Dushan-Wegner

16.11.2023

Zweites Mittelalter

von Dushan Wegner, Lesezeit 4 Minuten
Alle sind sich einig, dass »es so nicht weitergehen kann«. Drei SEHR wichtige Fakten bleiben unerwähnt: 1. Warum genau nicht. 2. Was getan werden müsste, damit es nicht so weitergeht. Und 3. was passieren wird – weil es eben doch so weitergeht.
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Das Jahr 2023 neigt sich bald seinem Ende zu. Die geschichtlich wichtigste Entwicklung dieses Jahres war etwas, das sich seit Jahrzehnten anbahnte und nun offen hervorbricht.

In Europa marschierten die Barbaren durch die Straßen, und sie sprachen offen aus, was sie wollen: Die Übernahme des Kontinents und die Abschaffung der Demokratie vollenden.

Die deutsche Politik aber kämpft derweil gegen den Unterschied zwischen Mann und Frau, gegen die Freiheit, gegen die Werte der Demokratie, gegen den gesunden Menschenverstand und gegen das Wohl des ihr anvertrauten Volkes.

Selbst die, die Lügen und linke Illusionen zum Wesen ihres Charakters werden ließen, geben heute allmählich zu, dass es »so nicht weitergehen darf«. Doch sie wagen nicht, drei wichtige Punkte auszuformulieren:

Erstens: Dass es eben doch so weitergehen wird, wenn und weil niemand die Richtung ändern darf oder will oder kann.

Zweitens: Warum genau es so »nicht weitergehen darf«.

Und dann drittens: Wohin wir gelangen werden, wenn es eben doch »so weitergeht«.

Wir werden einige Begriffe neu definieren müssen – zum Beispiel das Konzept »Mittelalter«.

Der Große, Teil II

Vor dem Zweiten Weltkrieg hieß der Erste Weltkrieg nicht der »Erste Weltkrieg«, sondern der »Große Krieg«.

Dieser Krieg hieß schon so – und im Verlauf dann auch »Weltkrieg« –, während die Soldaten in den Gräben hockten, wo einige von ihnen Giftgas einatmeten, andere aber Ideen für spätere Bestseller notierten.

Nach dem »Großen Krieg« war sich, so schien es, die Menschheit einig, dass sich eine so grausame Dummheit nie wieder ereignen sollte – und also auch nicht ereignen würde.

Der britische Feldmarschall Douglas Haig nannte jenen Großen Krieg »the war to end all wars« – der Krieg, der alle Kriege beenden würde.

Wie ein Wüterich, der sich nach einem plötzlichen Wutanfall schüttelt und wundert, was in ihn gefahren sein mag, so sagten die Menschen, die Intellektuellen wie auch die Normalen, dass das ein Ausrutscher gewesen war.

Doch der Wüterich bleibt ein Wüterich und die Menschen bleiben Menschen. Es kam der Zweite Weltkrieg, und den Menschen wurde klar, dass er wohl doch eine Neuauflage war, wie die Neuauflage eines Hollywood-Films. Der Zweite Weltkrieg: Jetzt größer, lauter, blutiger.

Eine weitere Angelegenheit, die erst post factum benannt wurde, ist das Mittelalter.

Dessen Name wurde erst in der folgenden Epoche, der Renaissance, vergeben. Weil die Renaissance die Antike zu neuem Leben erwecken wollte, bediente sie sich aber eines lateinischen Namens für das Vorherige: »medium aevum«.

Mittelalter – das mittlere Alter zwischen glorreichem Altertum und seiner Wiedergeburt.

So aber, wie der »Große Krieg« später in »Erster Weltkrieg« umbenannt wurde, so werden die Menschen unser sogenanntes Mittelalter absehbar in »Erstes Mittelalter« umbenennen müssen.

Ob im letzten oder im nächsten

Die Geschichte wird bekanntlich von den Siegern geschrieben. Und jene, welche das sogenannte Mittelalter schon dadurch »besiegten«, dass sie später geboren wurden, pinselten das Mittelalter als schwarz und dunkel und kulturlos.

Doch sprechen wir es aus: Es war nicht alles schlecht damals, im Mittelalter!

Große Universitäten wurden gegründet, etwa in Bologna, Paris, Oxford und natürlich Prag und Köln – wo der berühmte Dom gebaut wurde.

Dante schrieb die »Göttliche Komödie« und Wolfram den »Parzival«.

Im Großen und Ganzen war es »finster«, das Mittelalter, kein Zweifel, doch es gab eben auch gelegentliche Lichter, und manche dieser Lichter leuchten bis heute, und sie leuchten hell, heller als jede der modernen elektrischen Funzeln.

Zünden Sie doch in einer mittelalterlichen Kirche Ihrer Wahl mal wieder eine Kerze an. Ich verspreche Ihnen: Es wirkt, auch wenn man nicht daran glaubt.

Wenn dann die Kerze brennt, dann bereiten Sie sich schon mal aufs nächste Mittelalter vor, wissend, dass es wieder Schönes wie auch Schreckliches geben wird. Wie werden die Menschen im Jahr 2123 auf uns zurückblicken?

Und – ich wechsle mal zum »prophetischen Du« – dann stelle dir die Frage: Wenn man Scheiterhaufen aus Zweigen und Holzscheiten aufschichtet – wirst du der sein, der das Feuer dranhält oder der, der im Feuer steht? Oder bist du der, der rechtzeitig die Klappe hielt und sich seine eigenen Gedanken machte?

Ich jedenfalls werde nicht der sein, der klug* genug war, rechtzeitig den Mund zu halten. Möge ich auch nicht der sein, der das Feuer an die Zweige hält. (* Die Korrektoren und ich debattierten, ob man das Wort »klug« in diesem Absatz in Anführungsstriche setzen sollte, um Uneigentlichkeit zu markieren. Was meinen Sie? Schreiben Sie es bitte in den YouTube-Kommentaren.)

Ob im letzten Mittelalter oder im nächsten: Auch ganz ohne Kirche und sogar ohne Glaube ist es der Anfang der Erlösung, sich seine eigenen Gedanken zu machen.

So viel für heute

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