Stellen Sie sich ein Fahrrad vor, das auf einen LKW montiert wird, und zwar derart, dass ein Radfahrer darauf strampeln kann, während das Fahrrad aber relativ auf der Stelle bleibt.
Und nun stellen Sie sich vor, dass dieser LKW samt strampelndem Radfahrer irgendwo hinfährt.
Irgendwann hält der LKW an. Der Radfahrer steigt ab und merkt, dass man ganz woanders angekommen ist, als eigentlich gedacht und vereinbart war. Er beschwert sich, doch der LKW-Fahrer winkt ab: Was willst du? Du bist die ganze Zeit geradelt!
Weniger groß oder gering
Dieser Tage lasen wir, dass das Vertrauen der deutschen Bürger „in die Demokratie“ rapide sinkt (welt.de, 17.8.2023). Eine absolute Mehrheit bezeichnet ihr Vertrauen als „weniger groß“ oder „gering“.
Noch dramatischer sei der Vertrauensverlust der Bürger gegenüber den Parteien: Hätten 2020 noch 29 Prozent der Bundesbürger angegeben, den Parteien zu vertrauen, sei der Wert 2021 bereits auf 20 Prozent gefallen und habe nun mit 9 Prozent einen Tiefpunkt erreicht. (ebenda)
In meiner ersten Reaktion auf diese Meldung dachte ich an jenen Spruch vom Autofahrer im zähfließenden Verkehr: „Du stehst nicht im Stau, du bist der Stau!“
Das könnte bedeuten: Wenn wir nicht an „die Demokratie“ glauben, glauben wir nicht mehr an uns selbst, denn sind wir nicht selbst die Demokratie?
So zu denken wäre aber genau die gedankliche Falle, in welche uns Politik und Propaganda locken möchten: Jedes Machtsystem braucht eine Rechtfertigung, die dem Bürger erklärt, warum es moralisch geboten ist, die aktuellen Machtverhältnisse hinzunehmen. Einige behaupten, Gott habe sie als König eingesetzt. Andere leiten ihren Machtauftrag aus irgendwas mit Proletariat und Revolution her. Und in der EU-Besatzungszone behauptet man eben: „Ihr seid selbst schuld, denn ihr habt das so gewählt.“
Natürlich stimmt das so nicht. Niemand von uns hat Ursula von der Leyen gewählt, die SPD vertritt eine Minderheit, die Grünen vertreten vor allem die Staatsfunker. Berlin finanziert mit vielen Steuermillionen orwellsch-verlogen benannte NGOs, also vorgebliche „Nichtregierungs-Organisationen“, deren Job es ist, im Sinne der Regierung gegen die Opposition zu agitieren oder politische Gegner zu verklagen.
NGOs arbeiten für die Politik und werden von Steuern finanziert, doch sie unterliegen nicht einmal der Form halber einer demokratischen Aufsicht.
Es werden auch Islamisten und Antifa finanziert, also explizite Demokratiefeinde, wenn sie nur gegen die Opposition kämpfen (welt.de, 13.4.2021). Die Antifa entwickelt sich derweil zu einem steuerfinanzierten Mini-Geheimdienst mit Schlägertruppe, der die politischen Gegner der Linken auskundschaftet und attackiert (jungefreiheit.de, 20.8.2023).
Ein neuer Wettbewerb
Aktuell findet sich auf nius.de, 20.8.2023 ein Bericht zur Ideologisierug der einst ehrenwerten Bundeszentrale für politische Bildung („bpb“). Es ist eine Unterbehörde des Innenministeriums, welches derzeit ja von der nach Linksaußen schielenden Nancy Faeser geleitet wird.
Wenn Sie sich noch aus Ihrer Schulzeit an die recht seriösen Broschüren der „bpb“ erinnern, sollten Sie wohl einen weiteren Blick darauf werfen. Mittlerweile predigt man auch „Intersectionality“ (siehe bpb.de, PDF), also den irren Wettbewerb darum, wer mehr Arten gleichzeitiger Diskriminierung nachweisen kann.
Eine schwarze, lesbische, gehbehinderte Trans-Frau in der NGO-Chefetage mit 25.000 Euro monatlichem Einkommen wäre damit maximal diskriminiert, während der weißhäutige, männliche Kanalarbeiter mit 2.500 Euro als „privilegiert“ gilt.
Ja, es ist irre, und es wird von Ihren Steuergeldern finanziert. Und natürlich werden diejenigen, die es betreiben und daran verdienen, stur behaupten, damit würden sie die „Demokratie“ verteidigen.
Mit jedem Schritt der weiteren Umwandlung Deutschlands in einen Propagandastaat wird es zum immer strenger durchgesetzten Glaubensbekenntnis, zu sagen, dass Deutschland eine Demokratie ist. Deutschland ist ein System, in welchem es Pflicht ist, zu sagen, dass es eine Demokratie ist.
Ist ein System eine Demokratie, wenn zwar formal alle paar Jahre gewählt wird, doch die Politik riesigen Aufwand betreibt, um jede verändernde Wirkung freier Wahlen zu verhindern? (Und wenn eine Wahl wider Erwartung doch etwas verändert, wird das Ergebnis eben für „unverzeihlich“ erklärt und die Wahl wird rückgängig gemacht.)
Ist wichtig!
Die Metapher vom Radfahrer aus der Politik kennen wir ja eigentlich in einem anderen Kontext: Ein „Radfahrer“ ist einer, der nach oben buckelt und nach unten tritt. Doch es ist wahrlich kein Widerspruch zu meiner obigen Metapher, fürchte ich.
Der deutsche Radfahrer strampelt sich ab, mancher buckelt auch nach oben und tritt nach unten, und verliert so außer der Richtung auch noch Gewissen und Anstand.
Doch wenn der LKW dann ankommt, steigt der deutsche Radfahrer schweißgebadet und erschöpft von seinem Standfahrrad ab und stellt fest, dass er ganz woanders ankam, als er es eigentlich für sich und seine Familie vorgesehen hatte.
Wenn ja, wenn nicht
Was also tun?
Lasst mich mit einer weiteren Metapher antworten: Macht mal kurz Strampelpause. (Einmal die Woche ist eine „Strampelpause“ ja ohnehin Pflicht, sagt die Bibel.)
Prüft, ob eure Reifen noch „Bodenhaftung“ haben. Was auch immer ihr letzte Woche, letzten Monat und letztes Jahr getan habt: Hat es eure Lage zum Besseren verändert?
Wenn ja: Gut, tut es noch mal!
Und wenn nicht: Probiert etwas anderes. Legt eine Strampelpause ein und plant die Strecke neu.
Strampeln ist superwichtig, doch man muss zwischendurch Energie sammeln. Und die ganze Tour wird weit befriedigender, wenn das Strampeln ein Ziel hat – und dieses Ziel auch realistisch zu erreichen ist!