wirklich die politischen und ökonomischen Folgen in Kauf nehmen, chinesische Soldaten zu töten, um Taiwan freizuschießen?
Und das ist nur eine Frage von vielen. Welche Maßnahmen will man gegen Cyber-Angriffe auffahren, die man nicht heute schon auffährt?
Sogar relativ konservative und rationale Publikationen wie wsj.com, 26.1.2023 weisen darauf hin, dass die USA fĂĽr eine Verteidigung Taiwans keine Strategie parat haben.
Ăśber Nacht in Luft
So faszinierend es sein mag, die Bewegung von Kriegsschiffen und U-Booten zu verfolgen oder über mögliche Zusammenhänge mit der Ukraine zu spekulieren, es scheint mir dennoch etwas kurzsichtig zu sein.
Ich wage die These: Wenn es technisch möglich wäre, und wenn es also durchgeführt würde, die Chip-Industrie von Taiwan über Nacht etwa in die USA zu verlegen, dann würde sich das Interesse der Weltmächte an Taiwan über Nacht in Luft auflösen.
Der Konflikt um Taiwan – wie übrigens auch Meldungen wie jene, dass Montana als erster US-Staat das chinesische »TikTok« nun wirklich komplett verbannen will (siehe apr.org, 1.4.2023) – bestätigt mich in der Einschätzung, welche die zwei großen Schlachtfelder der Zukunft sind: 1. Künstliche Intelligenz, 2. seelische Stabilität, und zwar die eigene wie auch die der kommenden Generation.
Meine Konsequenz
Dass die Weltmächte sich derzeit um Taiwan streiten (und dass manche Player sogar darüber spekulieren, wie eine Welt ganz ohne die Chips aus Taiwan aussähe), ist mehr als nur ein militärisches Thema. Das eigentliche Thema ist, warum und worum sie sich streiten: Die (klugen) Weltmächte ringen auf vielen Ebenen und Schauplätzen (ob seltene Erden in Afrika, Forschung an Unis oder Chips in Taiwan) um das eine Thema: Die Rolle in der zukünftigen, von künstlicher Intelligenz bestimmten Welt.
Und Sie so?
Sie sind ein freier Mensch und können sich beschäftigen, womit Sie wollen – es bieten sich ja genug Ablenkungen an –, doch (nicht nur) ich sehe für die aktive Teilnahme an der Zukunft, ob für den Einzelne oder ganze Konzerne und Staaten, nur zwei relevante Themenbereiche:
Erstens: Welche Rolle spiele ich in der Welt der KĂĽnstlichen Intelligenz?
Und zweitens: Wie stabil ist meine Psyche aufgestellt, wie logisch ist mein Denken, wie zuverlässig habe ich meine Emotionen im Griff, wie offen bin ich für neue Fakten?
Das Einzige, das du besser leisten kannst als eine Maschine, besteht darin, ein Mensch zu sein. Überlege dir, was das für dich bedeuten könnte – und dann investiere darin all deine Energie.