Dushan-Wegner

07.07.2023

Zirkus im Bundestag

von Dushan Wegner, Lesezeit 3 Minuten, Bild: »Was für ein Durcheinander!«
SPD-Genosse wütet im Bundestag. Es gibt 1000-Euro-Klaps. Wie wäre die Reaktion, wenn ein AfD-MdB so ausgerastet wäre? Vermutlich Parteiverbot innerhalb 24h. Und die größere Frage: Was hat sich insgesamt in Deutschland verschoben?
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Ein Abgeordneter der SPD lief am Freitag, dem 7.7.2023 wild pöbelnd durch den Bundestag (bild.de, 7.7.2023). Lässig im Polohemd gekleidet, machte sich die SPD ehrlich, beschimpfte das Präsidium. Laut einiger Berichte soll er während seines Demokratiebeitrags das Wort »Wichser« verwendet haben.

Der Vorzeigedemokrat Michael Schrodi ist 46 Jahre alt und hat zwei Kinder. Er arbeitete früher als Lehrer für Deutsch, Sozialkunde und – wie auch Björn Höcke – für Geschichte. Er beschimpfte aber nicht nur das Präsidium, er beschimpfte auch die CDU-Fraktion, sie würde mit »Faschisten« stimmen. Wenn ich das richtig verstehe, war er wohl nicht glücklich darüber, dass die CDU mit der AfD den Wirtschaftsminister Habeck ins Parlament zitierte (siehe tagesschau.de, 7.7.2023). Ist ja auch eine Frechheit, wenn der Minister, der den meisten Schaden in Deutschland anrichtet seit Karl Lauterbach, sich persönlich den Volksvertetern stellen muss. Was erlauben sich die Abgeordneten?

Nach alter Bedeutung des Wortes – und traditioneller Bedeutungsweise der Wörter – ist »Faschist« einer, der das tut, was man von Faschisten erwartet, etwa Aushebelung von Parlament und Demokratie mit Tricks (wie dass man der Opposition ihre Rechte verwehrt), Gewalt (wie Antifa-Schlägerbanden) und Versuch der Einschüchterung (wie Herr Schrodi). Das aber wäre Teil einer alten Bedeutung von »Faschisten« (jedoch auch Teil von »Bolschewismus«) – Genosse Schrodi aber benutzt offenbar eine neue Bedeutung, nach welcher der Regierung – beziehungsweise »dem Narrativ« – zu widersprechen, einen praktisch schon zum Faschismus-Verdachtsfall macht.

Unter großer Seelenpein sah sich seine Genossin Bärbel Bas in der Funktion der amtierenden Bundestagspräsidentin gezwungen, ihm ein Ordnungsgeld von 1000 Euro aufzubrummen. Der hetzende Wüterich wird es verkraften. Als MdB erhält er 10.591 Euro und 70 Cent im Monat, übrige Einnahmen natürlich nicht berücksichtigt.

In seiner »Bubble« wird Schrodi gewiss gefeiert werden. Der 1000-Euro-Klaps auf die Finger wird sich in Einladungen zu Reden schnell bezahlt machen.

Es wird keine Sondersendungen im Staatsfunk geben, keine Talkshows zum Thema, und wenn, würde man ihn wahrscheinlich feiern.

Man stelle sich aber vor, ein Abgeordneter der AfD wäre derart ausgerastet.

Man würde die Partei in Wochenfrist verbieten, vermutlich noch am selben Tag.

So aber ist es ein weiterer Fall der Demokratiebeschädigung durch die SPD.

Die übrigen Finger

Dies ist dieselbe Woche, in welcher SPD, Grüne und FDP es verhinderten, einen Untersuchungsausschuss zu den »Erinnerungslücken« des Herrn Scholz einzusetzen (welt.de, 7.3.2023).

Es ist überhaupt erstaunlich, wie häufig gerade diejenigen, die sich als Richter über Gut und Böse aufspielen, selbst mit »Hass und Hetze« auffallen. Frau Künast etwa twittert aktuell über Herrn Merz knapp: »Ein 🤡« (@RenateKuenast, 7.7.2023/archiviert).

Ja, »Clown« ist tatsächlich das richtige Stichwort, doch vergessen wir nicht: Gerade bei den »Guten« zeigen bei jedem Finger, mit dem sie auf jemanden zeigen, die übrigen Finger auf sie selbst zurück.

Ja, man könnte feststellen, dass sich etwas verschiebt, doch man wäre zu spät mit dieser Feststellung: Etwas hat sich bereits verschoben. Etwas ist verschoben.

Besser (nicht)

Der Begriff »gaslighten« bezeichnet die Manipulation eines anderen Menschen, indem man ihm einredet, diese oder jene Störungen in der Wahrnehmung zu haben.

Propaganda will den Bürgern einreden, dass wir »Rechtsextreme«, »Faschisten« oder quasi »Verrückte« sind, wenn wir Verschiebungen in der Gesellschaft bemerken und uns darüber beschweren. Frau Künasts demokratischer Demokratiebeitrag erinnert mich aber an einen Satz, den ich 2019 formulierte: »In einem Zirkus voller Clowns sind es die Ungeschminkten, die als ›verrückt‹ gelten.«

Die haben das Land buchstäblich verrückt – und zwar nach »Pseudo-Links« und aus den einst in der Schule gelehrten Werten der Demokratie heraus. Und nun wollen die uns einreden, dass wir verrückt seien.

Ich hoffe, nicht mehr derselbe zu sein, der ich vor zehn Jahren oder auch nur gestern war – man sollte ja jeden Tag dazulernen! Doch ich bin guter Dinge, dass meine Werte über die Zeit recht stabil sind.

Ob aber die Republik stabil ist, das müsste man noch ausdiskutieren (aber besser nicht im Bundestag, da laufen offenbar wütende, pöbelnde Genossen herum).

Weiterschreiben, Wegner!

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