Dushan-Wegner

18.03.2021

Die Warumkrise

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten, Foto von Luca Bravo
Um in Deutschland an höhere politische Ämter zu gelangen, muss man doof genug sein, um Merkel nicht gefährlich zu werden – und zugleich gewissenlos genug, um potentiell nützlich zu sein. Genauso sieht dann die Qualität des Corona-Managements auch aus.
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Ob Sie Angestellter oder Unternehmer sind, Freiberufler oder Freigestellter, Vater, Mutter, Schüler oder Meister – die Chancen stehen gut, dass Sie es sich nicht-nur-einmal im Leben gefragt haben: »Warum tue ich das alles eigentlich?«

Danach aber, nachdem Sie es ausgerufen haben, danach haben Sie wahrscheinlich geseufzt, den Rücken gestreckt, und brav weitergemacht.

Was hätten Sie auf jene Frage eigentlich geantwortet, wenn Sie nicht einfach so schulterzuckend geseufzt und weitergemacht hätten?

Ganzes Vertrauen

Man läge nicht falsch, wenn man unsere Situation als »Multi-Krisen-Zeit« beschriebe, als Zeit vieler Krisen.

Es ist ja nicht nur die Krise, welche von den Maßnahmen gegen das China-Virus ausgelöst wird. (Die Gründe für die Inkompetenz der deutschen Regierung sind schnell ausgemacht: Die erste Qualifikation, die es braucht, um in Deutschland nach oben zu kommen, ist eine innere Schlichtheit, welche sicherstellt, dass man Merkel nicht gefährlich werden kann. Die zweite ist wohl – siehe diverse Maskenskandale – eine innere Verlotterung, die einen zu geeigneter Zeit »nützlich« werden lässt.) – Man könnte die weiteren Krisen listen: Diverse wirtschaftliche Krisen. Die Forschungs- und Techkrise. (Deutschland ist bereits in mehreren Tech-Feldern abgehängt – wann haben Sie zuletzt eine deutsche Suchmaschine benutzt? Ein deutsches Betriebssystem? – Und zu all den handfesten Krisen kommen ja die weichen Krisen dazu, etwa die Demokratiekrise: Welcher Mensch mit drei zusammenhängenden eigenen Gedanken im Kopf setzt denn noch sein ganzes Vertrauen auf die »demokratischen Prozesse«?

κρίσις

Die Etymologie, welche ja als »Philosophie des kleinen Mannes« gilt, die Erforschung der Herkunft eines Wortes auf der Suche nach einer tieferen Bedeutung, sie hilft uns bei der Krise tatsächlich: Krise stammt vom griechischen κρίσις, was für Entscheidung, Streit und vor allem Wendepunkt stehen kann. (Formulierungen wie »Scheitelpunkt einer Krise« wären demnach doppelt gemoppelt.)

Wir verstehen eine Krise heute als eine besonders schwierige, geradezu bedrohliche Lage – einst bedeutete κρίσις einen Wendepunkt, an dem es eine Entscheidung zu treffen galt.

Ein Business-Bullshitter (auch »Berater« genannt, wie sie wohl zu Hunderten und Tausenden in Ministerien unsere Steuergeldmillionen abgreifen) könnte zitiert werden, »jede Krise sei eine Chance«. (Ein Zyniker könnte manche Krise listen, aus der alle Entscheidungen nicht herausgeholfen haben.)

Ohne den Business-Bullshittern (»jede Krise ist eine Chance, bla bla blupp«) ihr trübes Brackwasser halten zu wollen, stelle ich doch nüchtern fest, dass die durch eine Krise gegen unseren Willen erzwungene Veränderung und der Zwang zum eigenen, verändernden Handeln doch eben das sind: Veränderung und eigenes Handeln.

Zehnmal so schwer

Über und unter der heutigen Multikrisenlage schwebt heute, auf anderer, eigenen Ebene, eine größere und nach meiner Lesart weiterreichende Krise: Die »Warumkrise«.

Wir sollen uns impfen lassen, so sagt man. Warum? – Wenn geimpfte Senioren ohnehin weiter in die seelentötende Isolation verbannt werden (siehe etwa welt.de, 17.3.2021 (€)), warum sollen sie sich impfen lassen?

Ich nannte es »Corona-Theater«, und nun ist es amtlich bestätigt (rnd.de, 12.3.2021), dass die Corona-Maßnahmen ganz offiziell nicht für Politiker gelten (also auch nicht für Dr. Manuela »früher wäre so eine gar nicht hochgekommen, und wenn doch, dann nach so einer Sache mit Schimpf und Schande zurückgetreten« Schwesig). Wir fragen uns: Warum werden Bürger gedemütigt, bestraft und gejagt? Zu ihrem eigenen Schutz kann es nicht sein, sonst würden sich auch Politiker dran halten – warum also dann?

Gehen Sie doch im Kopf die Krisen der letzten Jahre und Jahrzehnte durch! Wählen Sie jene aus, die Sie ganz besonders empörend fanden, von denen Sie und Ihre Stadt ganz konkret betroffen waren, und ich wage dazu die These: Über jeder Krise, die Sie beschäftigte, schwebte die große Warum-Frage: Warum tun wir uns das eigentlich an?!

Ob Migrationskrise, Griechenlandkrise, Bildungskrise oder all die künstlich erzeugten Krisen wie die Energiekrise oder die von Ideologen herbeigeführte Krise diverser Industrien: Warum tun wir uns das an? Warum wird uns das getan? Warum?

Im Text »Ein Land wird ausgewrungen« fragte ich 2018: »Die da oben reden von Moral, doch es klingt wie ›auswringen, bis nix mehr geht‹«, und auch heute wiegt die dem Land auferlegte Last zehnmal so schwer, wenn und weil man keine befriedigende Antwort findet auf die Frage nach dem Warum.

(K)einen guten Grund

Es ist dieselbe Regel, die man dem Land wie auch dem Einzelnen zum Umgang mit der Frage nach dem Warum empfehlen möchte: Sucht nach dem Warum, dem Grund eurer Handlungen (»Grund« in beiderlei Sinne) – denn was kann ein Handeln wert sein, für das sich kein Warum angeben lässt?

Wenn ihr für das, was euch auferlegt wird – was ihr euch selbst auferlegt – keinen guten Grund findet, dann erwägt lieber schnell, es sein zu lassen.

Wenn ihr aber ein Warum finden solltet, dann achtet genau darauf, wo und worin ihr es gefunden habt, denn ihr könntet auf etwas gestoßen sein, das man in weniger zynischen Zeiten den Sinn nannte.

Weiterschreiben, Wegner!

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